Auch mal Hallo sagen

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Ikana

Auch mal Hallo sagen

Beitrag von Ikana »

Hallo,

auch ich möchte mich vorstellen und Hallo sagen.

Ich bin 31 Jahre alt, habe eine 3 1/2 Jahre alte Tochter und vor 7 Wochen ist unser Sohn auf die Welt gekommen.

Die 2. Schwangerschaft war schon überlagert von sehr viel Stress.
Umzug in einen Rohbau in der Frühschwangerschaft ( die Handwerker sind in der neuen Wohnung nicht rechtzeitig fertig geworden, aus der alten Wohnung mussten wir aber termingerecht raus ).

Kurz vor dem Umzug die Diagnose Haarzell-Leukämie, kurz nach dieser Diagnose erst der Verdacht, dann die Bestätigung, ich bin schwanger.

Unser Zwerg war und ist zwar sehr gewünscht und willkommen, aber geplant war er frühestens für 2011, denn mein Lebensgefährte und ich sind zum heutigen Tag gerade mal 1 Jahr und 3 Monate ein Paar.

In der Schwangerschaft brach dann meine Mutter zusammen. Burnout und depressive Angstzustände. Ich habe sie aufgefangen und mich um sie gekümmert so gut es nur ging.
Seit nun 6 Wochen ist sie in stationärer Behandlung und auf dem Weg der Besserung, davor war sie aber 6 lange Monate zu Hause, zum Teil mit suizidalen Gedanken und die einzigen Personen die Zugang zu ihr fanden waren meine 3 Jahre alte Tochter ( als Stimmungsaufheller ) und ich.

Meine Schwangerschaft selbst ist sehr unruhig und belastend verlaufen, sowohl psychisch als auch physisch.
Mehrfachst hatte ich Blutungen und große Angst unser Kind zu verlieren, später dann hatte ich einen Bandscheibenvorfall im Lendenwirbelbereich der einen Kaiserschnitt unumgänglich machte und mir die letzten 8 Wochen der Schwangerschaft wahnsinnige Schmerzen verursachte.
Den OP Termin legten wir auf 18 Tage vor ET, damit unser Kleiner kein Frühchen mehr ist und hier im Ort, in vertrauter Umgebung für mich und mit den für mich wichtigsten Personen ( mein Freund, meine Beleghebamme und dem Oberarzt als Operateur dem ich am meisten vertraute ) stattfinden konnte.
Dabei dann natürlich die Sorge ob 18 Tage nicht viel zu früh sind und ob ich nicht vielleicht doch noch etwas länger warten sollte.

Am 12.11.2009 ist unser Sohn völlig gesund und ganz unkompliziert per KS auf die Welt gekommen und die ersten 4-5 Tage war ich die glücklichste Frau der Welt.
Dann fingen meine "Schwierigkeiten" an.

Obwohl mein Kleiner von der 1. Nacht an ein sehr guter Schläfer ist und mittlerweile 7 1/2 Std am Stück durchschläft bin ich Dauermüde, Abgeschlagen, unausgeglichen, sehr leicht reizbar und zum Teil schon agressiv.
Niemand kann es mir wirklich Recht machen, alles nervt mich und ist mir zu viel.

Ich habe wahnsinnige Angst vor Eifersuchtsanfällen bei meiner Tochter obwohl sie die hingebungsvollste und liebevollste große Schwester ist die sich ein so kleiner Zwerg nur wünschen kann.
Durch meine Ängste unterbinde ich zum Teil den Bindungsprozess zwischen Schwester und Bruder und fördere somit ja eigendlich genau das wovor sich solche Angst habe.

Auch versuche ich jegliche Bindung zu meinem Sohn zu vermeiden. Ich versorge ihn, aber spielen, kuscheln oder einfach nur im Arm halten muss ich alles nicht haben.

Auch renne ich wegen jeder Kleinigkeit mit beiden Kindern zum Arzt. Völlig unnötig, ich habe eine Ausbildung zur Krankenschwester gemacht und weiss eigendlich sehr genau das eine laufende Nase nicht gerade das Todesurteil für meine Kinder ist, aber mein Kopf sagt mir "Was wäre wenn".

War ich zuvor ein Mensch der sehr viel Wert auf soziale Kontakte gelegt hat, so wird mir jetzt schon der einmal wöchentliche Besuch meiner Hebamme zuviel und Freunde/Bekannte haben es schon fast aufgegeben einen Besuchstermin zu vereinbaren.

So anlehnungsbedürftig wie ich sonst immer war, so lästig und unangenehm empfinde ich Körperkontakt mittlerweile.
Egal ob es mein Freund ist der mich in den Arm nehmen will oder meine Tochter, ich schaffe es wenn überhaupt, dann nur wenige Sekunden mich irgendwo "anzukuscheln".

Mittlerweile schlafe ich schon, um "meine Ruhe haben zu können", im Wohnzimmer.
Mein Freund schläft natürlich im Schlafzimmer, unser Sohn im Wechsel mal bei mir, mal bei ihm und meine Tochter schläft in ihrem eigenen Zimmer.
Gerade meine Tochter bettelt immer wieder das sie doch mal bei mir schlafen möchte, ich schaffe es einfach nicht ihr diesen Wunsch zu erfüllen, denn sie ist ein Kuschelmonster und schläft nur bei engstem Körperkontakt ein wenn sie mit jemandem das "Bett" teilt.

Die erste Zeit habe ich all das was ich so spürte, oder eben nicht mehr spürte, auf den Stress geschoben. Wochenbett, Weihnachten steht vor der Tür, die Große mit Magen-Darm-Grippe krank, die vielen Termine und Ämtergänge, Sorgen um meine Mutter usw.

Aber irgendwann wurde mir klar, das ist nicht nur der viele Stress, da ist mehr.
Ich erinnerte mich daran wie es meiner Mutter ging, wie ich sie erlebt habe und was mit ihr passiert ist.

Aus Angst zu lange zu warten habe ich die Vertretung meiner Hebamme angerufen ( meine Hebi ist im Weihnachtsurlaub ) und sie ist auch gleich zu mir gekommen.
Wir haben sehr lange geredet und sie hat mir dann doch ziemlich deutlich gesagt das sie eine PPD als gesichert ansieht und hat mich noch am selben Tag zum Arzt geschickt.

Dort angekommen musste ich feststellen, Mittwochsnachmittags haben auch die besten Ärzte geschlossen, noch so eine Sache, ich verliere den Überblick über Wochentage und Zeiten.

Also musste ich Weihnachten noch abwarten.
Den Montag nach Weihnachten war ich dann beim Arzt ( samt der ganzen Familie ) und habe Citalopram 20mg von der Praxisvertretung verschrieben bekommen.
Nächste Woche ist mein Arzt wieder da und mit ihm wird dann das weitere Vorgehen besprochen werden.

Unglücklicherweise kommt zu all diesen Dingen auch noch das die Versogungslast unserer Familie ab Februar auf meinen Schultern liegt.
Mein Freund ist 24 Monate in Elternzeit und selbst wenn wir das umstricken könnten verdient er in seinem Job in Vollzeit gerade mal 980€ netto, ich aber etwas mehr als das Doppelte, und bei 2 Kindern und einer Eigentumswohnung zu der auch ein happiger Kredit gehört muss das Einkommen auch irgendwie passen.

Das ist meine Geschichte, man soll es kaum glauben, in einer absoluten Kurzfassung.

LG
Ika
Vicky

Beitrag von Vicky »

Liebe Ikana,

herzlich willkommen hier im Forum, mir scheint, Du bist hier genau richtig ebenso ist es richtig, daß Du Dir bei Deiner Hebamme Hilfe gesucht hast.

Deine Belastung ist enorm und es wundert mich nicht, daß es zu viel ist.

Ein Schritt ist sicher getan: die Medis, nun muß man schauern, ob es das richitge ist.

Wie wäre eine Haushaltshilfe für Dich? Kann der Hausarzt oder Gyn verschreiben.
Hast Du sonstwie die Möglichkeit Dir Hilfe zu holen andere Oma oder kinderlose Freundin oder so?
Wenn Du Dir Freiraum schaffst und Zeit für Dich hast, sei es auch nur Mal eine Stunde, hilft Dir das.
Hast Du eine Psychologin?

Verlier nicht den Mut, auch der Kontakt zum Kind und zwischen den Kindern kann sich später noch entwickeln. Dafür sind noch 20 Jahre und mehr Zeit da!!!
Kann Dein Mann was abfangen?

Beste Grüße, Vicky
Ikana

Beitrag von Ikana »

Hallo Vicky,

vielen Dank für Deine Willkommensworte.

Ob das Citalopram das Richtige ist wird sich ja leider frühestens in 3-4 Wochen zeigen, ich hoffe es auf jeden Fall.

Eine Haushaltshilfe bekommen wir nicht, da mein Freund ja schon in Elternzeit ist.
Das er mit der aktuellen Situation, Hausmann mit 2 Kindern und kranker Freundin, total überfordert ist spielt scheinbar für die KK keine sonderlich große Rolle.

Meine Mutter ist zur Zeit noch in stationärer Behandlung wegen ihrer depressiven Anststörung und dem Burnout, sie kommt immer nur von Samstag auf Sonntag nach Hause ( wir fahren jedes WE um die 200km um sie zu holen und wieder zurück zu bringen ), nimmt uns dann aber die Große oft ab, morgen sogar über Nacht.
Die Eltern meines Freundes sind keine so große Hilfe, denn dort wird die PPD als Blödsinn abgetan.
"Geh halt an die frische Luft, das hat mir auch geholfen damals als ich so schwere Wochenbettdepressionen hatte, nach 2 Wochen war alles wieder gut" - O-Ton meine Schwiegermutter von heute mittag.

Eine Psychologin habe ich nicht, meine Mutter will mir aber morgen die Tel-Nr und Adresse ihrer Ärztin geben bei der sie war bevor sie ins KH gekommen ist.

Mein Freund fängt auf so gut er kann.
Er hat sich das alles mit der Elternzeit wärend meines Mutterschutztes etwas anders vorgestellt und ist nun ziemlich überfordert.
Ich werde mir am Montag von meinem Arzt erstmal ein Rezept ausstellen lassen damit meine Hebamme noch weiter zu uns kommen kann.
Zu ihr hat mein Freund sehr großes Vertrauen und ich bin mir ziemlich sicher das sie ihm etwas mehr Sicherheit im Umgang mit den Kindern und mir vermitteln kann als es meine Mutter oder gar seine Eltern zur Zeit können.
"Ich komme mir vor als würde ich jeden Tag aufs Neue über einen Minenfeld geschickt" sagte er mir vor 3 Tagen als ich ihn fragte wie er denn im Moment mit der ganzen Situation zurechtkommt.
Und ich verstehe es nur zu gut, denn ich bin das Minenfeld.

Ich habe ihn daraufhin hier auf der Seite die Informationen für Angehörige zu lesen gegeben und seitdem versteht er einige Dinge ein klein wenig besser.

LG
Ika
mici

Beitrag von mici »

Hallo Ikana,

herzlich Willkommen hier im Forum! Du bist hier wirklich genau richtig, wie Vicky schon schrieb.

Ich finde, dass Du momentan einer sehr großen Belastungssituation ausgesetzt bist! Du hast alles recht der Welt, Dich in dieser Zeit Deines Lebens überfordert zu fühlen! Ich kann das gut verstehen!

Mein Eindruck ist, dass sehr viele verschieden Stressfaktoren eine Rolle spielen, so dass man vorerst vielleicht noch gar nicht eine richtige Diagnose stellen kann. Vieles deutet auf eine PPD hin, aber die Tatsache, dass Deine Mutter so krank ist, Du selber mit Leukämie zu kämpfen hast (hab ich doch richtig verstanden, dass Du erkrankt bist, oder?), ihr gerade in einem Rohbau lebt, das Familieneinkommen nicht gesichert ist und Du bereits in der SS große Ängste um Dein Kind haben musstest und selber körperlich nur knapp durchgehalten hast (Bandscheibe), das alles ist doch ein sehr großes Zusammentreffen vielerlei Stressfaktoren, die es schwer machen, zu sagen, ob Du eine PPD hast. Es ist vorerst aber auch gar nicht so wichtig, sagen zu können, ob Deine derzeitige psychische Verfasstheit einen Namen hat. Viel wichtiger ist, dass Du die verschiedenen Problemfelder auseinanderhältst und nicht alles auf eine PPD und damit möglicherweise auf die "kranke" Beziehung zu Deinem Kind hin interpretierst. Es ist normal, dass man, in Deiner momentanen Lebenssitatution, sein eigenes Kind als Belastung erlebt und man sich auf gemeinsames Kuscheln etc. nur schwer einlassen kann. Deine Muttergefühle sind überlagert von sehr vielen externen Einflussfaktoren. Ich stelle es mir so vor, als würden Deinen ganzen Kapazitäten, für andere dasein zu können, von Deiner eigenen Mutter, Deiner großen Tochter und den diversen Anforderungen Eures derzeitig sehr stressigen Alltags angezapft, so dass kaum noch etwas Deiner Kapazitäten übrigbleibt, die Du auf Dein Neugeborenes richten könntest!

Es ist sehr gut, dass Du bereits mit Citalopram angefangen hast, leider braucht es ein bisschen, bis es wirkt! Auch super ist, dass Deine Mutter Dir die Nummer einer Psychologin / Psychiaterin geben kann! Du solltest unbedingt Gespräche mit erfahrenen Fachleuten führen, was Dir jetzt in Deiner Situation helfen könnte. Mit den Tabletten wirst Du aber schon bald Linderung erfahren! Ja, hier im Forum bist Du goldrichtig, herzlich Willkommen und herzlichen Glückwunsch zur Geburt!

MICI
Leuchtkäfer

Beitrag von Leuchtkäfer »

Hallo Ika,

auch von mir herzlich Willkommen.
Mici hat es schon geschrieben, Du bist im Moment enormem Straß ausgesetzt. Versuch wirklich, Dir Entlastung zu suchen.

Ich finde übrigens, daß Du schon ganz viele wichtige Schritte unternommen hast: Verlängerung der Hebamme, Tel von einem Arzt, Du hast mit Citlopram angefangen, untertützt Deinen Mann, damit er sich über eine PPD informiert. Das ist alles total super und in Deiner Situation nicht selbstverständlich. Versuche, Dir selbst nicht so viel abzuverlangen, Du hast gerade eine stressige Schwangerschaft hinter Dir, zwei Kinder zu Hause und auch sonst soviel um die Ohren, daß es für drei reichen würde.

Grüße von Leuchtkäfer
Elisabeth11

Beitrag von Elisabeth11 »

Hallo, Ika!

Vieles in deiner Geschichte erinnert mich an meine eigene: 2 Kinder, Krankensr., erst kurz in der Beziehung (war auch nach 7 Monaten schwanger, haben aber jetzt eben schon das 2. Kind gemeinsam) usw.
Ich glaube auch, dass es wichtig ist, den "normalen" Stress abzugrenzen von der PPD, habe aber damit auch immer noch so meine Probleme :-)
Z.B. ist dieses wegen allem zum Arzt rennen vielleicht nicht ungewöhnlich für jemanden in einem Gesundheitsberuf und mit einer doch schweren Krankheit. Und ein Kaiserschnitt stört oft das Verhältnis zum eigenen Körper, da ist es ganz klar, dass du keinen Körperkontakt haben magst.
Ich nehme an, dass der Umstand, dass du bald wieder arbeiten musst, sich auch nicht so toll auswirkt, weil du dir wahrscheinlich denkst, bis dahin musst du die PPD erledigt haben (so hab ich zumindest immer gedacht). Aber da muss ich sagen, es gibt echt immer eine Lösung, Kredite kann man vielleicht pausieren, ev. Geld von den Eltern/Schwiegis/Freunden borgen, wenn man mit dem geringen Gehalt echt nicht auskommt und eben rigoros runterschalten mit allen Ausgaben. Ich weiß schon, dass es nicht einfach ist, aber bevor du einen Horror davor hast, dass du jetzt arbeiten MUSST obwohl du es icht schaffst, ist es doch besser, sämtliche sozialleistungen in Anspruch zu nehmen...

Lg E
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