An Alle mit Zwangsgedanken

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Lenchen08

An Alle mit Zwangsgedanken

Beitrag von Lenchen08 »

Hallo.
Hab mal einige Fragen an alle ZG Geplagten bzw. diejenigen die es mal waren.
Bei mir kommen die ZG immer phasenweise. Das heißt, ich habe einige Wochen am Stück kaum ZG, und dann sind sie, wie aus dem Nichts, wieder da. Mein Psychologe meint das es für die ZG einen Auslöser geben muss, ich finde aber keinen. Ich habe das Gefühl das ich morgens die Augen aufmache, und da sind sie wieder.
Wenn ich wenig ZG habe dann fühle ich mich richtig gesund. Ich habe keine Ängste, keine kreisenden Gedanken und vor allem keine lauten Gedanken. In diesem Zustand ist eigentlich alles so wie es sein sollte. Wenn ich aber ZG habe, dann kommen wieder die Ängste, insbesondere die Angst davor verrückt zu werden. Außerdem habe ich das Gefühl meine Gedanken sind laut und drängen sich in den Vordergrund. Ich denke dann richtig dummes und unreales Zeug und die innere Unruhe kriecht in mir hoch.
Mich würde einfach interessieren ob Ihr diese Situationen kennt, vor allem diese Auf und Ab's. Gehören die lauten Gedanken dazu? Und findet Ihr immer einen Auslöser für eure ZG? Wenn ja, was tut Ihr dagegen? Ist das was ich beschreibe bei ZG ganz normal?
Langsam krieg ich eine richtige Wut auf diese Dinger. Ich hab im Moment einfach die Nase voll.
Ich habe die Erfahrung gemacht das ich mich immer sehr hochschaukele und die ZG dadurch nur schlimmer werden. Irgendwann ist dann der Punkt erreicht wo ich einfach erschöpft bin und nicht mehr kann. Dann geht es mir besser und die Gedanken verschwinden. Aber warum kommen sie immer wieder?
Was mache ich falsch?
Ich hoffe auf viele Antworten und danke Euch schon im Vorraus.
Seid ganz lieb gegrüßt,

Ulrike
bambam

Beitrag von bambam »

Hallo Ulrike!

Schwupps hast Du schon jemand gefunden, dem es genauso geht wie Dir!

Erkenne mich völlig wieder in dem, was Du schreibst!

Bei mir sind die ZG`s aber mittlerweile - seit meine Kleine kein Baby bzw. Kleinkind mehr ist - nicht mehr so im Vordergrund. Dafür aber die Ängste!

Wie Du schon schreibst: man wacht morgens auf - und das sind sie. Ich habe mich beobachtet, ob ich vorher viel Streß oder Ärger oder sonst irgendwas hatte - aber einen Auslöser hab ich nicht gefunden... An manchen Tagen dagegen ist alles völlig normal - so, wie es eben sein sollte. Man macht und tut nix anderes - aber alles passt!

Was wir falsch machen? Gute Frage! Ich weiß es auch nicht. Vor allem habe ich bis jetzt noch keine - für mich jedenfalls - gute und effektive Methode gefunden, die ZG`s bzw. die Angst in "schach" zu halten, sodaß ich damit einigermaßen "gut" leben kann...

Machst Du denn eine Therapie?


Liebe Grüße,
Bambam
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Marika
power user
Beiträge: 10820
Registriert: 04:06:2005 16:05

Beitrag von Marika »

Hallöchen!

Alles was du schreibst, hatte ich auch! Genau so haben sich die ZG auch bei mir angefühlt. Diese Phasen wo sie weg sind wechseln sich mit den Phasen, wo sie wieder kommen, ab. Das war bei mir lange so, diese Hochs und Tiefs, genau gesagt ca. 2 Jahre. So lange war ich auch in Therapie, dann hatte ich die Biester besiegt! :D

Es gibt bestimmt einen "Auslöser" warum du zwanghaft bist, es gibt z.b. auch eine genetische Ursache dafür. Dann evlt. auch Dinge aus der Kindheit, die dich zu einem zwanghaften Menschen gemacht haben. Ich konnte diese Dinge für mich in der Therapie erkennen und so ganz konkret an den ZG arbeiten. War hart und langwierg, aber heute habe ich es geschafft!!!! :D

Wichtig ist, weiter zu arbeiten in einer guten Therapie, die vor allem auch Verhaltenstherapeutische Ansätze haben sollte. Da lernst, WIE du an den ZG arbeiten kannst, damit dein Gehirn sie "verlernt".

Ein sehr gutes Buch dazu:

"Der Kobold im Kopf - die Zähmung der ZG" von Lee Baer

Hier wird genau erklärt, was ZG sind, warum sie kommen und wie man sie wieder los wird.

Also - nicht aufgeben, weiterarbeiten in der Thera, Infos und Bücher lesen über das Thema. Es kann länger dauern bis man die ZG gezähmt hat, aber mit Geduld ist es möglich!!!!

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
smaugerl

Beitrag von smaugerl »

Hallo zusammen,

und noch eine in eurer Runde :-) auch ich hatte letzte Woche eine Nacht so massive ZG und Ängste, das ich dachte, jetzt ist alles aus - kurz vorm Amok oder so hab ich mich gefühlt :cry: ich weiß gar nicht mehr welche ZG es genau waren, aber diese Angst war so massiv - ich hab mir dann ein ganz großes Stoppschild vorgestellt und meine Gedanken in meinem Kopf "umgeleitet" - klingt verrückt, aber ich wusste nicht mehr weiter - natürlich war der nächste Tag dann auch gelaufen, weil ich einfach aus dem Grübeln nicht mehr rauskam und schon am Morgen Angst vor der nächsten Nacht hatte.

Aber ich hab auch noch keine Auslöser dafür gefunden - ich glaub einfach, wenn es uns lange gut geht, trifft uns so eine Attacke natürlich umso mehr.. einfach weil wir wissen, wie es sich anfühlt,den ganzen Tag Angst vor sich selber zu haben - so gehts halt mir zumindest..

Wir sollten halt auch in guten Zeiten ganz besonders auf uns aufpassen - ich überseh es auch immer wieder und schwupps - mein Körper und meine Seele warnen mich..

Und was mir auch wirklich hilft, ist das Buch vom Kobold - lange hab ich mich geweigert, es zu lesen - aber es hilft mir zu verstehen, das es wirklich eine Krankheit ist - und ich les dann halt bestimmte Kapitel immer und immer wieder :wink: bis ích es irgendwann auswendig kann...

ich wünsch uns noch allen einen schönen Tag!!

lg
Lenchen08

Beitrag von Lenchen08 »

Hallo ihr Lieben.

Da fällt mir ja richtig ein Stein vom Herzen. Es ist schon beruhigend zu hören das diese Schwankungen normal sind und zu dieser Erkrankung dazugehören. Jetzt bin ich erst einmal erleichtert.
Das Buch "Der Kobold im Kopf" hab ich schon zu Hause. Ich werde es wohl auch mal wieder hervor holen müssen. Ich habe mir schon überlegt das Buch mal meinem Therapeuten zu geben. Vielleicht kann er einige Übungen daraus übernehmen und mit mir ausarbeiten. Ich brauche bei der Umsetzung dieser Verhaltensübungen einfach ein bißchen Anleitung und Unterstützung.
Eine Therapie mache ich zur Zeit bei uns in der Institutsambulanz. Es sind regelmäßige Gespräche mit einem Psychologen. Ich würde sagen das es eine Mischung aus Gesprächs- und Verhaltenstherapie ist. Ich gehe eigentlich sehr gerne dort hin und ich merke das mir die Gespräche gut tun.
Ich muß mich wohl noch etwas in Geduld üben und weiter an mir arbeiten. Geduld ist nur leider nicht meine Stärke (was aber nach nunmehr 2 Jahren Erkrankungsdauer vielleicht auch nicht verwunderlich ist).
Ich glaube bei mir gibt es auch noch mehrere Baustellen zu beseitigen. Auch bei mir stehen an erster Stelle meine Mutterrolle und mein großer Hang zum Perfektionismus.
Das interessante ist, das man in der Theorie gut bescheid weiß. Ich weiß z.B. das diese Gedanken normal sind und das man oft Dinge denkt die nicht stimmen. Ich weiß auch, das man auch mal negative Gedanken gegenüber seinem Kind haben darf, und das man auch mal von seinem Kind genervt sein darf. Ich weiß das ich mich nicht immer auf mein Kind freuen muss wenn ich abends völlig ausgelaugt von der Arbeit komme und eigentlich nur müde bin.
Praktisch sieht es leider so aus, dass es mir unheimlich schwer fällt dieses Wissen anzuwenden und umzusetzen. Tja, Theorie und Praxis liegen manchmal sehr weit auseinander :-).
Ich werde auf jeden Fall die Hoffnung nicht aufgeben irgendwann wieder ganz gesund zu werden. Das beste Beispiel dafür bist Du, Marika.

Ich Grüße Euch ganz lieb und bin froh das es Euch gibt.

Ulrike
Namaste

Beitrag von Namaste »

Hallo,
also mir fallen so ein zwei Auslöser ein für die ZG´s.
Ich habe diese Biester jetzt seit 2005. Mittlerweile treten sie aber nur auf bevor ich meine Tage bekomme und wenn ich extremen Stress habe bzw. überfordert bin.

Lg
Dany
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