Ich versteh das alles nicht

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

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Anie

Ich versteh das alles nicht

Beitrag von Anie »

Hallo,
mein Mann sagt, dass ich krank bin, dass ich an dieser Art von Depression leide. Abgesehen davon, dass ich das nicht so sehe; also selbst wenn er etwas Recht hätte, wenn soetwas einfach kommt, dann muss es doch auch wieder verschwinden, wenn man an sich arbeitet? Ich müsste doch eine gute Mutter werden können, wenn ich mir nur mehr Mühe gebe. Das klappt nur irgendwie nicht. Dafür mag ich mich selbst nicht. Und darum denke ich, dass meine Männer ohne mich besser dran sind. Dann hätte mein Mann wenigsten eine Belastung weniger und ich bin mir sicher, dass er für sich eine bessere Frau und für unseren Sohn eine bessere Mutter findet. Er versteht das nicht - vielleicht eine von Euch? Er sagt, dass es so nocht weiter gehen kann, dass weiß ich auch. Die Situation ist letzens wirklich eskaliert, ich habe angefangen, mich selbst zu schlagen und mein Mann wusste nicht weiter und hat mir einen leichten Schlag verpasst...
Ich suche eine Art von Beweis, den ich meinen Mann zeigen kann, dass ich mich einfach zum Negativen verändert habe und er ohne mich besser dran ist. Wie kann ich ihm das bloss verständlich machen?
Vielleicht habt ihr eine Idee?
lotte

Beitrag von lotte »

Hallo Anie,
das mit dem Mühe geben und einfach verschwinden klappt nicht so wirklich auf Kommando, bei uns allen übrigens nicht ;) Selbst, wenn du "nur" abnehmen möchtest - mal ein Beispiel - musst Du trotzdem was dafür tun. Oder das Rauchen - mei, wär das toll, wenn man einfach so aufhören könnte ;)

Ich schweife ab, sorry.

Du schreibst, dein Mann denkt, du hättest eine PPD? Aber du denkst das nicht? Warst du schon bei einem Doc Deines Vertrauens und hast ihm von deinen Sorgen und Ängsten erzählt? Wäre ein erster Schritt, evtl. Therapie und Medis, damit es wieder bergauf geht. Wie läuft Dein Tag, wie alt ist dein Kind? Sorry, aber du hast recht wenig darüber geschrieben.
Meist ist es auch so, dass eine PPD nicht einfach so kommt, sondern was dahintersteht, organisch oder auch seelisch.
Es geht nicht darum, deinem Mann klarzumachen, dass er ohne Dich besser dran wäre. Du hast diese Krankheit und fühlst dich im Moment einfach nur mies. Deswegen bist du aber keine schlechte Mutter oder Partnerin ;)

Also wird es Zeit, dass Du Dir für DICH Hilfe suchst. Schau dich hier mal um im Forum, es gibt viele Frauen, die ähnliches durchgemacht haben.
Es gibt auf jeden Fall einen Weg oder mehrere ;) da raus, du solltest Dir nur vorher eingestehen, dass Du diese Krankheit hast. Das ist nicht schlimm, sondern notwendig für deine Heilung, diese Akzeptanz.

Puh, jetzt hab ich dich vollgelabert. Hoffe, du konntest damit etwas anfangen. Ansonsten einfach fragen ... ;)

LG
Lotte
Vicky

Beitrag von Vicky »

Liebe Anie,

diese Symptome hatte ich auch, auch ich war der Meinung eine schlechte Mutter zu sein, obwohl ich formal wohl alles sehr gut gemacht habe wie mein Mann meinte.
Auch ich war der Meinung, er und mein Sohn wären ohne mich besser dran.
Ich dachte, jede andere Frau auf dieser Welt wären besser für den Kleinen.
Die anderen Gedanken schreibe ich nicht, da soetwas "ansteckend" sein kann.

Und: DAS ALLES IST FALSCH
Es sind typische Symptome der Postpartelen Depression.
Diese hast Du dir nicht selber ausgesucht.
Die Depression gaukelt Dir eine falsche Realität vor.
Und es ist typischerweise nicht möglich von jetzt auf gleich anders zu denken, egal wie sehr du dich anstrengst.

Und noch was: ein Brustkrebs kann auch einfach kommen und geht nicht von alleine.
Somit ist auch dieser Gedankengang, den du hast nicht richtig.

Dein Mann hat recht. Geh und hol Dir Hilfe.
Warte auch nicht zu lange mit Medikamenten.
Es ist nicht alles willentlich zu beeinflussen.
Es ist toll, daß Dein Mann das so gut wahrnimmt, es spricht sehr für ihn und Eure Beziehung!!!
Die psychologische Arbeit kann erst ab einem bestimmten Niveau der psychischen Stabilität wirken.


Meld Dich hier weiter, auch wenn die Antwort von mir nicht wie erwartet ausfällt.
Birdee

Beitrag von Birdee »

Hallo Anie...

tja , ich muss meinen "Vorschreiberinnen" recht geben...

das was du hier geschrieben hast ,hört sich tatsächlich nach einer PPD an.

Zöger ´bloß nicht , dir Hilfe zu holen , besser gestern als heute :!:

Jeder Tag an dem du so leidest , ist einer zu viel ..auch solltest du keine Angst haben wenn das Gespräch auf ein AD kommt...zuerst wollte ich nicht einsehen ,dass ich Medis benötige ...heute geht es mir meistens sehr gut :P

Diese Gedanken ,die du formlierst, sind ein klares Zeichen , dass du und deine Familie dringend Hilfe benötigt
:!:
Sei froh , dass dein Mann so klar sieht!

Meiner war mir eine unendlich große Stütze...auch wenn seine Worte teils weh taten-ich konnte in der akuten Phase oft nicht so gut damit umgehen
vieles wollte ich nicht wahrhaben.
Der Weg sich Hilfe zu holen ist nicht immer leicht , aber meist erfolgreich ,wie du hier zu hauf nachlesen kannst!

Also:

Hol ´dir Hilfe....schnell

LG ;

Birdee
Anie

Beitrag von Anie »

Hallo,
danke für Eure Antworten.
Im Prinzip hört sich dass alles einfach an. Nur, bei mir ist nie irgendwas einfach. Wenn ich zu einem Arzt gehen würdem, würde dieser eine andere Diagnose stellen. Oder mich an einem Facharzt überweisen, der wiederum erst in Monaten einen Termin hat. Oder ich soll mit jemanden einfach mal reden - und das ist etwas, was ich weder kann noch will. Weil mir ja keiner glaubt. Ich seh das immer noch nicht so, dass ich daran leide. Das müsste ich doch in meinem Inneren spüren. Und mein Inneres sagt, dass ich einfach schlecht bin und die beiden ohne mich besser dran sind. Wenn es Medikamente geben würde, die mich wieder so machen, wie ich mal war, würde ich diese nehemen. Aber wer verschreibt einem einfach solche Medikamente?
Ich will eigentlich nur alles aufräumen und dann gehen...
Wann soll ich zudem noch Arzttermine in meine Woche bringen? Mein Sohn muss 2x die Woche zur Krankengymnastik und dann noch Babyschwimmen, Impftermine .... ???
Sorry dass ich euch so vollblubbe.
Birdee

Beitrag von Birdee »

Liebe Anie...

bitte hol´dir schnellstmöglich Hilfe!!!
Deine Worte sind alarmierend!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Dir kann sehr gut geholfen werden...100%

Du musst nur den ersten Schritt wagen...alle anderen Termine sind erst einmal zweitrangig oder sollten von jemand Anderem durchgeführt werden :!:
Dir und deiner Familie bist du das schuldig :!:

Das Leben ist absolut lebenswert , egal durch was für Zeiten man auch gerade gehen mag :!:

Alles wird gut...ich weiß wovon ich rede...und auch du wirst es in naher Zukunft so sehen!
Gib dich nicht auf!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Gehe direkt in die Ambulanz einer Psychiatrie oder in ein Krankenhaus mit psych. Ambulanz!!!!
Glaubst du tatsächlich , deine Familie sei besser dran ohne dich :?:
Das ist absoluter Blödsinn , es ist deine Krankheit , die dich das glauben lässt...lies dir doch mal einige Beiträge hier im Forum durch ...vielen geht es mittlerweile total gut :!:
Das wird auch bei dir so sein :P

Lass dir und deiner Familie helfen :!: :!: :!:

Lieben Gruß ,

Birdee
lotte

Beitrag von lotte »

Liebe Anie,
du schreibst, Du leidest nicht? Deine Gedanken, die anderen wären ohne dich besser dran - findest Du die "normal"?

Es wird dir über kurz oder lang nix anderes übrig bleiben, als mit jemandem zu reden - Zeit hin oder her. Und ob Du möchtest oder nicht. Und mit allen Medis für Depris ist es nicht so, dass man die einwirft, und wieder die alte ist. Leider braucht es dazu mehr ... Gespräche, Geduld und Hilfe von aussen.

Auch, wenn es einfach klingt, was wir schreiben, es war/ist für jede von uns ein harter Weg (gewesen).

Ich bin sicher, du bist nicht glücklich im Moment. Das muss aber nicht so bleiben, wenn du dich ein wenig öffnest nach aussen hin. Psychologen oder sogar meine Hausärztin + Gyn haben nicht gedacht, dass ich mir das ausdenke und mir geglaubt.

Fest steht, es "stimmt" was nicht. Und das solltest du nicht einfach so von der Hand weisen. Der erste Schritt war ja schon deine Anmeldung hier.
Lass weitere folgen.

LG
Lotte
Leuchtkäfer

Beitrag von Leuchtkäfer »

Hallo Anie,

Du schreibst, Du würdest die Medikamente nehmen, die Dich machen wie vorher. Tja, das sind Antidepressiva, z.B.
Die helfen wirklich.
Deine Gedanken sind nicht normal, hol Dir wirklich bitte schnell Hilfe.

Liebe Grüße von Leuchtkäfer
ubure

Beitrag von ubure »

Hallo Annie,

weißt Du, die Selbsterkenntnis kommt meistens zuletzt, aber Du hast Dich an uns hier in diesem Forum gewandt, und das zeigt mir schon, dass Du schon eine gewisse Ahnung hast, was los ist.

Geh zum Psychiater, der wird Dir die Tabletten verschreiben, aber nciht einfach so, sondern weil Du ziemlich eindeutig eine PPD mit Dir rumschleppst.

LG,
Inez
Anie

Beitrag von Anie »

Hallo nochmal,
habe viel darüber nachgedacht was ihr geschrieben habt.
Woran erkennt man oder wo ist der Unterschied zwischen den Depressionen und "einfach nur ganz mies drauf sein und schlechte laune haben wegen Streß"?
Grüße
Anie
Elisabeth11

Beitrag von Elisabeth11 »

Hallo!

Ich würde meinen, dass der Übergang wohl fließend ist. Lt. Lehrbuch besteht eine Depression erst dann, wenn die Stimmung durchgehend über 14 Tage hauptsächlich im Keller ist. Gedanken wie deine, dass deine Männer ohne dich besser dran sind, würde ich in jedem Fall als depressiv deuten. Dass du meinst, du bist eine schlechte Mutter, ist wiederum für unsere PPDs ganz typisch, wobei ja eine PPD ja sowieso im Endeffekt eine "normale" Depression ist, die einen eben nach der Geburt trifft und demnach eine spezielle Behandlung erfordert.
Auf der Hauptseite von S&L gibt es einen Test, den du zur groben Einschätzung machen könntest.
Aber sag, wie schläfst du? Kannst du essen? Spürst du ab und an noch Freude? Fühlst du dich verzweifelt? Tendierst du zum Gedanken-Kreisen?

Wenn du dich selbst schlägst, dann würd ich mir auch Gedanken machen, was du ja auch tust. Irgendwas läuft da momentan gar nicht gut bei dir und wir würden uns alle wohler fühlen, dich in guten Händen bei einem Psychiater u einem Therapeuten zu wissen. Kann dir ja nix passieren, wenn der sagt, nein, keine Depri, dann kannst du immer noch so weiterwurschteln wie bisher. Aber wenn doch, dann stehst du am Beginn einer Behandlung, die in nahezu 100% der Fälle komplette Heilung verspricht.

Lg E
lotte

Beitrag von lotte »

Hi,
mal ganz mies drauf sein bedeutet für mich eine Länge von ein paar Tagen. Die hat jeder mal. Wegen was auch immer. Hatte ich auch, als mir gekündigt wurde, z.B. Da ist es aber eher "normal", darauf mit "Ich bin doof, nix wert" etc zu reagieren. Das gibt sich wieder, sobald man "realistisch" zu denken anfängt und wieder von vorne beginnt ;)

Bin mir ziemlich sicher, dass während so Phasen nicht so Gedanken aufkommen, dass die andern besser dran wären ohne mich, oder - selbst wenn ich das für einen kurzen Moment denken würde, wäre der Gedanke ohne Depri auch schnell wieder vorbei ;) Quatsch eben!

Ich denke auch, ein Facharzt (Psychiater oder Nervenarzt) könnte Dir da weiterhelfen.

Für den Stress gibt es ja a) Auslöser (Kind etc) und b) aber auch Lösungen - wie Medis, Entspannen, etwas gutes für sich tun usw.

Schau mal, ob Du irgendwo einen Termin bekommst, vielleicht am schnellsten über deine Hausärztin oder Gyn?

LG
Lotte
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo,

du hast ziemlich sicher eine Postpartale Depression! Der Unterschied zwischen ihr und "einfach mal schlecht drauf sein" besteht in der Länge und Intensität. Bei dir dauet das ganze viel zu lange schon und auch die intensive Ausprägung (sich selber schlagen, einfach zu gehen, für alle eine Last sein) ist ganz eindeutig ein Alarmsignal für die Postpartale Depression.

Bitte hol die Hilfe wie die Mädles vor mich schon geschrieben haben.Dir kann geholfen werden, aber DU MUSST DIR HILFE HOLEN!!!

Alles Liebe von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
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