Wochenbettdepression?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Chickeria

Wochenbettdepression?

Beitrag von Chickeria »

Hallo,

ich habe mich heute neu hier angemeldet weil ich glaube das mich eine Wochenbettdepri erwischt hat.
Ich habe vor 17 Tagen mein 5.Kind in der 34.SSW per Kaiserschnitt aufgrund einer drohenden Uterusruptur entbunden.
Alle Kinder kamen aus verschiedenen Gründen per Kaiserschnitt zur Welt.
Unser drittes Kind, unsere einzige Tochter verstarb nach knapp 10 Monaten an einer Herzmuskelentzündung.

Diese Geburt ging diesmal so schnell. Mein Frauenarzt bemerkte das meine Gebärmutterwand nur noch 1mm dick war und zu reissen drohte, deswegen wurde so früh ein Kaiserschnitt gemacht. Er war die Hölle (Vollnarkose) die Narkose lief total schief. Ich war durch das Muskelrelaxans vollkommen gelähmt aber geistig wach und bekam mit wie sie mich intubierten und aufschnitten. Erst als der Bauch offen war schlief ich ein. Ich war danach hysterisch und einfach fertig. Mein Kind kam auf Intensiv und ich durfte es erst am Tag danach sehen.
Einige Tage nach der Geburt bemerkte ich einen diffusen Schwindel, gangunsicherheit, Wattekopf,Gummibeine etc und eine starke Unruhe. Angstzustände und panikattacken gesellten sich dazu und fürchterliche Heulkrämpfe.Ich fühle mich vollends überfordert und werde meinen Kindern gar nicht gerecht. Ich bin gereizt und kann kaum alleine sein.

Durch zufall bin ich hier gelandet und stellte fest das die Symptome eine Depression sein könnten.

Was kann ich tun????? Ich bin verzweifelt und fühle mich dem Leben gar nicht gewachsen. Am Mittwoch darf mein Kleiner nach Hause, ich freue mich sehr aber habe furchtbare Angst vor der zusätzlichen Verantwortung.

Hinzu kommt das ich dauernd Angst um meine Familie habe, das wieder irgendwas schreckliches passieren könnte. Nach dem Tod meiner Tochter hat mein Urvertrauen ziemlich gelitten und ich fühl mich klein und hilflos

Habt ihr einen rat?

Herzliche Grüße

Chickeria
mici

Beitrag von mici »

Hallo Chickeria,

herzlich Willkommen im Forum und herzlichen Glückwunsch zur Geburt! Du hast einiges mitgemacht und es tut mir sehr um Eure Tochter leid! Es wundert mich nicht, dass Du Dich momentan am Rande Deiner Kräfte angekommen fühlst!

Mein erster Rat wäre, Dir über den Hausarzt eine Haushaltshilfe verschreiben zu lassen! Bei vier Kindern, dabei ein Säugling, kannst Du sicherlich jede Unterstützung gut gebrauchen.

Stillst Du? Pumpst Du ab? Es gibt stillverträgliche Antidepressiva, das wäre meines Erachtens der zweite Schritt. Die bringen Dich erstmal etwas runter, Du kannst wieder klarer sehen und besser spüren, was Dir gut tun würde.

Ich kann mir außerdem gut vorstellen, dass es Dir helfen könnte, das Geburtserlebnis zu verarbeiten. Hierfür wendest Du Dich am besten an einen Psychotherapeuten.

Im Übrigen hast Du durch das schreckliche Todeserlebnis Grund genug, Dich für regelmäßige Gespräche bei einem Psychologen vorzustellen, finde ich.

Liebe Chickeria, alles wird gut, frag ruhig weiter, falls Du noch mehr Fragen hast, oder erzähl noch ein bissl von Deiner Lebenssituation z.B. etc.

Wie gehen Deine anderen Kinder mit dem neuen Geschwisterchen um?

Lieben Gruß, MICI
Chickeria

Beitrag von Chickeria »

Hallo Mici,

vielen Dank für deine Antwort. Ich bin froh diese Seite hier gefunden zu haben, man kommt sich gleich viel weniger bescheuert vor.

Meine Kinder haben ihr Brüderchen noch gar nicht gesehen, es darf dort niemand unter 16 rein. Mein Großer ist 12, er versteht das schon. Unser Nicki ist 5 und Lucian 2, die können das noch nicht so greifen. Zwar haben sie meine Narbe bestaunt aber ich denke sie können es erst realisieren wenn Julien am Mittwoch nach Hause kommt.

Antidepressiva?? oje das klingt irgendwie so hart. Ich nehme nicht gerne Medikamente aber das hier ist kein Zustand. Ich pumpe ab und stille wenn ich in der Klinik bin. Derzeit sind die zwei mittleren auch noch krank, Husten und Schnupfen ohne Ende. Schlaflose Nächte, brechen durchs Husten und Wäscheberge. Ich glaube es war einfach zuviel.

Gibt es denn bei Psychologen nicht immer lange Wartelisten?

Ich war nach Dahlias Tod bei einem Therapeuten. Ich war damals mit Lucian schwanger und er sagte mir das Dahlia als Mädchen nicht bleiben konnte und würde nun als Junge wiedergeboren. Ich fand das einfach nur unmöglich und bin nie wieder hin.

Herzliche Grüße

Chickeria
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo Chickeria!

Herzlich Willkommen bei uns, ich hoffe du fühlst dich schon ein bissl wohl und verstanden hier!

Du, die Geburt die du durchmachen mußtest ist ja einfach gesagt der Wahnsinn! Es ist nicht verwunderlich, dass es dir im Moment so schlecht geht. Ich schließe mich daher voll und ganz Micki an: Geh zu deinem Hausarzt, der kann dir auch eine Überweisung zu einem Psychiater/Psychologen geben, wo du dann recht schnell einen Termin bekommst.

Dein damaliger Therapeut scheint ein bissl "komisch" gewesen sein - seinen Ansichten kann ich überhaupt nicht verstehen. Es gibt aber tatsächlich auch die guten Psychologen, die dir da sehr gut helfen können. Eine weitere Möglichkeit wäre die Kontaktaufnahme zu einer Hebammenpraxis, in der du auch eine Nachsorgehebamme bekommen könntest. Mir hat das damals sehr geholfen.

Das "Antidpressiva" dich erst mal erschrecken, verstehe ich. Noch ist ja nicht gesagt, dass du tatsächlich ein Medikament brauchst. Wohl aber brauchst du jetzt unbedingt Ärztlichen Beistand. Der Weg über den Hausarzt ist ein guter und hat mich damals direkt zu einem sehr guten Psychiater gebracht, bei dem ich dann eine Therapie machen konnte.

Mein Rat: Raff dich auf, geh zu deinem Hausarzt und lass dich zu einem Psychiater/Psychologen überweisen. Je früher, umso besser ist es und umso kürzer ist dein Leidensweg!

Alles Gute für dich!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
AmoebeMS

Beitrag von AmoebeMS »

Liebe Chickeria,

auch von mir ein herzliches Willkommen im Form.

Ich bin der festen Überzeugung, dass wenn du Zuspruch brauchst, du ihn genau hier auch immer erhalten wirst! Von jedem! Es liegt nur an dir, diesen Zuspruch zu „fordern“, wenn du ihn brauchst.

Ich las deinen Link. Er ist wunderschön geschrieben. Es tut mir wahnsinnig leid, dass Dahlia verstorben ist und nicht mehr bei Euch sein darf. Ich kann es nicht mit meiner Fehlgeburt in der sechsten Woche vergleichen; das liegt auf der Hand. Dein Therapeut hat, wenn er es so gesagt hat, verdammt viel Humbug geredet und es ist gut, dass du dort nicht mehr aufgelaufen bist. Bitte suche dir jemanden, der das wirklich kompetent aufarbeiten kann, denn genau das ist meiner Meinung nach der Schlüssel und du solltest das Trauma des Verlustes professionell aufarbeiten.

Antidepressiva! Du, das ist kein Teufelszeug! Es sind Medikamente, die helfen, den gestörten Botenstoffhaushalt wieder in Ordnung zu bringen. Ich bin keine Ärztin. Ich weiß nicht, ob du sie brauchst. Ich brauchte sie damals. Ob du sie wirklich benötigst, sollte ein Arzt entscheiden. Bei vier Kindern ist es sicher nicht leicht einen Therapeuten zu organisieren, aber ich würde dir ganz stark empfehlen, genau das zu versuchen. Dein neugeborener Sohn, zudem noch ein Frühchen, ist gewiss kein Ausgleich für den Verlust Eurer Tochter, aber genauso verlangt auch er sein Recht auf der Welt zu sein und alle Liebe der Welt von seinen Eltern zu verlangen. Ich bin mir sicher, dass dir das – trotz des Verlustes – bewusst ist!

Du musst keinen Psychologen mit Wartezeiten aussuchen. Es gibt sehr gute Therapeuten, die jemanden in akuten Phasen begleiten. Ein Psychologe kann dir natürlich Medis verschreiben. Therapeuten können das meistens nicht. Aber ich – in meiner beschränkten Ansicht – glaube, dass du eine Aufarbeitung bezüglich des Verlustes Eurer Tochter brauchst, oder wie schätzt du dich selbst ein? Das ist eine berechtigte Frage. Du hast 2 Kids mehr als ich, zudem noch ein Frühchen, auch wenn ich mich mit Frühchen auskenne. Ich hatte ja 2.

Du musst allen Kids als Mami gerecht werden, aber Schwächen darfst du keine haben? Das ist Quatsch.

Liebes, bitte suche dir rasch Hilfe. Vielleicht erst eine HH, dann rasch einen Therapeuten. Du knabberst immer noch – mit Verlaub – am Tod deiner Tochter. Das ist gewiss nicht falsch. Das ist ganz normal. Aber die Erde dreht sich weiter. Du drehst dich weiter. Das Verarbeiten ist wichtig, sofern es dir bisher noch nicht gelungen ist. Das ist mit einer entsprechend guten Therapie wirklich gut zu bewerkstelligen.

LG AmoebeMS
ubure

Beitrag von ubure »

Liebe chickeria,
Chickeria hat geschrieben: Antidepressiva?? oje das klingt irgendwie so hart. Ich nehme nicht gerne Medikamente aber das hier ist kein Zustand. Ich pumpe ab und stille wenn ich in der Klinik bin. Derzeit sind die zwei mittleren auch noch krank, Husten und Schnupfen ohne Ende. Schlaflose Nächte, brechen durchs Husten und Wäscheberge. Ich glaube es war einfach zuviel.
Antidepressiva sind nciht hart, im Gegenteil. Eine Depression ist hart, eine Depression ohne ärztliche Versorgung (und damit meine ich auch die ADs), ist noch viel härter. Die Medis tun Dir nichts, außer zu helfen. Mehr wirst Du nciht spüren, glaub mir.
Chickeria hat geschrieben: Ich war nach Dahlias Tod bei einem Therapeuten. Ich war damals mit Lucian schwanger und er sagte mir das Dahlia als Mädchen nicht bleiben konnte und würde nun als Junge wiedergeboren. Ich fand das einfach nur unmöglich und bin nie wieder hin.

Herzliche Grüße

Chickeria
Eins vorneweg: Du hast den wahrscheinlich schlimmsten Verlust überhaupt erlitten - es ist absolut normal, dass Du Dich so fühlst, wie Du Dich fühlst. Aber es gibt durchaus Leute, die einen in dieser Zeit führen können, und etwas lindern.
Dieser Stümper - und bingo! schon wieder einer! Der wievielte ist das nun schon? Ich habe aufgehört zu zählen! - gehört in irgendeinen Ashram oder so, aber sicher nicht auf einen Therapeutenstuhl. Mein Gott, so einem würde ich so gerne mal Auge in Auge gegenüberstehen, und dann soll er mir das mal erklären...

Mädels, machen wir doch eine Gemeinschaftspraxis auf, mit vielen Filialen - das machen wir doch blind noch besser als all diese Idioten!

Chickeria, such Dir einen guten Thera aus, es gibt die sowieso wie Sand am Meer, da ist auch einer, der Dich richtig versteht!

LG und alles Liebe,
Inez
smaugerl

Beitrag von smaugerl »

Liebe Chickeria,

ich schließ mich meinen "Vorrednerinnen" an und heiß dich herzlich willkommen bei uns im Forum :-)

lg
smaugerl
Stella

Willkommen

Beitrag von Stella »

Hallo Chickeria,

ja deine Symptome kenne ich zu gut, auch den Schwindel nach der Geburt. Mich hat nach der Geburt die PPD erwischt und ich bin anfangs zu jedem Arzt gerannt. siehe Schockerlebnis...Forum

Dachte die Kraftlosigkeit, die Ängste und das Nichtschlafen können kam von der Geburt, aber es war die PPD.

Wenn du merkst es wird schlimmer, dann geh zu einem Arzt, der sich mit PPD auskennt. Der kann dich auch beraten.

Es wird wieder besser, rede viel mit deinem Mann und lass dich unterstützen.

lg Stella
Stella

Willkommen

Beitrag von Stella »

Hallo Chickeria,

ja deine Symptome kenne ich zu gut, auch den Schwindel nach der Geburt. Mich hat nach der Geburt die PPD erwischt und ich bin anfangs zu jedem Arzt gerannt. siehe Schockerlebnis...Forum

Dachte die Kraftlosigkeit, die Ängste und das Nichtschlafen können kam von der Geburt, aber es war die PPD.

Wenn du merkst es wird schlimmer, dann geh zu einem Arzt, der sich mit PPD auskennt. Der kann dich auch beraten.

Es wird wieder besser, rede viel mit deinem Mann und lass dich unterstützen.

lg Stella
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