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Yesirah

Hallo zusammen, möchte mich gerne vorstellen....

Beitrag von Yesirah »

Hallo, ich bin 33 Jahre alt und seit Oktober 2008 Mutter eines Jungen. Schon während der Schwangerschaft fühlte ich mich teilweise komisch. Ich hatte immer so Anfälle von Herzrasen, Hitzewallungen, Unwirklichkeitsgefühle, Panik usw. Zuerst dachte ich mir nichts dabei und schob es auf den Kreislauf. Es kam ja auch nur sporadisch vor. Als diese Anfälle nach der Geburt nicht weggingen sondern sich eher Häuften bekam ich es richtig mit der Angst zu tun. Dazu kamen immer mehr komische Gedanken, Unruhe und Angst, Angst, Angst. Zuerst dachte ich, ok die ganze Situation ist neu, vielleicht braucht es einfach seine Zeit sich an die Mutterrolle zu gewöhnen.

Nach ca. 2 Monaten fühlte ich mich gut, keine komischen Gedanken mehr, das dauerte ca. 3 Wochen, dann am 21.1.2009 überrollte mich am Abend ein Tsunami von einer Panikattacke. Aus heiterem Himmel wurde mir schwindlig, ich hatte Herzrasen, nahm meine Umwelt nicht mehr klar war, ich dachte; jetzt ist es vorbei, jetzt muss ich sterben. Von diesem Tag an erlebte ich die Hölle auf Erden. Ich war 24 Stunden Dauerpanisch, Paranoid, hatte übelste Zwangsgedanken, hatte keine Gefühle mehr meinem Kind gegenüber, ich empfand einfach nichts mehr. Nach aussen versuchte ich so gut es ging die Glückliche zu spielen. Oft weinte ich heimlich vor allem wenn ich mit dem Kind alleine war. Ich hatte so fürchterliche Schuldgefühle; wie kann man so einen kleinen Wurm nicht lieben. Das geht doch gar nicht!

Bei der Routinekontrolle bei meinem Gyn brach ich weinend zusammen als er mich fragte wie es mir geht. Er überwies mich zur Abklärung an einen Psychiater. Den ersten Termin den ich bekam sagte ich ab, irgendwie fühlte ich mich besser, dass redete ich mir zumindest ein. Ich konnte dort nicht hingegen weil ich Angst hatte, dass Sie mich für immer in die geschlossene Anstalt stecken würden und ich mein Kind nie mehr sehen könnte. Am 1.4.09 nahm ich die Arbeit mit einem 50% Pensum wieder auf. Da wurde es noch schlimmer. Ich war total überfordert mit Arbeit, Kind, Haushalt usw. Meine Ängste steigerten sich ins unermessliche und meine Gedanken waren nicht mehr zu kontrollieren. Ich dachte jetzt ist es vorbei; Du bist schizophren, psychotisch usw. Diesmal rief ich beim Psychiater an und bettelte um einen Termin, den ich auch 2 Wochen später bekam. Es wurde eine Angststörung diagnostiziert. Von Postnataler Depression redete niemand. Ich war mir auch sicher das ich das nicht hatte, ich war ja schliesslich nicht depressiv, dass glaube ich zumindest.

Der Psychiater wollte mir AD verschreiben. Ich weigerte mich, da ich viel zu grosse Angst davor habe. Ich ging nach Hause und entschied mich dazu alleine zu kämpfen. Es besserte sich nichts. Ich hielt diese innere Anspannung, die Gedanken, die Angst fast nicht mehr aus. Irgendwie konnte und wollte ich aber auch niemandem erklären was in mir vorgeht. Meinem Mann erzählte ich nur das es mir nicht so gut geht, nichts von den ZG. Schliesslich wollte ich nicht, dass er mich für eine Psychopatin hält. Ich hatte so tierische Angst, dass Sie mir mein Kind wegnehmen würden, wenn ich jemandem sagen würde wie es mir wirklich geht und vor allem was ich für Gedanken habe. Die Monate zogen dahin und ich funktionierte irgendwie. Wenn ich heute darüber nachdenke ist mir das fast unerklärlich wie ich das überlebt habe!

Ich las Bücher über Angststörungen, über Zwangsgedanken, forschte im Internet usw. Ich wollte eine Erklärung für meinen Zustand finden. Irgendwann stiess ich auf diese Seite und las die Berichte. Ich erkannte mich praktisch in jedem Beitrag wieder. Langsam fing ich an zu begreifen dass ich wohl tatsächlich an einer PPD leide.

Nur schon die Tatsache, dass ich mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht Schizophren oder psychotisch bin half mir ungemein. Ich schöpfte wieder Hoffnung eines Tages ganz gesund zu werden. Ich verabschiedete mich von vielen Illusionen und des Bildes der perfekten Mutter. Ich bin doch auch nur ein Mensch und keine Maschine. Ich fing an mich wieder als eigenständiger Mensch mit Bedürfnissen wahrzunehmen.

Auf jeden Fall geht es mir zum heutigen Zeitpunkt relativ gut. Ich habe mich wieder an die Oberfläche gekämpft. Klar gibt es immer noch Tage, vor allem vor den Tagen, an denen es mir gar nicht gut geht. Doch ich habe wieder so etwas wie Lebensqualität erlangt und ich liebe meinen kleinen Sohn über alles.

Liebe Grüsse
bambam

Beitrag von bambam »

Hallo Yesirah!

Erstmal Hallo bei uns! Deine Geschichte hört sich richtig heftig an und ich kann mir vorstellen, wie du dich gefühlt hast bzw. dich noch manchmal fühlst!

Zuerst mal: KEINER wird dir dein Kind wegnehmen, glaub mir! Deine Angst kann ich zwar verstehen aber deine Befürchtung wird nur eines bleiben: eine Befürchtung!

An deiner Stelle würde ich mit deinem Mann reden und ihm sagen, wie es dir geht. Zeig ihm doch, dass du nicht alleine bist mit deinen Problemen! Du brauchst dich nicht verstecken oder dich schämen! Ich kann nur von meiner Erfahrung reden: es hat mir ungemein geholfen, mich meinem Mann bzw. meiner Familie zu öffnen.

Das du dich um Termine bei einem Psychiater gekümmert hast zeigt, dass du merkst, dass etwas nicht mit dir stimmt. Allerdings würde ich an deiner Stelle raten, weiter da dran zu bleiben! Auch wenn es dir momentan wieder besser geht!

Ansonsten wirst du sehen, dass du hier verstanden wirst und dich immer ausheulen kannst!!!

Liebe Grüße,
Bambam
mici

Beitrag von mici »

Hallo Yesirah!

Herzlich Willkommen im Forum!

MICI
Yesirah

Beitrag von Yesirah »

Komischerweise kann ich erst jetzt wo es mir besser geht darüber reden. Ich habe ja schon lange in diesem Forum mitgelesen aber ich hatte nie den Mut mich anzumelden. Ich dachte immer, ok diese Leute im Forum haben eine PPD aber ich bin sicher eine Psychophatin und meine nur das ich eine PPD habe.

Meine ZG, meine Unwirklichkeitsgefühle, meine Ängste, meine Unsicherheit, das Gefühl nicht ich selbst zu sein haben mir all mein Vertrauen in mich selbst und meine Fähigkeiten genommen.

Nach aussen mimte ich immer die starke glückliche Supermutter. Keiner merkte wie schlecht es mir wirklich ging. Ich schaffte es alle zu täuschen. Es war unheimlich Kräfteraubend und manchmal wünschte ich mir einfach ohmächtig umzukippen, zusammenzubrechen oder sonst was, damit mal jemand sieht, dass es mir nicht gut geht. Ich war einfach nicht fähig mich mitzuteilen oder mir einzugestehen das ich psychische Probleme habe und dringend Hilfe brauche. Für mich war das bitteres Versagen auf der ganzen Linie. Heute weiss ich natürlich dass das nicht so ist.

Seit der Geburt meines Sohnes sind nun bald 1 1/2 Jahre vergangen, mittlerweile bin ich relativ stabil und kann das Ganze aus einer anderen Perspektive sehen. Ich merke auch, dass ich nun endlich darüber reden möchte. Ich habe viel zu lange geschwiegen und gelitten. Es tut mir gut mich auszutauschen. Ich glaube ich kann so auch viel verarbeiten.
Klar lebe ich noch immer mit der Angst im Nacken, dass ich wieder ganz tief abstürzen könnte. Doch ich bin auch zuversichtlich weil ich sehe, dass ich zwischendurch ganz gute Tage habe und sie werden eher mehr als weniger.

Mein grösstes Problem ist einfach, dass ich mich meinem Mann nicht so mitteilen kann wie ich gerne möchte. Ich habe Angst davor ihm zu sagen was wirklich in mir vorgegangen ist oder noch vorgeht. Ich glaube auch, dass er das gar nicht verstehen würde, geschweige denn überhaupt hören will.

Meiner Schwester habe ich mittlerweile schon ganz viel erzählt. Sie hat super reagiert und mich nicht als Psychophatin abgestempelt. Ein Anfang ist also gemacht.

Ich hoffe ich finde den Mut mich auch gegenüber meinem Mann zu öffnen.
Leuchtkäfer

Beitrag von Leuchtkäfer »

Hallo Yesirah,

ich kann Dir nur sagen, daß es sich absolut lohnt, sich mitzuteilen und auszutauschen. Beim Gedanken an die erste Zeit mit meinem Sohn, als niemand was wußte, schnürt es mir immer noch die Kehle zu besser. Besser werden die Erinnerungen erst an die Zeit, als ich mir Hilfe geholt habe. Da war zwar nicht alles gleich gut, aber es hat entlastet.

Grüße von Leuchtkäfer
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