Nun iche

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iche

Nun iche

Beitrag von iche »

Ich habe zwei Jahre gebraucht, um mich hier zu registrieren. Meine Hebamme hatte mir damals die Seite empfohlen, als sie merkte, dass sie zu mir keinen Zugang mehr findet.
Ich habe die Page zwar besucht aber nur die Merkmale einer Wochenbettdepression überprüft. Sie trafen zwar in ihrer ganzen Fülle auf mich zu, damals wollte ich jedoch nicht einsehen, dass ich auch eine Depression habe.

Hier mien Geschichte:
Nach der Geburt meines Sohnes begannen die Probleme zunächst damit, dass das Stillen nicht klappte. Schon damit kam ich nicht klar, weil ich ein Mensch bin, bei dem im Leben bislang alles funktioniert hat.
Also setzte ich mich immer mehr unter Druck, was natürlich wenig hilfreich war.
Noch im Krankenhaus begannen schließlich die Schlafstörungen. Ich konnte nicht aufhören zu denken. Zuerst hatte ich noch realistische Sorgen, die sich hauptsächlich um das Stillen drehten. Bald kam jedoch die Angst dazu, dass mein Sohn verhungern könnte. Ich wusste, dass das Schwachsinn ist, schließlich gibt es genug Ersatzprodukte. Ich wurde diesen Gedanken jedoch nicht los. Hinzu kamen dann noch weitere Ängste, die hier aufzuzählen jedoch den Rahmen sprengen würde.
Schließlich war es soweit, dass ich gar nicht mehr einschlafen konnte. Und sobald mein Sohn sich meldete, drehte sich mir der Magen um, ich bekam Panikattacken und Durchfall. Das besserte sich auch zu Hause nicht. Im Gegenteil.
Verrückt war, dass ich genau sah, dass mit mir etwas nicht stimmt. Ich wollte jedoch nicht einsehen, dass ich eine Depression hatte. Stattdessen schob ich die Schuld auf mich. Ich hielt mich für einen schlechten Menschen, weil ich mir langsam wünschte, dass alles wieder so ist wie vor der Geburt meines Sohnes.
Dabei wollte ich doch so gern eine gute Mutter sein. Also kämpfte ich weiter dagegen an und dachte, ich schaffe das schon.
Aufgrund des Schlafmangels und der Durchfälle war ich nach drei Wochen schließlich so entkräftet, dass ich nicht mal mehr die Anleitung zum Zusammenmischen des Milchpulvers verstanden habe. Ich habe mir die drei Sätze auf der Packung immer und immer wieder durchgelesen. Es brachte nichts.
Ich wollte nur noch sterben. Nahm ein Küchenmesser und fing an zu ritzen. Zum Glück kam mein Mann und sah es. Er fuhr mich ins Krankenhaus. Dort blieb ich schließlich vier Wochen. Danach hätte ich zwar noch in eine Mutter-Kind Klinik gekonnt, lehnte es aber ab. Zwar hatte mir die Psychatrie zunächst durchaus geholfen, aber ich habe dort auch festgestellt, dass man da raus muss, sobald man dazu in der Lage ist.
Inzwischen komme ich immer besser klar. Ich gehe auch wieder arbeiten. Allerdings habe ich immer noch Ängste, die mir zu schaffen machen. Ich denke stets, dass ich es nie schaffen werde, ihm und seinen Ansprüchen gerecht zu werden. Dadurch setze ich mich so unter Druck, dass ich am Tage kaum Freude empfinde. Stattdessen bin ich froh, wenn wieder ein Tag geschafft ist. So kann es doch nicht weiter gehen... .

Gibt es hier Mütter mit ähnlichen Problemen, die vieelicht einen Weg gefunden haben, ihre eigenen Erwartungen runter zu schrauben und diese Denkmuster zu durchbrechen, vielleicht sogar jemand aus Berlin?
mici

Beitrag von mici »

Hallo Iche,

herzlich Willkommen im Forum!

Dein Thread klingt danach, als hättest Du zum ersten Mal mit depressiven Gefühlen zu tun?! Dann ist es auch kein Wunder, dass Du Dir nicht so schnell hast helfen lassen, denn es dauert einfach seine Zeit, bis es im Bewusstsein angekommen ist, dass es sich nicht einfach nur um einen "Spleen", sondern um eine ernstzunehmende Krankheit handelt. Um so besser, dass Du jetzt bei uns bist und Dich hier austauschen kannst. Schön ist auch, dass es Dir inzwischen wieder etwas besser geht. Hast Du eine Erklärung dafür? Was hast Du bislang alles unternommen?
Ich komme zwar nicht aus Berlin, aber Du kannst in der Mitgleiderliste gezielt nach Leuten suchen, die aus Berlin kommen.

Lieben Gruß, MICI
iche

Beitrag von iche »

Danke für deine Antwort. Was ich unternommen habe? Naja, ich war vier Wochen stationär in Behandlung. Davon stand ich zwei Wochen total unter Drogen. Jedenfalls war das mein Eindruck. Ich hatte zuvor noch keine Erfahrung mit Diazepam, Tavor und dem ganzen Zeug. Dadurch konnte ich zumindest wieder schlafen und anfangen, mein Hirn einzuschalten. Nachdem mir das gelungen war, hatte ich auch wieder den Willen und den Mut, Kontakt zu meinem Sohn aufzunehmen. Meine Therapauten ließen es dann zu, dass ich in regelmäßigen Abständen nach Hause zum meiner Familie fahre. Zum Anfang hatte ich noch Angst davor, meinen Sohn zu windeln. Nicht mal mehr das habe ich mir zugetraut. Zu Beginn bin ich schon anch einer halben Stunde wieder abgehauen und in die Klinik gefahren. Aber ich habe es immer wieder versucht, bis ich schließlich auch ein ganzen Wochenende zu Hause durchgehalten habe. Das machte mir Mut, so dass ich mich dann selbst aus der Klinik entlassen habe. Meine Ärzte hatten auch keine Einwände. Ich habe dann noch ein knappes Jahr Anti-Depressive genommen. Ich kann gar nicht mehr sagen, wie das hieß, Ciprelex oder so. Das Ganze half mir, wieder zu funktionieren. Dennoch verfüge ich nicht mehr über den Frohsinn von früher. Ich bin ständig von einer lähmenden Traurigkeit umgeben. Es nervt mich, dass ich da nicht raus komme.
Medikamente will ich aber nicht mehr nehmen. Und diese ganzen Therapien - Ich weiß nicht. Ich hatte damals auch ein Psychotherapeuten aber der konnte mir nicht wirklich was Neues erzählen... .

Sag mal, ich habe inzwischen mitbekommen, dass hier sehr viele Frauen Schilddrüsenprobleme haben, du offenbar auch. Bei mir wurde inzwischen eine Schilddrüsenentzündung "de Quervain" festgestellt. Schöner Mist. Jetzt muss ich schon wieder Tabletten schlucken - Schilddrüsenhormone wegen der entstandenen Unterfunktion und Cortison gegen die Entzündung. Und zu allem Übel fallen mir jetzt auch noch die Haare aus. Zum Kotzen ist das.
Hast du dein Schilddrüsenproblem schon länger und steht das im Zusammenhang mit deiner Depression?
mici

Beitrag von mici »

Hallo Iche,

da hast Du ja eine ordentliche Odyssee hinter Dir! Umso besser, dass Du schon so einen ganzen Schritt weiter bist!
Ja, Du hast recht, die SD steht im engen Zusammenhang mit Depressionen. Von Deiner speziellen Erkrankung hab ich allerdings noch nie was gehört, aber ich bin da auch kein Experte. In jedem Fall ist eine richtige Behandlung der SD ganz, ganz wichtig! Welcher Arzt behandelt Dich deswegen? Ist ein Szintigramm etc Ultraschall usw. gemacht worden?! Schilddrüsenhormone sind ja im eigentlichen Sinne keine Medikamente, sondern eben nur Hormone. Das Cortison sollst Du sicher nicht für sehr lange nehmen, oder? Wie auch immer, man kann manchmal auch froh sein, dass es Tabletten gibt, die einem helfen.
Das gleiche würde ich Dir eignetlich auch zu den Antidepressiva raten. Weißt Du, manchmal dauert es einfach eine Weile, bis der Stoffwechsel im Gehirn wieder alleine ordentlich arbeitet. Gerade, wenn Du schon seit zwei Jahren mit Depris zu tun hast, kann es sein, dass die Depri sich schon chronifiziert hat. Was nicht heißt, dass sie nicht wieder weg geht. Aber eben nicht so schnell und nicht von alleine.
Das gilt auch für eine Therapie. Okay, Du hast schon einiges hinter dir, aber wenn Du sagst, dass Du immer noch von einer lähmenden Traurigkeit umgeben bist, dann ist es doch fast egal, ob Du noch mal mit Tab. anfängst oder eine Therapie machst oder beides (was ich empfehlen würde), weil ja irgendwas passieren muss, damit Du wieder auf den Damm kommst. Denn von alleine passiert da sonst so schnell nichts. Kannst Dir ja hier im Forum ein paar Ideen holen, welche Therapien es gibt, auch welche Medis gut sind etc. Wirklich, warte nicht zu lange, sondern unternimm was, das kann keiner für Dich übernehmen.

Lieben Gruß,

MICI
iche

Beitrag von iche »

Vielleicht werde ich mir zumindest mal einen Therapeuten suchen. Hast du denn einen speziellen, der auch Erfahrungen mit Wochenbettdepressionen hat? Ich fürchte, die sind kaum vorhanden.

Wegen meiner Schilddrüse bin ich bei einer Internistin in Behandlung. Sollte ich vielleicht doch lieber zu einem Endokrinologen?

Mann, ist schon ganz schön spät. Ich muss morgen um 05:00 Uhr raus. Werd mal unter die Dusche springen. Bis dann.
mici

Beitrag von mici »

Ein Therapeut kann nie schaden, und wenn der erste nichts taugt, dann vielleicht der zweite, dritte oder vierte. Das ist normal.
Du findest hier auf der SEite von S & L Empfehlungen, vielleicht ist da jemand dabei, der Dir helfen kann, oder jemanden kennt, der sich mit PPD auskennt.

Wegen der SD gehst Du am besten zu einem Nuklearmediziner,

schlaf gut, die Nacht ist kurz....

MICI
smaugerl

Beitrag von smaugerl »

Liebe iche,

auch von mir ein herzliches Willkommen bei uns im Forum :-) ich kann dir sagen, es lohnt sich zu kämpfen für seine Lebensfreude, auch wenns manchmal ein schwerer Weg ist -

lg
smaugerl
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