Was ist psychische Stabilität?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Elisabeth11

Was ist psychische Stabilität?

Beitrag von Elisabeth11 »

Hallo, ihr Lieben!

Ich zähle mich ja nun eigentlich zu denen, die es im Großen und Ganzen schon geschafft haben. Dennoch, immer wieder überrumpelt es mich trotzdem noch.
Jetzt bin ich gerade zum ersten Mal ein Wochenende allein daheim, weil ich arbeiten muss an den Vormittagen.
Ich vermisse meine Familie schrecklich, es ist so unerträglich still hier.
Aber zum Thema: gestern, als ich von Tirol heim gefahren bin, wo meine Familie jetzt noch bis Mo bleibt, hab ich fast den ganzen Tag geheult. Fürchterlich. Heut geht es zwar besser, immerhin noch nicht geheult, aber ich trau dem Frieden nicht recht. Ich versuche mir zu sagen, dass mein Verhalten nicht von der PPD kommt, sondern normal ist - leider kommt das bei mir aber nicht so an. Ich hab so schreckliche Angst, dass das wieder der Beginn von etwas ist.
Deshalb hätte ich gern gewusst: diejenigen von euch, die sich als "stabil" bezeichnen, habt ihr solche Tage noch? Und habt ihr in diesen Situationen auch noch Angst, es könnte mehr werden? Oder ist das nur bei mir ein wunder Punkt?

Lg E
Birdee

Beitrag von Birdee »

Hallo Elisabeth11,


ich kenne diese Situationen nur zu gut....leider :?

Seit der Erkrankung habe ich meine Sorglosigkeit , Unbeschwertheit nie wieder so zurückerlangt wie vorher :cry:

Es geht mir supergut , ich reduziere sogar zu Zeit mein AD :P

Dennoch habe ich das Vertrauen in viele Dinge verloren...sobald etwas anders ist als vorher ,ist mein erster Gedanke:

"Oh , nein das wird doch wohl nicht wieder losgehen?"

Natürlich geht "es" nicht wieder los ,was ich prinzipiell ja auch weiß...nur hat mich der ganze Mist damals so aus der Bahn geworfen ,dass ich da NIE WIEDER hin will!!Die Angst ist latent mein täglicher Begleiter...
ABER:
Es geht mir gut , ich leide nicht darunter...es nervt nur.Es nervt ,das ich nicht zu kapieren scheine ,das vieles normal ist und kein Anzeichen für einen Rückfall

Bei dir fängt mit Sicherheit nichts wieder an...du vermisst deine Lieben...
das ist erlaubt und absolut normal
:P

Du wirst sehen: NICHTS geht "schief"...


Ganz lieben Gruß ,


Birdee :P
Elisabeth11

Beitrag von Elisabeth11 »

Ach, ihr sprecht mir beide so aus der Seele. Birdee, dein Text klingt wie meine Gedanken.
Elfensternchen, du hast recht, ich habe mir ja nach der PPD extra einen regelmäßigen Job gesucht, um diese Kontinuität zu haben. Mich bringt es auch leicht aus dem Konzept, wenn etwas außerhalb der Routine ist.
Und PMS ist bei mir auch zum leidigen Thema geworden, nachdem ich vor den Kindern da überhaupt keine Probleme hatte.

Danke für eure Beiträge!

Lg E[/u]
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo du,

natürlich habe ich auch so Tage, die zum k....n sind, wenn du weißt was ich meine! :roll: Dann weine ich, oder ich krieg nen Tobsuchtsanfall, oder ich würde am liebsten meine 2 Männer auf den Mond katapulltieren und mich selber an einen feinen, weißen Sandstrand mit Cocktail und Buch "beamen".

Diese Tage kennt wohl jeder Mensch und bei dem tollen Wetter das uns seit fast 3 Wochen heimsucht, muss man es ja sowieso an den "Nerven kriegen" klagen auch gesunde Menschen.

Stabilität ist es dann, wenn dich diese Tage nicht mehr aus der Bahn werfen, wenn du keine Angst mehr hast, dass das jetzt ein Rückfall sein könnte. Wenn du fest überzeugt bist, dass das halt jetzt ein blöder Tag, Situation oder Mensch ist, der dich runter zieht. Wenn du eindeutig den AUSLÖSER für dein "Tief" siehst und gleichzeitig die Gewissheit spürst, dass es wieder besser wird. Dann bist du nicht nur stabil, dann bist du GESUND!!! Das war für mich persönlich der große Unterschied, wo ich gemerkt habe - jetzt bin ich stabil - und als dieser Zustand anhielt, wußte ich, ich bin gesund.

Bei dir liebe Elisabeth würd ich das so beschreiben: Du kannst bereits ohne Stützräder fahren, aber ein bissl wackelst du noch. Vielleicht fällst du das eine oder andere mal noch hin wie jetzt gerade und bist verunsichert, ob du wieder aufsteigen sollst - denkst, vielleicht kann ich einfach nie fahrradfahren.Aber du steigst trotzdem wieder auf - zwar mit Angst verbunden, aber doch wieder auf. Denn dir dämmert bereits, dass es nicht mehr lange dauert, bis du sicher fahren kannst und dich gelegentliche Stürze nicht mehr abhalten, wieder aufzusteigen.

Alles Liebe von
Liebe Grüße von
Marika

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schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
selina

Beitrag von selina »

ich würde am liebsten meine 2 Männer auf den Mond katapulltieren und mich selber an einen feinen, weißen Sandstrand mit Cocktail und Buch "beamen".
vergiss nicht mich mit zu beamen :P
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Marika
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Beitrag von Marika »

Aber klaro doch, und los gehts......................... 8) Bei dem Wetter im Moment, überkommt mich sowieso alle paar Minuten dieser Wunsch nach Sonne, Meer und Palmen.... *schmacht* 8)
Liebe Grüße von
Marika

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schwere PPD 2005
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Tamara

Beitrag von Tamara »

Hallo Elisabeth,
du sprichst mir aus der Seele!! Mir geht es seit ein paar Tagen so,bin sehr empfindlich, ängstlich usw. das ganze Program, ich denke nicht das es wieder beginnt aber bin den ganzen Tag depremiert weil es noch nicht vorbei ist!
Überlege mir ob ich die Medis ändern soll oder ob ich nochmal eine Therapie machen soll, wobei das glaube ich nicht nötig ist,da ich sehr viel gelernt habe während meiner VT und ich es immer noch umsetze! Es ist grad ein bisschen viel bei mir. Und das Wetter macht es auch nicht besser!
Marika deine Antwort ist super! Das mit dem Fahradfahren ist ein gutes Beispiel!
Elisabeth ich bin froh das es nicht nur mir gerade so geht. Aber wenn wir mal zurückschauen und sehen was wir alles schon geschafft haben und wie es war und jetzt ist, sind wir auf einem guten Weg und das Ziel ist nicht mehr weit entfernt!Das schaffen wir auch noch!! :wink:
Elisabeth11

Beitrag von Elisabeth11 »

Danke euch allen!
Kaum hatte ich mich daran gewähnt, allein daheim zu sein, waren sie auch schon wieder da :-)
Habs dann eh noch genossen und das hat mir wieder gezeigt, dass ich so ein paar wenige schlechte Tage wirklich nicht so ernst nehmen muss...

Lg E
smaugerl

Beitrag von smaugerl »

hallo Elisabeth,

schön das es dir wieder besser geht - aber es stimmt, die "Unbeschwertheit" ist auch bei mir vorbei - so wie du sagst, man denkt, es könnte wieder der Anfang vom Ende sein - da hilft nur eins, sich vor Augen zu halten, was wir schon erreicht haben, und auch schlechte Tage dürfen mal sein... Mir gehts momentan so, das ich bei Situationen, die für manche normal sind, total nah am Wasser gebaut bin.. letztens war ich mit meinem bald 4jährigen zum ersten Mal im Zirkus, ich hätt heulen können, als ich seine Freude und die großen Augen sah :roll: vor lauter Freude, das ich das mit ihm erleben darf..

ich bin halt ein bisschen sensibler geworden, und solche Ausflüge seh ich als Rückkehr in mein "normales" Leben -

Und Marika, danke für deinen Vergleich mit dem Fahrradfahren - besser kann man es gar nicht ausdrücken :-)

ich wünsch einen schönen Tag

lg
smaugerl
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Marika
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Beitrag von Marika »

Ihr Lieben, ich bin mir sicher, dass eure Entwicklung jetzt nach dem tiefsten Tief der PPD noch nicht abgeschlossen ist. Es geht auch wieder gut, ihr meistert euer Leben schon sehr gut, merkt aber - noch ist es nicht 100 %. Ihr seid aus "dem Grübsten" raus und ihr dürft mir eines glauben, es wird noch besser!!!

Bei mir ist vor fast auf den Tag genau (25.5.2005) die PPD ausgebrochen und ihr wißt, wie lange mein Weg war. Ich dachte schon öfter, jetzt bin ich angekommen, jetzt passt es. Aber genau so oft wurde ich überrascht, dass ich noch mal Schritte nach vorne gemacht habe. :D Z.B. habe ich in diesen 5 Jahren sogar meine Panik vor Spinnen abgelegt, meine Höhenangst ist fast weg und ich kann ohne große Probleme alleine Nachts daheim sein - bin ja schon ein "großes Mädchen", gell :wink: Nein, was ich damit sagen will ist, dass die PPD wenn sie vorbei ist, noch mehr nach sich zieht: Man ist in der Lage, sich selber viel besser zu spüren, es kommen mehr Emotionen hoch (wie bei dir Smaugerl), man lebt intensiver. Das bedeutet manchmal mehr Schmerz ja, aber meistens viel, viel mehr Lebensqualität, weil man liebt und glücklich sein kann aus tiefstem Herzen. Bei mir hat die Therapie nicht nur die PPD geheilt, sondern viel tiefer liegende Gründe und Ursachen die schon ewig geschlummer haben. Ich wachse ständig weiter, das tun wir alle und ganz besonders ihr werdet noch merkliche Verbesserungen spüren, die ihr euch heute noch gar nicht vorstellen könnt.

Smaugerl - die Tränen im Zirkus - genau so bin ich auch und das ist gut so. Das sind Freudentränen, Emotion, Gefühl, Regung - das ist eine wunderbare Gabe, die ich nicht missen möchte. Ich mußte heulen, als Noah vor kurzem 5 wurde und alle Happy Birthday gesungen haben... :oops: Aber es waren Tränen der Liebe und das ist wunderbar. Vielleicht bleiben wir immer ein bissl sensibler - daber das ist gut so, darf, soll so sein. Dazu wird mit der Zeit aber auch ein Schutzschild entstehen, dass euch befähigt, Gröberes von eurer Seele fern zu halten, Nein zu sagen, wenn es nötig ist, euch abzugrenzen, wenn es euch nicht gut tut.

Das alles wird noch kommen, ich war selber erstaunt, was nach Therapieende vor nun schon 2 Jahren alles noch bewegt wurde in mir.

Wie heißt es so schön: Der Weg ist das Ziel und was wir auf ihm lernen, wird euch noch ziemlich verblüffen und erfreuen.

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

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Birdee

Beitrag von Birdee »

....hoffentlich hast du recht , Marika....

bin momentan nicht so überzeugt :?

Der ganze "Mist" geht nun schon vier Jahre und vier Monate...irgendwann sollte doch mal gut sein :evil:

Die Reduktion zieht mich gerade runter :?

Blöd ,dass die ganzen positiven Gedanken dann von einem auf den anderen Tag "verblassen" :cry:

Gestern hätte ich -glaube ich-noch positiver geschrieben als heute :roll: .

Ich scheine es echt noch nicht zu kapieren...das nervt*grummel*


Aber:

Es wird schon

Muss ja....

Birdee :?
manu

Schöner Vergleich

Beitrag von manu »

Liebe Marika und an alle anderen,

ich bin hier oft stiller Leser, aber der Vergleich von Marika fand ich super und deshalb schreib ich auch mal wieder.
Mir geht es ganz gut nur morgens diese Angst im Bauch werde ich wohl nie wieder los werden.
Es ist eine erlernte Reaktion und schwer zu verlernen und dann das Wetter es macht mich schon kaputt aber ich packe dann die Kleine mit Schirm und Gummistiefel und gehe trotzdem raus.

Nur raus es ist wie flucht aber ich weiss nicht anders denn meist macht sie dadurch um 11 uhr noch eine Stunde schlaf und da kann ich den Haushalt oder sonstiges machen.
Marika du meinst also solange das Wetter einem zusetzt wird man noch nicht als stabil sich ansehen können. Es macht mir Angst. Denn es ist tatsächlich immer vom Wetter abhängig wie es mir morgens geht. Ist eigentlich doof aber dann hab ich das Gefühl nichts mit den Kinder machen zu können und doch gehen die Tage dann schnell um.

Vielen Dank das ihr zugehört habt allen Wünsche ich alles Gute.
Gruss manu
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo,

das Wetter ist in der Tat auch ein Faktor. Aber auch mir setzt es zu, dieser Dauerregen - auch die Gesunden "psychisch Stabilen" kriegen da wirklich depressive Tiefs. Also nur weil du auf das Wetter reagierst kann man nicht sagen, du bist nicht stabil. Alle Menschen reagieren darauf in irgend einer Weise. Aber wenn man noch nicht ganz gesund ist, dann setzt einem das Wetter sichter stärker zu, das bestimmt.

Raus gehen ist sehr gut, ich sehe das nicht als Flucht. Und das Morgentief - ich glaube doch, dass du auch das noch "verlernen" wirst. Sobald du dir zugestehst, den Morgen einfach nicht so zu mögen und nicht verlangst, da schon zu lachen, zu hüpfen, Purzelbäume zu machen und vor guter Laune zu sprühen, wird die Angst und der Druck leichter und wird irgendwann verschwinden. Ich kenne das Morgentief auch aus meiner akuten Phase - es hat lange gedauert, bis es weg war. Aber ich bin auch heute noch ein Morgenmuffel aller erster Güte.... :roll: Und wißt ihr was? Ich darf das sein. Ich steh auf mit einem Gesicht - mein Mann sagt oft zu mir: Oh Gott, hat man dich im Traum massakriert? Ich will morgens meinen Kaffee, meinen Laptop und STILLE!!!! Ich will nicht lachen und nicht quatschen, ich will in Ruhe langsam zu mir kommen. Meine 2 Männer haben das mittlerweile akzpetiert und lassen mich auch - sie sind beides Menschen, die Morgens schon vor guter Laune sprühen... :shock: Ich bin bin dann nach 1 Stunde fit - früher wo ich Tanz und Trallala aufführen wollte (weil ich dachte eine gute Mama muss das) ging es bis mein Mann aus dem Haus war und dann brach die Angst und die Panik aus. Es geht ein großes Stück weit darum, SICH SELBER SO ZU AKZEPTIEREN WIE MAN IST!!! Und ich bin ein Morgenmuffel - mal mehr, mal weniger - aber bei dem Dauerregen seeeeeeeeeeeeehr oft........................ :wink:

Lass dir Zeit Manu und lass dem Morgentief seinen Raum. Ich bin mir ganz sicher, dass auch das sich noch geben wird. Und wirklich toll, dass du trotzdem mit deiner Kleinen auch im Regen raus gehst!!! Ich schaff das nicht mehr sooooo oft.... :oops:

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

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mici

Beitrag von mici »

Hallo Lisi,

auch, wenn Du das Schlimmste schon wieder überwunden zu haben scheinst, wollte ich mich doch noch mal (kurz) zu Wort melden, jetzt, wo ich wieder etwas mehr Zeit habe (und mich deshalb auch um Skype kümmern werde. :wink:

Deshalb hätte ich gern gewusst: diejenigen von euch, die sich als "stabil" bezeichnen, habt ihr solche Tage noch? Und habt ihr in diesen Situationen auch noch Angst, es könnte mehr werden? Oder ist das nur bei mir ein wunder Punkt?
Was die PPD angeht, bezeichne ich mich weitestgehend wieder als gesund. Doch Du weißt ja von mir, dass ich sehr unter "Rückfällen" bzw. neuen "Tiefs" leide. Ich bringe die aber eigentlich nicht mehr mit der PPD in Verbindung. Für mich stellt es sich stattdessen so dar: Die PPD macht einen sensibler! Gerade weil sie im Zusammenhang mit diesen so schutzbefohlenen Kindern auftritt, weil so viele existenzielle Ängste um Leben und Tod betroffen sind etc., ist die PPD meines Erachtens eine derjenigen psychischen Erkrankungen, die auch nach Ausheilung noch eine unglaubliche Sensibilität zurücklassen. Als "starke" Mutter ist man tagein - tagaus gefordert, seine ach so "schwache" Brut durchzubringen. Gleichzeitig dürfen heutzutage auch so Werte wie Selbstverwirklichung und individuelle Lebensweise nicht zurückstehen und alles in allem gestatten wir uns viel zu selten, den freudigen und den traurigen Momenten die Zeit einzuräumen, die ihnen gebührt. Deswegen überkommt uns an manchen Tagen vermeintlich plötzlich ein "Tief". Und ich denke, nur weil wir nicht vorbereitet sind, können wir dieses Tief überhaupt als möglichen Rückfall bewerten.
Doch ein Leben nach der PPD ist nicht das selbe wie vor der PPD. Das beschreibt Marika ja auch immer sehr treffend. Klar, geht es um Selbsterkenntnis und erweiterten Erfahrungsschatz. Aber das ist nur die eine Seite. Die andere, viel anstrengendere und schwieriger zu akzeptierende Seite ist doch die, dass wir lernen müssen, unseren Emotionen im Alltag einen Platz einzuräumen. Dafür brauchen wir zu allererst ein paar Minuten, in denen wir resümmieren, was der Tag mit sich brachte, was uns erschreckt, geärgert, erfreut hat... Denn wie ich schon sagte, ich glaube, dass Mütter nach einer PPD noch um ein vielfaches sensibler sind für die Ereignisse des Alltags, als Mütter ohne PPD. Und ich glaube ein Grundproblem liegt darin, dass wir diese Sensibilität im Alltag nicht genug berücksichtigen, was auch schwer ist, für denjenigen, der arbeitet, Kinder versorgt, Schwiegereltern besucht, studiert :wink: ...
Doch gerade deshalb schlagen sich die Emotionen in einem für uns unerwarteten Moment ihre Bahnen und man findet sich heulend im Zugabteil sitzend und kann die Tränen gar nicht mehr zuordnen. Gelten sie nun der Auseinandersetzung mit der Schwiemu? Gelten sie der Kleinen, die sich gestern das Knie aufgeschlagen hat? Gelten sie dem Chef, der schon wieder Überstunden will? Sie gelten allem, aber wir vergießen sie auf einmal, weil wir uns nicht die Zeit nehmen, den einzelnen Ereignissen ihre je eigene Aufmerksamkeit zu schenken.
Das ist so weit meine Theorie. Ich für mich kann (und muss) damit leben, dass ich immer wieder solche Heultage- und wochen haben werde. Ich habe auch noch nicht gelernt, meine Wut und Trauer den einzelnen, sie auslösenden Ereignissen zuzuschreiben, sondern es überkommt mich und dann rase ich in ein Tief und fühle mich hundelend dabei! Und denke auch überhaupt nicht daran, dass das jemals wieder vorbeigehen könnte, sondern nur, dass alles immer schlimmer werden wird. Bis sich dann am nächsten Morgen das Leben doch wieder ein kleines bisschen anders anfühlt. Genauso plötzlich und überraschend und unerwartet.
Und ich glaube das ist es, was das Leben vor und nach der PPD unterscheidet. Es sind einfach noch emotionale Dimensionen dazugekommen, für die wir erst mit der Zeit einen Platz in unserem Leben einräumen werden.

Vielleicht so weit erstmal, ich hoffe, ich lag jetzt nicht völlig daneben, mit meiner Einschätzung?!!

MICI
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Beitrag von Marika »

Mici - was du schreibst ist einfach nur geniel und ich kann das genau so unterschreiben!!!!!

Wir gehören wohl zu den Menschen, die einfach mehr und stärker Emotional reagieren. Das ist wunderschön, aber eben auch öfter mal schmerzhaft. Beiden Teilen Raum und damit seine BERECHTIGUNG zu geben, kann meiner Meinung nach der Weg sein, ein schönes und erfülltes Leben zu führen, auch wenn mal die Tränen die Überhand haben.

Ganz toll geschrieben, Mici - ich bin begeistert!

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

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