Ich heiße Betty und bin 29 Jahre alt. Ich habe diese Seite im Internet gefunden, als ich mich über die peripartale Depression informieren wollte. Ob ich wirklich unter Depressionen leide oder es "nur" der Babyblues oder die Hormone sind, weiß ich nicht. Auf jeden Fall fühle ich mich genau wie ihr. Mir gehts richtig beschissen.
Aber der Reihe nach. Mein Sohn Julian kam vor drei Monaten auf die Welt. Er ist unser absolutes Wunschkind. Die Schwangerschaft verlief problemlos. Die Geburt war sehr anstrengend und lang. Er kam als "Sterngucker" auf die Welt. Als wir dann nach Hause kamen hatte ich den Babyblues. Ich hab Rotz und Wasser geheult bei jeder Kleinigkeit. Das war aber am nächsten Tag schon wieder weg. Wir haben uns schnell aneinander gewöhnt und es klappte wirklich alles super. Das änderte sich aber vor zwei oder drei Wochen. Ich weiß es nicht mehr genau. Ich laß an diesem Tag eine Todesanzeige in der Zeitung. Es war 6-Wochenseelenamt von einem 7 Wochen alten Baby. Es war sogar ein Foto von ihm abgebildet. Heute weiß ich, dass der Kleine krank war. Trotzdem hat mich die Anzeige geschockt. Seitdem kann ich Nachts nicht mehr schlafen. Ich hab Alpträume und panische Angst meinen Sohn morgens Tod im Bett zu finden. Einmal hab ich von Julians Beerdigung geträumt. Im Traum habe ich ihm einen grünen Schnuller mit ins Grab gegebn; diesen schnuller gab es wirklich. Ich bin weinend wach geworden und mußte erstmal gucken, ob es Julian gut geht. Ich hab meinem Mann davon erzählt und der meinte, ich soll den Schnuller einfach wegwerfen Gesagt, getan. Aber es wurde nicht besser im Gegenteil. Ich fange oft grundlos an zu heulen und im nächsten Moment bin ich total gereizt und aggresiv. Manchmal denke ich, ob es besser gewesen wäre, kein Kind zu bekommen. Es gibt auch Tage, da nervt mich mein Kind, obwohl er nichts macht. Im Gegenteil, er ist total lieb. Kein Schreikind oder so. Halt deinen Mund sage ich dann zu ihm, und es tut mir soffort wieder leid. Ich schäme mich so für diese Gedanken. Nachts kann ich nicht schlafen, komm nicht zur Ruhe. Über Tag bin ich total fertig und müde. Ich muß mich schon zwingen aufzustehen. Essen tu ich nur, weil ich sonst mit dem Stillen aufhören müßte. Am meisten ängstigt mich meine Reizbarkeit. Ich rege mich über Kleinigkeiten auf und schrei meinen Mann wegen jeder Kleinigkeit an. Das tut mir hinterher total leid. Manchmal denke ich es wäre besser, wenn ich nicht da wäre. Ohne mich sind mein Mann und mein Sohn besser dran. Und noch etwas belastet mich unheimlich. Die Frage, wie soll es nächstes Jahr weitergehen? Ich habe eigentlich zwei Jahre Elternzeit beantragt. Bekomme dieses Elterngeld aber nur ein Jahr ausgezahlt. Heißt, ich muß nächstes Jahr wieder arbeiten gehen. Aber wohin mit meinem Sohn??, Schwiegereltern sind voll berufstätig. Meine Mama wohnt nicht hier, sondern eine Autostunde entfernt. In die Kita möchte ich Julian nicht gerne geben. Die sind doch alle überfüllt. Und bei meinem jetzigen Chef möchte ich nicht unbedingt wieder arbeiten. Ich hatte richtig Stress mit dem während der Schwangerschaft. Er hat so manche Gesetze nicht verstanden und wollte das dann auch nicht einhalten. Hat mich zum Beispiel nicht beim Amt für Arbeitsschutz gemeldet. Außerdem sollte ich immer Stuhlassistenz machen (ich bin Zahnarzthelferin), obwohl ich das nicht durfte. Jetzt soll ich wieder angekrochen kommen, weil ich Geld brauche?! Der rafft das sowieso nicht. Außerdem zahlt der nicht gut.
Es ist alles irgendwie zum Kotzen.

Nachts kann ich nicht schlafen und über Tag bin ich total gerädert, müde, funktioniere eigentlich nur noch wie ein Roboter. Selbst Sachen die mir früher Spaß gemacht haben, wie lange Spaziergänge, öden mich nur noch an.
Ich versuche irgendwie den Tag rum zu kriegen. Suche mir immer irgendwas zu tun im Haus.
Mein Mann hat mir jetzt gesagt, dass ich mal zum Arzt gehen soll. Ich habe auch einen Termin gemacht. Heute Nachmitag gehe ich hin. mein Mann kommt mit, alleine trau ich mich nicht. Ich schäme mich.
Was ist los mit mir?? Und was sol ich tun??