wir haben doch schon mehrmals feststellen dürfen, dass wir alle eher zum Perfektionismus neigen. Und mir scheint, das zieht sich bis in unsere Krankeheitsbewältigung. Wenn schon PPD, dann aber richtig, so quasi. Und der "perfekte" Weg schreibt uns vor, dass wir ein AD nehmen, Therapie machen, zunächst dann und wann Tiefs haben, aber nach einer gewissen Zeit, ich sag jetzt mal 2 Jahre, da muss es dann gegessen sein. Und dann sollen wir sagen, gut dass mich die PPD erwischt hat, sonst wär ich jetzt nicht so reflektiert und würd mich nicht so gut kennen blabla.
Aber ehrlich, die Bekanntschaft mit dieser Krankheit hätt mir in meinem Leben nicht gefehlt, ich wär gern weiterhin blauäugig durch die Welt gelaufen und hätt mein Leben genossen. Ich kann jetzt sagen, ok, es ist so, aber sicher nicht, schön, dass es so ist. Soweit meine ehrliche Meinung dazu, welchen "Gewinn" die PPD bringt.
Und das 2. ist, dass ich auch, wie anscheinend Marika, Hemmungen habe, hier zu schreiben, wenn es mir schlecht geht. Weil ich den "neuen", die vielleicht grade mitten in der Hölle sind, nicht die Hoffnung nehmen will.
Nur, das ist auch nicht gut. Erstens hat es mir immer viel geholfen, eure Antworten auf meine Probleme zu lesen und zweitens ist es ja doch nicht die Realität. Die PPD ist kein Oberarmbruch, der nach der OP verheilt und dann funktioniert alles wie vorher. Wie vorher ist nichts. Bitte versteht mich nicht falsch, es geht mir jetzt ziemlich gut, ich habe das, was ich mir in der schlimmen zeit immer gewünscht habe: ein normales Leben.
Und trotzdem, es fällt mir schwer, zu akzeptieren, dass es mich getroffen hat, dass ich so schwach und hilflos und verzweifelt und klein war. Und dass es diesen Teil in mir gibt - auch jetzt noch. Es wird zwar besser, aber ich habe Angst, an schlechten Tagen, dass wieder ein Tief kommt, und in einem (sehr seltenen) Tief, dass es diesmal für immer bleibt.
Mein Haus steht, aber ich bin nicht sicher, ob ich es erdbebensicher gebaut hab.
Langer Rede kurzer Sinn: ich würde gern auch diese Zweifel mit euch teilen, wissend, dass sie euch nicht entmutigen, weil ihr wisst, dass mein Leben alles in allem wieder gut ist.
Und dass wir uns nicht an anderen messen dürfen, um dann auch nicht enttäuscht zu sein, wenn unsere Vorbilder unseren Erwartungen nicht (mehr) entsprechen.
Vielleicht versteht ihr, was ich meine, ich habe oft das Gefühl, ich darf nict jammern, weil ich ja aus dem Gröbsten raus bin und da gibt es ja andere, denen es schlechter geht etc. Aber genau diese Einstellung hat uns doch alle hier her gebracht, wisst ihr? Ich will nicht mehr irgendwelchen Erwartungen entsprechen, sondern ehrlich sein, zumindest doch mit euch, die ihr mich so gut kennt.
So das wars
Lg E