Verhaltet ihr euch auch so "widersprüchlich"?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

Lotte20

Verhaltet ihr euch auch so "widersprüchlich"?

Beitrag von Lotte20 »

...hallo ihr Lieben,

mir ist schon oft aufgefallen, dass meine Gefühle (und Reaktionen) oft gar nicht zueinander passen (...mal davon abgesehen das man Gefühle eh nicht steuern kann).

Wenn ich mich zB mit dem Kleinen beschäftige kann ich wahnsinnig geduldig sein, ich singe ihm 10 mal das gleiche Lied vor, hebe ihn 10 mal von der Schaukel und wieder drauf usw.... aber auf der anderen Seite bin ich ganz schon oft super ungeduldig... wenn irgendwas länger dauert, merke ich, wies in mir kocht... nicht immer merkt man mir das an aber ganz oft sage ich dann auch ,,schneller... schneller!!" Kann diese Spannung dann nur schwer aushalten.

Anderes Beispiel:
Ich fühle mich oft sehr unsicher und es fällt mir schwer eine Entscheidung zu treffen, doch auf der anderen Seite bin ich (in der Gruppe) oft diejenige die am meisten redet und als "die Verrückte" (meistens im positiven Sinne;)) gilt.


Meine Angst ist jetzt, dass ich (da ich mich oft so widersprüchlich verhalte und oft nicht weiß, welches "Extrem" jetzt ICH bin) vllt doch böse bin (auch wenn ich eine fürgsorgliche Mutter bin und mein Kind über alles liebe...).
Woher weiß ich denn jetzt, dass ich nicht auch hier eine andere (widersprüchliche!) Seite in mir trage?
Von ein Extrem ins andere...


Liebe Grüße
selina

Beitrag von selina »

hey lottchen

is glaub ich bei allen so.Wenn du deine Maus schaukelst oder sonst was bis du die ruhe selber usw ,das kenne ich nur zu gut.Das ist automatisch so in deinem Unterbewusstsein programmiert denke ich.ei mir ist es jedenfalls genauso gewesen,wenn mein Mann da war konnte ich auch mal so richtig schimpfen über sachen die, wenn ich allein war mit dem kleinen mir überhaupt nicht aufgefallen sind.

Sei doch froh das es so ist,dass ist bestimmt irgendsoein "muttiding" :wink:
Und mach dir keine Sorgen du bist nich tböse.Wie lange hast du nun Angst davor?Und ist schon mal was passiert?Denk drüber nach!
Lotte20

Beitrag von Lotte20 »

....ne noch nichts passiert aber darum geht es mir auch nicht.
ich weiß ja, dass ich niemals etwas "böses" tun würde.. also etwas, wovor ich angst habe..

Anderes Beispiel was im Alltag besonders auffällig ist:

Sobald ich auf dem Boden krümmel oder dreck sehe, muss ich das wegmachen, ich kann nur ganz ganz selten einfach drüber hinwegsehen. (Wohne nicht alleine, sonst wäre es ja kein Problem..).
In meinem Zimmer (zB in manchen Schränken sieht es ziemlich chaotisch aus).
ich ertrage es kaum, wenn irgendwo was rumliegt aber selber bin ich meistens total durcheinander, vergesse vieles, verlege alles usw...
bambam

Beitrag von bambam »

Hallo Lotte!

Das was du beschreibst - das könnte auch ich sein!!!!!

Auf der einen Seite geduldig bis ins dorthinaus - auf der anderen Seite ungeduldig, gereizt und es kann nix schnell genug gehen!

Auf der einen Seite nervt mich auch jeder Krümel auf dem Boden und ich wisch gleich alles weg - auf der anderen Seite liegen die T-Shirts im Schrank meistens nicht so ordentlich (außer es packt mich der Rappel und ich schmeiß alles raus und bin Stunden damit beschäftigt, alles wieder Millimeter-genau in Reih und Glied zu sortieren... :wink: )...

Auch was Buchhaltung oder behördliche Unterlagen betrifft bin ich eher "unordentlich", d. h. ich leg alles erst mal schön in den Schrank bis der überquillt und mich dann - genau wie bei den Klamotten - die Krise einholt, weil ich nix mehr finde und leg dann nen halben Tag die ganzen Schreiben ab...

Du siehst also: das ist völlig normal! Ich denk mir auch manchmal, wenn mich jemand fragt, ob ich perfektionistisch bin: auf der einen Seite ja - auf der anderen Seite eben nicht so.... :lol:

Aber wieso kommst du darauf, dass du böse sein könntest deswegen? Außerdem gibst du dir die Antwort selber: du hast Angst davor, dass du böse sein könntest! Für mich ist das ein typischer ZG... Was ich dir damit sagen will: dein Gehirn oder deine Gedanken wollen dir da was einreden, was so einfach nicht ist! Du bist nicht böse!!!!
Warum auch? Nur weil du einerseits geduldig bist und andererseits leicht genervt?

Was soll denn daran böse sein? :lol: Genau: NIX!


Liebe Grüße,
Bambam
mici

Beitrag von mici »

Hallo Lotte,

mein Eindruck ist, dass Du die Momente, an denen Du besonders geduldig bist (z.B. beim Schaukeln) mit den Momenten, bei denen Du besonders ungeduldig bist (ein Beispiel hast Du nicht genannt), ausgleichen willst!
Man redet doch immer vom "goldenen Mittelweg", den es ja bekanntlich nicht gibt, dennoch erscheint dieser goldene Mittelweg eben vielen als erstrebenswert, weil er eben gerade kein Extrem darstellt. Diesen goldenen Mittelweg scheinst Du noch nicht ganz anzuvisieren. Vielleicht gibt es für Dich eine Möglichkeit, an manchen Stellen etwas weniger geduldig zu sein und dafür an anderen Stellen etwas geduldiger.
Deine Angst, "böse" werden zu können, resultiert vielleicht auch nur aus Deinem Verhalten, normalerweise besonders "lieb" zu sein. Vielleicht siehst Du auch hier eine Möglichkeit, Dir manchmal, wenn Dich Dinge wirklich ärgern, Luft zu machen, damit der innere Druck gemildert wird, plötzlich "aus der Haut zu fahren" und etwas Unüberlegtes zu tun.

Lieben Gruß,

MICI
Lotte20

Beitrag von Lotte20 »

danke euch :)

@bambam:

Beruhigend, dass sowas "normal" ist und ich (sowieso) nicht die Einzige bin ;).
Wie ich darauf komme, deswegen böse sein zu können? Weil ich denke, dass dieser Widerspruch ja auf alle Lebensbereiche (Ansichten, Einstellungen usw) übertragbar sein kann... Das Bösesein bezieht sich (bei mir) darauf, Kindern etwas antun zu können bzw zu WOLLEN. Zum Beispiel dass ich pervers bin oder so (obwohl ich weiß, dass ich sowas NIEMALS tun würde..). Denke dann ,,wenn du dich andauernd so paradox verhälst, kann es ja auch sein, dass du super Kinderlieb UND gleichzeitig pervers bist. (Was jetzt nicht das direkte Gegenteil von ,,Kinderlieb" ist .. aber auf der einen Seite weiß ich, dass ich "sowas" verabscheue aber auf der anderen Seite kann ich mir ja jetzt nicht sicher sein, ob mein Zg ,,ich könnte pervers sein" nur ein Zg ist oder ob ich (da ich sonst auch so "durcheinander" bin) wirklich böse bin.....

Verstehst du was ich meine?


@Mici:

mmmh... hört sich logisch an aber ich habe nicht das Gefühl, dass es bei mir so ist... wenn dann (sowieso) unbewusst aber selbst jetzt beim drüber nachdenken habe ich nicht das Gefühl, dass es zutrifft.
Aber vllt ist da ein bisschen was dran, da ich oft bei Dingen (wo ich am liebsten Schreien würde bzw "zickig" reagieren würde) denke ,,ruhig bleiben, immer nett sein!" und nicht sage ,,stopp, will ich nicht!" und bei anderen Dingen (die objektiv gesehen recht "harmlos" sind) sehr schnell laut und ungeduldig werde... aber das ist ja alles irgendwie normal..
wäre ja schlimm wenn man immer schreien würde bzw nie seine Meinung kundgeben würde. Jedes Extrem fällt irgendwie negativ auf (auch wenn es vllt im Endeffekt oft positives Bewirkt...wobei das eher seltener vorkommt).
bambam

Beitrag von bambam »

Hallo Du!

Versteh ich das richtig: du denkst also, weil du in manchen Dingen geduldig bist und in anderen Dingen wieder genau das Gegenteil davon bist könntest du das auch auf die Kinder übertragen... Sprich: mal geduldig und superlieb und dann das Gegenteil? Seh ich das richtig?!

Ist völliger Quatsch und meiner Meinung nach ein eindeutiger ZG! Schau mal: die Angst, Kindern etwas antun zu können oder auch pervers zu sein ist ein typischer Zwangsgedanke! Auch das du weißt, dass du das nicht tun wirst ist typisch - das Problem dabei ist nur die Angst, die dich immer wieder quält!!!!!!

Nur weil du in Haushaltssachen so widersprüchlich bist (oder auch in anderen Dingen - ist ja völlig wurscht) heißt das noch lange nicht, dass du zwar ein kinderlieber Mensch bist (was du definitiv bist!) aber genau deswegen andererseits ein Monster! Das will dir nur der Zwangsgedanke einreden bzw. die Angst! Verstehst du, was ich meine?!

Also lass dich von deiner Angst nicht verunsichern!!!!


Liebe Grüße,
Bambam
Lotte20

Beitrag von Lotte20 »

an alle:

Was mich so verunsichert ist zum Beispiel, dass ich (weiß grad nicht mehr wo) gelesen habe, wie ein Mann unter bestimmten Gedanken litt und diese gleichzeitig "gut" fand.
Ich glaube es ging auch um Kindesmissbrauch (also den Gedanken daran) und er fand diese Bilder total schlimm, hat sich dafür gehasst aber es trotzdem gleichzeitig "antörnend" gefunden.
Weiß nicht mehr genau ob es jetzt genau so war.. aber vom Prinzip ist es halt : Man findet xy schrecklich (weil man halt weiß, dass sowas tabu ist und man sowas eigentlich verabscheut) aber gleichzeitig merkt man, dass es einen doch anmacht.
Und dann denk ich wieder : Woher weiß man dann, Zg hin oder her, ob man selber (wenn man solche oder ähnliche Gedanken hat) sowas doch "gut" findet bzw der Zg einem das nur einredet???

Mich hat das einfach verunsichert, da man sich ja dann nie sicher sein kann...wenn man sowas liest denkt man natürlich sofort ,,siehste, man kann sich schlecht fühlen und trotzdem böse sein!!!"
selina

Beitrag von selina »

FALSCH!

Das antörnende Gefühl ist eine überreaktion weil du /xy(mann im artikel) sich zu stark überprüft und auf gewisse Körperregionen konzentriert!Heisst man überprüft automatisch seinen körper ob man es auch wirklich "schrecklich" findet.Durch die Angst die dadurch entsteht etwas nicht normales zu fühlen/auszuführen überprüfst du /xy ständig deinen Körper um sicher zu sein das du es nicht tust ! Konzentrierst du dich ständig auf deine zb intimen Bereiche so extrem interpretierst du das Gefühl falsch!Das wiederrum führt zu Angst und unsicherheit.

Heisst:Hättest du mehr Selbsbewusstsein und vertrauen in dich selbst würdest du dich NICHT überprüfen und die Spirale würde gar nicht erst anfangen!Das lernt man in der Therapie und ist der erste Schritt sich von Zgs zu befreien!

Marika korriegiere mich falls ich was vergessen habe :wink:
Benutzeravatar
Marika
power user
Beiträge: 10826
Registriert: 04:06:2005 16:05

Beitrag von Marika »

Da gibts nix zu korrigieren, liebe Katharina - du hast das Lehrbuchmässig und aboslut richtig erklärt!!!! Prima, unglaublich wie viel du gelernt hast und es sogar anwendest! Ich bin begeistert!!!!

@Lotte: Das was Selina gesagt hat, ist der Knackpunkt!!!! Dieser Mann ist ganz anders als du, sein Empfinden ist krank. Dein Empfinden ist nichts anders als der Zwang, an dem du arbeiten mußt, damit du ihn los wirst!

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Lotte20

Beitrag von Lotte20 »

hey ihr zwei,

ja das KANN richtige sein aber was unterscheidet mich von dem Mann?? Er kann ja auch zwanghaft überprüfen ob er was fühlt oder nicht? Es kann doch dann wirklich sein, dass er (auch wenn er es zwanghaft überprüft) er pervers ist?

Das Einzige was mich minimal beruhigt ist, dass ich (wie schon mal gesagt) erst Angst bekomme, wenn ich bewusst darüber nachdenken (also es ist nicht so, dass ich, ohne drüber nachzudenken vorher, merke, dass meine körperliche Reaktionen mir zeigen ,,du bist pervers".
Trotzdem kann man sich nie sicher sein, da es bei jedem vllt anders ist und es bestimmt auch Menschen gibt, die zwanghaft überprüfen und dann merken ,,es ist so!".

Ach keine Ahnung...
selina

Beitrag von selina »

Jetzt versuchst du nach aboluter icherheit zu streben was wie wir wissen unmöglich ist...da es keine absolute Sicherheit gibt!Für gar nix ebend!

Nochmal ne frage den Artikel den du gelesen hast, hat der Mann das ausgeführt?

Liebe Lotte du musst unbedingt mehr selbstvertrauen gewinnen und dir deine Sicherheit aus dir selber holen!Wir können sie dir nicht geben nur du alleine!
selina

Beitrag von selina »

ausserdem was ist denn Pervers?Etwas zu denken?Gedanken sind frei!!!!!
Wenn ich denke ich könnte mein Mann an die Wand schlagen ist das dann nicht pervers oder agressiv?Wenn ich denke ich könnte mein Kind missbrauchen ist das dann pervers?Ja schon aber bin ich pervers?NEin!Wieso nicht?Weil ich es nicht tue!

GEDANKEN UND TATEN SIND ZWEI VERSCHEIDENE PAAR SCHUHE!
Lotte20

Beitrag von Lotte20 »

Hey Selina,

ich weiß nicht mehr aber ich glaube, dass er es nicht ausgeführt hat.
Ein anderes Beispiel: in Amerika kann man sich freiwillig kastrieren lassen... das heißt ja, man leidet darunter und will etwas dagegen tun.
Sprich: man merkt nur, dass man auf sowas steht OHNE es auszuführen...
Bis jetzt klang es für mich immer so, dass man (wenn man pervers ist) sowas in irgendeiner Form ausführen wird... aber dem ist ja dann nicht so.

Was es bedeutet pervers zu sein? natürlich nicht, wenn man nur an irgendwas denkt.. aber sobald man bei so einem ekeligen Gedanken merkt, dass es einen erregt, ist man pervers... man macht vllt nichts aber man denkt dinge und findet diese angenehm (ohne dass man es will!!!!).
Dann kann es ja trotzdem sein, dass man darunter leidet und diese Gedanken nicht zulassen will aber es einen trotzdem gleichzeitig "gefällt".

Und davor habe ich Angst, dass dieser Zg die Wahrheit spricht und ich mich einfach nicht dagegen wehren kann. Selbst wenn es klare Momente gibt und ich in denen oft merke, dass es nur ein Gedanke ist und ich nicht pervers oder so bin, wird diese Angst nicht weniger.
Da ich dann sooft drüber nachdenke, bis ich wieder das Gefühl habe, böse zu sein..
mici

Beitrag von mici »

Liebe Lotte, diese Männer, die Du beschreibst, haben an sexuellen ZG gelitten und sich deshalb kastrieren lassen!! Sie hatten Angst davor, ihre Gedanken in die Tat umzusetzen und diese Angst war so groß, dass sie daraus für sich körperliche Konsequenzen gezogen haben. Wenn Männer sexuell erregt sind, was ja sehr plastisch sichtbar werden kann, heißt das NICHT, dass sie das, was sie denken, auch ausführen WOLLEN. Dass sie einen Ständer kriegen, wenn sie daran denken, ein Kind zu vergewaltigen, ist in solchen Fällen eine Dysfunktion des Gehirns. Genauso wie es auch umgekehrt Fälle gibt, in denen Männer gerne Sex mit ihrer Partnerin haben WOLLEN und KEINEN Ständer kriegen. Du führst die sexuelle Erregung der Männer auf einen Wunsch zurück, etwas Verbotenes tun wollen, aber das ist, jedenfalls in Deinem Beispiel, kein Beweis!
Auch kleine Jungs, die jahrelang von vertrauten Persones missbraucht werden, kriegen u. U. einen Steifen, was aber nicht heißt, dass sie den Missbrauch genießen würden. Viel eher scheint es so zu sein, dass Angst und sexuelle Erregung ein- und demselben Gehirnareal zuzuordnen ist und eben eine Dysfunktion vorliegt, wie auch in Deinem Fall. Du interpretierst Deine Angst vor etwas Verbotenem auch als "bösen Wunsch" etwas zu tun! Dies kann durch entsprechende Therapien behoben werden! Wirkliche Kinderschänder oder Kindsmörder empfinden dabei keine Angst, sondern Wollust!

MICI
Antworten