Ich will gehört werden

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

Benutzeravatar
Marika
power user
Beiträge: 10826
Registriert: 04:06:2005 16:05

Ich will gehört werden

Beitrag von Marika »

Hallo die Damen!

Seit Tagen brennt mir was unter den Nägeln - konkret, seit es mir wieder viel besser geht: Ich merke, dass ich wieder oder immer noch das Bedürfniss habe, über die Erkrankung bzw. meine neue depressive Episode zu reden, meine Empfindungen auszusprechen, einfach das Grauen das ich erlebt habe auszusprechen, den es "würgt" mich, als würde ich eine Kröte auspucken müssen.

Aber die Schwierigkeit - keiner will es hören hier bei mir in meiner Umgebung. Ich verstehe es auch, denn sie haben es alle schon viele Male gehört. Es hat zwar keiner gesagt, aber ich merke es. Es kommen zaghaft die Fragen "wie gehts dir", "gehts dir eh wieder besser, ja", aber wenn ich dann ein bissl ins Detail gehe, dann wird sehr schnell das Thema gewechselt. Ich bin nun wirklich keine, die Stundenlang nur über die Krankheit sprechen will, denn ich weiß dass das belastend ist. Aber es täte sooooo gut, wenn jemand einfach mal sagen würde: Beschreib mal, was du dabei gefühlt hast.

Ich habe nun am 13. Oktober wieder einen Termin bei meinem Psychiater und ich freue mich wie ein kleines Kind, weil ich weiß - DA WERDE ICH GEHÖRT, auch wenn ich dafür zahlen muss. Da ist man eine Stunde nur für mich da, da darf ich alles sagen, Schwäche zeigen usw. Das tut sooo gut. Und hier bei euch darf ich das auch, das hilft schon viel.

Aber eigentlich ist es schade, dass die nächsten Anghörigen, das nicht können oder möchten. Ich verstehe es ja auch, aber ist man nicht deshalb auch "Familie"? Wie gehts euch da?

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
kathrin66

Beitrag von kathrin66 »

hallöchen marika!

ich kann dich soooooooooooooooooooooo gut verstehen.

allerdings habe ich nicht einmal in den letzten 5 jahren von irgendwem die frage gehört, wie geht es dir!
okay, ausser mein doc!

wenn du das so schreibst, denke ich nach, ob ich vllt. mal jemandem ungefragt "mein leid" klage. sie machen es schließlich auch. und das nicht zu knapp.

ich hoffe, du findest einen weg. wenn nicht, ich höre dir zu!!!!!!!!

lg kathrin
Benutzeravatar
Marika
power user
Beiträge: 10826
Registriert: 04:06:2005 16:05

Beitrag von Marika »

Hey Süße,

siehst du das meine ich!!!! Du antworst mir sofort - du hörst mich!!!! Und das obwohl wir viele km von einander entfernt sind!!! Das ist so schön, ich danke dir!!!

Und es stimmt: die anderen "klagen" einem oft ungefragt ihr Leid ohne Rücksicht. Ich trau mich das einfach nicht, weil ich niemanden belasten will und schon gar nicht dass man von mir denkt: Wann hört die endlich auf zu reden! Andere stört das wenig...... :roll:

Ich grüß dich ganz lieb!!!!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Lotesse

Beitrag von Lotesse »

Hallo Marika,

ich muss sagen, ich traue mich gar nicht richtig, über das Thema Depressionen zu sprechen. Aus Angst, dass es eh keiner hören will. Nur mit meiner Familie und mit meiner besten Freundin kann ich wirklich darüber sprechen.

Naja, ich will halt keinen nerven, es geht mir ja auch soweit wieder gut, aber so richtig verarbeitet habe ich die Sache manchmal noch nicht. Allerdings bin ich eher der Zuhörer und nicht der Jammerer.

Aber falls Du mal ein offenes Ohr brauchst, bin ich da. Und außerdem wohnst Du auch gar nicht so furchtbar weit weg!! *wink mit Zaunpfahl*

GlG,
Lotesse
bambam

Beitrag von bambam »

Hallo Du!

Auch ich kann das sehr gut verstehen...!

Aber ich denke einfach, dass die Frage "wie gehts dir?" meistens doch eh einfach nur eine Höflichkeits-Floskel ist... Sprich: man stellt diese Frage aus Höflichkeit und will es eigentlich gar nicht wissen... Zumindest habe ich diese Erfahrung gemacht. Insbesondere ist das so, wenn man krank ist oder auch war...

Einerseits kann ich das ja sogar nachvollziehen, denn wenn jemand an Krebs erkrankt ist frag ich auch nicht immer gleich nach dem "wie gehts dir denn"... Und zwar erstens deshalb, weil ich Angst hätte, dass die Person ständig darauf angesprochen wird und es vielleicht langsam zuviel wird und zweitens weil es vielleicht zu persönlich ist.

Was ich damit sagen will ist, dass es eben Menschen gibt, die entweder nur aus Taktgefühl vielleicht nicht nachfragen wollen oder aber welche, denen es sowieso egal ist...

Hinzu kommt bei unserer Krankheit einfach, dass es anscheinend unheimlich schwer nachvollziehbar für andere ist - jedenfalls mache ich dauernd diese Erfahrung. Auch ich kenne das, dass man kurz darüber spricht und dann aber gleich das Thema gewechselt wird.

Für mich ist es mittlerweile auch eine Wohltat, mich jedesmal bei meinem Therapeuten aussprechen zu können, dort im Mittelpunkt zu stehen. Das ich dort gefragt werde, wie es mir geht und was mir gerade auf dem Herzen liegt. Ich als Mensch mit meiner Krankheit, meinen Ängsten und mit meiner Geschichte im Vordergrund zu stehen ist eine tolle Erfahrung.

Gleichzeitig macht mich das traurig, dass ich diese Erfahrung nicht mal bei nahen Verwandten oder Bekannten machen kann...


Liebe Grüße,
Bambam
Neue Mami

Beitrag von Neue Mami »

Hallo zusammen

Da stimme ich BamBam vollkommen zu. Diese Krankheit ist für die die es nicht erlebt haben sehr schwer nachvollziehbar. Bevor ich überhaupt wusste was mit mir los ist hörte ich sehr oft als ich von meinen Beschwerden erzählt habe: "Reiss dich zusammen, das wird schon wieder" oder "Du hast doch alles was du wolltest, jetzt hast du auch noch ein gesundes Kind entbunden, sei nicht so undankbar!" oder auch "Positiv denken, dann gehts dir wieder gut". Somit hat sich das für mich erübrigt anderen über meine Beschwerden zu erzählen, die verstehen das sowieso nicht.. Die einzige die mich versteht und mit der ich offen über alles reden kann ist meine Mama, aber ich glaube auch nur weil sie das selbst erlebt hat, ich bin dafür sehr dankbar das ich mit ihr reden kann und das es euch alle gibt, weil hier wird man wirklich verstanden und bekommt gute Ratschläge und wird immer wieder aufgemuntert.

Vielen Dank das es euch gibt!
Genueva

guten Abend

Beitrag von Genueva »

Ich schließe mich, was die Floskel angeht auch meinen Vorrednerinnen an. Fast immer wollen die meisten doch nur ein "Danke gut" hören und dann übers Wetter oder ihre Kopfschmerzen oder Verspannungen reden.

So abgeblockt zu werden schiebt einen irgendwie noch weiter ins Abseits... Aber da müssen wir wohl durch.
Benutzeravatar
Marika
power user
Beiträge: 10826
Registriert: 04:06:2005 16:05

Beitrag von Marika »

Ja, ihr habt recht. Die Krankheit ist für andere sehr schwer nach zu vollziehen.

Und irgendwann "nervt" es wohl auch die, die darüber schon gut bescheid wissen und wollen einfach nicht wieder alles durchkauen.

Ich glaube, ich gehe auch zu sehr von mir aus, ich versuche meist mich intensiv in den anderen rein zu versetzen. Frage auch meinen Mann oft - "wie gehts dir, wie war dein Tag", er macht das kaum. Tja, Menschen sind verschieden und ich kann nicht von mir ausgehen. Dafür muss es halt Gott sei Dank die Psychiater und Therapeuten geben, die ZUHÖREN!!! Kriegen ja auch Geld dafür. :wink:

Aber traurig bleibt es doch: Das anscheinend die meisten nur zuhören, wenn sie was dafür bekommen. Und wir haben UNS - das ist auch sehr schön!

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Leuchtkäfer

Beitrag von Leuchtkäfer »

Hallo zusammen,
also ich habe tatsächlich eine handvoll Freunde, die die Frage "Wie geht es Dir?" ernst meinen. Ich war diejenige, die sich trauen mußte, mich anderen zuzumuten und ehrlich zu sagen, wie schlecht es mir geht und manchmal noch ging.
Meine Mann ist da auch etwas anders. Er hat das alles ja "live" miterlebt und kann es nicht mehr hören. Er gibt sich Mühe, wenn ich wiedermal gerne etwas erzählen will, wie alles so war, aber da merke ich, daß es ihm zuviel ist.
Ich denke, daß man das auch akzeptieren muß.

Ist es bei Euch allen denn wirklich so, daß Ihr es versucht habt, da ganz ehrlich und auch emotional drüber zu reden und trotzdem nicht gehört werdet? Das täte mir ganz doll leid, denn es tut wirklich gut, darüber zu sprechen.

Aber ich muß nochmal betonen, daß es für mich eine wirkliche Überwindung war, auch ehrlich auf so eine "Floskel-Frage" zu antworten und eben nicht zu sagen, "ja, geht schon", sondern dann auch wirklich zu sagen: Heute nicht gut, ich habe wieder ZGs und die machen mich fertig.

Ich will Euch nicht unterstellen, nicht ehrlich zu antworten oder das nicht zu wollen, sondern ich habe nur von mir berichtet. Da lag das Problem eindeutig auf meiner Seite.

Liebe Marika, ich habe gerne ein offenes Ohr für Dich. Per PN oder hier oder per Skype. Du warst schon lange hier im Forum, alsl ich dazu kam, ich kenne Deine Geschichte "nur" aus den Zusammenfassungen, die Du oft geschrieben hast, um anderen Mut zu machen. Ich habe echtes Interesse daran, wie es Dir dabei ging und geht. Also wenn Du möchtest...
ich meine das ganz ernst.

Liebe Grüße von Leuchtkäfer
Benutzeravatar
Marika
power user
Beiträge: 10826
Registriert: 04:06:2005 16:05

Beitrag von Marika »

Hallo Leuchtkäfer,

vielen Dank für die lieben Worte. Hier bei euch fühl ich mich eh gut aufgehoben. Drum bin ich Moment auch so viel hier - hier darf ich sein, wie ich bin.

Es sind meine engsten Mitmenschen - also mein Mann, meine Eltern, Freundinnen. Sie alle kommen mit ihren Problemchen sehr gerne zu mir und dann wirt oft stundenlang nur über dieses im Moment aktuelle Problem geredet und es stört mich auch nicht. Aber wenn ich mal von mir was erzähle - auch sehr ehrlich, dann wird schnell das Thema gewechselt. Evlt. erschreckt es sie, oder sie sind zu sehr mit ihren eigenen Dingen beschäftigt, ich weiß es nicht. Ich weiß nur, ich bleib im Moment auf der Strecke.

Aber ich habe gestern mal einfach meinen Mann gefragt, ob es ihn nervt, wenn ich von der Krankheit erzähle und dass ich mir so sehr wünsche, sein Ohr nur für mich zu haben. Dass ich mir wünsche, dass er mal fragt, "wie gings dir heute" und ich dann auch etwas mehr als nur 2 Sätze sagen kann, ohne dass er in die Zeitung dabei schaut oder Fernsieht.

Ich habe einfach das Gefühl, den Schmerz über das Erlebte dass ich mit dem Rückfall nochmal fühlen mußte, raus zu schreien, es auszusprechen, damit ich eine Distanz aufbauen kann. Denn erst jetzt, wo es mir wieder viel, viel besser geht sehe ich mit Entsetzen, wie schlecht es mir ging. Gewisse Dinge könnte ich im "internen Forum" posten, aber es könnte halt euch auch triggern, daher überleg ich so lange. Die Gesunden würde es wohl nicht triggern, aber die wieder wollen das nicht hören. Vielleicht schreib ich doch noch was im "Internen" und schau mal, ob mein Mann das Angebot auch ernst gemeint hat. :wink:

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
mimi

Beitrag von mimi »

ihr sprecht mir alle aus der seele. leider ist unsere gesellschaft sehr oberflächlich. und der family ist es irgendwann einfach zu viel.

aber ich bin auch ein mensch der reden, reden, reden muss, damit es mir besser geht. mein mann versteht, dass überhaupt nicht. er hatte die ganze zeit die taktik es einfach auszusitzen. leider!!

mir hat es oft sehr weh getan, gar nichts positives, aufbauendes von ihm zuhören. manchmal merk ich auch jetzt wo es mir wieder gut geht, dass ich ihm das immer noch übel nehme.

vorallem, weil ich eben auch so ein typ bin wie marika. ich veruch für die anderen alles zu geben und mich total in sie hinein zu versetzen.
naja man muss halt akzeptieren, dass ein außenstehender nie verstehen wird können was in uns vorgeht bzw. vorgegangen ist.

bin auch froh meinen doc zu haben!!
Genueva

Familie...

Beitrag von Genueva »

Hey Mimi, daß mit der Familie kenn ich. Meine Mutter fragt ab und zu mal und wenn ich sag, ich will nicht drüber reden ist ihr das wohl nur recht. Meine Schwiegermutter fragt erst gar nicht, obwohl sie es eigentlich mitbekommen haben müßte. So entzieht man sich schön jeglichem Streß...

Mein Mann bemüht sich schon. Aber das klappt nicht immer. Außerdem gehört er zu der Sorte "Reden-Schwinger", das kann ich meistens einfach nicht gebrauchen. Und er ist da einfach zu logisch. Das geht leider auch nicht.

Daher bin ich froh, dieses Forum gefunden zu haben. Ich muß nicht erklären warum wieso weshalb. Ihr kennt das... und versteht... und hört zu... und habt was dazu zu sagen. Beruhigend finde ich das 8)
manu

Hallo du bist die mich immer gehört hat.

Beitrag von manu »

Hallo Marika
es tut mir sehr leid das es dir nicht so tolle geht. Ich kann dich sehr gut verstehn und oft geht es mir ähnlich ich traue mich schon gar nicht es anzusprechen obwohl ich ganz genau weiss es würde mir gut tun.
Mir ging es bestens aber jetzt nach den Ferien bekomme ich ein ungutes Gefühl und mit hinblick auf Herbst naja .......
Gott sei dank gibt es Euch alle inklusive dich Marika. Ich drücke die Daumen das du bald besser drauf bist und das dir Termin wieder viel gibt.
Gruss manu
Annette

Beitrag von Annette »

Liebe Marika,

wie geht es Dir in der Zwischenzeit? Hoffe doch schon wieder viel besser nachdem Dir einige von uns zurückgeschrieben haben und Dir gerne zuhören...

Ich denke auch wie neue Mami, dass andere (Dein Mann, Deine Mama, Deine Schwester) unsere Krankheit einfach nicht nachvollziehen können, nicht verstehen können wie es uns wirklich geht. "Reiss Dich zusammen" und "das wird schon wieder" und solche Sätze hör ich noch immer in meinen Ohren!!! Als hätten wir uns nicht schon genug zusammen gerissen... Bin auch so froh, dass es Schatten & Licht gibt und einfach EUCH die immer zuhören...

Mein Mann fragt jetzt nach fast einem Jahr als alles angefangen hat auch nie nach meinem Befinden - finde das sehr traurig, für ihn läuft ja alles wieder "normal" wobei ich schon immer wieder noch schlechtere Tage habe... Bin momentan ja am reduzieren vom Mirtazapin und hab deswegen (vor allem morgens) schon ab und zu nicht so tolle Phasen! Obwohl ja draußen grad die Sonne scheint hab ich grad echt so ein Grauen vor dem Herbst/Winter!!! Ich hoffe Dir geht es da nicht auch so und Du bist aus Deinem Tief wieder einigermaßen draußen????

Also wenn was ist, dann schreib wieder, wir haben doch immer ein offenes Ohr - oder ruf Siggi an, das ist doch unsere BESTE! Was hätt ich nur ohne sie getan in meiner schlimmsten Zeit...

KOPF HOCH und ALLES LIEBE für DICH!!!!

Annette
AmoebeMS

Beitrag von AmoebeMS »

Hallo Marika, hallo zusammen,

im Grunde genommen weiß ich genau, wie es dir und so vielen von Euch geht und hege selbst oft diese Gefühle gegenüber anderen, die zwar nachfragen, aber nicht ins Detail gehen und nicht wirklich hören, ausdiskutieren wollen, wie es mir geht!?

Aber ist das denn tatsächlich der Fall?
Wollen diese Menschen es wirklich nicht hören oder meinen wir nur, dass es so ist (sein muss)?
Reden wir dann weiter oder brechen wir eigenständig ab oder werden wir gar unterbrochen?

Wenn mich jemand fragt, wie es mir geht, hatte ich noch nie das Gefühl, dass es eine Floskel war. Und wenn ich das selbst jemanden frage, dann hake ich dennoch immer nach, nicht mit einer bestimmten Absicht, aber mich interessiert mein Gegenüber immer, besonders Familie und Freunde.

Ich möchte jetzt kein Salz in die Suppe streuen, aber hier scheint mir auch etwas vergessen zu werden, nämlich dass die Menschen, mit denen man sich – nicht nur zu Hause – austauscht, auch einfach nur Menschen sind, die vielleicht ihre eigenen Probleme haben. Es müssen überhaupt keine PPD Probleme sein, ganz normale eben, die die Seele aber dennoch belasten und davon gibt es haufenweise, aber wissen wir immer, wie unser Gegenüber damit umgeht, denkt, sie verkraftet?

Ist das dann nicht ein Geben und ein Nehmen oder sollte es zumindest sein? Ich meine, jeder Mensch hat seine privaten Sorgen und Nöte, jeder Mensch hat aber auch mal einen oder mehrere schlechte Tage. Wir können nicht in das Innere eines Gegenübers blicken; am Telefon ist das noch schwerer. Intuition, oder? Aber stimmt sie? Nicht jeder ist gleich ehrlich, verschweigt einiges, wir bekommen es nicht mit.

Seien wir mal ehrlich, zumindest ich bin es mal: ich ging auch nicht jedes Mal "hausieren", wenn ich schlecht drauf war. (und ich meine sogar richtig schlecht, wegatmen kann ich heute immer noch vieles :wink:). Ich meine das gar nicht böse, aber ich wollte zunächst niemanden mit meinen Problemen belasten, besonders nicht die, die schon genug eigene Probleme hatten, manchmal sogar nicht meine eigene Familie. Manchmal waren deren Probleme eine zusätzliche, große Belastung für mich, manchmal sah ich sie aber sogar als gute Ablenkung.

Doch die Menschen, denen ich nahe stehe, haben sich später sehr um mich gekümmert und ich sage bewusst „später“, weil ja zunächst niemand wusste, was mit mir los ist. Wenn ich zu meinem Mann heute mal sage, dass es mir nicht gut geht und ich im gleichen Atemzug zu hören bekomme, dass er einen beschei ... denen Tag hatte, dann kann ich doch nur abwägen, wie wichtig meine „Forderung“ gerade ist. Ist sie wichtig, BRÜLLE ich sie raus. Grins. Das gilt aber nur für meinen Mann. Meine Freunde sind Größtensteils die von der Sorte "Hoppla, hier komme ich". Deshalb gehe ich ja auch zur Therapie;-)) Da wird mir geholfen;-)) Ist auch nicht bös gemeint, aber ich weiß, warum du dich auf deine Therapie freust und genau so soll es auch sein.

Ich möchte sicher nichts verallgemeinern oder provozieren in diesem Beitrag, aber ich sehe so viele Probleme in meiner eigenen Umgebung, Probleme und Sorgen von Freunden, dass ich sogar großes Verständnis dafür habe, wenn mich einfach mal jemand „nur" fragt wie es mir geht. Meine Gegenfrage bringt mir oft eine Antwort auf vieles. Sehr oft wird mir zugehört, aber genauso oft muss auch ich zuhören.

Aber derjenige, der sich ein bissi mehr kümmert, trotz eigener Belastungen, hat meine vollste Hochachtung. Davon gibt es aber leider verdammt wenige. Ich sage wirklich bewusst meinem Gegenüber, wann mir was zu viel wird, aber das ist in meinem jungen 34 Jahre Leben erst ein einziges Mal untergekommen;-)) Doch ich habe dazugelernt. Ist dies manchmal einfach nur ungerecht? Ja. Kommt dies öfter vor? Bedauerlicherweise: ja. Ich habe den Ausspruch oft gebracht, denke ich, aber jeder ist sich selbst am Nächsten und wenn ich die Kraft für meine Mitmenschen aufbringe, dann tue ich es, aber ich kann genauso gut nein sagen oder bei (leider) Wenigen auch einfordern. Nur dann,... tue ich es asap.

Ich weiß nicht, wie belastend es gerade für dich ist, Marika, aber ich habe dich auch nicht gerade als eine Frau kennengelernt, die nicht weiß, wie sie sich in extremen Situationen verhalten soll. Und du müßtest daher auch genau wissen, und du weißt es auch, dass man sich in solchen Situationen an Menschen wendet, die Gehör zeigen, wenn man es sehr (!) benötigt. Und genau HIER findest du sie zb. Jedenfalls sehe ich das so. HIER, nicht in unbedingt der eigenen Umgebung. Wenn in der Umbegung jemand zur Stelle ist, ja bitte, das ist der beste Fall! Aber selbst Ehemänner schließe ich sogar größtenteils aus oder sollte ich hierzu eine Umfrage starten? :wink:

LG AmoebeMS

P.S. Wie geht es dir heute? Das KEINE Floskel, aber die Frage bedarf dennoch einer (ausführlichen) Antwort. Gracie. :lol:
Antworten