so viele Baustellen

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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scaramouch

so viele Baustellen

Beitrag von scaramouch »

Hallo liebe Mädels,

eigentlich ging es mir schon so viel schlechter das ich mich freuen müsste, aber dennoch stelle ich jeden Tag fest das ich so viele Dinge verarbeiten und bewältigen muss und die meisten davon tun mir im Herzen sehr sehr weh.

Ich weiss nicht mit wem ich darüber reden soll und ich möchte es daher hier niederschreiben und wäre froh über eure Meinungen.
Natürlich kann ich mit meinem Therapeuten sprechen, aber er ist jetzt erstmal 14 Tage im Urlaub und solange kann ich das nicht mit mir ausmachen.

Das erste, schwierige Thema ist meine Ehe. Ich fühle mich von meinem Mann vernachlässigt, insbesondere was unser Liebesleben betrifft.
Eigentlich hatten wir in unserer ganzen Beziehung regelmässig Sex und dieser ist auch jedes Mal wunderschön, damals wie heute. Nur wird es immer weniger.
Aber bei uns ist es irgendwie genau umgekehrt, wie bei so vielen anderen Paaren. Er will nicht.
Ich kann so viele Annäherungsversuche machen wie ich will, ich werde wieder und wieder abgewiesen und das tut weh.
Eigentlich bin ich nicht besonders unattraktiv und mein Mann sagt mir auch jedes mal das er mich wunderschön findet.
Ich bin keine Frau, die jeden Tag Lust hat oder notgeil oder so.
Mir ist einfach die Nähe sehr wichtig, die Liebe, das Paar sein.
Den ganzen Tag kümmere ich mich um Kinder und Haushalt und das ist auch schön, aber ich will spüren, dass ich auch immer noch eine Frau bin. Hoffe ihr versteht was ich meine.
Mittlerweile ist dieses Thema bei uns so kritisch, dass es sofort zum Zoff kommt, sobald ich mich dazu äussere.
All die oben genannten Dinge habe ich ihm schon 1000 Mal gesagt, aber es ändert nichts. Er meint, ihm ist Sex halt nicht mehr so wichtig wie mir.

Gerade jetzt im Rahmen der Depression merke ich deutlich, wie mich das nur noch mehr runterzieht und noch mehr an meinem Selbstwertgefühl kratzt.

Und das schlimme ist, dass man in dieser Hinsicht keinen Kompromiss schliessen kann. Ich will auch nicht das er einfach um des Friedens willen mit mir ins Bett steigt.

Keine Ahnung, was ich machen soll. Ich fühle mich so einsam und abgelehnt. Nicht gut genug um meinem Mann zu gefallen.
Und weil er nach 5 Jahren immer noch mein Traummann ist und ich verliebt bin wie am ersten Tag, bricht es mir fast das Herz.

So, eigentlich wollte ich auch noch meine zweite grosse Baustelle hier angehen aber jetzt habe ich grad keine Zeit mehr.
Ich werd das dann hier anhängen sobald ich dazu komme.

Danke fürs Lesen.

Lg
scara
Leuchtkäfer

Beitrag von Leuchtkäfer »

Hallo Scara,

das ist tatsächlich ein sehr schwieriges Thema, das man nun Depression hin oder her kaum sachlich angehen kann. Du fühlst Dich natürlich abgelehnt, wenn Dein Mann auf Deine Annäherungsversuche nicht reagiert. Dann sind Männer ja auch oft so, daß sie "so etwas" nicht bereden wollen.

Waorauf Du achten kannst, ist, daß es Dich nicht im Ganzen und als Mensch runterzieht. Er findet Dich sicher noch attraktiv, er sagt es ja. Weniger Lust auf Sex kann so viele Ursachen haben, Streß im Job, Müdigkeit, Probleme.

Klar möchtest Du auch als Frau wahrgenommen werden, das ist ja auch eher schön, daß Dir während der Depression dieser Wunsch nicht abhanden gekommen ist, bei vielen läuft dann ja gar nichts mehr.
Schaffst Du es, ihm einfach Zeit zu lassen und ihn auf Dich zukommen zu lassen? Vielleicht fühlt er sich dann nicht so gedrängt.

Grüße von Leuchtkäfer
scaramouch

Beitrag von scaramouch »

Hallo Leuchti

ja, ich habe mir auch fest vorgenommen, dass ich nun erstmal auf Abstand gehe und warte bis er auf mich zukommt.
Nur fällt mir das manchmal sehr schwer. Ich liebe ihn schliesslich und möchte ihm nah sein. Aber es bringt ja nichts wenn ich mich aufdränge.

Danke für deine Antwort.

Lg
nic

Beitrag von nic »

Hey Scara...

es tut mir sehr leid, was Du da in Deiner Beziehung gerade durchmachst. Ich kann Deinen Schmerz diesbezüglich sehr gut nachvollziehen.
Ich hatte auch mal eine langjährige Beziehung, in der ich mir "nicht begehrenswert" vorkam.

Und es war genau wie bei Dir: ich wollte gar nicht unbedingt Sex, ich wollte ihm nur nah sein, aber selbst das hat er abgeblockt. Und reden war nicht, dafür war dieser Mann einfach noch zu klein.

Aber ich hatte gerade beim Lesen ein Deja vu... meine liebe Freundin saß letztes Jahr bei mir und weinte wie ein Schloßhund. Sie sagte:"Nic, mein Mann war immer mein bester Freund und seit der Kleine da ist, herrscht klare Rollenverteilung und wir sind uns gar nicht mehr nahe!"

Ihr Mann ist ein lieber Kerl, auch verständnisvoll und ich habe mit ihr gemeinsam überlegt, wo der Knoten sitzen könnte.

Und dann kam es mir: So wie sie ausschließlich in die Hausfrau/Mutter Rolle geschlüpft war, so wurde er in die Versorgerrolle gedrängt. Und auch er hatte das Gefühl, seine beste Freundin verloren zu haben. Er war sogar unbewussst eifersüchtig auf das Kind.

Ich weiß nicht ob das auch bei Euch der Fall sein könnte und ich weiß auch nicht wie einfühlsam oder verständnisvoll Dein Mann ist, aber vielleicht kannst Du ja mal versuchen dieses Thema auf einer anderen Ebene anzusprechen.

Habt ihr gemeinsame Auszeiten? Vielleicht vermisst er Dich genauso, wie Du ihn, aber er empfindet in der häuslichen Umgebung momentan zuviel Druck.

Könnt ihr nicht mal gemeinsam ausgehen? Ins Kino? Kurztrip Center Park, oder sowas?

Bei meiner Freundin hat das Wunder bewirkt...

Wünsche Dir gute Gespräche und bald eine bessere Zweisamkeit

<scaramaldrückt

Grüßle N!c
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