Hallo Amoebe,
erstmal vielen Dank, dass Du Dich auf die Diskussion einlässt! Ich setz mich mit Euren Argumenten auseinander, weil es einfach sein kann, dass ich in der Prüfung mit ähnlichen Argumenten konfrontiert werde und dann bin ich besser gewappnet, hoffentlich!
Gleiches Recht für alle kann man aber nicht unbedingt mit der Fragestellung erreichen, auch wenn es gilt!
Ja, das ist der Punkt, einer geht immer "drauf", insofern kann gleiches Recht für alle nicht gelten. Aber müsste es dann nicht wenigstens darum gehen, allen die gleiche CHANCE zu geben, zu den Überlebenden zu gehören? Eben indem man z.B. eine Münze wirft?
Aber was ist nun besser? Dass 5 Menschen sterben oder nur einer? Der Kopf sagt, dass 5 überleben und nur einer stirbt. Aber warum? Gute Frage. Es geht ja nicht um Mathe, wo 5 höher ist als 1, sondern wohl eher um die geretteten Leben.
Sagen wir mal, ein Mensch ist unendlich viel wert. Dann sind fünf Menschen 5x unendlich viel Wert. Aber 5xunendlich ist nicht mehr, als 1xunendlich. Also rein rechnerisch, meine ich.
Vielleicht müsste man sich fragen, für wen der Tod schlimmer ist? Für den einen oder für jeden der fünf? Also mal angenommen, David gehört die Medizin, könnte man sich vorstellen, dass die fünf anfangen zu argumentieren: "Hör mal David, Du musst doch einsehen, dass es besser ist, wenn wir überleben! Sicherlich ist Dein Tod sehr, sehr schlimm, aber siehst Du nicht auch, dass unser Tod fünfmal schlimmer ist? Der Tod eines jeden von uns ist im Vergleich zu Deinem Tod natürlich nicht besser oder schlechter, aber der Tod von uns allen ist für jeden Einzelnen von uns viel schlimmer, als Dein Tod." Ich bin nicht sicher, ob David überzeugt werden kann.
Ich weiß nicht, ob die Überlegung überhaupt richtig ist, aber wenn David niemals in Betracht ziehen würde, den fünfen die Medizin zu geben, weil ihm sein eigener Tod nun mal als das Schlimmste erscheint, schlimmer, als der Tod der fünf anderen zusammengenommen, dann weiß ich nicht, ob ich moralisch verpflichtet sein kann, diese Entscheidung zu fällen und fünf zu retten, als David. Denn ist es nicht so, dass der Entscheidung für die fünf die Annahme zugrunde liegt, dass sich das Leid bzw. der Verlust jedes Einzelnen zu einem fünffachen Verlust addiert? Und ich bin nicht sicher, ob es so ist, weil doch der Tod für einen Menschen "an sich" ein schlimmes Ereignis ist. Wenn ich eine der fünf wäre, dann würde doch mein persönlicher Tod nicht deshalb zu einem schlimmeren Ereignis für mich, weil vier weitere Menschen auch sterben. Deswegen meine ich, dass nicht ein Mensch gegen fünf Menschen abgewogen werden muss, sondern dass der Tod des einen nur gegen den Tod EINES anderen der fünf abgewogen werden kann. Und aus dieser Perspektive kann ich dann nicht mehr behaupten, dass ich mich für die fünf entscheiden würde, weil eben dann David stirbt, dessen Tod nur in Relation zu EiNEM der fünf zu sehen ist.