Diagnose: Rezidivierende Depression

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Marika
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Diagnose: Rezidivierende Depression

Beitrag von Marika »

Hallo zusammen!

Heute hatte ich seit meinem Rückfall vor 5 Wochen den ersten Termin bei meinem Psychiater. Es geht bei mir also in die Richtung: rezidivierende Depression = wiederkehrende Depression (od. dep. Episode). Kernproblem: fehlerhafte bzw. fehlgesteuerte Stressverarbeitung, was auch deutlich in meiner extremen Infektanfälligkeit und meinem Sodbrennen (das kein Medikament beheben konnte - das AD aber schon!!!) zu erkennen ist.

Mein "Köpfle" kann also Stress nicht abbauen und das führt immer wieder zu einem Absinken der Botenstoffe, insbesondere des Serotonins was wiederrum zur depressiven Episode führt. Es liegt hier aber nicht allein an den fehlenden Maßnahmen (zugegeben, ich könnte mehr tun, um Stress abzubauen), es ist auch eine von klein auf "antrainierte" Gegebenheit die mein Gehirn bei Stress immer wieder den falschen Mechanismus abrufen läßt. Daran können wir aber noch arbeiten, meinte mein Doc.

Weites gehen wir jetzt so vor, dass ich Cipralex weiter nehme (empfohlen ist bei einer 2. Depression 5 Jahre, das habe ich aber gewußt) und dann "versuchen wir es wieder mit dem Absetzen" meinte der gute Mann. :!: Das hat mich erstaunt, aber er meinte, versuchen tun wir es auf alle Fälle nochmal. Wenn es dann wieder zu einem Rückfall kommt, ist klar, dass das AD wohl mein lebenslanger Begleiter bleibt. Denn die Rückfallquote nach einer 3. depressiven Episode liegt bei 90 % - das zeigen die Studien. Die Quote für mich nun liegt irgendwo bei 60 %, dass nochmal nach Absetzen ein Rückfall kommt - nicht berauschend, aber das ist nunmal so. Aber wie gesagt - die nächsten 5 Jahre werde ich brav Cipralex nehmen und schön am Stress arbeiten. :wink:

Soviel zu neuesten Infos und Fakten. Mein Doc hat mich gelobt ("Sie sind ja selbst schon Fachfrau auf dem Gebiet) wie toll ich mit Cipralex gleich gegen gesteuert habe und läßt mir mit der Dosierung freie Hand, meint aber das 10 mg reichen. Und fragte wie es den "Schatten und Licht" ginge... :D

Liebe Grüße von
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Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Leuchtkäfer

Beitrag von Leuchtkäfer »

Hallo Marika,

die Diagnose hattest Du ja selber schon gestellt. Daß es eben kein klassischer Rückfall war, sondern eine neue Depression. Nun ja, schwarz auf weiß ist es eben doch wieder was anderes. Wie geht es Dir damit?
Daß Du alles richtig gemacht hast, weißt Du auch, das ist wirklich toll gelaufen bei Dir. Du kannst Stolz auf Dich sein.
Tja, dann eben fünf Jahre Cipralex! Hört sich lange an, aber wohl o.k. für Dich, oder?

Alles Gute für die nächste Zeit von Leuchtkäfer
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallöchen,

ja, ich kann sehr gut damit umgehen, dass Cipralex nun mein Begleiter sein wird - egal wie lange. Da ich dem Monster noch mal in Maul geschaut habe, bin ich einfach nur froh, dass es ein Medikament gibt, dass mir hilft und das mich ein schönes Leben haben läßt.

Du hast ganz recht - es war nichts neues heute, ich war mir ziemlich sicher, dass es so ist, wie es jetzt eben ist. Und ich es geht mir sehr gut damit, ich fühl mich auch sonst wieder gesund, stabil und bin guter Dinge. :D

Man kann nicht immer alles haben und es gibt schlimmeres als mein "Schicksal". Ich freu mich einfach jetzt auf die Zukunft - auch mit Cipralex ... oder gerade deswegen... :idea:

Wie gehts dir?

Liebe Grüße von
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Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
mimi

Beitrag von mimi »

freut mich, dass du so positiv mit der situation umgehen kannst!!!
schau nach vorne, denn wichtig ist nur dass es dir jetzt gut geht! egal ob mit oder ohne medis.
glg
kadisha

Beitrag von kadisha »

auch ich finde es super wie du damit umgehst !!

vorallem sei froh, dass du vom cipralex keine nw hast, so wie ich es jedenfalls in erinnerung habe.
dann ist es doch egal ob du es nun weiternimmst,
hauptsache es geht dir wieder gut!

lg
Leuchtkäfer

Beitrag von Leuchtkäfer »

Hallo Marika,

es scheint für mich auch so zu sein, daß ein bißchen Druck von Dir abgefallen ist, nun, wo die Entscheidung steht, das Cipralex erstmal bia suf weiteres zu nehmen. Das ist doch gut so.

Danke, daß Du fragst, wie es mir geht.
Ich fühle mich weiterhin gut ohne AD, habe aber eindeutig ein dünneres Fell seitdem. Gestern auf der Arbeit hätte ich wegen einer Kleinigkeit beinahe geheult. Das war früher nie so. Ich fühle mich einfach angreifbarer und nicht mehr so abgesichert.
Mein Mann sagt, daß es etwas mehr ist als früher, daß er mich aber eh so kennt. Die Zeit mit AD war für ihn auch sehr angenehm, weil ich eben so ausgeglichen war, aber jetzt hat er das Gefühl, wieder seine "echte" Frau zurüvk zu haben. Er sagt aber ausdrücklich, daß ihm in der Zeit mit AD nichts gefehlt hat und daß er sich da auch dran gewöhnen könnte. Eine zickige Frau ist eben auch nicht immer schön...
Wichtig an dieser Fremdbeobachtung ist mir, daß ich mir das also nicht einbilde, daß ich dünnhäutiger bin, daß es aber auch nichts Neues ist und eben nicht gleich einen Rückfall ankündigt.

Tat gut, das gerade zu schreiben, Danke nochmal für die Nachfrage,
Grüße von Leuchtkäfer
AmoebeMS

Neugier

Beitrag von AmoebeMS »

Hallo Marika,

auch ich möchte mich mal kurz zu Wort melden und dir zunächst sagen, dass ich mich sehr für dich freue, dass du die Anzeichen sehr früh erkannt und wohl auch richtig gedeutet hast. Es ist ebenfalls schön, dass du wieder den Kontakt zu deinem Psychologen/Psychiater aufgenommen und weitere Absprachen getroffen hast.

Was ich für mich persönlich allerdings hervorheben möchte, ist, dass du – jetzt erst recht – etwas stärker auf dich achtest, ja? Was ich damit sagen möchte, ist schlichtweg, dass dein Köpfle vielleicht Stress nicht richtig abbauen kann und das nicht NUR der Grund für dein Unwohlsein der letzten Wochen ist, aber dennoch kann man nun mal Stress entgegen wirken, oder? Es mag sich gewiss auf deinen Botenstoffhaushalt auswirken, selbstverständlich, daher auch die weitere Einnahme, aber selbst dein Arzt schließt eine Absetzung nicht aus. Das Medikament ist für mich aber dennoch nicht der ausschlaggebende Faktor, scheint auch „in deiner Zukunft“ dein Arzt nicht so zu sehen. Einnahme bis auf Weiteres ja, aber – und das weißt du nur selbst zu gut – hat es sich damit nicht nur getan.

Stress abzubauen ist leichter gesagt als getan, besonders wenn man sich eigentlich ganz wohl in seiner Haut fühlt und vielleicht sogar selbst der Ansicht ist gar keinen Stress zu haben?! Grins. Ich bin wieder im Leben, ich arbeite, mit dem Kind läuft alles prächtig, Termine werden eingehalten, etc. etc. Alles schön und gut. Und dann kommt plötzlich „irgendetwas“ auf. Es ist eigentlich egal was. Der Körper (oder vielleicht auch die Seele) reagiert anders als man es gewöhnt ist, denn es war ja eigentlich alles bestens. Aber dennoch hatte man doch irgendeine Art von Stress gehabt, irgendetwas hat den Schalter wieder kurzfristig umgelegt. Und das vielleicht auch noch bei einem „Reduzierungsversuch“. Liege ich da komplett falsch? Bitte korrigiere mich, wenn es anders gewesen ist, Marika. Ich habe leider nicht alle deine letzten Beiträge studiert.

Nichtsdestotrotz hoffe ich, dass du nicht schon heute mit dem Gedanken schlafen gehst, das Medikament bis zum Lebensende zu nehmen. Das wäre für mich persönlich nicht/nie der Weltuntergang, aber irgendwie komme ich von dem Gedanken nicht weg, dass hier auf die Einnahme des Medikamentes ganz viel Wert gelegt wird, obwohl die verhaltenstherapeutischen Maßnahmen – für mich (!) – wieder an erster Stelle stünden. Den Stress nämlich tatsächlich abzubauen, aus dem Wege zu gehen, wieder kleinere Brötchen zu backen und einfach mehrere Gänge zurückzuschalten. Ganz egal wo.

Du bist auch offensichtlich wieder „zur Ruhe“ gekommen und ich wünsche dir, dass das in der Zukunft genauso bleibt. Marika, ich wollte wirklich damit nicht mehr gesagt haben, als dass du NOCH ein bissi mehr auf dich achtest, Medi hin oder her. Grins. Ich komme um meinen letzten Gedanken nicht umhin: darf ich fragen, was du „direkt“ unternommen hast, außer das Medi wieder zu nehmen als es dir schlechter ging? Bitte nicht falsch verstehen, ist nur Neugier meinerseits. Natürlich kann der Botenstoffhaushalt direkt betroffen sein, aber die übrigen Maßnahmen deinerseits hätten mich mehr interessiert. Sicher ist man direkt beruhigter, wenn man wieder „hochschraubt“, aber - und ich bitte wieder um Verzeihung – hat es sich damit doch nicht auf Dauer getan, oder? Natürlich kehrt irgendwann eine gewisse Stabilität ein, wunderbar, aber das Medi allein kann das auch nicht halten bzw. wenn man "irgendwann" die Absetzung herbeiwünscht (sag ich mal so salopp), dann "darf" nicht direkt das Medi wieder greifen, nur weil man "strauchelt". Daher die Nachfrage, weil ich bei dir straucheln interpretiere, obwohl du es vielleicht ganz anders wahrgenommen hast. Direkt: beim Lesen hörte es sich für mich (!) so an, wie Straucheln, Stress, Medi wieder einsetzen, abwarten bis es besser geht und so weiter.

Aber was war dazwischen??? Noch direkter: was passiert, wenn man bei 10 mg wieder "strauchelt", schraubt man wieder hoch auf 20 mg? Ehrlich, dass kann es nicht sein, das muss nicht sein, so ist es auch nicht, wisst ihr, weiß ich. Aber manchmal "klingt" es so in verschiedenen Beiträgen. Für mich werden daher die wichtigen verh.ther. Maßnahmen kleingeschrieben. Dafür müßte man aber GROSSBUCHSTABEN verwenden. Bitte bitte vergesst das nicht. Damit kann man weitaus mehr erreichen. Und genau DAS sollte hervorgehoben werden und nicht "nur" die weitere Medikamenteneinnahme. VT, Bücher, und und und.

Ich drücke dich ganz arg, Marika.
Deine AmoebeMS
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Marika
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Beitrag von Marika »

Ihr Lieben, ich danke euch allen vielmals für eure Antworten und Anregungen.

Auf jeden Fall werde ich am Stress arbeiten mit meinem Psychiater, liebe Amoebe. Ich habe auch schon Entlastung ein bissl einbauen können in meinen Alltag: Der Haushalt kann ruhig mal liegen bleiben, mein Sohn ist Donnerstag immer den ganzen Tag im Kindergarten (mit Mittagessen) und habe den Tag einfach nur für mich. Ich gehe Yoga, gehe wieder wie gesagt Therapie mässig den Stress bzw. die Stressbewältigung an - alles weitere was noch helfen kann, wird sich weißen.

Es ist eigentlich ein "die Katze beißt sich in den Schwanz - Spiel: mit der Einnahme eines AD´s kann der Stresslevel alleine schon um ein vielfaches gesenkt werden. Z.B. ist es mir seither sowas von Wurscht, wenn die Wohnung mal in "Schutt und Asche" liegt - vorher hat mich sowas schon wieder in Stress (ich MUSS aufräumen) versetzt. Durch das AD sieht man schon mal alles wieder relaxter, weil durch das wieder hergestellte Gleichgewicht der Botenstoffe eine "andere Sichtweise" möglich ist. Viele Ängste sind mit dem AD ganz einfach verschwunden - wieder ein wesentlicher Faktor der "Stressvermeidung". Von daher kann man auch gut sehen, dass es GENAU NICHT SO IST, dass man ständig erhöhen muss, um sich stabil zu fühlen und um Stressparamenter abzufedern, denn viele Stressituationen enstehen schon mal gar nicht mehr, wenn das AD den Botenstoffwechsel reguliert - hier liegt ein kleine Fehlinterpretaion vor, liebe Amoebe. Aber natürlich ist es unbestritten: AD UND STRESSBEWÄLTIGUNG bzw. Therapieformen gehören beide untrennbar zusammen, wenn es um das Wohlbefinden geht.

Wer einen chronisch recht niedrigen Botenstoffwechseln hat, hat schon alleine dadurch vielfache Stressituationen, die andere Gesunde überhaupt nicht kennen. Mit dem AD wird das ganze erst mal den Werten des Gesunden angepasst. Um langfristig ohne AD zu leben ist es aber dann klarer weise nötig, den Stress zu reduzieren - hier liegt auch die Schwierigkeit... ob es mir gelingen wird, ich weiß es ehrlich nicht. Aber ich stell mich auf jeden Fall darauf ein, evtl. ein Leben lang das AD nehmen zu müssen.

Noch viele Dank für die Anregungen und Wortmeldungen!

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
bambam

Beitrag von bambam »

Liebe Marika!

Nur kurz: es geht dir gut mit dem Medikament und fertig! :lol:

Wenn es beispielsweise ein Medi gegen Migräne, Krebs oder sonst was gäbe, dass Menschen so helfen würde wie dir das Cipralex, dann würde man auch nicht weiter darüber "nachdenken" - sondern es nehmen!

Es ist wie es ist - und dir gibt es die Lebensqualität zurück, die man haben sollte!

Ich habe früher im gehadert mit dem Wort "Antidepressiva". Das hört sich einfach noch so an, als wäre man gaga und bräuchte das deshalb. Es ist irgendwie noch negativ belastet - was völliger Blödsinn ist! Mir geht es mittlerweile auch gut mit einem AD - und das ist doch die Hauptsache! Warum leiden? Es verändert einen nicht, es macht einen nicht abhängig - es macht nur "gesund"! Egal, ob man es 1 Jahr, 5 Jahre oder ein leben lang nehmen muss!

Ich freue mich sehr für dich!!!!!!


Liebe Grüße,
Bambam
Genueva

Beitrag von Genueva »

Hallo Marika, schön zu hören, daß du mit der Situation wie sie ist und sein wird gut umgehen kannst. Das ansich ist doch schon ein bisschen Streßvermeidung.

Auch könnte ich mir vorstellen, daß es hilft wenn dein Doc bestätigt was für dich schon offensichtlich war. Natürlich wünscht man sich nicht solch eine Diagnose. Aber man weiß, daß man doch realistisch denken und folglich handeln kann und wird außerdem ernst genommen in seinen Gedanken und mit seinen Problemen.

Yoga kann dir bestimmt schon ein wenig helfen. Ich selbst kenne mich hier nicht aus, weiß aber von Praktizierenden, daß Ihnen die Yoga-Stunden wirkliche AUSZEITEN verschaffen.

Ich wünsche dir erfolgreiche und ruhige Tage
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo ihr 2,

auch auch danke ich sehr für euer Antworten. Es tut sehr gut, wenn man merkt, dass da Freunde (ja, so nenne ich euch wirklich, denn das seid ihr alle, die hier schreiben) sind, die einen auch noch verstehen. Das ist ein ganz tolles Gefühl - vielen Dank dafür.

Der Stress ist echt ein fieser Begleiter in unserem Leben und oft weiß man gar nicht, wo er denn nun genau beginnt. Das muss ich auch erst für mich noch aufarbeiten, da liegt noch viel vor mir.

Aber eigentlich gibts auch positives: Ich brauche keine 30 mg mehr, wie damals und ZG sind nicht mehr mein Hauptproblem, also waren die 5 Jahre jetzt schon auch von Erfolgen gekrönt. Denn Anfangs hatte ich ein bissl das Gefühl "alles war umsonst", aber das war es wirklich nicht, im Gegenteil, ganz viel habe ich schon geschafft und der "Berg" ist wesentlich kleiner als noch vor 5 Jahren! Das macht mich stolz und glücklich! :D

@Bambam: Du ich hab dir grad zu deinem Beitrag wegen den ZG geschrieben! Meinst du, du kannst deinen Doc mal fragen? Mich würde das sehr interessieren, auch wie er zu dem Thema "über die Höchstdosis gehen bei ZG" steht. Die Zeit bleibt ja nicht stehen und vielleicht weiß er schon was, was wir nicht wissen... :wink:

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

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Leuchtkäfer

Beitrag von Leuchtkäfer »

Ich will mich da auch nochmal kurz einklinken.
Ich kann Euch alle gut verstehen, muß aber Amoebe auch zustimmen.
Ich fände es wichtig, immer wieder die Aussicht ins Auge zu fassen, irgendwann das Medikament abzusetzen. Auch Medikamente gegen andere Sachen läßt man oft von Zeit zu Zeit weg, um zu schauen, ob es ohne geht.
Klar ist es kein Beinbruch, sein AD einganzes Leben lang zu nehmen, aber ich tu mich schwer, daß für mich oder jemand anderen mit Anfang/Mitte 30 zu entscheiden.

Marika, Du hast schon ganz viel Therapieerfahrung und mußt natürlich nicht bei Adam und Eva anfangen, aber das hat auch den Vorteil, daß Du DIch in eventuell fogenden Gesprächen auf diese wenn auch kleinen Auslöser von Stresssituationen konzentrieren kannst.
Stress kann in unserem Leben nicht ganz ausgeschaltet werden, soll er auch nicht, deswegen müssen wir alle unseren individuellen Weg finden, damit umzugehen.
Die erneute Einnahme eines ADs war meiner Meinung nach bei Dir völlig richtig, aber sieh es vielleicht auch als Anregeung, weiter für Dich zu arbeiten.

Grüße von Leuchtkäfer
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Leuchti,

du hast auf jeden Fall recht und Amoebe auch, das stelle ich niemals in Zweifel. Ein AD alleine ist nicht ausreichend. Dennoch darf ich die Möglicheit nicht außer acht lassen, dass es evlt. so sein könnte, das AD immer nehmen zu müssen. Ich glaube ich erspare mir damit auch Entäuschungen in Zukunft, denn eigentlich hatte ich ja schon damit gerechnet, "es" geschafft zu haben. Dann kam der neue Depri - Anflug und ich war Mega entäuscht. Ich weiß zu dem Zeitpunkt nicht, ob all die Arbeit die ich vor mir habe, ausreichen wird, um ohne AD zu leben. Das weiß leider niemand, dennoch werde ich in diese Richtung arbeiten, das ist klar. Denn natürlich wünsche ich mir nichts mehr, als das AD irgendwann für immer (?) absetzen zu können, aber ich muss für mein persönliches Seelenheil auch die andere Möglichkeit in mein Leben lassen. Das ist aber wirklich nur MEINE ganz persönliche Empfindung für MEINE Situatiuon, die schaut für dich oder Amoebe oder andere Frauen total anders aus. Und das ist gut - hier kommt wieder zum tragen, dass jede ihre ganz individuelle Geschichte und ihre eingenen Strategien hat, um gesund zu sein. Mir persönlich nimmt des Druck "zu versagen in der Therapie", weil es eben noch in Sternen steht, ob es zu schaffen ist.

Die Erwägung ein AD für immer zu nehmen, stellt für mich einen Rettungsanker dar, der mir hilft beim Gesund werden bzw. Gesund sein. Aber ich werde ordentlich Gas geben, um mich selbst "Lügen zu strafen", das ist ein VERSPRCHEN, DASS ICH MIR SELBER GEBE, aber es hat nicht mehr alleroberste Prioriertät für mich, wo noch vor einiger Zeit!!! Denn leider verschiebt sich die Höhe der Rückfall Quote immer mehr nach oben, je häufiger man eben einen solchen hatte. Für mich ist es ganz wichtig das nicht außer Acht zu lassen.

Ich bin sehr dankbar für die unterschiedlichen Meinungen und Sichtweisen, die ihr mir alle zusammen aufgezeigt habt. Ich hoffe, ich finde meinen Weg, obwohl ich das gute Gefühl habe, auf dem richtigen zu sein. Wie sagte "Mulder" (aus Akte X): "Die Wahrheit liegt irgendwo da draußen! :idea:

@Leuchti noch speziell: ich freue mich, dass es dir weiterhin gut geht. Das sensible darf ruhig kommen, das ist DEIN ureigenes Wesen - das ist wie du richtig sagst, absolut kein Zeichen eines Rückfalls oder so. Das bist DU, die du immer warst und ich freue mich ganz fest mir dir!!!

Ganz liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

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Leuchtkäfer

Beitrag von Leuchtkäfer »

Hallo Marika,

Du, wenn Du Dein AD das Leben lang nimmst, hast Du nicht IN DER THERAPIE VERSAGT. Hör mal, wo kommt das denn her?
Es ist ja nun nicht so, daß man eins, zwei , fix zur Therapie geht und dann ist man mit einem seelischen Schutzschild für das Leben gewappnet.
Du sagst es selbst immer wieder: Alles zusammen ergeben die Bausteine, um sich gut zu fühlen, gesund zu werden und zu bleiben. Dazu gehört bei dem einen eben lebenlang ein AD, beim anderen lebenslang Therapie (fände ich übrigens sehr anstrengend) und bei einigen beides und wieder anderes gar nichts und "nur" die Zeit.

Marika, Du weißt vom Kopf her alles ganz toll, sag das mal Deinem Herzen! Du mußt doch Dir und uns und wem sonst noch nicht beweisen, daß Du bilderbuchmäßig aus einer erneuten Depression wieder gesund wirst. Nimm Dir bitte den Druck, der dahinter steht und nicht nur oberflächlich, sondern laß das ganz rein in Dich.

Keiner von uns versagt hier irgendwie, wir sind und waren krank.

Grüße von Leuchtkäfer
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Marika
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Beitrag von Marika »

Das ist toll zu hören. Weißt du, es kam eben ein bisschen so für mich rüber dieses Gefühl zu versagen, wenn ich es nicht schaffe mein AD für immer abzusetzen. Ich habe sicher wieder auf dem falschen Ohr gehört, würde Mici sagen, da sieht man wie sensibel ich von meinem Wesen her bin. Gerade auch was Amoebe geschrieben hatte, habe ich als mangelnde Arbeit an mir selber interpretiert, war aber in einem anderen Beitrag.

Ich setz mich auch selber oft unter Druck, allen gefallen zu wollen und dass alles was ich sage, richtig ist. Wenn jemand anderer Meinung ist, empfinde ich mich sofort als "fehlerhaft", denke ich habe was falsch gemacht und denke und grüble. So was eben auch jetzt ein bisschen: Ich habe mich gefragt, ob du oder Amoebe es als "Versagen" sehen, wenn man immer ein AD braucht. Das hat mich verunsichert, obwohl es total egal ist, was irgendwer von mir denkt oder meiner Meinung ist oder nicht. Vom Verstand weiß ich das, aber das Herz tut sich da noch schwer.

Ja der Verstand und das Herz - die arbeiten noch nicht ganz zusammen im Moment. Von der Logik weiß ich es, aber ich muss es noch fühlen können, nicht das "leuchtende Beispiel" sein zu müssen, das nie Fehler macht, nie strauchelt und nie fällt. Danke Leuchti, ich habe jetzt einen Ansatz gefunden für meine noch bevorstehende Arbeit.

Liebe Grüße von
Zuletzt geändert von Marika am 15:10:2010 10:46, insgesamt 1-mal geändert.
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Marika

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