Hallo, bin auch neu hier

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birnehelene

Hallo, bin auch neu hier

Beitrag von birnehelene »

Hallo zusammen,

lange habe ich überlegt, ob ich hier aktiv werden sollte. Nun will ich es mal versuchen.

Es scheint hier üblich zu sein, gleich "die Karten auf den Tisch zu legen" und seine Geschichte zu erzählen. Also wen es interessiert, der kann sich das Nachfolgende ja gerne durchlesen.

Also ich bin 24 Jahre alt und Mutter zweier Kinder.
Die erste Schwangerschaft war nicht geplant, und obwohl alle Umstände eigentlich passten (mit dem Vater schon 4 Jahre zusammen, eigene Wohnung, Ausbildung abgeschlossen, Heiratspläne etc., Kinderwunsch für "in den nächsten paar Jahren) war ich am Boden zerstört. Nach ein paar Wochen Heulerei habe ich für mich beschlossen abzutreiben, als ich nachrechnete und feststellte, dass der Entschluss ein paar Tage zu spät kam, war ich wieder am Boden zerstört... Die ganze SS über, konnte ich mich nicht freuen, versteckte meinen Bauch, es war mir peinlich überhaupt schwanger zu sein. Mein Freund freute sich so sehr, vom ersten Augenblick an und konnte mich natürlich gar nicht verstehen. Aber ich dachte, mit Kind sei mein Leben vorbei...

Nach einer sehr schweren Geburt mit einigen Komplikationen war die Kleine dann da, ich habe sie vom ersten Moment an geliebt. Sie ist seitdem mein ein und alles. Gott, was war ich dumm, dieses Wunder töten zu wollen??? Wie konnte ich?

Einige Wochen später kam eine lange Heulphase, es ging mir körperlich und seelisch ziemlich mies. Die Zeit verging, ich gab stets mein Bestes, nie hätte ich Schwäche zeigen können, weder anderen noch mir gegenüber. Ich wollte immer perfekt sein, als Mutter, Ehefrau, Hausfrau. Ich setzte mich selbst ständig unter Druck, hatte immer Angst, andere könnten etwas Schlechtes von mir denken, war ständig k.o. und launisch.

Erst nach zwei Jahren wurde mir selbst bewusst, was mit mir los ist. Johanniskrautkapseln halfen nichts. Lange Zeit später fasste ich den Entschluss, dass es so nicht mehr weitergehen kann, auch mein Mann wünschte sich so sehr, dass ich mir Hilfe suche. Also ging ich zum sozialpsychiatrischen Dienst, wo alles aus mir rausbrach und ich eine Stunde durchheulte. Oh Gott, war mir das im Nachhinein peinlich... Danach habe ich keinen neuen Anlauf gestartet.

Dann kam die zweite SS, dieses Mal geplant. Für die Geburt hatte ich mir dieses Mal nur das Beste vorgenommen. Ich musste es einfach besser machen als beim ersten Mal. Doch leider half alles nichts, dieses Mal war es noch schlimmer und endete mit KS, Kind auf der Intensiv. Ich wachte alleine auf, ohne Kind und wusste nicht, wo mein Baby war. Nach ein paar Tagen wäre sie in meinen Armen fast gestorben.

Gott sei Dank ist sie jetzt, drei Monate später putzmunter und einigermaßen gesund. Die Heultage kamen und gingen vorbei. Ich hatte schon Hoffnung, dieses Mal könnte es besser laufen.

Aber leider nicht. Im Moment habe ich das Gefühl komplett zu versagen. Miese Hausfrau, schlechte Mutter, hässlich und fett etc.

Was mich am meisten quält sind die Albträume, doch die habe ich nicht nur nachts, sondern... wie soll ich das beschreiben... auch tags habe ich ständig diese Gedanken, sehe Bilder vor meinem inneren Auge. Es fällt mir schwer dies loszuwerden.

Meine Große (3,5 Jahre) schreie ich immer öfter an, ich hab einfach keine Geduld mehr. Oh Gott, das tut mir im Nachhinein immer so leid... Ich glaube sie mag mich gar nicht mehr... Sie hat was besseres verdient als mich!

Das bin ich. Ich schäme mich für mich und meine Gedanken und kann mit niemandem direkt darüber sprechen. Keiner soll von mir denken, dass ich überfordert bin oder mich mitleidig ansehen. Mit meinem Mann kann ich zwar reden (außer über diese Gedanken), aber er versteht mich nicht wirklich.

Tut mir leid für diesen langen Text, wer bis hierher gekommen ist: Danke fürs Lesen.

Grüße, BirneHelene
Krümelmonsterchen

Beitrag von Krümelmonsterchen »

Hallo Birnehelene,
ich habs gelesen. ;-)
Ich bin froh, dass es Deinem Baby besser geht.
Leider bin ich gerade sehr in Eile und kann nicht viel schreiben, aber wenn Du willst, kannst Du mir ja eine pn schicken...
scaramouch

Beitrag von scaramouch »

Hallo Birnehelene

herzlich Willkommen hier bei uns im Forum ... lass dich mal drücken unbekannterweise. Ich verspreche dir, dass du hier genau richtig bist. Mir hat dieses Forum das Leben gerettet und die lieben Menschen hier haben mich in meiner dunkelsten Stunde mit offenen Armen aufgefangen und tun dies noch heute, wenn es mir wieder mal schlechter geht.

Ich bin auch 24 und habe zwei Kinder. Das nur am Rande :wink:

Bitte nimm dir das, was ich dir jetzt sage, wirklich zu Herzen, ja?

Du hast KEINEN Grund dich für deine Gedanken und Gefühle zu schämen. Je länger ich in diesem Forum war, desto öfter war ich erstaunt, wie viele Frauen täglich dazu kommen. Wenn mich nicht alles täuscht, haben wir hier momentan ca. 300 aktive Benutzerinnen. Du siehst also, es gibt viele viele Frauen, denen es genauso geht wie dir.
Du hast zwei Kinder bekommen und hast die erste SS so sehr gelitten, dann noch zwei traumatische Entbindungen gehabt...deine Seele macht sich bemerkbar und meldet: Hey, mich belastet etwas so sehr und ich kann das nicht mehr aushalten...

Wir sind keine Maschinen, die immer weiter alles schlucken und schlucken und all das prallt an uns ab.

Du musst dir wirklich professionelle Hilfe holen. Alleine ist das doch nur Quälerei.
Du könntest zunächst mal eine Beratungsstelle für Mütter aufsuchen oder gleich mal nach einem Psychiater oder einer Psychiaterin schauen. Wir alle hier sind in Therapien und uns allen ist es sicher schwer gefallen, uns einzugestehen das wir Hilfe brauchen und den ersten Schritt zu tun.

Aber es ist wichtig, dass du diese schlimmen Dinge aufarbeitest und bewältigen kannst. Für deine Kinder, deinen Mann und für DICH.
Juliane

Beitrag von Juliane »

Liebe birnehelene,

ich mag deinen Namen, denn ich liebe Birne Helene.

Scaramouch hat schon viel geschrieben, ich hoffe, das macht dir Mut. Zu den Gedanken: Diese schlimmen Bilder im Kopf hatte ich auch, wie viele der Frauen hier. Lass dir gesagt sein: dein Kopf spielt dir da einen häßlichen Streich. Es sind nur Gedanken, die nicht real werden. Mir hat damals geholfen, diese Gedanken einfach auszuhalten und mir immer und immer wieder zu sagen: es sind nur Gedanken. Suche dir unbedingt professionelle Hilfe. Schämen muss man sich nicht beim Psychiater, Psychologen oder wo auch immer. Hauptsache, ein Fachmann schaut mal in deinen Kopf.

Mutter von zwei Kindern zu sein, ist sicherlich sehr anstrengend. Ich habe nur eine Tochter, aber das reicht :wink: Es gibt hier auch ein Internes Forum, da gab es auch schon mal, glaube ich, die Rubrik mit den Gedanken. Schreib sie nieder, wenn du magst, manchmal befreit sowas, und sicher werden dir bestimmt einige hier antworten.
Hasenpfote1983

!!

Beitrag von Hasenpfote1983 »

huhu,

liebe birnehelene, (cooler name)

herzlich willkommen! Schön, dass du den mut gefunden hast, dir von der seele zu schreiben! das ist der erste schritt! wir sind hier gerne für dich da!! ich weiss, was du mit komischen gedanken meinst. Es ist so schwer es zu beschreiben, ich hatte oft das gefühl, dass mein kopf total wattig ist und ich keinen klaren gedanken mehr fassen kann und nur noch ein ekelhaftes gefühl im kopf hatte mit wirren gedanken. ich dachte auch schon, ich muss bestimmt eingewiesen werden, aber glaube mir helene, das geht vorbei! du brauchst einfach professionelle hilfe, dann wird es dir wieder besser gehen! ganz sicher! nimmst du medis?
birnehelene

Beitrag von birnehelene »

Vielen Dank euch allen für eure Worte.

Nein, Medis nehme ich momentan nicht. Ich war anfang der 2. SS mal bei einer Psychiaterin, da mein Mann (und ich auch) total Angst hatte, dass sich das Ganze wiederholt (was es ja nun tut). Bei dieser Frau habe ich mich aber überhaupt nicht wohl gefühlt. Sie meinte auch sofort, dass ich das Ganze nur mit Medis in den Griff bekomme (obwohl sie kein einziges Mal fragte, wie es mir geht und was genau mein Problem ist) und dass ich dann eben nicht stillen könnte.

Meine erste Tochter konnte ich schon nicht stillen, sie war einfach nicht an die Brust zu kriegen. Von Anfang an nicht, da sie Fieber nach der Geburt hatte und nach der Saugglockenentbindung einfach viel zu fertig war. Ich hatte mir das Stillen fest vorgenommen und war schon enttäuscht, dass es nicht klappte. Und Abpumpen brachte leider auch keinen dauerhaften Erfolg.

Die Kleine trinkt super an der Brust, und das sogar obwohl ich sie erst nach zwei Tagen das erste Mal anlegen konnte! Deswegen geht das Stillen im Moment einfach vor.

Meine FÄ hat mir Sedariston verschrieben, quasi als Ersatz, aber auch diese darf man eingentlich in der Stillzeit nicht nehmen, deswegen nehme ich sie auch nicht. Das schlechte Gewissen wäre zu groß, meine Kleine geht schließlich vor.

Das mit den Gedanken und dass sie nicht real werden ist so eine Sache... Mein Kopfkino spielt mir ja nicht vor, dass ich etwas tue... Dann hätte ich ja wenigstens selbst in der Hand, ob sie Wirklichkeit werden....
Manchmal denke ich, ich werde wahnsinnig... Es ist zwar noch nicht wieder so schlimm, wie vor der 2. SS, aber ich habe total Angst, dass es wieder so wird... Denn das hat mich schon sehr belastet, ich hatte ja sogar Angst, nachts ins Bett zu gehen, da ich wusste, im Schlaf kommen die Albträume wieder. Und im Schlaf kann man ja noch weniger tun als im Wachzustand. (Klingt das etwas wirr?)

Gibt es denn etwas, was man in der Stillzeit bedenkenlos nehmen kann? Vermutlich wäre das dann sowieso zu schwach...

Diesen Freitag habe ich ein Beratungsgespräch bei Pro Familia... Hab totale Angst und würde am Liebsten absagen... Was wenn die mich nicht ernst nimmt? Oder ich wieder die ganze Zeit nur heule???

Wie habt ihr es geschafft, diesen Schritt zu gehen?

LG birnehelene
scaramouch

Beitrag von scaramouch »

Hallo nochmal birnehelene

du schreibst, das Stillen und dein Kind gehen vor. Ich verstehe das natürlich, aber glaub mir, wenn ich es nochmal entscheiden müsste, würde ich sofort aufs Stillen verzichten und gleich mit einem Medikament beginnen. Diese PPD kann so so schlimm werden (und ist ja eigentlich bei dir jetzt schon schlimm genug) und ich würde da sofort gegensteuern.

Es gibt ADs, die du auch beim Stillen bedenkenlos nehmen darfst, ich kenne allerdings nur eines: Zoloft bzw. Sertralin.

Das müsstest du dann mal abklären.

Geh bitte unbedingt zu dem Termin bei Pro Familia. Die werden dir sicher Tipps und vielleicht weitere Kontakte vermitteln können.

Lieben Gruss
scara
birnehelene

Beitrag von birnehelene »

Hallo Scara,

tatsächlich, es gibt etwas was man nehmen kann??? Her damit!!! :lol:

Meinen Termin bei ProFamilia musste ich absagen, meine Kleine musste ins KH und ich bin als Begleitperson mit. Und soll ich dir was sagen? Dieser Abstand zum normalen Familienalltag hat mir unheimlich gut getan... :oops:

Mein Mann drängelt darauf, dass ich einen neuen Termin mache. Er hat ja recht, muss ja sein. Aber noch habe ich nicht angerufen.

Hab heute nicht so viel Zeit, bei Gelegenheit wieder mehr!

Liebe Grüße euch allen und nochmals DANKE, dass mich hier jemand versteht! Eine ganz neue Erfahrung für mich!!!

Birne Helene
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