Ich hab mich mal beobachtet!

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Marika
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Ich hab mich mal beobachtet!

Beitrag von Marika »

Meine lieben leidgeprüften Frauen! 8)

Ich hatte gerade einen kurzen Anflug von Angst mit einem ZG. Da habe ich es geschafft, mal genau meine Körperreaktionen zu beobachten. Und so spielte es sich ab:

Zuerst habe ich mich über meinen Mann aufgeregt. Das war wohl der Auslöser. Plötzlich kam in mir ein ZG hoch - etwas was ich mal Schlimmes gelesen hatte, münzte mein Gehirn auf meinen geliebten kleinen Sohn um. Ich merkte zuerst, wie ein Adrenaliestoß durch meinen Körper schoß, mein Herz begann schneller zu schlagen, mein Atem wurde flacher und schneller. In meinem Kopf "schwirrte" es irgendwie und ein Druck breitete sich in meinem Magen aus. Darauf hin wurde mir übel und heiß. Ich ließ die Attacke vorbei ziehen und beruhigte mich wieder. Jetzt merke ich, dass ich auch während der Attacke wußte, dass NICHT ICH sowas tun würde, sondern dass die Bilder in meinem Kopf mich so ängstigten, weil ich meinen Kleinen so liebe und ich umkommen würde, wenn ihm was passieren würde.

Ich glaube, es ist ein kleiner Fortschritt, dass ich erkannt habe, dass diese Gedanken Befürchtungen sind und nicht kommen, weil ich verrückt werde und so was tun könnte. Es sind nicht meine Gedanken über etwas, was ich tun will, sondern Angstgedanken, dass so etwas schreckliches je meinem Sohn passieren könnte.

So, dass hat jetzt grad gut getan, es nochmal auf zu schreiben. Ich danke auch schon jetzt fürs lesen und wünsche euch einen schönen Abend! :)

Ganz liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
susi69

Beitrag von susi69 »

.... genau so ist es meine Liebe.....

So wie Du das beschreibst läuft es bei mir auch ab. Aber nur in den Zeiten, wo keine generelle, permanente Angst vorherrscht. Da ist das Empfinden eh die ganze Zeit drückend.

Man kann genau erkennen, daß es diese "Übersorge" ist, die einen überkommt. Ich versuche dann zu projezieren, daß ich keine Angst zu haben brauche und daß ich mir wirklich keine Sorgen machen muß. :wink:

Wünsche auch einen schönen Abend.

Susi
TKKT

Beitrag von TKKT »

tut gut sowas zu lesen und schön, dass du das für dich erkannt hast. Du bist auf den richtigen Weg und es wird weiter bergauf gehen.
Bamberger

Beitrag von Bamberger »

Liebe Marike,

genau wie du habe ich es auch gemacht: ich wollte nicht vor allem Ängstigenden in der PPD davonlaufen. Soweit es mein Mut erlaubt hat, habe ich mir alles "angeschaut". Ich habe ganz viel dabei gelernt :

-über mich selbst (was läuft in mir ab, wenn mich jemand kränkt? gegen wen richtet sich mein Zorn, der durch die Kränkung entstanden ist? spür ich den Ärger überhaupt? erlaube ich es mir selber, gekränkt und ärgerlich zu sein?)
- über meine Ehe (wer kränkt wen auf welche Weise wie häufig?)
-über meine Herkunfstfamilie (wem wurde es zugestanden, ärgerlich sein zu dürfen?)

Angst entsteht ganz oft, wenn wir glauben, nicht zornig sein zu dürfen

Auf Freudianisch: wenn das Überich die aggressive Regung unterdrückt,
dann bricht auf dem Boden des Ich die Angst aus.

Ich finde dich unglaublich mutig!!!!!

Liebe Grüße

Clarissa
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