nun doch AD...

Austausch alltäglicher Sorgen oder Freuden

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Mullemaus

nun doch AD...

Beitrag von Mullemaus »

hallo Ihr Lieben,
leider geht es mir nach ein paar wochen der besserung ( hatte mit pt angefangen) wieder deutlich schlechter. fühle mich permanent müde, antriebslos, bin gereizt und in nullkommanix jagen mir aggressive gedanken durch den kopf. meine kleine ist z.zt. leider auch sehr anstrengend, vermutlich ein wachstumsschub. sie quengelt sobalt sie wach ist und wenn ich dann nicht gleich reagiere, steigert sich das latente genöle sehr zackig zu kreissägenählichem gekreische...wenigstens schläft sie im gegensatz zu ihrer mutter nachts quasi durch.
ich kann leider oft nicht wieder einschlafen und dann geht es los, das grübeln. die gedanken rumoren mir im kopf herum, dass mir ganz schwindelig wird, hauptsächlich zukunftsängste, aber auch - und das wieder mehr zur zeit, die gedanken, wie es wäre, wenn die kleine nicht da wäre....oder ich...dafür hasse ich mich richtig, vor allem bei den gedanken bezüglich meiner tochter. letzte woche habe ich ein referat halten müssen, dass ich - obwohl es normalerweise für zwei ausgelegt war vom aufwand her- alleine vorbereiten und halten musste- mit nem schreibaby ein riesenspass . es lief super und ich war erleichtert, es überstanden zu haben. 1 stunde freie rede unter tavor über dinge, die die welt nicht braucht :roll: aber der prof war immerhin begeistert... die klausur am selben nachmittag habe ich dann versemmelt. kein wunder, da ich so gut wie nix dafür gelernt habe und total ausgepumpt war von dem referat. dafür habe ich die nachklausur bestanden, wie auch immer ich das gemacht habe....eigentlich sollte ich mich darüber freuen und in partylaune sein, aber die freude war nur kurz. bin wohl in ein ganz schönes loch gefallen, als das adrenalin weg war... :( da sitze ich jetzt in meinem loch mit einem 4 monate alten nöligen baby, das ja nix dafür kann, dass es so eine mutter hat.... gestern war es dann so schlimm, dass ich wieder mal daran dachte, wie es wäre, wenn ich weg wäre vom fenster... das hat mich so erschreckt, dass ich heute morgen dann doch mit dem AD angefangen habe, das schon seit 5 wochen bei mir in der schublade liegt... :oops: hätte wohl den beipackzettel besser einfach nicht lesen sollen vor 5 wochen und es einfach nehmen...hättehättehättehätte...das geht zur zeit dauernd so...und kotzt mich so dermassen an. jetzt habe ich semesterferien, die sonne scheint und ich habe auf nix lust, obwohl ich vor der klausur und dem referat diesen moment so herbeigesehnt habe, in dem ich mich einfach nur noch um meine tochter kümmern kann und das stresslevel etwas sinkt. wie schon jemand anders hier im forum schrieb: "ich habe sogar keine lust auf keine lust" das trifft es auf den punkt. für mich ist gerade alles kacke, das musste mal raus...hoffe, mit dem AD wird es in ein paar wochen besser sein. die kleine entwickelt sich so gut und schnell und ich kann das überhaupt nicht geniessen und mich daran freuen :cry:
lg mullemaus
vergissmeinnicht

Beitrag von vergissmeinnicht »

Liebe Mullemaus!

Ich hab mir jetzt mal deine Beiträge durchgelesen.
Bitte nicht falsch verstehen aber wenn du Absätze machst beim schreiben, wäre es leichter zu lesen !
Die Kleinschreibung ist jedoch kein Problem :)

Mir ging es wie dir, hatte auch Selbstmordgedanken, sehr konkrete sogar..
Ich hab mich jetzt ein Jahr lang ohne AD gequält...und wie ich jetzt sagen muss,...UMSONST!

Mir geht es wieder so gut durch die Einnahme vom AD und wünsche es dir auch von ganzen Herzen!
Jeder Tag der vergeht und den du nicht geniessen kannst ist ein verlorener Tag!!!
Es muss nicht sein,,,man muss sich nicht so quälen..DU musst dich nicht so quälen!!

Ich wünschte mir auch mein Leben vor dem Baby zurück..
Ich weiss noch dass ich mit meiner besten Freundin telefonierte und ihr sagte dass ich denke ich sei nicht mehr normal.
Ich hab geheult und war hysterisch und sie fragte ob ich mit meinen Freund schon darüber geredet hab.
Ich fragte dann wie sie sich das vorstellt, ich kann doch nicht meinen Freund sagen dass ich seine Tochter zur Adoption freigeben will.
Ja das sagte ich...und es schockiert mich noch immer..der Gedanke an diese Zeit und die Gedanken überhaupt...

Aber jetzt liebe Mullmaus, würde ich um nix auf der Welt die Zeit ohne sie zurückhaben wollen.
Wenn ich sie ansehe geht mein Herz über vor Liebe zu ihr..ich vergöttere sie..sie ist mein Herz..mein Leben..mein Sonnenschein..so wie alle meine Kinder!
Und genau das kannst du auch wieder fühlen weisst du.
Du kannst dann die Liebe zu deinem Kind wieder spüren, die Zeit geniessen und nicht der alten hinterhertrauern.

Vertrau deinen Arzt, nimm das AD , du wirst sehen es lohnt sich!!!
Und vergiss den Beipackzettel!

Ganz liebe Grüße
VGMN
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo,

na du - das wurde auch Zeit mit dem AD!!!! Wirst sehen, es wird dir helfen.

Darf ich fragen was für ein AD du nimmst? Und vergiss den Beipackzettel, denn wenns danach ginge, würdest du schon von dem von Aspirin einen Schock kriegen.... :wink:
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Mullemaus

Beitrag von Mullemaus »

liebe(s) Vergissmeinnicht, liebe Marika!
Viele Dank für Eure lieben Worte!!! @Vergissmeinnicht: Stimmt, wenn ich mir meinen Beitrag von gestern durchlese, finde ich ihn selber etwas anstrengend zu lesen.
Musste fast schon lächeln, denn er liesst sich für mich so wirr, wie es in mir gerade aussieht.

Ich probier das jetzt mal mit den Absätzen.... :wink:

Ich nehme 50 mg Sertralin, da ich meine Tochter noch stille.Das würde ich auch gerne noch weiter tun, da es glücklicherweise eigentlich ganz gut klappt. Mal besser, mal schlechter, aber unterm Strich ok.

Klar, nervt es mich manchmal total an, v.a. dass ich schon etwas angebunden bin.
Jana trinkt "draussen" nämlich absolut unterirdisch, lässt sich von allem und jedem ablenken und schluckt ohne Ende Luft. Also relativ unentspannt das Ganze. Nachts ist es viel besser, was mir hilft, das durchzuziehen.

Beipackzettel hin, Beipackzettel her, ich bin jedenfalls zu dem Schluss gekommen, dass ich es offenbar nur mit Psychotherapie alleine nicht schaffe. Dazu hat neben den Suizidgedanken letztendlich eine Situation mit meiner Tochter geführt.

Sie hat quasi den ganzen Morgen durch gejammert, unterbrochen von ein paar Kreischattacken. Ich wollte sie ins Tragetuch nehmen in der Hoffnung, sie würde sich dabei etwas entspannen und vielleicht sogar endlich einschlafen, denn sie war seit 6 Uhr wach und es war schon Mittag.

Heute denke ich, dass das totaler Murks war, denn ich war so dermassen angespannt und auf Hochtouren, wie sollte sie da ganz nah bei mir ruhig werden....?? Wenn man mich an so einen Hibbel binden würde, fände ich es auch nicht toll :roll:
Naja, anstatt sie in Ruhe wieder herauszunehmen und cool zu bleiben, habe ich mir ziemlich hektisch das Tragetuch wieder vom Leib gezerrt und dabei ziemlich unschöne Dinge gesagt, für die ich mich heute unendlich schäme. Jana habe ich dann in ihren Stubenwagen gelegt. Zwar habe ich ihr nicht körperlich weh getan, aber die arme kleine Maus wusste gar nicht, wie ihr geschah und brüllte aus Leibeskräften.

muss ein jämmerliches Bild gewesen sein...sie weinend im Wagen, mit völligem Unverständnis im Blick, Mama weinend auf dem Küchenboden....mir kommen jetzt noch die Tränen, wenn ich darüber schreibe ...

Aber da sind bei mir entgültig alle Alarmglocken angegangen und ich dachte danach: Es muss etwas geschehen und zwar JETZT. Zur Zeit habe ich viel mehr Angst davor, dass ich zu grob zu ihr sein könnte, als dass ich mir selber was tue. Das hat sie nicht verdient. Sie soll eine Mama haben, der sie vertrauen kann, wo sie sich geliebt, angenommen und aufgefangen fühlt und nicht verlassen und abgelehnt. Und das wieder zu werden, schaffe ich wohl eben nur mit AD, das ist mir jetzt endlich klar geworden!!

Aufgeben kommt jedenfalls für mich nicht in Frage!!! Es ist nicht die erste schwere Zeit in meinem Leben und ich werde das überstehen, um für meine Tochter da sein zu können....und irgendwann auch für mich...

die mullemaus
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Mullemaus,

ich muss dir ein riesiges Kompliment machen - du hast völlig richtig erkannt, um was es geht: Um DEINE GESUNDHEIT und des damit verbundenen Wohlbefinden deiner Tochter und eines tollen Familienlebens. Du stellst deine Ängste (bzgl. des AD´s) hinten an und sagst ganz richtig: Stopp - jetzt muss ich was tun. Das ist supermutig und das zeigt was für eine willenstarke Persönlichkeit zu bist. Du hast damit die allerbesten Voraussetzungen wieder gesund zu werden.

Damals vor 5 Jahren, als ich erkrankte, war es auch so. Ich habe 2 Wochen gelitten, wollte nicht zum Arzt und schon gar keine Medis nehmen, da ich noch stillte. Schlußendlich kam der Tag "X" wie bei dir, an dem ich weinend und zitternd in der Ecke kauerte und wußte: So gehts nicht weiter, jetzt mußt du was tun. Und das hab ich - habe auch die Ängste vor dem Arzt und dem AD hinten angestellt und mich somit der KRANKHEIT gestellt! Mit Erfolg - ich hatte eine super Begleitung durch Hausarzt und Psychiater, eine sehr gute Therapie und das AD hat recht schnell eine gute Wirkung erziehlt. Leider mußte ich abstillen, da ich noch ein 2 Psychopharmaka brauchte, dass nicht mit dem Stillen zu vereinbaren war. Aber ich war an einem Punkt angelangt, wo ich wußte, dass mein Gesund werden jetzt wichtiger war, als das Stillen.

Genau wie bei dir war eines klar: Aufgeben - kommt nich in Frage, ich werde kämpfen, für mich, mein Kind und meine Familie. Es war natürlich eine extreme Grenzerfahrung und am Anfang kamen auch trotz AD und Therapie noch Tiefs - das ist aber normal. Es braucht seine Zeit. Aber ich habe immer weiter gekämpft - ein riesen Ansporn war auch das Forum hier, wenn es mal eine schwierige Phase gab.

Heute bin sehr stolz sagen zu können: Ich bin gesund, es geht mir so gut wie noch nie vorher in meinem Leben. Zwar ist bei mir die Depression mit großer Wahrscheinlichkeit chronisch, was bedeutet dass ich wohl immer auf eine niedrige Dosis meines AD´s angewiesen bin. Aber das ist für mich keineswegs ein Punkt mit dem ich hadere, ich kann es annehmen wie es ist, denn man kann auch mit einer chronisch verlaufenden Depression super leben. :D Dir muss natürlich überhaupt nicht das gleiche passieren wie mir - das war jetzt nur rein meine Geschichte.

Ich möchte dir noch folgendes mit auf den Weg geben: Wenn du merkst, dass du mit 50 mg Sertralin nicht wirklich stabil wirst, scheue dich nicht mit deinem Arzt über eine ERHÖHUNG nach zu denken. Es ist SEHR WICHTIG, die Dosis zu finden, mit der man STABIL WIRD!!!! Wenn du immer mit einer zu niedrigen Dosis fährst und es dir dadurch nicht besser geht, machst du KEINE FORTSCHRITTE und wirst auch nicht gesund. Ich selber mußte innerhalb des 1. Jahres mit PPD die Dosis 3x erhöhen bis ich endlich stabil wurde. Dieses Dosis muss man dann unbedingt LANGE GENUG NEHMEN - man spricht von mind. 6 Monaten - besser aber 1 Jahr lang um einen Rückfall so gering wie möglich zu halten. Ich schreibe dir das deshalb so eindringlich, weil ich den fast 6 Jahren die nun hier bin, schon so oft erleben mußte, dass Frauen zu früh abgesetzt haben oder sich nicht die Dosis erhöhen trauten. Mit dem Ergebniss dass sie ewig nicht vom Fleck kamen bzw. erst recht wieder in deine Depression geschlitter sind. Das möchte ich dir ersparen - deshalb mein Apell in dieser Sache!!!!

Solltest du noch Fragen haben - nur zu, wir sind ja immer für dich da!
Zuletzt geändert von Marika am 10:02:2011 14:22, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
kadisha

Beitrag von kadisha »

hallo ihr lieben

irgendwie haben ich grade beim lesen gänsehaut bekommen..

genauso sieht es aus:
wir dürfen nicht aufgeben!
wir müssen für uns und unsre kinder kämpfen!!!

umarme euch alle ganz lieb!!

LG
Mullemaus

Beitrag von Mullemaus »

Liebe Marika,

vielen Dank für Deine aufmunternden Worte, sie geben mir gerade sehr, sehr viel!!

Zuversicht und Hoffnung vor allem, dass es besser wird....Ich danke Dir dafür.
Aber das ist für mich keineswegs ein Punkt mit dem ich hadere, ich kann es annehmen wie es ist
,

Das finde ich richtig stark, Dir auch ein Riesenkompliment. Ich denke, wenn man sich dieser Krankheit stellt und annimmt in dem Sinne (hoffe, ich habe Dich richtig verstanden), dass man nicht den Kopf in den Sand steckt und die Augen verschliesst, und stattdessen dagegen angeht, ist das ein Weg.
Sicher ein steiniger und vielleicht mit Umwegen, aber ein Weg!!! Und Umwege erhöhen ja angeblich die Ortskenntnis :-)

Ich habe es viel zu lange nicht akzeptieren wollen/können, dass ich depressiv bin, zu lange habe ich versucht, mit gesunder Ernährung, Bewegung etc. wieder zu mir zu finden und wollte nicht einsehen, dass das nicht reicht.

Vor der Schwangerschaft war ich immer sehr aktiv, bin gelaufen und Rad gefahren, das hat viel von meinem Stress abgefedert und Bewegung hilft mir auch jetzt, mit allem parat zu kommen. Aber es ist für mich jedenfalls nicht DAS Heilmittel, eher eine Hilfe. Ich werde das beibehalten und ansonsten der Depression in ihren düsteren Hintern treten. :twisted:

Ich wünsche Dir und allen anderen hier sehr viel Kraft auf ihrem Weg und liebe, verständnisvolle Menschen zur Seite. Dein Rat bezüglich der Dosierung meines AD behalte ich im Hinterkopf, vielen Dank dafür.

lg

ju
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Marika
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Beitrag von Marika »

Ja, es ist sehr schwer, die Krankheit anzunehmen. Besonders Depressionen in Allgemeinen, aber bestimmt die PPD im Besonderen - denn wer wird schon depressiv wenn man gerade ein tolles gesundes Baby geboren hat.... so dachte ich früher. Da hat man doch gefälligst glücklich zu sein, wie alle "Pampers und Hipp Mütter" im Fernsehen.

Ich habe früher den Mund ganz schön voll genommen: Babyblues? Was soll den das Geheule, sollen doch froh sein dass alles gut gegangen ist. PPD war für mich ein spanisches Dorf. Ich war mir sicher - Heultage werde ich keine haben, warum auch. Nun, das Leben hat mich bitter und hart eines Besseren belehrt, das kannst du mir glauben. Nie im Leben hätte ich gedacht, was eine Depression ist und was mit einem anrichten kann.

Die Krankheit "PPD" war grauenhaft und dennoch habe ich sehr viel in der Zeit und auch ständig danach - auch jetzt noch - gelernt. Es hat sich vieles in meinem Leben geändert - ich bin eine andere Marika geworden, aber ich bin froh darüber. So wie ich heute bin - so mag ich mich sehr, sehr gerne.

Sport und Bewegung sowie gesunde Ernähruns sind tatsächlich sehr gute und wirkungsvolle Hilfen um wieder gesund zu werden. Auch ich achte sehr darauf was ich esse und mache regelmässig Sport. Es ist sehr gut, wenn du das bei behälst.

Ich wünsche dir eine schnelle und gute Besserung!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
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