Ich bin so dankbar, dass es euch gibt

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Bamberger

Ich bin so dankbar, dass es euch gibt

Beitrag von Bamberger »

Hallo, ihr Lieben!

Ich bin so dankbar, dass ich euch Mitbetroffene bei "Schatten und Licht" gefunden habe. Meine Wochenbettdepression ist schon so lange her, fast fünfzehn Jahre, und obwohl ich die Statistiken zur PPD und PPP gekannt habe und deshalb wusste, dass es da draußen noch andere Mütter mit Wochenbettdepression geben musste, kam ich mir so einsam vor .........Ich habe damals nicht sehr laut um Hilfe gerufen, weil ich mich so geschämt habe........ ich wäre so gerne eine glückliche Mutter gewesen......ich kann mich noch daran erinnern, bei zwei Neurologen gewesen zu sein und dort über meine übergroße Müdigkeit geklagt zu haben (mehr habe ich nicht zu sagen gewagt), aber die Fachärzte haben mir nur auf die Schultern geklopft und gemeint, wenn sie nicht schlafen könnten (mein Baby schlief sehr schlecht), wären sie auch müde............seitdem trage ich die Wochenbettdepression, die nach einigen Monaten alleine abgeklungen ist, wie ein trauriges Geheimnis mit mir herum.
Das Schlimmste war, dass mir ein Großteil der Freude an mir selbst verloren gegangen ist. Vielleicht kommen daher die Depressionen, die ich ab und an heute noch habe?
Ein großer Trost ist mir , dass mein Jüngster und ich uns TROTZDEM wunderbar verstehen .......wir können wunderbar miteinander lachen...wir kommen gut miteinander aus.........
Vielleicht ist das euch, die ihr mitten in einer PPD steckt, auch ein Trost?
Also: danke, dass es euch gibt! Er nehmt mir eine große Last!

Eure Clarissa
valentina

Beitrag von valentina »

:) Liebe Clarissa
Eben vorhin habe ich dir unter "Therapie" eine Antwort mit einigen Fragen geschrieben. Einige der Fragen sind jetzt in deinem Bericht schon beantwortet. Ich finde es einfach so schlimm, wenn Ärzte so falsch reagieren. Dass sich eine Frau schämen muss,der es so schlecht geht, ist einfach nicht in Ordnung. Man muss wirklich mehr an die Öffentlichkeit mit diesem Thema. Damit man weiss wie enorm der Leidensdruck der Frauen mit dieser Krankheit ist. Es sollte heutzutage nicht mehr passieren, dass ein Arzt einer Frau mit einer PPD sagt : "Es ist einfach nicht nachvollziehbar, eine Geburt ist doch ein freudiges Ereignis, man sollte sich vielleicht fragen, wie erwünscht dieses Kind war!" Das ist mir passiert. Ich war schon davor so voller Schuldgefühle, nebst all dem anderen, was die PPD so mit sich bringt. Ich war völlig am Boden zerstört und hatte das Gefühl, die einzige Frau zu sein, die so total daneben ist. Ich hatte die PPD übrigens wie du auch bei meinem jüngsten Kind, das war vor fünf Jahren.
Hast du jemals Medikamente genommen, und wie belastend ist die Depression für dich heute noch? Ist sie noch vergleichbar mit deiner PPD , die du am Anfang hattest?
Das Schöne am Forum ist einfach , dass einem jede Frau, die hier schreibt nachfühlen kann, und es keiner dieser Frauen in den Sinn käme zu fragen, ob man sich dieses Kind wirklich gewünscht hat, weil jede es weiss! :!: Liebe Grüsse Valentina
Xine

Beitrag von Xine »

hallo Clarissa

Schön,dass du hier bist! Ich zieh wirklich den Hut vor dir.Ohne Hilfe von aussen wüsst ich nicht wo ich jetzt wäre,und ob ich es geschafft hätte.
Es tut mir sehr,sehr leid,dass du allein damit klarkommen musstest.

Nimmst du Medis,wenn dich die Depressionen jetzt einholen? Wie kommst du dagegen an?
Obwohl ich jetzt eine ganze Zeit lang stabil bin,kommen dennoch an machen Tagen die "Tiefs".Manchmal glaub ich,das hört nie ganz auf.Meine Ärzte behaupten das Gegenteil.Können wir also noch hoffen ;-)

Es ist ein sehr grosser Trost,wenn du schreibst,dass du dich mit deinem Jüngsten super verstehst! Wie oft stell ich mir die Frage,ob mein Sohn (20 Monate) irgendwas mitbekommen hat,und sich das vielleicht mal "rächt" :-(

liebe Grüsse
Anja
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo Clarissa!

Ich freue mich auch sehr, dass du jetzt bei uns bist. Dein Geschichte hat mich sehr traurig gemacht. Wenn ich daran denke, dass ich bei meiner PPD keine Hilfe bekommen hätte und nicht darüber reden gekonnt hätte - ich weiß nicht, ob ich noch hier wäre... ich wollte mich wegsperren lassen. Aber ich kann mir vorstellen, wie das damals ausgesehen hat mit der Aufklärung und Hilfe - man stößt ja heute noch oft auf Unverständniss, wie Valentina leider erfahren musste.

Wenn du schreibst, du hast heute noch ab und an Depressionen - bist deswegen schon mal bei einem Speziallisten gewesen? Oder vielleicht würde es dir auch helfen, deine traurige PPD Erfahrung in einer Gesprächstherapie auf zu arbeiten? Ich konnte das gut mit einer Hebamme (war nicht die Hebi bei meiner Geburt!), die auch eine psychologische Ausbildung hat. So von Frau zu Frau ging das sehr, sehr tief. Denn sie wissen auch was bei einer SS und Geburt alles SEELISCH in einer Frau vorgeht. Mir hat das unglaublich gut getan - neben meiner Psycho/Verhaltenstherapie bei meinem Psychiater. Eine Form der Verarbeitung wäre es auch, das alles nieder zu schreiben. Einige Frauen (ich auch) hier sind im Moment grad drann, unsere Geschichten auf zu schreiben, um dann mal ein Buch daraus zu gestalten. Ich habe beim Schreiben gemerkt, dass sehr viele Emotionen noch mal hochkamen und das war gut so - auch die Tränen die kamen.

Liebe Clarissa, ich hoffe, du fühlst dich wohl hier bei uns. Ich kenne noch keine der lieben Mädels hier persönlich - aber einen solchen Zusammenhalt und Trost habe ich hier im "realen" Leben noch nie erfahren! Ist irgendwie traurig, zeigt aber, dass die, die eine PPD/PPP erlebt haben, einfach genau wissen, was sich da abspielt. Für mich waren die lieben Frauen hier die Rettung und möchte sie nie, nie mehr in meinem Leben missen!!!!! Und du zählst jetzt auch dazu - super schön!!!!

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
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