nachrichten (norwegen..) erzeugten neuen angstzustand

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

Antworten
green2011

nachrichten (norwegen..) erzeugten neuen angstzustand

Beitrag von green2011 »

nehme nun schon seit einiger zeit cipralex - eine weile lang 20mg und nun hat mir mein arzt empfohlen abwechselnd 10-/20mg zu nehmen zum reduzieren. ich weiß nicht ob ich es mir nur einbilde, aber manchmal habe ich das gefühl, dass es mir an den tagen, an denen ich 10mg nehme, in gewissen hinsichten schlechter geht. die zg tauchen immer mal wieder ganz diffus auf, aber ich versuche sie nicht zu beachten um sie eben nicht "lauter" werden zu lassen. aber es ist schon anstrengend...dazu muss ich ja im prinzip so tun, als wenn ich es nicht wahnsinnig schlimm finde was ich da gerade denke. und die philosophische schiene hört leider auch nicht wirklich ganz auf - ich hab mir im zuge der ganzen ppd immer mehr gedanken über das verrückt werden - den tod - das universum gemacht. ich frag mich schon irgendwo immer - wieso fing das an - vorher hab ich sowas doch auch nicht gehabt und jetzt wo ich es kenne werd ich es nicht KOMPLETT los - weil ich ja quasi einmal "darauf gekommen bin". im großen und ganzen hilft cipralex mir ganz gut, aber gestern wars einfach so, dass die schrecklichen nachrichten aus norwegen mich so sehr entsetzten, dass ich den ganzen tag einen kloß im hals hatte - dann noch der tot von amy winehouse, die gerade mal ein jahr älter war als ich... dann jährt sich heute die tragödie der loveparade - ich komme aus duisburg. die graue wolke und tausende fragen haben mich gestern so erdrückt und mir panik bereitet, dass ich seit langem mal wieder eine tavor nehmen musste, damit die panik aufhört. ich habe bisher leider immer noch keinen richtigen therapeuten für mich gefunden. an manchen tagen würd ich den teil meines gehirns, der für angst zuständig ist - am liebsten einfach "lahm legen". lg an alle - das musste ich mir einfach mal von der seele schreiben...
Benutzeravatar
Marika
power user
Beiträge: 10828
Registriert: 04:06:2005 16:05

Beitrag von Marika »

Hallo Green,

weißt du es ist leider ganz "normal" dass gerade uns solche Horrormeldungen ganz tief unter die Haut gehen und sogar ein Tief auslösen können. Das zeigt, dass du noch nicht stabil bist und noch sehr heftig auf die Tragödien und alles schreckliche dieser Welt reagierst. Das ist nicht ungewöhnlich und ich hatte lange Zeit damit zu kämpfen. Das ging bei mir Jahre, bis ich - vor allem Dank meiner Therapie - es schaffte, ich da völlig und aktiv abzugrenzen.

Was mich aber sehr erstaunt: Der Rat deiner Ärztin jetzt schon Cipralex wieder zu reduzieren????????????? Meiner Meinung nach und auch der Empfehlung der WHO IST DAS VIEL ZU FRÜH!!!!!!!!!!!! Und auch dieses 10 mg/20 mg findet nicht gerade viele "Anhänger" unter den Ärzten - meiner z.B. findet diese Methode mehr schädlich als hilfreich. Du merkst ja selber, wie sehr du schwankst unter dieser Medikation. Das kommt zum einen, weil du eben die Dosis rauf-runter-rauf-runter schraubst und du alles andere als stabil bist und zum 2. natürlich jetzt diese Horrormeldungen. Die WHO empfiehlt:

Das AD sollte - wenn man STABIL IST - noch mind. 6 Monate, aber besser noch 1 GANZES JAHR WEITERGENOMMEN WERDEN!!!!

Du hast aber noch nicht mal eine Stabilität erreicht und reduzierst bereits - das kann dir einen Rückfall beschehren, der sich gewaschen hat. Es wäre sooooooooooo wichtig, die Dosis von 20 mg (wenn du damit STABIL WARST - hast du das so empfunden?) noch mind. 6 Monate, besser aber noch 1 Jahr lang weiter zu nehmen und erst dann zu reduzieren. Alles andere ist lt. allen Studien leider ganz, ganz schlecht. Auch hier bei uns habe ich schon eingie Rückfälle miterleben müssen, die gerade wegen dem viel zu frühen Absetzen zu stande kamen.

Gerade jetzt in dieser Zeit wo eine schlimme Nachricht nach der anderen kommt, sollst du einen stabilisierenden "Partner" in Form deines AD´s an deiner Seite haben. Natürlich bin ich keine Ärztin, aber das Reduzieren jetzt schon und dann noch im Wechsel von 20mg/10mg kann ich absolut nicht nachvollziehen. Ich rate dir bei 20 mg vorläufig noch zu bleiben!!!!! Alles andere wird mit einer an Sicherheit grenzen Wahrscheinlichkeit "in die Hose gehen".

Bitte gib Acht auf dich!!!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
green2011

ja...

Beitrag von green2011 »

liebe marika, ich denke du hast vollkommen recht.
es ist mein hausarzt (der gleichzeitig auch psychotherapeut ist), der mir diese reduzierung empfahl - ich hab ja wie gesagt, noch keinen platz zur ambulanten verhaltenstherapie gefunden.
brauchte dann aber cipralex-nachschub und bin zu meinem hausarzt, um zu fragen, ob er mir das medikament auch verschreiben kann, bis ich endlich einen platz, bei einem verhaltenstherapeut bekomme. er setzte sich also mit mir hin ich erzählte ihm, wie gut es mir mit dem medikament geht - er äußerte noch wie wenig er von cipralex hält und wie teuer es doch wäre.... und ich hab nur noch gesagt, dass es mir so gut hilft mittlerweile mit den 20mg, dass ich fast schon angst habe, es für immer nehmen zu müssen, um auszugleichen.... was auch immer in meinem hirn offensichtlich falsch läuft. dann meinte er, dass es nicht so wäre und ich könnte schon versuchen zu reduzieren - und das man das so machen könnte mit 20/10 weil der spiegel sich da irgendwie anpasst - mir kam es auch sehr spanisch vor... und er ist halt schon IMMER mein hausarzt... und lag aber auch nicht immer unbedingt richtig das ist schon so :roll: ... oh man - meinst du es wäre ok, wenn ich dann weitergehend einfach wieder jeden tag 20mg nehme? marika - arzt sein hin oder her - du hattest bisher mit ALLEM recht.... vielen dank für deine rückmeldung! :-*
Anna2010

Beitrag von Anna2010 »

Hallo ,

nur kurz, aber es hört sich fast so an, als hätte Dein Hausarzt Mühe, Dir Cipralex zu verschreiben, weil es ein glaube ich teureres Medi ist wie z.B. Citalopram.
Die Kassen machen es den Ärzten da auch schwer und es gibt ein vorgeschriebenes Budget, was nicht überschritten werden soll...
Vielleicht deshalb?

Arzt wechseln, wenn das Medi hilft und ich denke auch, Du solltest lange noch nicht ans Reduzieren denken...

Alle Gute!
Anna
Benutzeravatar
Marika
power user
Beiträge: 10828
Registriert: 04:06:2005 16:05

Beitrag von Marika »

Hey Green,

es ist leider richtig, was Anna schreibt. Cipralex ist teuer und die Ärzte müssen sehr auf ihr Budget achten, daher versuchen viele Cipralex zu "meiden" - leider, denn sehr viele hat es wirklich geholfen, incl. mir. Es ist eigentlich die Tragödie schlecht hin, dass gerade ein AD wegen der Kosten gemieden wird, obwohl es nachweislich eines der besten ist.

Ich kann dir wirklich nur empfehlen: Nimm Cipralex weiter in der Dosis von 20 mg!!!!! Die Höhe der Dosis sagt NICHTS darüber aus, ob du absetzen kannst - im Gegenteil: Wenn du nicht dir für dich passende Dosis die dich STABIL macht findest und nimmst, wird ein Reduzieren und Absetzen immer in noch weitere Ferne rücken. Ohne Stabilität geht jede Reduzierung und schlußendich jedes Absetzen daneben - leider, hab es schon oft genug mit erlebt. Das Absetzen eines AD´s setzt voraus, dass dein Botenstoffwechsel sich wieder von alleine richtig ausgleichen kann. Das gelint mit einem AD und auch mit Therapie. Manchmal reicht alles nicht ganz aus wie bei mir, aber das ist eine andere Geschichte, die du ja kenntst. Und ich nehme heute nur noch 10 mg Cipralex von den ehemaligen 30 mg!!!!!!! :idea: :idea: :idea:

Geht holpring voran mit dem Therapieplatz, gell!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
ubure

Beitrag von ubure »

Kann bitte mal jemand diese ganzen verblödeten Ärzte auf eine einsame Insel verfrachten, wo sie keinen Schaden mehr anrichten können? Ob es allerdings so eine große Insel gibt, ist fraglich....

Zum Davonlaufen, das Ganze. Inkompetenz gepaart mit Sparmaßnahmen. Da fühlt man sich doch durch und durch gut versorgt.
Benutzeravatar
Marika
power user
Beiträge: 10828
Registriert: 04:06:2005 16:05

Beitrag von Marika »

Ja Inez - es ist zum heulen, oder!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
kadisha

Beitrag von kadisha »

Immer wenn ich von solchen Ärzten höre werde ich traurig und wütend gleichzeitig!

Hab das Gefühl, dass die richtigen Ärzte, denen es wirklich ums Wohl ihrer Patienten geht,aussterben..

Ich vertraue seit ich die PPD habe keinem Arzt!

LG
green2011

Beitrag von green2011 »

meine lieben,

leider habt ihr völlig recht - ich verliere langsam aber sicher auch das vertrauen in ärzte sowie in therapeuten.

es ist wirklich so 100 ärzte - 100 meinungen.

man fühlt sich unverstanden, abgewiesen, nicht ernst genommen - es ist ja eine massenabfertigung von schicksalen...

erst mittwoch morgen habe ich den nächsten knaller erlebt:

hatte endlich einen termin bei einem psychotherapeuten für verhaltenstherapie - weil bei mir wohl definitiv eine angsstörung im vordergrund steht - könnte jetzt einen ellenlangen bericht verfassen, aber man wird geradezu müde es zu erzählen, was einem alles für pappnasen begegnen auf der suche nach HILFE!

dieser wie gesagt psychotherapeut, hat mich erstmal meine halbe lebensgeschichte erzählen lassen um mich dann total von oben herab zu fragen - "....ja und was wollen sie jetzt von mir? wenn sie medikamente nehmen macht eine verhaltenstherapie/expositionstraining ja eh kein sinn... da müssen sie sich schon entscheiden - wollen sie ihre probleme in angriff nehmen, oder mit tavor betäuben..." so in dem tenor gings dann weiter und ich saß da total irritiert mit tränen in den augen, weil ich dachte mir sagt jetzt endlich mal jemand wie es weiter geht!?

ich habe die dosis von cipralex direkt wieder auf jeden tag 20mg gesetzt und siehe da - ich bilde mir ein, mir geht es direkt besser.

man wird schon irgendwo stärker durch all diese miesen erfahrungen, aber ich sag das jetzt auch unter medikamentöser unterstützung - wäre ich am mittwoch auch nur einen hauch labiler gewesen hätte es mich wieder um längen zurück geworfen!

ich kann es einfach nicht fassen wie unsensibel und schlecht aufgeklärt viele leute sind auf die man während dieses leidensweg trifft! man denkt wirklich, man ist im falschen film.

ich bin so unglaublich froh, dass mich dieses forum und marika vor allem auch - erstmal auf den richtigen weg gebracht haben - und ich den vollidioten da draußen in meiner labilsten zeit nicht gänzlich auf mich selbst gestellt - ausgeliefert war.

und ich bin heilfroh darüber, dass cipralex mir so gut hilft.(in der richtigen dosierung)

so, liebe grüße an euch alle
green2011

Beitrag von green2011 »

:!: * ACHTUNG - das mit dem tavor war darauf bezogen, dass ich am samstag nochmal seit langem eine tavor nehmen musste, weil es mir - wahrscheinlich auf grund der reduzierung von cipralex so schlecht ging - also ich nehm tavor nicht mehr regelmäßig...
Benutzeravatar
Marika
power user
Beiträge: 10828
Registriert: 04:06:2005 16:05

Beitrag von Marika »

Hallo Süße,

mein Gott, schon wieder einer der seine Zulassung im Lotto gewonnen hat. :x Es tut mir so arg leid für dich, dass du dir so einen Mist anhören mußtest. Leider gibts immer noch die Therapeuten die sagen "nur mit Therapie und ohne Medis wird man gesund" und die Ärzte die sagen "nur mit AD wird man gesund - Therapie braucht man nicht". Es ist wirklich zum heulen.... :cry: vor allem weil auch - und gerade!!! - die WHO eindeutig sagt: "Die besten und schnellsten Chancen auf Genesung bei psych. Problemen hat man mit Therapie UND Medikament". Dass ich dieses Glück hatte und einen Psychiater der mit BEIDES angeboten und auch praktiziert hat fand - dafür bin ich heute noch unendlich dankbar.

Du bildest es dir nicht ein: Ich bin mir sicher, dass du dich mit den 20 mg wieder recht schnell besser gefühlt hast. Das ist typisch und zeigt klar, dass du mit dem Reduzieren einfach noch nicht an der Reihe bist. Ist aber auch nicht schlimm, du nimmst Cipralex ja auch noch nicht lange. Und wegen der einen Tavor brauchst du dir erst recht keine Vorwürfe zu machen - denn "verschuldet" haben sie deine Arzt der dir zur Reduzierung geraten hat.

Trotz dieser Sch..... jetzt möchte ich dich trotzdem ermutigen, weiter nach einem Theraepteuten zu schauen. Es ist SO wichtig, was man in einer Therapie gerade bei Ängsten lernt - es sind die Grunsteine, um später erfolgreich zu reduzieren. Du siehst es an meiner Geschichte: ohne Therapie hätte ich Cipralex sicher nicht von 30 mg auf 10 senken können!!! :idea:

Gib nicht auf - es gibt auch die guten Therapeuten da draußen!!!!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Antworten