Liebe Lie II,
auch ich bin an der "bipolaren Störung"(manisch-depressive Erkrankung) erkrankt.
Ich war vor den Geburten meiner Kinder gesund,bekam aber nach den Geburten Psychosen und daran anschließend depressive Phasen.
Ich war bei allen drei Kindern in stationärer Behandlung.Weil ich vorher aber nie krank war,konnte ich mich mit einer nun ausgebrochenen psychiatrischen Grunderkrankung überhaupt nicht anfreunden.Das paßte nicht in mein Weltbild von mir:ich hatte doch immer alles gut gemeistert und war auch nicht blöd...
Ich machte die Fehler immer und immer wieder:nach dem ersten stationären Aufenthalt war ich auf eine Depotspritze eingestellt:ich fuhr nach drei Malen einfach nicht mehr zur Ärztin hin,wurschtelte mich ein halbes Jahr so durch und war danach genesen-dachte ich.
Beim zweiten Wunschkind sollte alles anders werden:mit Hilfe von Schatten-und-Licht machten mein Mann und ich eine Liste von den Dingen,die wir meinten beeinflussen zu können,um die Gefahr einer zweiten Psychose nach der Geburt zu bannen.Fehlanzeige:genau wie beim ersten Mal mußte ich innerhalb der ersten 14 Tage nach der Geburt stationär wegen PPP gehen.
Danach war ich geheilt."Nur nicht wieder schwanger werden",sagten mir die Ärzte.Dann bleiben sie auch gesund.
Als ich dann mit dem dritten Kind ungeplant schwanger wurde,war ich voller Angst,hoffnungs-und mutlos.Meinte,mein ganzes Leben würde jetzt zusammenbrechen-ich flüchtete in eine Depression.
Mit Hilfe von Medis und ganz netten Ärzten bekam ich diesmal nach der Geburt keine PPP.
Im weiteren Verlauf machte mich Streß allerdings depressiv,sodaß ich nochmal die Klinik aufsuchte.Hier wurde ich wieder auf andere Medikamente eingestellt und als es mir besser ging,setzte ich diese wieder eigenmächtig ab...die Folgen ließen nicht lange auf sich warten.Ich mußte zwar nicht stationär gehen,mich aber wieder in psychiatrische Behandlung begeben.
Diesmal wollte ich geheilt werden und nahm brav meine Medis wie verordnet.Nach 1,5 Jahren reduzierte ich mit meinem Arzt die Medis und setzte dann während einer psychosomatischen Reha ganz ab.
Mit den Worten,ich hätte großes Glück gehabt und wäre jetzt gesund,wurde ich aus der Klinik entlassen.
Erst der Winter 2008/09 brachte nach einem Einbruch ohne SS oder Geburt die Diagnose BS und im weiteren Verlauf auch die Einsicht,das ich psychisch krank bin.Die Erkrankung begann wahrscheinlich bei mir schon mit den Geburten der Kinder.Hätte ich kontinuierlich die Medis weitergenommen-schon beim ersten Mal-wäre mein Leben sicherlich anders verlaufen.Aber es ist jetzt so,wie es ist.
Ich nehme meine Medis täglich weiter.Absetzversuche habe ich nicht mehr gemacht-nur Dosisreduzierungen.Aber auch da habe ich schnell gemerkt,wann das Ende der Fahnenstange erreicht war.
Meine Kinder sind jetzt 15,11 und 8 Jahre alt.Ich schaffe meinen Alltag,nehm mir Zeit für mein Hobby und kann das Leben genießen-auch mit BS.Außer Haus arbeiten geh ich allerdings nicht mehr.
Im Internet gibt es auch ein Forum für bipoalar Erkrankte unter
www.bipolar-forum.de.
Du kannst mir gerne auch per PN schreiben.
Als Mutter mit einer Grunderkrankung ist frau halt doppelt belastet.Nicht nur der Alltag mit Kind/Kindern will gemeistert werden.Auch die Krankheit dreht einem so manchen Strich durch die Rechnung.Aber nur Mut-ihr schafft das auch!!!
LG,Claudia