Freundschaften zerbrechen?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Smilelinchen

Freundschaften zerbrechen?

Beitrag von Smilelinchen »

Hallo,

Mir ging es eine ganze weile nicht sehr gut. Dann wieder besser. Jetzt ist es grad wieder schlechter. :-(
Ich wollte mich öfter mit meiner Freundin treffen, konnte es aber irgendwie nicht immer. Es ist schwer,das jemandem begreiflich zu machen, der keine Depression hatte oder hat.
Jetzt haben wir uns gestritten. Sie hat noch keine Kinder. Und unsere Ansichten sind Grundverschieden.
Sie kann es einfach nicht nachvollziehen,dass man mit Kind einfach "gebundender" ist und nicht mehr so leicht wegkann.
Sie weiß auch von meiner PPD, aber sie versteht es einfach nicht.
Ich bin am verzweifeln.
Noch ein weiteres großes Problem ist, dass sie sich Kinder wünscht und das als den Himmel auf Erden ansieht. Zumindest kommt es so rüber,wenn sie redet. Es sei ihr ja auch gegönnt, sich das zu wünschen.
Aber für mich war es so gar kein Himmel. Mir ist es so dreckig gegangen.
Sie kann einfach nicht verstehen, dass ich nicht glücklich bin.

Ich glaube sie hält mich für undankbar.
Und sie redet ständig davon, wie glücklich alle möglichen Paare sind, die sie kennt! Ich kann es nicht mehr hören!
Muss man denn als Mutter permanent glücklich sein?
Ich weiß nicht mehr weiter. Wie ging es euren Freunden?
Ich will sie nicht verlieren...:-(
Aber ich kann mich nicht verbiegen und auf glücklichen machen,wenn ich es nicht bin.

Smilienchen :-(
Dana

Beitrag von Dana »

Hallo du,


ich habe während meiner Krankheit oft verletzende Erfahrungen mit "Freundinnen", wenn ich mir das so genau überlege waren es wohl eher Bekannte, gehabt. Mal konnte es jemand nicht verstehen, mal wollte es nicht verstanden werden und eine Freundin hat mir doch beinhart ins Gesicht gesagt "...mir kann so etwas nicht passieren - denn ich liebe mein Kind.." Hallo ???!

Naja, ich kann dir nur sagen, dass es niemand nachvollziehen kann. Nicht einmal der Beste Psychiater (ausser er hat/hatte selbst Depressionen, davon gibt es ja bekanntlich mehrere). Ich habe rückblickend den Fehler gemacht und zuviel über mich erzähzlt. Man stößt oft auf Unverständis teilweise sogar Ablehnung aus Angst des Anderen.

Ich habe aber auch bemerkt, wenn man schon verletzt ist, dass man die Worte des anderen manchmal viiiiiel zu persönlich nimmt. Durch die eigene Geschichte kommt es einem manchmal wie ein Vorwurf vor, statt wie ein guter Rat oder eine Erzählung...

Schau was dir gut tut.Wenn du das Gefühl hast, du hast ein Gegenüber, dass dich runterzieht, distanzier dich ein bisschen.

Um dir vielleicht ein kleines Lächeln auf die Lippen zu zaubern..bei uns gibt es ein kleines Sprichwort mit wahrem Inhalt " wer nie ein Kind besaß, der weiss einen Sch... " ;-) , sorry für den derben Piep ;-)

Wenn man an ein Kind denkt, denkt man eher daran, wie süß es ist, wenn es schläft und lacht. Wie die Familie in völliger Harmonie einen schönen Ausflug macht, der Vater den Kinderwagen vor sich her schiebt und alle vereint in Glückseeligkeit vor sich her glucksen ;-)

Hui, wehe es kommt das Erwachen ...
Wer denkt denn daran wie anstrengend es ist, wenn das Baby weint, weil es nicht schlafen kann oder krank ist. Oder die Mutter selbst krank oder müde ist und sich nach ein wenig Ruhe sehnt... Was wenn der Vater viel arbeitet, man Angst hat alles richtig zu machen und vielleicht zu wenig Unterstützung hat...


Eine nette Masche und ein wunderbares Klische´ der viel zu populären "Eltern- Baby - Zeitschriften"...

Die Realität sieht oft anders aus. Und gerade die Mamis, die so perfekt scheinen, die man als Vorbild im Kopf hat, kann man gleich vergessen. Manche neigen auch sich ihr eigenes Leben schön zu reden. Es gibt keine Familie, die keine Probleme hat und keine Mutter, die sich nie nach einer kleinen Auszeit sehnt...


Aber das ist das Leben und gerade das macht es aus... Auch wenn es manchmal noch so schwierig ist, man lernt aus jeder einzelnen Situation und lernt die wunderbaren Momente und Ereignisse des Lebens auszukosten... dann wenn das Baby wie auf dem Titelblatt satt und glücklich ohne Zänchen lächelt ;-), oder zum ersten Mal ohne Stützen Rad fährt, zum ersten Mal verliebt ist, ......etc.


Kopf hoch, auch deine Freundin wird nicht immer superglücklich, ausgeschlafen und fröhlich sein wenn sie einmal ein Kind hat.
Smilelinchen

Beitrag von Smilelinchen »

Hey, Dana!

Ich danke dir für deine Antwort. :-)
Hast mir wieder etwas Mut gegeben. Ich wünschte mir sehr, ich könnte das alles wieder etwas positiver sehen. :roll:
Das war ja auch daneben von deiner Freundin. Ist echt unglaublich,was manche Leute für Ahnung haben,wie eine Depression entsteht. Und glauben, so etwas könnte ihnen nie passieren!
Aber du hast mit vielem Recht! Als ich in meiner schlimmen Depressiven Phase hing, war ich froh,dass ich mein Kind gut versorgen konnte.
Da hatte ich einfach nicht die Kraft mich bei allen möglichen Freunden zu melden.
Vielleicht kann man das wirklich nur verstehen,wenn man selber Depressiv war.
Und, danke...du hast mir wirklich ein lächeln gegeben :-) Und das Gefühl,das man damit nicht alleine ist. So kommt es einem nämlich ganz schnelll vor,wenn man überall nur vermeintlich "Perfekte" Mütter sieht.

Den derben Piep...ja an den, denk ich auch manchmal :-)
Besonders dann,wenn man wieder irgendjemand so klug daher kommt und meint mir sagen zu müssen,wie ich manches mit meinem Kind machen soll.

Ich weiß nicht, wie die Freundschaft weiter geht. Und das macht mich sehr traurig.
Aber ich kann auch niemanden zwingen,mich zu verstehen.

Lg
Smilienchen
Lie-ll

Beitrag von Lie-ll »

Liebe Smilelinchen,
Danas Worte sprechen mir so aus der Seele.
Ich habe auch so eine Bekannte, die sich lange ein Kind gewünscht hat, es hat nicht geklappt, aber im letzten Jahr kam dann doch das ersehnte Kind.
Ich versuche den Kontakt zu begrenzen, da ich spüre, dass Ihr mir im Bezug auf Kinder nicht gut tut.
Das ist ja gerade das Fatale, dass wir uns sowieso schon mies fühlen und in unseren Handlungen behindert und dann kommt so eine "Supermama" und es scheint nur noch super Mamas zugeben :roll: und erzählt uns, wie schön doch alles ist. Ich merke auch oft, dass es die anderen Mamas nicht sonderlich belastet, wenn die Kleinen nicht schlafen, krank sind, man den ganzen Tag Daueranimateur spielen muss und sich das gesamte Leben nur noch um diese eine Thema dreht, wo ich oft nächtelang da saß und geheult habe, am liebsten aus dem Fenster gesprungen wäre, mein Kind zur Adoption freigegeben hätte und einfach nur angst vor dem nächsten Tag hatte.

Sorry keint weinte, melde mich ...
Smilelinchen

Beitrag von Smilelinchen »

Hey, Lie-ll

Du sprichst mir auch aus der Seele! Wo sind sie, die "normalen" Mütter?
Überall sehe ich nur Übermütter,die sich ununterbrochen über ihre Kinder unterhalten.
Und dann frage ich mich,was mit mir nicht stimmt.
Ich liebe mein Kind, wirklich! Aber ich möchte mich nicht immer darüber unterhalten, welchen Stuhlgang es hat :-D
Mensch, Mensch...ich will auch noch was anderes reden können. :-(
Aber mir geht es auch oft so (bin zur Zeit zu Hause),das ich nichts wirklich aufregendes erzählen kann, wenn ich mich mit Freunden treffe,die keine Kinder haben. Also aufregend in dem Sinne, wenn man mal vom Kind absieht.

Und ich finde,das macht sich halt eben auch in den Freundschaften bemerkbar.
Ich habe kein Thema mehr, worüber ich reden kann. Und ich fühl mich dadurch noch einsamer....manchmal...

:roll:
Lie-ll

Beitrag von Lie-ll »

Hallo Smilelinchen,

ja so geht es mir auch, ich bin auch zu Hause, da erlebt man natürlich nicht viel.
Ich unterhalte mich auch gerne über meine Kinder, aber ich mag dieses permanente "mein Kind ist das Beste, es kann schon das und das, es ist bestimmt hochbegabt, weil ich eine so tolle Mutter bin", einfach nicht.

Ich finde das ist so unauthentisch, kann man sich denn nicht auch mal etwas Schwäche zugestehen, sich mal unter Müttern auch über die schweren Zeiten unterhalten, indenen man sich vielleicht gerade überfordert fühlt.

Ich glaube einfach nicht, dass "gesunde" Mütter diese Zeiten nicht haben und doch merke ich, dass das ein absolutes Thabuthema ist.

Wenn ich dann in so eine Runde sitze, gibt es natürlich auch lustige und schöne Geschichten, aber oft denke ich auch :roll: und frage mich, warum ich nicht so eine guter Schauspieler und Verdrängungskünstler bin und auch so "sein" kann. Manchmal tun mir solche Treffen garnicht gut und ich meide Sie in unstabilen Phasen.
Da wünschte ich mir eine Freundin, wie die Mamas hier, die das alles versteht, zu der ich hinfahren kann und mich ausheulen kann, ohne gleich abgestempelt zuwerden.

Lg Lie-ll
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