Hanna - Suizidgedanken=Zwangsgedanken?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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sunshine

Hanna - Suizidgedanken=Zwangsgedanken?

Beitrag von sunshine »

Hallo Ihr lieben,

Hannas Bericht berührt mich, da ich ja auch zu den Frauen mit diesen schlimmen Zerstörungsgedanken gehöre....

Aber folgendes beschäftigt mich:

Ich empfinde "meine" Suizidgedanken als Zwangsgedanken und zwar aus folgendem Grund

Zwangsgedanke = ein Gedanke der einen kaum loslässt und bei dem man sich schrecklich fühlt, der einen in Panik versetzt etc...

Suizidgedanke = der Wunsch nicht mehr zu leben, oder zu denken das Leben bringt keine Änderung mehr = Hoffnungslosigkeit etc...

Selbst als ich freiwillig in die Klinik ging, wg. meiner schlimmen Gedanken, hatte ich nie den Wunsch oder die Idee zu sterben, ich habe ganz laut um Hilfe geschrieen, weil ich nicht sterben wollte!!!!

Kann das sein? Kann auch ein solcher Gedanke sich selbst zu zerstören ein Zwangsgedanke sein, den man nie ausführt?
Diese Dinge beruhigen mich, denn ich habe wie bei den ZG von damals das Gefühl dass ich sie ziehen lassen kann, ohne das ich oder jemand anderer Schaden nimmt davon....

Wie auch immer, eine Ärztin hat im Zusammenhang mit diesen Gedankgen das Wort "Todessehnsucht" verwendet, jede Faser in meinem Körper hat sich gegen dieses Wort gewehrt, weil ich nicht sterben will....

Ich grüße euch alle ganz lieb und drücke euch,
Christine
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Christine!

Daran habe ich auch schon gedacht, als ich den Bericht von Hanna gelesen hatte. Ich selber kenne keine Selbstmordgedanken - aber ich könnte mir gut vorstellen, dass diese genauso ZG sein können, wie andere.

Wenn man bei dem Gedanken Angst bekommt, sich der Gedanke immer wieder aufdrängt, man aber genau weiß, man würde das nicht tun - handelt es sich um ZG. Da ist es eigentlich egal, welchen Inhalt sie haben. Entscheidend ist glaube ich, wie sich der Gedanke "anfühlt" - also die ANGST sowas zu tun, dahinter steht.

Ich werde nächstes mal meinen Psychiater mal fragen, was er dazu meint!

Liebe Christine, wie gehts dir eigentlich - alles in Ordnung?

Einen lieben Gruß von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
hanna

Beitrag von hanna »

Liebe Christine

Ich habe mir noch nicht überlegt, ob es sich bei den Gedanken an Selbstmord um Zwangsgedanken handeln könnte. Ich kenne ZG, wie sie andere hier schildern zum Glück nicht.
Allerdings geht es mir gleich wie Dir, wenn ich das Gefühl habe, ich WILL wirklich nicht sterben. Mir gehen Gedanken zu meinen Kindern durch den Kopf, z.B. dass ich ihnen einen Brief schreiben müsste, falls ich sterben würde, damit ich es ihnen erklären kann, oder ich überlege, wer sich dann um meine Kindern kümmern würde, ausser meinem Mann und bei solchen Gedanken gerate ich auch in grosse Angst und denke, mein Gott, nein, das will ich nicht.
Andererseits empfinde ich die Gedanken an den Tod eben in schlechten Momenten auch als Erlösung, etwas vor dem ich nicht Angst habe, sondern etwas, das mich beruhigt und vergessen lässt, wie ich mich fühle, wer ich bin, was ich (wieder falsch) mache etc.... Wenn man anstatt zu sterben, einfach für ein paar Wochen "Winterschlaf" machen könnte, dann wäre es wohl das, was ich wollte. Insofern trifft für mich das Wort Tdessehnsucht auch zu. Mhm.... Ich glaube, ich will Deine Gedanken auch mal mit meiner Therapeutin besprechen, würde mich interessieren, was sie sagt. Ich werde dann berichten....
Liebe Grüsse
Hanna
sunshine

Beitrag von sunshine »

Hallo Ihr 2 :D

@Marika: Ja, so fühlt es sich für mich zumindest an, weil ich eigentlich eine fast panische Angst vor dem Tod habe... und meine Zwangsgedanken damals haben sich auch mit dieser wahnsinnigen Angst geäußert, daher der Vergleich... Ansonsten geht es mir solala, ich habe ordentliche Schwankungen, vorallem Abends überfällt es mich meistens.
Mit der Übelkeit kann ich leben, die dauert auch von morgens bis abends, aber das alles kann ich leicht wegstecken, wenn ich nur weiss dem Wurm geht es gut!
Liebe Marika, danke für lieben Worte, ich hoffe auch dir geht es wieder ganz gut!!!

@Hanna: ja, genau die gleichen Gedanken hab ich auch, Briefe schreiben, Abschied nehmen müssen etc., aber im Grunde meines Herzens will ich nicht sterben, neinneinnein!!!!! Bei mir sind es die Gedanken darum die mich fertig machen, es braucht mir nur jemand etwas erzählen, das jemand vom 5. Stock gesprungen ist und ich sehe dann ein Hochhaus und diese Gedanken überfallen mich sofort wieder - das erinnert mich eben an meine ZG von früher...
Das mit dem Winterschlaf kann ich nur unterschreiben, viele Patienten werden eben auch über diese Schwankungen (morgens mittags oder abends) mit solchen Medikamenten bedacht, die sie darüber "hinwegschlafen" lassen. Für uns als Mütter stellt sich das als schwierig heraus, denn man kann die Kinder ja nicht täglich für einige Stunden "abschalten".
Hmhmhm, liebe Hanna, ich wünschte es gäbe irgendetwas uns von diesen Qualen zu befreien, denn anders kann ich diesen Zustand nicht beschreiben. Ich freu mich auf die Antwort deiner Therapeutin, vielleicht ist ja wirklich was dran?

Nochmals alles liebe euch beiden,

Christine
Christina

Beitrag von Christina »

Hallo Ihr,

also ich kenne Selbstmordgedanken leider auch. Wenn ich soweit bin das ich an so was denke das will ich eigentlich nur das alles endlich aufhört. Dieser innerliche Schmerz den ich in mir habe. Und das beschäftigt mich dann auch ständig. Also ich würd auch sagen das es dann ein Zwangsgedanke ist. Ich kann dann fast nur daran denken das es bald aufhört und ich endlich sterben und frei sein will. Ich würde jetzt aber nicht sagen das es wirklich Selbstmordgedanken sind sonder einfach nur Todessehnsucht. Ich kann mir nicht vorstellen das ich je den Mut aufbringen würde mir was anzutun. Aber ich würde sehr oft so gerne von dieser ganzen Last befreit seit weil es mir manchmal einfach zu viel wird. Und dann wünsch ich mir das er mich gehen läßt. Und dieser Gedanken läßt mich dann auch lange nicht los. Es ist auch wie ein innerlicher Schrei nach Hilfe. Wann hört das endlich auf!! Ich denke so in der Art kennt ihr das auch!? Oder?

LG
Chris
sunshine

Beitrag von sunshine »

Hallo Christina!

Also ich möchte euch einfach mal ganz fest umarmen, ich könnte heulen dass wir manchmal so leiden müssen, manchmal wünsch ich mir, ich könnt die Zeit etwas zurückdrehen und mich wieder so unbeschwert fühlen wie damals, ohne diese schrecklichen Gedanken oder Gefühle in der Brust....

Ich leide jetzt ja schon fast 4Jahre darunter und bin auch noch schwanger weil ich unbedingt ein 2. wollte, ich bin kein schlechter Mensch und dann frag ich mich schonmal, was ich getan habe womit ich diese Hölle ertragen muss.... War wohl mal ein ganz schlechter Mensch in früheren leben.... :roll:

Ich denke ganz fest an euch und denkt daran: wenn wir nicht gemacht wären für diese Krankheit, dann hätten wir schon längst aufgegeben, wenn wir uns so leicht verabschieden könnten, würden wir hier nicht mehr schreiben. Das macht mir mut, denn 4 Jahre sind bereits ausgestanden, ich halts auch weiterhin aus!!!!! Ich lege Gedankenkanäle zu euch und schick euch Kraft und schöne Gedanken!!!!!

Eure Christine
Christina

Beitrag von Christina »

Liebe Christine,

ich möchte dich auch ganz feste drücken. Ich freu mich für dich das du dich für das Kind entschieden hast. Ich habe auch nach zwei Jahren mein zweites Kind, meine kleine Tochter, bekommen obwohl ich alles andere als gesund war. Und bin auch nach der zweites Geburt noch schlimmer krank geworden. Aber ich bereue es trotz allem nicht. Meine Kinder geben mir immer wieder den Ansporn die Hoffnung nicht zu verlieren. So schwer wie es auch für uns ist so bin ich doch davon überzeugt das das alles einen Sinn hat. So schwer wie es auch sein mag es zu glauben, uns wurde eine Aufgabe auferlegt die es zu lösen gilt. Jede einzeln von uns. Und wir bekommen nie mehr zu tragen als wir aushalten können. Und wenn wir denken wir können nicht mehr wir sind an unsere Grenzen gestossen dann geht es doch wieder weiter irgendwie. Ich bin so sehr traurig darüber das wir Frauen so was erleiden müssen und verstehe es auch manchmal nicht warum das es so ist. Aber ich versuche zu vertrauen und bitte um Hilfe und bekomme dann immer wieder eine Hand gereicht. Wenn auch manchmal nur eine klitzekleine, so bin ich dann doch wieder ein kleines Stückchen weiter.

Wenn wir alle immer zusammenhalten und füreinander da sind dann schaffen wir das auch!! Gell!!

LG
Chris
sunshine

Beitrag von sunshine »

Liebe Christina,

du schreibst mir aus dem Herzen!!!!!!!!!

Wir schaffen es, wir dürfen unser Ziel nicht aus den Augen verlieren, nämlich wieder ganz gesund und glücklich zu werden.

Aus einiger deiner Postings weiss ich, das es dir momentan auch nicht so prickelnd geht, ich wünsch dir alle Kraft dass es wieder spurenlos an dir vorbeigeht und du auch weiterhin keine chem. Mittel benötigst.
Aber falls doch, ists auch kein Weltuntergang - denn du kennst deine Schmerzgrenze ja ungefähr und kannst früh genug handeln.

Alles, alles Liebe,
Christine
hanna

Beitrag von hanna »

Hallo Ihr zwei

Ich freue mich, von Euch zu hören. Ich hatte heute leider einen etwas schlechten, sehr schlechten Start, gestern Abend hatte ich eine totale Panikattacke und ....ja, also eigentlich habe ichdas noch niemandem erzählt und auch jetzt fällt es mir sehr schwer. Ich habe mich dabei dann selber verletzt, indem ich mir Schnitte ins Bein gemacht habe. Ich kenne mich wirklich nicht wieder, ich habe mich irgendwie so in der Verzweiflung versucht, wieder etwas in die Realität zu holen...schecklich, fühle mich dementsprechend als Psychopathin. Mein Vater ist heute da und ist momentan mit den Kindern spazieren gegangen, was mir sehr hilft.
Ja, also diese Todessehnsucht habe ich vorher so nicht gekannt. Was ich dazu aber noch sagen wollte, ist, dass ich mir manchmal sage, dass es gar nicht so sein kann, dass ich wirklich sterben will und mir wirklich etwas antue. Momentan muss ich nämlich meine Brust untersuchen lassen wegen Knoten (hat man beim Milcheinschuss im Spital festgestellt und während dem Stillen meinten sie, kann man keine zuverlässige Prognosen wagen und sie könnten wieder weggehen, was nicht taten) und ich muss wirklich sagen, dass ich zwar diesbezüglich mir noch gar keine Sorgen mache (woher kommt wohl diese Coolness, die ich sonst vermisse), aber der Gedanke daran, dass ich eine tödliche Krankheit haben könnte, da denke ich dann immer, nein, nein, das darf nicht sein. Es ist also nicht so, dass ich mit meiner "zeitweisen" Todessehnsucht irgendwie froh wäre um so einen "Ausweg", keinesfalls. Das erkenne ich dann als "gesundes" Zeichen und freue mich darüber (naja, man hält sich an jedem Strohhalm)
So, und jetzt schicke ich Euch auch zwei ganz ganz feste Umarmungen und ich denke an Euch.
Hanna
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