Ist solche Wut noch normal?

[nordea]

Hallo, wollte mal Euch erfahrene Mamis fragen, ob das noch normal ist, was sich derzeit bei uns zu Hause abspielt.
Unsere Tochter, 3 Jahre, schlief bis vor kurzem noch gut in ihrem Bett allein ein. Nun plötzlich steht sie jeden Abend wer weiß wie oft auf. Wenn wir sie auffordern, ins Bett zurückzugehen, schreit wie am Spieß, sie brüllt, ist wie von Sinnen, wirft sich auf den Boden, bullert ein, hantiert mit Armen und Beinen. Ich bringe sie dann immer ins Bett zurück, sage es wäre alles in Ordnung und ich schaue nach ihr und sie könne beruhigt schlafen. Schwupps, kaum liegt sie, ist sie wieder draußen und brüllt noch lauter. Sie brüllt so laut und so lange,bis sich einer mit in ihr Zimmer setzt und sie dann vor Erschöpfung einschläft. Eigentlich soll sie allein einschlafen. Ich denke ja, mit dem Schreien will sie ihren Willen durchsetzen und jemanden neben dem Bett haben zum Einschlafen.
Aber es gibt halt auch Nachbarn und irgendwann stehts Jugendamt noch vor der Tür. Die Nachbarn werden schon glauben, wir tun ihr was oder so. Dieses Drama kann sich bis zu einer Stunde ausweiten.
Jetzt ist es noch zur Steigerungsform gekommen und sie rastet schon so aus, wenn sie sich ausziehen soll nach dem Abendessen. Dabei gings abends bei uns wirklich immer friedlich ab. Schön lesen, was singen, ein Gebet, Ruhe war. Ein schönes Abendritual. Und nun das.
Ich weiß mir bald nicht mehr zu helfen. Ob freundliche Aufforderungen oder Schimpfen, bringt alles nichts. Androhung oder Durchsetzung von Strafen, bringt auch nichts. Tagsüber in der Kita oder auch zu Hause ist sie völlig unauffällig. In der Kita hält man es gar nicht für möglich, daß unsere ruhige Tochter so was tut. Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Ich habe schon viel Wut erlebt, aber das stellt alles in den Schatten.
Für eine hilfreiche Antwort wäre ich wirklich dankbar.
Ich ziehe schon in Erwägung, professionellen Rat einzuholen, aber vielleicht ist das auch nicht nötig und ich habe nur zu oft Super-Nanny geschaut

[Marika]

Hey du,

na da gehts wirklich ab bei euch! Ich kann mir vorstellen, dass dich das nachdenklich macht, weil das ja vorher nicht so war.

Hat sie vor irgendwas Angst? Kinder in dem Alter haben auch schon mal Albträume und das hängt ihnen oft lange nach. Gerade in dieser Phase haben sie dann Angst vor Monstern im Kasten oder unter Bett usw... Ich denke, es könnte was emotionales sein, gerade weil sie auch einpullert dabei. Ich glaube nicht, dass es einfach "ihren Willen durchsetzen" ist, sondern dass da evlt. Träume, Angst vor Monstern oder der Dunkelheit(was ganz normal ist in dem Alter) ist. Es kommt ganz oft vor, dass Kinder die zuvor super schon alleine geschlafen haben, plötzlich genau das nicht mehr tun, weil eben oben besagte "Ängste" auftauchen. Nur die Heftigkeit ist natürlich belastend, ganz klar da versteh ich dich sehr gut.

Was würde ich tun? Viel reden, nachfragen warum sie nicht mehr alleine schlafen will, zur Not auch bei ihr bleiben, aber nur wenn sie sich nicht schon so aufführt beim ausziehen - das würde ich schon rüberbringen. Denn die Angst ist ja beim Ausziehen noch unbegründet, da steigert sie sich vielleicht nur schon rein, weil sie weiß, dass gleich Bettruhe ist. Dann würde ich die nächsten paar Abende mal bei ihr am Bett sitzen bleiben, nach eurem Rituel, die Hand halten. Oft kommen die Kleinen genau DANN mit wichtigen Dingen, rücken mit der Sprache raus. Möglich dass sie dir dann sagt, was los ist weil sie mit der Situation konfrontiert ist, du aber dabei bist sie deshalb nicht (vor Angst?) so auszucken muss. Ich merk das bei meinem Sohn - abends im Bett kommen all die "Wichtigen Dinge" für die unter Tags keine Zeit ist, oder man einfach nicht dran denkt.

Vielleicht könntest du so dahinter kommen, was Sache ist und besser auf sie eingehen.

Du bekommst aber sich noch andere Tipps und Erfahrungen!

[lotte]

Mit ihren 3 Jahren ist sie ja noch ziemlich klein und oft ändert sich da auch, je nach Phase, das Verhalten. Sie wird logischerweise wütend, weil sie merkt, es geht niemand drauf ein, bzw nicht so, wie sie es gerne hätte. Das macht sie aber nicht absichtlich.

Was spricht denn dagegen, dass sie auch mal bei Euch pennt? Ich bin mir ziemlich sicher, dass dann Ruhe einkehrt. Meist ist das ja auch wiederum nur ne Phase und legt sich wieder (meine Kleine ist 7 und wandert derzeit auch mal wieder Nachts . Wie Marika schon schreibt, die Kleinen erleben ja auch tagsüber ne Menge und haben schon ihre Ängste.

Je mehr Stress man macht, desto mehr steigern sich die Kleinen da rein. Vom Androhen oder gar Durchsetzen von Strafen halt ich persönlich gar nichts. Sie macht ja nichts "verbotenes".

Versuch locker zu bleiben. Und finde Dich mit der Tatsache ab, dass nichts immer gleich bleibt mit Kindern. Je flexibler und gelassener Du damit umgehen kannst, desto besser für Euch alle. Ich weiss, das sagt sich leicht, aber überleg mal: vielleicht fühlst Du Dich nachts auch besser, wenn Du weisst, da liegt noch jemand neben mir? Muss ja, wie gesagt, nicht für die Ewigkeit sein

LG
Lotte

[nordea]

Hallo, Ihr Lieben. danke für Eure Antworten. Will da nochmal was konkretisieren.
Also, nachfragen tue ich öfters, weshalb sie abends so wütend ist, dann halt früh beim Frühstück, wenn sie wieder ansprechbar ist. Sie sagt dann manchmal, sie will nicht alleine einschlafen. Oder es wäre ihr zu laut. Obwohl es mucksmäuschenstill abends bei uns ist. Vor 2 Wochen ist sie mal erschrocken, weil so ein paar Kaputte Silvesterknaller auf der Straße losgelassen haben. Da spricht sie auch manchmal noch davon. ich habe ihr aber versichert, daß ich die bösen Jungs ausgeschimpft habe und die versprochen haben,das außer zu Silvester nie wieder zu tun.

@ marika: Ja, Dein Tip ist gut. Mal sehen, ob sie sich ohne Wut auszieht, wenn ich ihr sage, ich bleibe nach dem Licht ausmachen noch bei ihr.
Wohlmöglich beginnt wirklich bei ihr schon die Angst, weil sie weiß, es geht jetzt ins Bett...?
Einpullern tut sie übrigens vor Wut, das geht immer dann los, wenn sie sich so aufregt und weint.
@ lotte: Nein ich bin kein großer Bestrafer. Aber in Deiner Verzweiflung probierst Du dann halt alles und da fällt dann der Sandmann abends schon mal weg am nächsten Tag. Bringt aber rein gar nix, hab ich gemerkt.Ansonsten, es spricht nichts dagegen, wenn sie mal bei uns schläft. Realität ist, daß sie derzeit eh fast jede Nacht kommt und dann den Rest der Nacht in der Mitte schläft.
Nur schläft sie sehr unruhig, liegt oft quer. und da ich einen sehr leichten Schlaf habe, sind das keine guten Nächte, nach denen ich mich wie gerädert fühle. Daher fühle ich mich leider gar nicht gut, wenn wir zu Dritt schlafen.

Liebe Grüße nordea

[Marika]

Hallo meine Liebe,

ich glaube du hast jetzt gut erkannt, dass Strafen hier nicht weiterhilft. Es ist eine emotionale Sache und da ist sicher Einfühlsamkeit der richtige Weg.

Wie war es als du ein Kind warst? Hattest du angst beim Einschlafen, vor der Dunkelheit, vor "Monstern unterm Bett"? Vielleicht hilft dir das zu versehen, was deine Kleine grad erlebt. Mit 3 Jahren ist die Welt noch "magsich", voller Fehen, Elfen, aber auch Ungeheuren und angstmachenden Dingen und Gestalten. Da kann man 1000 x sagen - da ist nix, alles gut - man hat trotzdem Angst. Ich war so ein Kind - es gab nix wovor ich Angst haben mußte und trotzdem hatte ich sie. Nur in den 1970er Jahren war es klar, dass ein Kind in seinem Bett zu schlafen hatte - egal wie oder wodurch. Ein Teil meiner Ängste die in Zusammenhang mit meiner PPD standen, rühren daher! Meine Eltern sind damals nicht darauf eingegangen - es war nicht "Mode". Mein Sohn ist auch so einer - alleine schlafen - ne, seit er 13 Monate alt ist, schläft er bei uns - er ist mittlerweile 6 Jahre alt. Aber bitte keine Panik, das ist sicher ein extrem Fall und ist unser ganz eigenes, individuelles Schlafverhalten und wir praktizieren bewußt das "Familienbett". Es passt mir, es passt meinem Mann und vor allem unserem Schatz. Das heißt nicht, dass du deine Süße jetzt bis zur Hochzeit bei euch schlafen lassen sollst - ich hoffe mal, unser Kleiner ist bis dann auch schon ausgezogen... Es zeigt einfach nur, dass jeder Mensch auch im Schlafverhalten anders ist - vor allem bei kleinen Kindern ändert sich das noch ganz oft. Auch Schulkinder können plötzlich wieder schlecht schlafen und kommen zu Mama und Papa oder wollen nicht mehr alleine Einschlafen.

In meinem Bekanntenkreis kenne ich NIEMANDEN, bei dem das Schlafen immer gleich war und bei ALLEN "wandern" die Kinder, auch die größeren! Ich muss immer schmunzeln, wenn frischgebackene Eltern sagen: Unser Kind wird sicher nicht in unserem Bett schlafen - das fangen wir gar nicht erst an, da muss man nur konsequent sein"... Und dann ein paar Monate später heißt es: Also ähmm, ja er/sie schläft bei uns, ich habs nicht mehr gepackt! Ich war auch so eine....

Nun aber konkret nochmal zu dir: Da du nicht gut schläfst wenn sie bei euch ist, dann versuch echt mal nach dem "Licht aus" noch bei ihr zu bleiben, wenn sie reden mag hör ihr zu und gibt ihr das Gefühl "ich bin da mein Schatz, ich geh auf dich ein". Oft brauchen Kinder in dem Alter NÄHE, das Gefühl das jemand da ist. Schlafen wir nicht auch lieber zu 2 mit unseren Partnern????? Und versuch dich mal zu Erinnern wie es für dich war, als du Klein warst. Mir hat das sehr geholfen, die Ängste meines Sohnes zu verstehen und darauf einzugehen!!!!!

Viel Glück dabei!!!!