Alptraum! Wie nur weiter?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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luisa

Alptraum! Wie nur weiter?

Beitrag von luisa »

Hallo Ihr Lieben,
meine Tochter ist nun 3 1/2 Monate alt. Die Geburt war wunderschön, die erste Zeit mit ihr ebenfalls.
Aber ich kann nicht mehr. Ich bemühe mich den ganzen Tag, mit ihr zu spielen, sie etwas in meinen normalen Tagesablauf zu integrieren (mit ihr zu kochen, ihr dabei etwas zu erzählen etc). Die Lieder, die ich ihr vorsinge, und die Spielzeuge, mit denen ich mit ihr spiele, rauben mir auch schon jeden Nerv.
Seit Wochen habe ich überhaupt keine Energie mehr. Bin nicht nur völlig ausgebrannt, sondern entwickele Zwangsgedanken, die mich selbst erschüttern.
Ich stehe auf dem Balkon, und plötzlich überkommt mich der Drang "Wirf sie herunter" oder in der Küche: "Wenn Du jetzt das Messer nehmen würdest..."
Ich schaue sie an, und Tränen rollen mir die Wangen herunter. Sie ist so schön, völlig abhängig von mir, und ich habe so furchtbare Gedanken?!?
Ich bin eher ein ruhiger Mensch, und in letzter Zeit bin ich über mich selbst erschrocken, weil ich sie anschreie, wenn sie nur herumschreit, und ich nicht weiß, was sie will - satt, trocken, und trotzdem paßt ihr irgendetwas nicht. Das bin ich einfach nicht.
Seit ihrer Geburt bin ich abends nicht mehr unter Leuten gewesen, meine Eltern wie auch ihr Vater wohnen 600km von hier entfernt, und so habe ich auch überhaupt keine Unterstützung.
Erst in den letzten Tagen ist mir der Gedanke gekommen, daß ich eine postpartale Depression haben könnte. Ich hatte das nicht für möglich gehalten, weil ich dachte, das sei ein Problem der ersten Tage nach der Geburt, und die Kleine ist ja nun schon 3 1/2 Monate.
Was kann ich jetzt noch tun? Bitte helft mir, ich weiß echt nicht mehr weiter!
EUre Luisa
Micha

An Luisa

Beitrag von Micha »

Hallo Luisa,

bitte nimm unbedingt Hilfe an und suche dir einen Neurologen. Lass dich nicht abwimmeln, da es schwer ist bei diesen Ärtzten einen Termin zu kriegen. Sag es geht dir sehr schlecht.

Die Zwangsgedanken sind typisch für eine PPD. Wahrscheinlich jede dieser Frauen im Forum hat sie schon erlebt. Auch ich stand schon auf dem Balkon.

Mein Sohn war ein Schreibaby, ich war auch total ausgebrannt und müde und wenn ich schlafen wollte konnte ich nicht, weil meine Gedanken nicht zur Ruhe kamen.

Meine PPD ging auch erst nach ca. 3 Monaten los. Ich bekam Tabletten verschrieben, die ich erst nicht nehmen wollte. (ihhhhhhhh bloss keine Pschopharmaka). Aber nach guten Zureden meines Artztes und meines Mannes nahm ich die Medis doch und es ging nach und nach aufwärts.

Von der Krankenkasse bekam ich eine Haushaltshilfe gestellt (Diakonie oder Paritätischer W.). Susanne war eine Perle. Sie kümmerte sich nicht nur um den Haushalt sondern auch um mich und mein Baby. Sie konnte stundenlang zuhören.

Also, lass mal wieder was von dir hören, alles Liebe bis dahin,
deine Micha
Sas

Beitrag von Sas »

Hallo Luisa,
wie Micha schon schrieb ist es jetzt vor allem wichtig, dass Du dir Hilfe beim Neurologen holst. Ich bin selber auch Betroffene, auch mit diesen Gedanken, die man Zwangsgedanken nennt. Ich hatte auch schon Messer und sonstiges in der Hand und habe dabei etwas schlimmes gedacht.
Das geht wieder weg, wenn Du Dir helfen lässt. Hundertprozentig!
Es gibt so viele Wege...
Lass Dich nicht unterkriegen. Ich war am Anfang sehr ungeduldig und wollte dagegen eine Wunderwaffe. Letztendlich bin ich immer noch in Behandlung, jetzt schon seit etwa 11 Monaten. Sowas dauert, aber die Hauptsache ist, dass es vollständig heilbar ist und dass es mir schon wesentlich besser geht.

Liebe Grüße und schreib mal wieder, Saskia
Anke
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Beitrag von Anke »

Hallo Luisa,

das klingt schlimm, was Du schreibst und wie es Dir geht. Die Dinge, die Du denkst und fühlst, sind ganz typisch für eine postpartale Depression (sie kann bis zu einem Jahr nach der Geburt auftreten). Aber: die Krankheit ist ganz heilbar! Im Moment siehst Du allerdings kein Licht.

Sei bitte so gut und hole Dir Hilfe. Ruf Deinen Mann an und sag ihm, wie es Dir geht und dass er Dir helfen soll. Wenn Du ein gutes Verhältnis zu Deinen Eltern hast, melde Dich bei Ihnen und sag, dass sie - wenn möglich - für eine Weile zu Dir kommen sollen. Du bist krank und brauchst schnell Hilfe. Hast Du vor Ort eine Nachbarin oder eine Freundin, die Dir so lange helfen können, die bei Dir sind, damit Du nicht allein bist? Nimm unbedingt die Hilfe an, bevor Dir die Kraft ausgeht.

Sei so gut und ruf einen Psychiater an und lass Dir schnell - innerhalb weniger Tage!! - einen Termin geben.

Ich habe damals meine Eltern im Urlaub auf Korsika angerufen und einen Hilfeschrei losgelassen. Eineinhalb Tage später standen sie vor meiner Haustür und waren erschrocken über mich und mein Verhalten. Sie haben mich fast nicht wieder erkannt. Ich hatte mich aufgrund der Krankheit sehr verändert. Ich hatte Selbstmordgedanken und habe mir auch überlegt, wie ich meinen Sohn loswerden kann. Auf der anderen Seite wollte ich, dass er es gut hat und sich jemand anderes um ihn kümmert.

Melde Dich wieder, Du wirst wieder gesund, alles wird wieder gut, auch wenn Du es momentan nicht glauben kannst.
Viele Grüße von Anke

"Die Zeit heilt alle Wunden..."
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo du Arme!

Auch ich kenne genau das selbe wie du es beschreibst. Ich habe zuerst auch nicht ausgekannt, was denn aufeinmal los ist mit mir. Bis ich auf diese "schatten-und-licht" gestossen bin. Da war mir klarl, ich habe eine postnatale Depression - mit eben diesen Zwangsgedanken.

Geh bitte zum Arzt, das ist jetzt echt das wichtigste. Ich bin zuerst zum Hausarzt, der hat mir dann eine Überweisung zu einem Psychiater gegeben. Beide betreuen mich jetzt gemeinsam. Ich nehme momentan 3 Medikamente - Antidepressiva - aber das ist einfach nötig um wieder gesund zu werden!!!!!!!!!! Beim Psychiater mache ich daneben eine Therapie. Mir geht es jetzt nach 1 1/2 Wochen schon wieder sehr viel besser - und es wird ganz sicher wieder alles gut.

So wird es auch bei dir sein. Hab keine Scheu, so viele Frauen kämpfen damit, trauen sich aber nicht darüber zu reden. Geh bitte schnellstmöglich zum Arzt - DU WIRST WIEDER GESUND WENN DU DIR HELFEN LÄSST!!!!

Alles Liebe Marika
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