neues mitglied aus BaWü

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barvelegeth

neues mitglied aus BaWü

Beitrag von barvelegeth »

Hallo,

ich bin neu hier dazugekommen und möche mich gern vorstellen.

ich bin 25 und habe im juli meinen ersten sohn (ein wunschkind) zur welt gebracht. Die geburt lief alles andere als angenehm, es ging alles sehr rasch und mir gingen die kräfte aus. mein sohn hatte die nabelschnur um den hals und als die herztöne dann schwach wurden kam die saugglocke zum einsatz. ich hatte eine dammverletzung 2.grades und einen ziemlich großen labienriss, der mir bis heute starke schmerzen bereitet.

mein sohn hat von geburt an sehr viel geschrien und ließ sich nicht anlegen (ich habe auch leider keine gute unterstützung im krankenhaus bekommen) ich war am 2. tag eigentlich schon total fertig mit den nerven, vor allem, weil er bei mir auf dem arm am laufenden band gebrüllt hat und bei jeder schwester, die ihn mal für 5 oder 10 min genommen hat, war er ein total zufriedenes baby.

Daheim wurde es dann noch schlimmer, er hat gebrüllt und gebrüllt, tag und nacht und nach einer woche habe ich mir zeitweise gewünscht, ich hätte ihn gar nie bekommen. Die nachsorgehebamme habe ich leider echt schlecht gewählt, sie war mir keine wirkliche unterstützung, hat dauernd nur drauf rumgeritten, dass ich ihn unbedingt stillen muss, dass sei ja so unglaublich wichtig für ihn. nach zwei wochen waren meine brustwarzen dann komplett entzündet und die milch weg. ich hatte von jeder seite das gefühl, alle kreiden mir das an, dass ich das nicht hinbekomme, das ich so etwas wichtiges nicht hinbekomme . vor allem mein partner reitet da bis heute gerne drauf rum, dass stillen ja so wichtig für unseren sohn wäre. ich bin auch total neidisch auf meine freundin, die ihr kind im september bekommen hat, weil sie stillen kann und ich nicht. ich hätte es so gerne, es war mir so unglaublich wichtig.

so haben wir also die ersten drei monate mit schreien rumgebracht, ich durfte kaum schlafen, habe auf dem sofa campiert, damit wengigstens mein freund schlafen konnte. als ich total am ende war, bin ich mit ihm zum kinderarzt, dort kam dann raus, dass er den milchzucker nicht verträgt u wir uns seit wochen in einer spirale aus hunger, müdigkeit und magenschmerzen befunden haben. dank lactosereduzierter nahrung geht es ihm nun endlich besser. er ist zwar immernoch sehr anspruchsvoll, möchte viel rumgetragen werden und mag es nicht, groß rauszugehen, bei anderen menschen zu sein, da er das überhaupt nicht gewohnt ist. ich war ja in den ersten wochen nur daheim, weil er alles nur zusammengeschrien hat.

also ging es meinem sohn endlich besser, aber mir einfach nicht. ich dachte, dass ist halt noch die hormonumstellung und habem mir die pille verschreiben lassen, in der hoffnung, dass es besser wird, aber dem war nicht so, zeitweise finde ich, es wird immer schlimmer! ich fühle mich oft antriebslos und unglücklich. schaffe es kaum, mich anzuziehen und zu duschen. an diesen tagen bin ich auch immer sehr aggresiv. es überfällt mich regelrecht, nimmt mir die luft zum atmen. mich macht dann mein sohn auch immer richtig wütend. manchmal stelle ich mir vor, dass ich ihm einfach den mund zuhalte, solange, bis er aufhört zu schreien oder ich möchte einfach gehen, allein sein, diese last lossein, wieder ich sein, wieder meinen körper zurückhaben, denn der, in dem ich jetzt stecke, ist echt nicht mehr meiner, das hat irgendwie nix mehr mit mir zu tun.
ich schäme mich ganz schrecklich, wenn ich solche gedanken gegenüber meinem kind entwickel, ich liebe ihn von ganzem herzen, aber manchmal habe ich echt angst, das ich vllt doch mal die grenze überschreite, die wut überhand gewinnen lasse. kennt ihr das?

ich fühle mich hier einfach so schrecklich allein gelassen. ich habe das gefühl, ich kann mit niemandem darüber reden, wie es mir geht, schließlich habe ich so ein wundervolles kind und ich habe dieses riesen geschenk bekommen, mutter zu sein.

in meiner beziehung läuft es schrecklich. es war schon immer etwas schwierig für uns,da mein freund aus erster ehe bereits einen sohn, momentan wird dieser auf das asperger syndrom (eine form des authismus) untersucht. er ist schrecklich anstrengend und ist jedes zweite wochenende hier. an diesen wochenenden sind ich und mein sohn quasi nicht existent, weil sich mein partner dann nur um ihn kümmert. an dem wochenende, an dem er nicht bei uns ist, ist mein freund dann auch immer noch einen tag weg, weil er seinen sohn auch an diesem wochenende sehen will und ihn besuchen geht. mich ärgert das schrecklich. er arbeitet so viel, das unser kind unter der woche eigentlich nix von ihm hat u dann schafft er es nicht einmal, sich wenigstens jedes zweite wochenende nur um ihn und mich zu kümmern. ich habe das gefühl, wir sind ihm einfach nicht so wichtig. ich vor allem nicht. solange ich funktioniere, den haushalt u das kind im griff habe, gibt es eigentlich groß keine unterhaltung mehr zwischen uns, es gibt nichts, was wir zusammen als familie machen. kein spaziergang, kein einkaufsbummel, nichts. darum habe ich ihm auch nicht erzählt, wie es mir geht, ich glaube er würde es nicht verstehen oder vllt ist es ihm auch egal. er merkt es ja nicht mal, wenn ich abends neben ihm auf dem sofa sitze und lautlos vor mich hinweine.

manchmal sitze ich nachts im dunkeln in unserem wohnzimmer, mit meiner handarbeitsschere in der hand und würde mich so gern schneiden. nicht um mich umzubringen, nur um den schmerz zu fühlen, um mich zu fühlen, etwas vertrautes zu fühlen. ich habe es jedes mal geschafft, sie wieder zurückzulegen, ohne etwas zu tun.

seit einer weile nun beschäftige ich mich mit dem thema pd und bin dabei auf diese seite gestoßen. ich hoffe, ich finde hier den austausch mit anderen, denen es ähnlich geht, damit ich mich endlich nicht mehr so allein fühle.

mein vorsatz fürs neue jahr? zum therapeuten gehen. ich möchte nicht zu einem wrack werden, ich möchte die zeit mit meinem wundervollen kind genießen können und ich möchte endlich wieder den weg zu mir finden!
lotte

Beitrag von lotte »

Hey Du und herzlich willkommen!

Da hast Du ja schon einiges hinter Dir. Gerade, wenn der Anfang nicht so gut klappt (mit dem Stillen), der Schreierei und dann der Unverträglichkeit, ist frau schnell mit den Nerven runter. Hattest Du denn vor der Geburt schon Ängste oder Depris? Oft ist es ja so, dass unter all dem Stress vieles unaufgearbeitete wieder hoch kommt, zumindest geht/ging es vielen Frauen hier so. Da ist eine Therapie natürlich das richtige, evtl. sogar mit einem Antidepressivum.

Die Sache mit der Schere klingt wirklich nicht gut. Hattest Du denn früher schon diese Impulse?

Deinem Freund würde ich, auch wenn er selbst viel um die Ohren hat, reinen Wein einschenken. Das geht nicht, dass Du abends weinst und er merkt nix.

Du bist nicht alleine. Und die Idee mit der Therapie ist sehr gut.Hast Du denn auch einen Hausarzt/Gyn, der dich evtl. bei der Suche unterstützt?

Das Forum wird Dir sicher auch viel helfen ;)

Bis bald & alles Gute!
LG
Lotte
barvelegeth

Beitrag von barvelegeth »

Hi,

ich hatte das früher schon hin u wieder, hab das aber eher als schlechte tage abgetan. mit der selbstverletzung hatte ich in meiner pupertät eine zeitlang ein problem. hab das aber mit 18 ohne therapie in den griff bekommen. ich war aber auch weit nicht so schlimm, als das man mich jetzt hätte nähen oder anders medizinisch versorgen müssen. aber das dieser impuls nun wieder da ist, macht mir angst.

ich werde mich wohl an meinen frauenarzt wenden. meine hausärztin ist leider letztes jahr in rente gegangen und mit dem nachfolger hatte ich noch gar keinen richtigen kontakt. Wie ist das denn, brauche ich eine überweisung, damit ich beim therapeuten überhaupt einen fuß in die tür bekomme? hab hier ja schon bei manchen gelesen, dass sie ganz schön lange warten mussten oder gleich am tel wieder abgewimmelt wurden.
lotte

Beitrag von lotte »

Ja, für den Therapeuten brauchst Du eine Überweisung.

Viele haben längere Wartezeiten, lass Dich dadurch nicht abwimmeln und sag ihnen ruhig, dass es ernst ist.

Deine Krankenkasse dürfte auch eine Liste mit zugelassenen Theras haben.Da kannste auch mal nachfragen.

LG
Lotte
scaramouch

Beitrag von scaramouch »

Auch von mir ein herzliches Willkommen hier in unserer Runde :wink:

ja, da hast du wirklich schon einiges hinter dir und es wundert mich nicht, dass es dir so schlecht geht.
Und ich habe immer wieder während dem Lesen deines Beitrags an meine eigene Geschichte denken müssen. Es gibt da sehr viele Parallelen..
Die Antriebslosigkeit ist schlimm, ich weiss ûnd dieses Nichts Spüren oder sich selbst nicht mehr spüren ist sehr grausam...aber halte durch, es gibt Hilfe..
Auf der Hauptseite von Schatten und Licht gibt es eine Fachleuteliste bzw. auch eine Beraterinnenliste. Schau dir die mal an. Da gibt es aus sämtlichen Regionen Deutschlands Anlaufstellen, mit denen du dich in Verbindung setzen kannst.
Das es oftmals lange Wartelisten gibt, ist leider wahr und es gehört etwas Glück dazu, schnell einen Platz zu bekommen...
Ansonsten wirst du ja eh erstmal deinen Gyn fragen und vielleicht weiss er/sie auch schon jemanden. Es ist immer sehr unterschiedlich, wie und ob sich die ärzte mit PPD auskennen. Aber das gilt es herauszufinden.
Mir fällt sonst noch ein das du mal im Internet recherchieren könntest, ob und wo es in deiner Nähe eine psychiatrische Klinik gibt. Meistens bieten die dort auch ambulante Sprechstunden an!!!
Oder aber einfach mal "Psychiater" googeln in deiner Nähe.

Wenn du Hilfe brauchst, melde dich bitte.

Grüsse
scaramouch
Sycanda

Komme auch aus Bawü

Beitrag von Sycanda »

Herzlich Willkommen hier im Forum!

Du wirst hier sicherlich viel Hilfe finden und aufbauende Worte. Hier sind auch viele Frauen, die schon alles durch standen haben und ein umfangreiches Wissen zu dem Thema haben. Das hilft enorm. Noch dazu wirst, egal mit welchem Gedanken hier immer jemanden finden, der das auch schon mal gedacht hat. Wir haben einfach alle mehr oder weniger, dasselbe Päckchen zu tragen. Und die meisten machen das richtig gut und merken schon kaum noch ihr Päckchen. Dir wird es auch bald so gehen.
Das mit dem Therapeuten ist enorm wichtig. Ich habe unheimlich viele angerufen. Irgendwann habe ich aufgehört zu zählen. Aber ich wollte unbedingt, dass es mir besser geht und habe nicht aufgegeben. Sie haben alle von mind. 1 Jahr Wartezeit gesprochen. Auch meine jetztige Therapeutin. Sie hat mir den Tip gegeben, hartnäckig zu bleiben und wenn mir jemand sympathisch ist ruhig nochmal anzurufen. Das habe ich dann glatt bei ihr gemacht. Ende März fing bei mir alles an. Anfang Juli habe ich von ihr das ok für meinen Therapieplatz bekommen. Bis dann alles bei der KK eingereicht war, hatte ich dann Ende Juli/Anfang August mein 1. Gespräch.
Sie hat mir gesagt, dass ich ganz oben auf ihrer Warteliste stehe, da sie es enorm wichtig findet, dass junge Muttis dringend schnell Hilfe brauchen und nicht so lange leiden dürfen. Also ich bin glatt auf Platz 1 gerückt.
Da du auch aus Bawü kommst hilft dir vielleicht folgender Tip weiter. Es gibt bei uns Frühe Hilfen. Das sind ausgebildete Hebammen und Sozialpädagogen. Alle kennen sich mit PPD aus und helfen einem in der Zeit. Für mich war auch eine furchtbar liebe Frau da, die ich immer anrufen konnte und die alle 2 Wochen zu mir nach Hause gekommen ist und mit mir gesprochen hat. Das hat mir super geholfen als Überbrückung bis zur Therapie. Sie kennen durch ihre Arbeit auch Kliniken, Therapeuten und Ärzte. Haben viel Erfahrung und können einem Mut machen. Das ganze unentgeltlich.
Kannst mir gerne auch nen PN schreiben, wenn du mehr über Frühe Hilfen wissen möchtest. Vielleicht kommen wir ja auch aus derselben Ecke.

Ganz liebe Grüße
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