ich bin 30 Jahre alt, wohne in Leipzig und bin Mutter von 2 Kindern.
Mein Sohn wurde im Januar 2009 geboren und statt nach der Geburt glücklich zu sein, fühlte ich mich einfach nur schlecht. Ich war müde, niedergeschlagen und hatte wahnsinnige Angst, allein mit dem Baby zu sein. Mein Sohn war ein Schreikind, was es für mich nicht einfacher machte. Ich schlief kaum noch, weil er ständig wach war und magerte immer mehr ab.
Auf den Gedanken, dass etwas nicht stimmen könnte, kam ich nicht, ich sagte mir immer, alles würde besser werden, wenn mein Sohn älter wäre.
Ich ging kaum nochraus, konnte nix mehr organisieren, alles war zuviel. Dazu kamen Ängste, ich könne meinen Sohn umbringen, wenn ich irgendetwas falsch mache. Es war schrecklich!
Ich versorgte ihn mechanisch, lieben konnte ich ihn nicht.
Ich habe mich sogar gefragt, warum ich ihn in der Schwangerschaft nicht verlohren habe, weil es mir ja ohne ihn besser gehen würde.
So zog sich das hin, bis mein Sohn ca 6 Monate war.
Meine Schwiegermutter sprach dann mit mir, ob es mir gut ginge und ob ich nicht mal mit einem Arzt reden wolle. Natürlich wollte ich das nicht!!!
Ich sagte ihr, ich sei ja nicht krank.
Eines Tages war es soweit. Ich hielt meinen Sohn, er lachte mich an und ich brach zusammen. Ich weinte sehr und ich wollte nur nochweg, weilich Angst hatte, dass mein Sohn bei so einer Mutter ein Trauma davonträgt. Also machte ich einen Termin bei einer Psychologin. Am Tag des Termins wollte ich schon fast nicht mehr hin, weil ich das Gefühl hatte, dass es mir besser ging. Mein Mann zwang mich zu gehen.
Bei der Ärztin fing ich an zu weinen und alles brach heraus.
Sie verschrieb mir sofort Citalopram und riet mir eine Therapie zu machen.
Nach einer schrecklichen Einstellungsphase, fing ich an, mich besser zu fühlen und meinen Sohn zu lieben.
Das AD nahm ich über 2 Jahre und ich verliebte mich immer mehr in meinen Sohn und glaubte auch selber, eine gute Mutter zu sein.
Dann beschlossen mein Mann und ich, noch ein Kind zu bekommen.
Zu diesem Zeitpunkt war ich in der Ausschleichphase das AD`s. Ich wurde schnell schwanger und war überglücklich. Als ich der Frauenärztin gegenüber erwähnte, dass ich ein AD nehme, sagte sie, ich müsse es sofort absetzen. Ich äußerte Bedenken wegen der Depression und sie meinte nur, ich solle mir nicht so einen SCH..... einreden lassen und dass alle jungen Mütter müde sind.
Weil ich dem Baby nicht schaden wollte,machte ich, was die Ärztin sagte, ohne noch mal Rücksprache mit der Psychologin zu halten.
Schon in der Schwangerschaft ging es mir oft schlecht, ich hatte ein schlechtes Gewissen meinem Sohn gegenüber, dass er mich teilen muss, wenn das Baby da ist und überhaupt wollte ich das Baby auf einmal gar nicht mehr.
Im Dezember 2011 kam meine Tochter zur Welt (sie ist jetzt fast 9 Wochen) und wider Erwarten, liebte ich sie vom ersten Augenblick.
Die ersten Tage waren super, auch wenn der Große sehr schwierig war.
Dann, als sie 2 Wochen alt war, begannen die altbekannten Symptome...Müdigkeit, Antriebsschwäche, depressive Verstimmungen.
Meine Hebamme war durch meine Vorgeschichte sofort alarmiert und riet mir zu meiner Psychologin zu gehen. Zu der Zeit war es schon wieder echt schlimm. Ich sagte meinem Mann, ich wolle das Baby nicht, ich wolle es zur Adoption freigeben und so weiter.Manchmal sagte ich aber auch, ich hätte Angst, dass man mir das Baby wegnimmt oder ob mein Mann denn zwei Kinder versorgen könnte, wenn ich nicht mehr da wäre.
Ich bekam sofort wieder Citalopram und wurde engmaschig psychologisch betreut.
Jetzt geht es mir besser und ich liebe mein Baby genau wie meinen Sohn. Ich hoffe sogar, die Babyzeit meiner Tochter geniesen zu können!
Aber ich weiß auch, dass ich noch Zeit brauche, gesund zu werden!
Das war ein kurzer Abriss meiner Geschichte...hab hoffentlich niemanden gelangweilt
