hatte jemand jahrelang Depressionen/ Ängst ohne Medikamente?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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blade032

hatte jemand jahrelang Depressionen/ Ängst ohne Medikamente?

Beitrag von blade032 »

habe eigentlich seit Jahren (10) Depressionen, die letzten Jahre mit Angstatacken, in den SS ist es immer gegangen nur danach war es noch viel schlimmer als damals noch ohne Kinder....
habe am 28. nen Termin beim Psychologen ausgemacht weil ich im Moment nicht mehr weiter weis, geh nicht mehr unter Leute, hab zuviel Angst vor den Menschen daß jemand merkt wie schlecht es mir geht.
Hab mich irgenwie jahrelang damit abgefunden nicht mehr richtig glücklich zu sein, mich nicht mehr freuen zu können... aber ich muß was unternehmen meinen Kindern zuliebe!!!!
Meint ihr kann mir ein Antidepressiva helfen? oder ein Angstlöser? wird man da Müde? kann man wieder normal auf Menschen zugehen?
Für eine Therapie steh ich auf 2 Wartelisten.
Will endlich mein Leben ändern!
ging es jemand genauso?
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo,

zwar habe ich nicht jahrelang gelitten wie du, aber ich möchte dir trotzdem schreiben und Mut machen: Geh diesen Weg, lass dir endlich helfen. Ich bin unendlich traurig, wenn ich lese, dass du so lange still gelitten hast - unfassbar was du für ein Leid ertragen hast.

Es gibt super tolle Hilfe bei psych. Leiden, u.a. auch Antidepressiva. Wenn du das richtige hast, dann fühlst du dich einfach nur gesund, weder müde, noch aufgedreht -einfach nur normal. Lediglich am Anfang kann es zu Nebenwirkungen kommen - je nach Präparat sind diese verschieden: Müdigkeit. Apetittlosigkeit, Schwindel, Übelkeit - sind so die, die am meisten zu beobachten sind. Manche (ich z.B.) haben aber so gut wie gar keine gehabt. Und sie klingen nach ca. 2 Wochen ab - dann fängt das AD richtig an zu wirken. Naürlich muss man erst das richtige finden - das kann der Arzt an Hand deiner Symptome recht gut zuordnen. Denn je nach Symptom sind verschiedene Botenstoffe im Gehirn betroffen und da gibts dann auch verschiedene AD´s.

Angsthemmer gibts natürlich auch, aber das sind Medikamente, die nur kurz zur Überbrückung eingestzt werden, da sie nach längerem Gebrauch abhängig machen. AD´s machen NICHT abhängig.

Mir hat mein AD mein Leben zurück gegeben - ich erkrankte vor fast 7 Jahren an einer schweren PPD, war aber schon davor latent von depressiven Episoden heimgesucht worden. Nur hatte ich das nicht gesehen, erst als es ganz schwer wurde, merkte ich - jetzt mußt du was tun. Bei mir ist die PPD in eine rezidivierende Depression über gegangen. Das heißt, dass ich ohne AD mein Leben lang immer wieder an depressiven Phasen leiden würde. Mit einer kleinen Erhaltungsdosis bin ich aber vollständig stabil und absolut Beschwerde frei.

Ich habe mich für ein Leben mit AD entschieden, habe aber auch eine 2,5 jährige Therapie hinter mir, die ebenfalls sehr, sehr geholfen hat. Natürlich gibts viele Menschen, die das so nicht haben wollen, bzw. AD´s ganz ablehnen und andere Wege beschreiten. Ich für mich kann nur sagen: Mir ist das Leben zu kurz, als dass ich auch nur noch eine einzige Sekunde leide, nur um sagen zu können: ich nehme kein AD. Dafür ist mir mein Leben zu schade.

Lass bitte auch eine Therapie nicht außer acht, denn diese kann die halbe Miete sein!!!!! :idea:
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
lotte

Beitrag von lotte »

Na, dann wird es ja jetzt wirklich höchste Zeit, dass sich was ändert ;)

Gute Idee, mit dem Termin. Wobei ein Psychologe meist keine Medikamente verschreibt, er kann Dich aber sicher beraten, und dann gehst Du im 2. Schritt zu einem Psychiater.

Ein AD soll Dir in erster Linie helfen, stabil zu sein, damit Du an deinen Ängsten arbeiten kannst (in der Therapie). Es gibt speziell für Angsterkrankungen (habe ich auch) verschiedene Medikamente. Sie machen in der Regel nicht müde, sondern geben Dir den nötigen Antrieb, dass Du auch mal wieder raus kannst. Sonst wird es nämlich schlimmer, das mit dem Einigeln zu Hause.

Besprich das alles an Deinem Termin. Keine Angst, lass alles raus. Gemeinsam werdet Ihr einen Weg finden.

LG
Lotte
Harmonie2010

Beitrag von Harmonie2010 »

Hallo Du!

Ja, ich leide seit vielen Jahren an einer generalisierten Angststörung, zwischenzeitlich immer wieder mit (reaktiven) depressiven Episoden... Habe auch eine Zeit lang nichts unternommen, dann ging es nicht mehr. Habe dann ein Antidepressivum angesetzt, das auch gute Wirkung bei Angststörungen zeigt (Opipramol). Damit ging es mir sehr schnell wieder besser und dann auch schnell wieder richtig gut. Nach ca. einem Jahr ohne Symptome habe ich es dann abgesetzt. Es ging mir weiterhin ziemlich gut (bis auf einige Restsymtome, die man aber mit einer Therapie angehen musste)... bis ich mit meinem Sohn schwanger war. Da ging es wieder schlimm los mit Ängsten und Zwängen... Ich habe damals nicht rechtzeitig reagiert und habe kein Antidepressivum genommen und bekam dann auch noch die Wochenbettpsychose/ Depression... Auch da haben mir die Medikamente geholfen, habe sie nach einiger Zeit wieder abgesetzt und bin jetzt wieder schwanger. Auch in dieser Schwangerschaft kamen wieder stärkere Ängste. Diesmal habe ich aber schneller reagiert, weil ich finde, dass man sich, wenn es schon gute Medikamente gibt, nicht unnötig lange quälen sollte. Daher habe ich wieder ein (gut in der Schwangerschaft erprobtes) Antidepressivum angesetzt. Du siehst also, dass Medikamente bislang immer wieder nötig waren, sie haben geholfen. Ich habe wieder Freude im Leben gefunden und es geht mir mittlerweile so gut wie noch nichteinmal vor der PPD und ich danke dafür von Herzen Gott, denn er hat mir da rausgeholfen...
Ich würde also an Deiner Stelle nicht zögern, suche Dir einen Psychiater und lass Dir ein Medikament verschreiben. Du siehst das ganz richtig, tu es Dir und Deinen Kindern zuliebe... Es ist kein Zeichen von Schwäche, sich für die Einnahme zu entscheiden, im Gegenteil, es gehört eine ganze Menge Mut dazu, an den Punkt zu kommen, zu sagen, es geht momentan nicht ohne! Gerade auch wenn Du noch keinen Therapieplatz hast, ein Antidepressivum kann Dich vorbereiten auf die Therapie. Therapie ist sehr wichtig, aber ein Antidepressivum kann vorbereitend und dann auch therapieunterstützend wirken!

Alles Gute und Gottes Segen für Dich!

Glg Vero
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