nachdem ich schon eine ganze Weile bei Euch mitgelesen habe, möchte ich mich und meine Geschichte nun endlich einmal vorstellen.
Ich bin 39 Jahre alt und seit etwas mehr als zehn Jahren verheiratet.
Mit dem Thema "Depressionen" bin ich schon befasst, seit ich denken kann. Meine Mutter litt an Depressionen und Zwängen. Das hat meine Kindheit sehr schwierig und alles andere als unbeschwert gemacht.
2006 hat sich meine Mutter das Leben genommen. Ich habe ihren Tod damals überhaupt nicht verarbeitet, wollte mich damit nicht befassen sondern nur, dass ganz schnell alles wieder gut wird.
Zwei Jahre später kriselte es in meiner Ehe, da ich mich in einen anderen Mann verliebt hatte und nicht wusste, wie ich mich entscheiden sollte.
Was auch immer der Auslöser gewesen sein mag, im selben Jahr bekam ich meine erste Depression. Das Internet hat mich darauf gebracht, was mit mir los sein könnte, und so wurde ich bei einer Psychaterin vorstellig. Sie verschrieb mir Citalopram, was auch sehr schnell half, so dass es mir schon wenige Wochen nach Ausbruch der Krankheit wieder verhältnismäßig gut ging.
Ein Jahr später habe ich das Medikament ausschleichen lassen, da mein Mann und ich endlich unseren Kinderwunsch realisieren wollten. Im Dezember 2009 wurde ich schwanger. Die Schwangerschaft verlief wunderbar, ich habe mich einfach phantastisch gefühlt! Am 16. August 2010 wurde unser Sohn geboren.
Die ersten Wochen nach der Geburt war ich glücklich und zufrieden mit der neuen Situation, doch ab dem Herbst ging es langsam aber sicher bergab. Unser Sohn entwickelte sich zu einem Schreikind, was mehr und mehr an meinen Nerven zerrte. Ich vermisste mein altes Leben, wollte unter Leute gehen, Theater, Kino, Sport, all das, was ich vor der Geburt so gern unternommen hatte, und nicht nur 24 Stunden am Tag für meinen Sohn verfügbar sein. Irgendwann sah ich alles nur noch schwarz und kämpfte mit extremen Zwangsgedanken. Ich hatte Angst, mit meinem Sohn allein zuhause zu sein. Abends schlief ich völlig erschöpft ein, um nach zwei oder drei Stunden wieder aufzuwachen, und damit war die Nacht beendet.
Meine Psychaterin verschrieb mir wieder Citalopram, was diesmal jedoch überhaupt nicht wirkte. Auch unter Mirtazapin trat keine Besserung ein.
Ende Februar 2011 begleiteten mein Sohn und ich meinen Mann auf eine Fortbildung nach Münster. Dort kam der Nachmittag, an dem ich dachte, dass ich nun endgültig verrückt werde. Ich konnte nicht mehr, ich wollte nicht mehr, und ich bat deshalb meinen Mann, mich in eine Klinik zu bringen. Auf meinen Wunsch ohne meinen Sohn wurde ich dort aufgenommen und zunächst für eine Woche auf der geschlossenen Station untergebracht. Dort ließ man mich erstmal in Ruhe, und ich konnte mich entspannen. Man diagnostizierte eine schwere Depression. Das Citalopram wurde abgesetzt, und ich bekam stattdessen Trevilor und in der Anfangszeit Tavor. Nach einer Woche ging es mir schon besser, und ich wechselte auf die Depressionsstation.
Insgesamt blieb ich acht Wochen in der Klinik. Seit dieser Zeit geht es in winzigen Schritten bergauf. Ich bin noch nicht wieder die Alte, aber es ist kein Vergleich zu der Zeit vor einem Jahr. Ich komme wieder gut zuhause und mit meinem Sohn zurecht, und seit einem halben Jahr arbeite ich auch wieder an zwei Tagen in der Woche.
Medikamentös bin ich immer noch "gut dabei". Ich nehme nach wie vor Trevilor bzw. jetzt Venlafaxin und Mirtazapin und außerdem Lithium.
Es war und ist ein langer und steiniger Weg, aber da ich keine Alternativen habe, werde ich ihn weiter beschreiten .
Puh, ganz schön viel Text, den ich da fabriziert habe, aber ich hoffe, Ihr habt trotzdem Lust, Euch alles durchzulesen

Viele liebe Grüße und bis ganz bald!