ich tippe mal, Marlene geht von der typischen, gängigen Definition der PPD aus, die unter den "Generalsymptomen" die Ablehnung des Kindes, bzw. das "nicht lieben können" des Kindes nennt... Für jemanden der selbst keine PPD hatte oder für die Allgemeinbevölkerung ist das ein gänzlich unverständliches Gefühl... wenn man aber einen Laien fragt, ob er weiß was eine PPD ist, dann kommen gerne solche Sätze wie "das ist doch das wo man keine Gefühle für sein Baby hat"... Dass eine PPD aber viele Facetten hat, wissen ja die meisten Menschen nicht, wusste ich selber auch nicht bevor ichs hatte.
So, mit dem Ablehnen des eigenen Kindes geht es mir so ähnlich wie der Allgemeinbevölkerung, ich kann dieses Gefühl kaum nachvollziehen, weil die Hauptsymptome meiner PPD Panik und Angstzustände und am aller ausgeprägtesten Zwangsgedanken waren... Zwangsgedanken drücken nun wirklich das Gegenteil von Ablehnung aus, nämlich eine übertriebene Angst ums Kind, und in vielen Fällen eine erschwerte Gewöhnung an die Verantwortung für so ein zartes, unselbständiges Wesen... Aggressive Zwangsgedanken spiegeln die Angst ums Kind in destruktiven Vorstellungen wieder, man selbst könnte dem Kind etwas antun... Eben also die größte Angst die man hat, nämlich dass dem Kind etwas zustossen könnte, noch schlimmer durch die eigene Hand... Ich selbst hatte/habe noch immer gelegentlich Zwangsgedanken in einer nicht gespiegelten Form, nämlich direkt sich aufdrängende Gedanken/Bilder/Sätze, die sich immer darum drehen, dass das Kind sterben könnte, allerdings nicht durch meine eigene Hand, was auch nicht schön ist, aber sicher manchmal noch besser zu ertragen, als die Gedanken selbst dem Kind was anzutun, weil man dann noch zusätzlich denkt, ein völlig verabscheuungswürdiger Mensch zu sein...
Mir würde also mit meinen Zwangsgedanken wohl keiner unterstellen dass ich mein Kind nicht liebe oder ablehne, Frauen mit aggressiven Zwangsgedanken aber leider schon, obwohl es nix anderes ist.
Übrigens finde ich es selbst schrecklich, die Ablehnung oder das nicht lieben des Kindes als die Defintion einer PPD gelten zu lassen. Denn auch bei Müttern die selbst angeben das Kind nicht lieben zu können entstehen dabei massivste Schuldgefühle und sowohl solche Gedanken als auch Gefühle sind Ausdruck massivster psychischer Überforderung, eines hormonellen Chaos und eines Ungleichgewichts von Botenstoffen im Gehirn,...
Marlene, ich bin absolut auch der Meinung, dass es einem gut helfen kann, sich etwas logisch zu erklären... Doch eine PPD ist etwas wider jede Logik genau wie die meisten psychischen Erkrankungen... Natürlich kann es gut helfen, wenn man sich das rein funktionelle gut herleiten kann, aber es hilft einem auf der emotionalen Ebene eben oft auch nicht weiter... es ist auch so, dass keiner sich irgendwie vorstellen kann, wie es ist, aggressive oder andere Gedanken gegenüber dem eigenen Kind zu haben, nicht mehr Herr seiner eigenen Gedanken zu sein und das Leben nur noch von Panik bestimmt zu leben...
meine ganze Umgebung hat sehr befremdet auf die Schilderung meiner Zwangsgedanken reagiert, selbst meine engsten, liebsten Familienmitglieder, die mir nur helfen wollten...
Ich weiß, auch Du möchtest nur helfen... und ich finde das lieb von Dir. Aber ich glaube, dass Deine Hilfe hier, bitte nicht böse sein, keinen besonders viel weiterbringt... denn psychologische Grundkenntnisse und Theorien von jemandem der keine PPD noch überhaupt ein Kind hat, können leider bei vielen hier genau das Gegenteil einer Hilfe bewirken. Die Erkrankung macht sehr sensibel für alles was von aussen kommt und ich kenne es von mir selbst, dass selbst gut gemeinte Kommentare meiner Lieben, die wirklich nur als Hilfe gedacht waren, bei mir oft massive Unsicherheiten und Ängste ausgelöst haben, gerade dann wenn es meine Beziehung zu oder mein Verhalten gegenüber meinem Sohn betroffen hat...
dieses Forum ist ein Selbsthilfeforum in dem sich akut- und ehemals PPD- Betroffene austauschen. Für alle Erklärungen der ursächlich zugrunde liegenden Faktoren, die zur PPD führen können, haben viele hier ihre Therapeuten, oder es sind eben Spezialistinnen hier vorhanden, die, wie z.B. Marika in Bezug auf Zwangsgedanken, sich durch die eigene Not verursacht, sehr viel Fachwissen angelesen und angeeignet haben. Und was noch wichtiger ist, so massiv selbst betroffen waren, dass sie alle Facetten dieser Erkrankung nachvollziehen können... Das muss ausreichend sein!
Bitte fühle Dich nicht angegriffen, Du bist hier im Forum wirklich willkommen wenn Du Fragen hast und natürlich kannst Du auch Deine Meinung äussern... Ich finde allerdings jeder hier, auch Du, sollte keine Theorien zur Pathogenese dieser Erkrankung selbst aufstellen, die keinen erwiesenen Hintergrund haben, mehr noch, das hier ist ja wie betont ein Selbsthilfeforum und kein Diskussionsforum für medizinisches und psychologisches Fachwissen, das an sich ja schon echt verwirrend sein kann... Noch verwirrender ist es aber für alle beteiligten wenn es auch noch falsches Wissen ist...
Ich frage mich auch ein bisschen, ob es denn für Dich selbst so hilfreich ist, Dich so massiv hier im Forum mit dem Thema PPD auseinanderzusetzen wo du doch weder schwanger bist noch ein Kind geboren hast... also, ich denke nur, mir an Deiner Stelle würden viele Geschichten hier Angst machen und ich könnte nicht unbeschwert schwanger werden... Ich selbst bin derzeit zum 2. Mal schwanger nach PPD beim 1. Kind und lese mir bewusst keine Artikel oder Beiträge zur Wahrscheinlichkeit einer PPD- Entwicklung bei weiteren Kindern durch, weil mich das nur unnötig aufwühlen würde. Denn wenn ich es nochmal bekommen sollte, dann kann ichs eh nicht ändern (natürlich beuge ich vor soweit ich kann dass es nicht soweit kommt), aber dabei helfen mir keine Zahlen oder Theorien... jeder Mensch ist anders, jede Schwangerschaft ebenso, und nur weil man wie Du zu Depressionen neigt, heisst es doch noch lamge nicht dass man eine PPD bekommt, genau wie es doch, wie bei mir, nicht gesagt ist, dass ich eine PPD kriege nur weil ich schon eine hatte,... ungelegte Eier sozusagen

... meinst Du nicht, Du solltest lieber Dein Leben geniessen und Dich mal unbeschwert auf Deine Schwangerschaft und das Wochenbett freuen, genau wie ich mich an meinem Grossen freuen sollte und möglichst unbeschwert die Schwangeschaft geniessen? Eine Freundin von mir war sehr depressiv bis zur Schwangerschaft... Seit der Schwangerschaft ist es weg und eine PPD hatte sich nicht, im Gegenteil, ihr gings so gut wie nie! Genau das Gleiche wünsche ich Dir auch! Mach Dir keine so großen Sorgen!
Glg Vero