Bin wieder da und brauche Hilfe

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Libelle80

Bin wieder da und brauche Hilfe

Beitrag von Libelle80 »

Hallo zusammen,

ich war schon insgesamt zweimal hier im Forum angemeldet, das erste Mal vor knapp fünf Jahren (nach der Geburt meiner Tochter), und das zweite Mal vor ca. zwei Jahren.

Länge habe ich mich gequält, und wollte die Zeichen der Depression, bzw. erneuten Krise nicht wahrhaben. Seit August letzten Jahres geht es mir schlechter, und ich wollte nicht zum Arzt gehen,und habe daher meine Heilpraktikerin um Hilfe gebeten.

Ich habe durch sie Alternativen zur Schul-Medizin probiert, nur leider reichte es nicht. Ich dachte, meine SD wäre für meine Stimmung verantwortlich, da ich harmlose Knoten habe, und zudem beginnenden Hashimoto.

Ich arbeite 30 Std. pro Woche, leider in einem sehr konservativen Umfeld, und habe immer versucht, meine Depressionen zu vertuschen. Ich fasse nur schwer Vertrauen zu anderen Menschen, ich habe Angst, stigmatisiert zu werden.

Leider ist durch meine Krankheit auch meine Ehe belastet, und es ist an Karfreitag furchtbar eskaliert zwischen uns, so schlimm, dass ich zu meinen Eltern gefahren bin. Mein Mann ist am Karfreitag, damals gegen meinen Willen mit unserer Kleinen zu Verwandten gefahren.

Jedenfalls habe ich mich am Dienstag nach Ostern in Behandlung begeben, nehme nun wieder 20mg Citalopram und abends vorm Schlafen 25 mg Trimipramin.

Ich habe wieder Kontakt zu meiner alten Therapeutin aufgenommen und werde wieder eine Therapie machen .

Diese Schritte machen mich stolz, aber mir geht es noch schlecht. Ich fühle mich sehr unruhig und ängstlich.

Es gibt momentan sehr viele Baustellen bei mir, hinzukommt, dass ich das Gefühl hab, momentan nicht mehr arbeiten zu können, wie bisher.

Ich danke Euch schon jetzt für Eure Hilfe...

Entschuldigt bitte meinen etwas wirren Text
lotte

Beitrag von lotte »

Hey Du,

ist doch gar nicht wirr, Dein Text ;)
Sehr schön, dass Du Dir Hilfe geholt hast. Du kannst wirklich stolz auf Dich sein. Leider geht das alles nicht so schnell mit der Besserung, aber Du bist auf einem guten Weg.

30 Stunden sind schon nicht wenig, gerade, wenn es Dir nun nicht so gut geht. Hättest Du die Möglichkeit, kurzfristig zu reduzieren? Wenn Du stabiler bist, kannst Du dort auch lockerer mit Deiner Krankheit umgehen. Du musst niemandem davon erzählen, aber Dich auch nicht verstecken. Was meinst Du, wie viele Leute es gibt, die andere Baustellen haben? ;)

Jetzt lass erst mal das Medi und die Therapie ihre Wirkung zeigen. Das geht, wie gesagt, nicht von heut auf morgen. Aber Du schaffst das.

LG
Lotte
Libelle80

Beitrag von Libelle80 »

Liebe Lotte,

ich danke Dir sehr für Deine liebe Antwort.

Ich denke auch, dass ich mir zu viel zugemutet habe. Ich werde mit meiner Vorgesetzten auf jeden Fall sprechen, zwecks Reduzierung der Arbeitszeit.

Leider habe ich kein enges Verhältnis zu meiner Chefin; ich konnte sie auch bei der Krankmeldung vor 14 Tagen nicht anrufen, denn ich wollte nicht weinen am Telefon.

Man ist ja nicht verpflichtet, dem Chef die Diagnose mitzuteilen, aber in meinem Umfeld gehört das soz. dazu.

Da sie auch versucht hat bei mir tel. nachzubohren, was sie nicht darf, war ich sehr gekränkt. Von einer Kollegin weiß ich, dass sie auch bei ihr versucht hat, den Grund meiner Erkrankung zu erfahren. Dieser Kollegin hatte ich mich letzte Woche tatsächlich anvertraut, da ich ihr absolut vertraue.

Ich finde das alles schlimm. Ich werde ein persönliche Gespräch mit ihr suchen, wenn ich wieder da bin. Aber ich weiß instinktiv, dass es so wie bisher von der Arbeitszeit gesehen, nicht mehr weiter gehen kann.

Da mein Mann selbstständig ist, und oft abends Termine hat, gab es oftmals nicht mal eine "Übergabe", sondern ich musste gleich für mein Kind da sein. Ich wollte das dann auch, habe aber im Grunde oft keine Energie für sie gehabt.

Ich sollte langsamer machen...Ich packe das Tempo nicht mehr....

Liebe Grüße
Knu78

Beitrag von Knu78 »

Hallo Libelle80,

ich finde mich in Deinem Text gut wieder!
leider in einem sehr konservativen Umfeld, und habe immer versucht, meine Depressionen zu vertuschen. Ich fasse nur schwer Vertrauen zu anderen Menschen, ich habe Angst, stigmatisiert zu werden.
Das kenne ich nur zu gut. Es kostet viel Kraft. Aber ich denke, dass man gut abwegen muss wem man sich anvertraut. Gerade in der Arbeitswelt...

Auch habe ich verlernt langsam zu machen. Am besten wir sagen uns gegenseitig "Mach' doch mal langsam".

Grüße
Knu
Libelle80

Beitrag von Libelle80 »

Hallo Knu,

es ist schön zu lesen, dass ich nicht die Einzige bin, die Angst hat, auf der Arbeit "das Gesicht" zu verlieren.

Wenn ich zu meiner Chefin wenigstens einen guten Draht hätte, aber den habe ich leider nicht.

Ich muss dazu sagen, natürlich ist sich bei mir auf der Arbeit jeder erstmal selbst der Nächste. Wenn jemand krank ist, und das auch noch länger, da hat keiner Bock drauf, obwohl ja alles unter dem Deckmantel "Team" läuft.

Ich bin nun das erste Mal 4 Wochen krank geschrieben, und klar, mir sollte es egal sein, was andere von mir denken, aber so stark fühle ich mich noch nicht.

Und es hat mir einen Rückschlag versetzt, dass meine Chefin bei mir Daheim angerufen hat, obwohl se das eben nicht darf.

Wenn ich aber deswegen zum Betriebsrat gehe, ist das Verhältnis eh endgültig kaputt. Ich halte mir diese Möglichkeit dennoch offen, wenn es gar nicht mehr anders gehen sollte.

Klar, auf der einen Seite sind psych. Erkrankungen gesellschaftsfähiger als früher, aber kann sich jemand, der dies nicht kennt, sich in einen hineinversetzen?

Ich bezweifele dies, da auch ich Schwierigkeiten habe, mich in meinen guten Zeiten an meine schlechten zu erinnern.

Liebe Grüße,
Libelle
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Marika
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Registriert: 04:06:2005 16:05

Beitrag von Marika »

Hallo Libelle,

schön, dass du dir wieder Hilfe geholt hast - kannst super stolz auf deine Schritte sein! Du wirst sehen, dass es dir in absehbarer Zeit wieder besser gehen wird. Und mit der Zeit wirst auch sein stabil werden.

Das mit der Arbeit kann ich gut verstehen - es ist fast überall das gleiche. Viel Arbeit, nur krank werden bitte nicht und wenn, dann ganz schnell wieder kommen und unendlich belastbar sein. Deine Chefin darf in der Tat NICHT bei anrufen im Krankenstand und nachbohren. Es würde schlecht für sie aussehn, wenn du das meldest - sollte sie eigentlich wissen. Und ja klar - es sollte dir wirklich egal sein, was die anderen von dir denken, nur ist das nicht so einfach - kann ich gut nachvollziehen. Auf der einen Seite ist man ein "Team" - auf der anderen heißt es für deine Kollegen dein Fehlen zu überbrücken und dann kommt ein schlechtes Gewissen in einem auf. Kenne ich auch. Aber es ist gut und richtig, dass du trotzdem versucht da gegen zu steuern, deinen Krankenstand in Anspruch nimmst und auch evlt. deine Stunden vorüber gehend reduzierst.

Ich habe vor kurzem noch auch meinen Mund gehalten in der Arbeit, habe Überstunden gemacht, war krank arbeiten nur um nicht unangenehm auf zu Fallen. Aber ich habe dann gemerkt - so gehts nicht mehr, bin über meinen Schatten gesprungen und gesagt, was Sache ist. Es war überhaupt nicht schlimm und mir hats sehr gut getan. Ich merke auch, wie ich jetzt mich viel mehr traue zu sagen, wenn es nicht passt. Arbeiten im Team ist gut, nur kaputt machen für die Arbeit? Mit mir nicht mehr - und mit dir hoffentlich auch nicht, oder! :idea:

Bei mir wissen die Kolleginnen von meiner PPD und punkt. Ich verstecke mich nicht, ich gehe ganz offen damit um. Wobei das ein Lernprozess ist und nicht von heute auf morgen.

Fühl dich wohl und geborgen bei uns - das wird wieder!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Libelle80

Beitrag von Libelle80 »

Liebe Marika,

lieben Dank für Deine liebe Antwort.

Es geht mir tatsächlich schon besser, aber es schwankt noch sehr. Habe mir auch noch eine blöde Bindehautentzündung eingefangen, die ich behandeln muss u. hab noch einen Ausschlag im Gesicht bekommen.

Das sind Lappalien gegenüber den Depressionen, aber ich merke halt, dass mein Immunsystem angeschlagen ist, kein Wunder...

Die Medis helfen aber gut, und ich kann im Nachhinein gar nicht mehr verstehen, weshalb ich mich so lange gegen diese gewehrt habe.

Ich bin jedenfalls sehr froh, dass es dieses Forum gibt, mit so netten Menschen!

Liebe Grüße,
Libelle
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Marika
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Registriert: 04:06:2005 16:05

Beitrag von Marika »

Ganz toll, liebe Libelle. Es geht eindeutig aufwärts, wirst sehen auch die Schwankungen werden milder und verschwinden dann ganz.

Ja das Immunsystem - der Körper reagiert sofort drauf, wenn man nicht auf die Seele bzw. Psyche hört.

Schön, dass du da bist!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Knu78

Beitrag von Knu78 »

@Marika: Ich bewundere es, dass Du zu Deiner Depression stehst. Ich kann das bis jetzt nicht.

@Libelle80: Mir ging es richtig schlecht, sonst hätte ich auch nicht zu Medikamenten gegriffen. Die Medikamente wirken wirklich und man verändert sich auch nicht. Es sind einfach viele Vorurteile gegen die Antidepressiva.

Grüße
Knu78
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