Vor fast zwei Jahren...

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julie

Vor fast zwei Jahren...

Beitrag von julie »

... kam mein kleiner Sohn auf die Welt. In den Wochen danach bekam ich meine zweite PPD.

Seit einiger Zeit ist das wieder mehr präsent, daher hab ich mich gestern hier registriert.

Hier mal meine "Geschichte":

Meine beiden Söhne sind fast 2 und fast 4 Jahre alt. Schon beim ersten Sohn hatte ich meiner Meinung nach eine (leichte) PPD, zumindest ging meine Traurigkeit und meine seelische Situation weit über das Normale und die bekannten Heultage hinaus. Leider hatte ich damals keine gute Hebamme. Ich habe nach Wochen mal versucht, es bei ihr anzusprechen und erntete nur "DU bist doch psychisch stabil". Also machte ich es irgendwie mit mir selbst ab, und da es nur leicht ausgeprägt war, ging das auch. Nach einigen Monaten war alles soweit wieder normal.

Bei der zweiten Schwangerschaft wechselte ich die Hebamme, und erzählte ihr davon. Sie meinte, nach meinen Schilderungen denke sie auch, das ich eine PPD hatte. Sie war also "vorgewarnt". Leider bekam ich beim zweiten Sohn trotz Hausgeburt wieder eine PPD, und zwar dieses Mal auch stärker als beim ersten Mal. Ich hatte allerdings die tolle Hebamme, die mich wunderbar betreute. Und auch diesmal war keine Medikation (außer Bachblüten) vonnöten.

Trotzdem war es gerade beim zweiten Sohn eine für mich schwere Zeit, diese Ängste, die Traurigkeit und Hilflosigkeit, das dauernde Weinen. Ich dachte auch mehrmals darüber nach, meinen Sohn einfach meiner (ungewollt kinderlosen) Hebamme zu "geben", da ich dachte, dort habe er es einfach besser. Dass er viel schrie, trotz Tragetuch, Stillen nach Bedarf und Familienbett, machte es für mich nicht einfacher. Meiner Meinung nach machte ich irgendwas falsch, sonst würde das Kind doch nicht soviel schreien. Rational wusste ich, das ich krank war, aber emotional fühlte ich mich nur schlecht...

So gingen die Wochen ins Land und auch die Monate. Irgendwann klang es ab, auch dank vieler vieler Gespräche mit meiner Hebamme und den Bachblüten.

Jetzt hatte ich auf dem AFS Stillkongress Kontakt zu einer der Schatten und Licht Beraterinnen (Name hab ich leider vergessen). Ich will mich jetzt einfach nochmal damit auseinandersetzen, denn evtl. wollen wir noch ein drittes Kind haben. Ich möchte aber auf keinen Fall wieder so krank werden.

Mir ist schon klar, das ich nur leicht erkrankt war und viel "Glück" hatte, vielen geht es ja wesentlich schlechter. Trotzdem brauche ich noch ein bisschen Input.

Davon ab hatte und habe ich die letzte Zeit das Gefühl, immer noch nicht ganz die Alte zu sein, kann nicht so lachen, bin sehr reizbar, wenig belastbar. Den nächsten Tag versetze ich quasi Berge. Ich habe schon drüber nachgedacht, ob eine PPD auch manisch-depressiv sein kann?

Im Februar/März hatte ich mal 2 Behandlungen bei einer HP, die auch Traumaarbeit macht. Da will ich demnächst auch weitermachen und oder eine Familienaufstellung bzw. dann doch eine Therapie?

Ich vermute die Gründe bei mir in der Hormonschwankung nach der Geburt sowie der eigenen Vergangenheit. Die Umstände meiner eigenen Geburt (und meine Kindheit) sind nicht schön gewesen...

Hmm, das war nun wahrscheinlich seehr ausführlich. Wenn ihr noch was wissen wollt, fragt nur :-)
julie

Beitrag von julie »

Ich hab eine Beraterin angerufen und nächste Woche ist das nächste Treffen, da werde ich wohl hingehen. Ich weiß nicht, was los ist, vielleicht der anstehende Geburts-Tag, aber es ist grade sehr präsent, wie schlecht es mir damals ging.

Ich habe auch noch Kontakt zu meiner Hebamme, sie schrieb mir heute es habe nach 3,5 Wochen angefangen und sei nach 8 Wochen besser gewesen. Ich hab das aber viel länger in Erinnerung... keine Ahnung. Ich hab so wenig Erinnerungen an die Anfangszeit, und wenn, dann nur schlechte.

Meine schlechten Tage, wie ich den "Großen" (der Arme) anschrie, wenn ich fix und alle war, das ich dachte, ich gebe den Kleinen weg oder wenn er tot wäre wäre alles wieder wie vorher undundund. Ähnliche Gedanken hatte ich auch schon beim Großen gehabt. "Es wär zwar erstmal schlimm, aber dann... wär ich wieder "frei""... Teilweise auch dann Angst, ich könnte das irgendwann auch umsetzen. :shock:

Ich erinnere mich an einen Moment nach der Geburt, wann weiß ich nicht mehr, da brach es richtig über mich rein "jetzt hast du wieder so einen, der total abhängig ist von dir", diese RIESEN Verantwortung... und das Gefühl "eingesperrt" zu sein..

Die Zeit verschwimmt in der Erinnerung. Ich weiß, das meine Schwiegereltern Mitte August wegfuhren, was ganz schlimm für mich war. Wir wohnen in einem Haus und dass sie nicht da waren riss mir den Boden unter den Füßen weg. Sie haben mir soviel mit dem Großen geholfen in den letzten 10 Wochen der Schwangerschaft und plötzlich war da nichts mehr... keiner mehr, der mal kurz geschaut hat oder mal einen Vormittag spazieren gehen konnte. Als ich das erfuhr bekam ich totale Panik, was ich allein mit den Kindern machen solle usw.

Irgendwann erkannte ich, warum es dieser Urlaub so "schlimm" war: ich dachte vorher, ich fände es schlimm für meinen Sohn, damals 2, weil er diese lange Zeit nicht verstehen könne und denken müsse, seine Großeltern seien tot ??... In einem Gespräch fiel es mir wie Schuppen von den Augen: der Tod meiner eigenen Oma, im Jahr vor der Geburt meines Großen. Ich hab das nicht richtig verarbeitet... es war viel los in dem Jahr. Wir zogen bei den Schwiegereltern ein, von weiter weg. Wir sanierten das gesamte Stockwerk neben Vollzeitarbeit. Wir heirateten. 1,5 Tage nach dem Standesamt starb meine Oma. Nicht unerwartet, aber schlimm... wenige Wochen danach hatte ich eine Not-OP. Kurz darauf kirchliche Trauung und dann direkt schwanger. :shock: Da hab ich den Tod einfach beiseite geschoben, denke ich... :(

Wenn meine Hebamme da war, war alles gut, ging sie, wieder totale Panik. War mein Mann daheim war es auch ok, war er arbeiten, war ich oft wie gelähmt. Klar, irgendwie ging es, ich habe gekocht, gewaschen, die Kinder versorgt, so halbwegs zumindest. Niemand ist verlottert oder musste hungern. Es gab halt viel fertiges und mein Mann musste viel übernehmen.

Sie waren etwa 6 Wochen in Urlaub. D.h. bis Ende September. Der Kleine ist Anfang Juli geboren. Das wäre genau der Zeitraum, wenn ich das richtig sehe... und tatsächlich hatte es sich in dem Urlaub relativ "beruhigt", ich weinte nicht mehr ganz so viel, vieles wurde schon Alltag. Aber gut war es erst viel später. Vielleicht so im Dezember? Genau kann ich es nicht mehr sagen...
isa

Beitrag von isa »

Hallo Julie,

willkommen :-) .
Das, was du beschreibst, kenne ich so genau und viele andere Frauen hier bestimmt ebenso. Mach dir keine Vorwürfe, auch ich wollte beide Kinder in der Zeit als es mir so schlecht ging am liebsten wieder "loswerden".
Respekt, dass du deine PPD so ohne Medikamente bewältigt hast.
Aber, wie geht es dir denn jetzt?

LG Isa
julie

Beitrag von julie »

Ja das ist es ja... irgendwie nicht so gut. Ich hab die letzte Zeit gedacht, ob ich ein Burnout haben könnte? Irgendwann kam dann die PPD in meine Gedanken, weiß auch gar nicht mehr, warum. Ich hatte schonmal gelesen, das sie im Laufe der Stillzeit wieder kommen kann und da ich ja noch stille, dachte ich dann, es könnte ja sein. Und hab mich dann endlich mal aufgerafft und hier reingeschaut.

Wie ich geschrieben hab, oft ist mir alles zuviel, ich schaff einfach nicht meine Arbeit, teilweise hatte ich auch Tage wo ich hätte heulen mögen (aber das wird dann unterdrückt). Andere Tage mach ich die Hausarbeit der ganzen Woche, plus Garten plus Brotbacken plus...

Andere Tage sind ganz normal. Aber es ist alles "leer", wenig Gefühle, nur Wut und Aggression, und die sehr stark. Einige Male in der letzten Zeit hab ich meinen Mann angeschrien "ich kann nicht mehr", aber er "hört" es nicht. Er denkt, ich übertreibe und ich selbst hatte ja auch bis vor wenigen Tagen keine Idee, was eigentlich los sein kann. Außerdem war ich jetzt auch wirklich monatelang nicht sehr "nett" zu ihm, sehr viel Aggressivität auch meinem Mann gegenüber... :oops:

Ich dachte: andere arbeiten noch dazu und schaffen ihr Leben ja auch, warum ich nicht, die "nur" daheim ist? Warum sind zwei dauerkranke Kinder so dermaßen anstrengend für mich, das ich meinen Hobbys nicht mehr nachgehen mag, am liebsten nur noch daheim sein will?? Aber abends nicht ins Bett gehe... um mich auszuruhen??

Aber das ist auch ein Grund, warum es mir nicht gut geht: Seit Weihnachten kann man sagen, konnte ich kaum was unternehmen. Immer war eins der Kinder krank oder mein Mann oder sogar ab und an ich selbst. Hab ich mich mit einer Freundin verabredet, musste ich oft absagen. Genauso oft hab ich aber auch das Gefühl gehabt, es sei mir zuviel und gar nicht erst was abgemacht....

Die letzten Wochen sind dann wieder "schlimmer" gewesen. Mein Mann arbeitet wieder mehr (selbst. Gärtner), ist wenig da, hilft natürlich auch kaum noch. Ich von morgens bis abends mit den Kids daheim. Meine Nerven gehen viel zu schnell mit mir durch, ich könnte dann die Wände hochgehen :(

Außerdem das schlechte Wetter, konnte wenig rausgehen, da sie immer noch dauernd krank sind. Dann musste erst mein Kleiner ins KH, dann hatte mein Mann einen Arbeitsunfall und zu guter Letzt hat mein Großer dann noch eine Platzwunde bekommen bei einem Kurzurlaub.

Ich hab das totale Eingesperrtseins-Gefühl, hab wochen- monatelang nur Ärzte, meinen Mann, meine Eltern und Schwiegereltern gesehen. Das tut mir def. nicht gut.... :( Wenn ich mal ein paar Sachen machen kann, dann merke ich direkt wie gut mir das tut.

Ich habe nun seit ein paar Wochen Bauchtanz angefangen sowie Cantienica, aber die Freude, die ich Anfang des Jahres aus einem anderen Cantienica Kurs gezogen hab, das tolle Gefühl auch mal was allein zu machen, das hab ich diesmal leider nicht.... :(

Ehrlich: ich weiß selbst nicht, was los ist. Ich denke langsam selbst schon, ich übertreibe.... und mir fehlt eigentlich gar nichts, ich steiger mich in was rein? So sagte es damals mein Mann zu mir, nach beiden Geburten :(

Damals, nach den Geburten, war mir rational gesehen klar, das ich eine PPD hab, aber ich kam nie auf den Gedanken, deswegen zum Arzt zu gehen? Beim ersten Kind hab ich ja nur den einen Vorstoss gemacht und dann mit niemandem drüber geredet. :( Beim zweiten war ja die Hebamme da und ich machte, was sie mir sagte. Ich war zu keiner eigenen Entscheidung mehr fähig... Ich hab damals zwar ein paar Mal mit Freunden drüber geredet, aber die sagten auch nicht "geh zum Arzt" :( Und meine Hebamme meinte nur "red nicht drüber". Warum auch immer....

Ich hab schon überlegt, ob ich fürs nächste (wenn eins kommen würde) mir selbst ne Liste schreibe, die ich mir dann nach der Geburt wieder raushole, wenns mir wieder schlecht geht

"Geh zum Arzt!" "Lass dir AD aufschreiben wenn nötig" oder so ähnlich... :roll:

Denn die Hebamme war sehr toll, aber irgendwann waren die Termine ja auch "ausgeschöpft", und da war nochmal sehr viel Panik im Spiel. Die Termine waren mein "Anker" und auf einmal war das weg. Hab mich dann irgendwie in den Alltag gerettet... aber einfach wars nicht.

Tja, und jetzt? Viel geschrieben, aber keine Ahnung, was los ist... :(

Seit ich jetzt die paar Tage mehr darüber nachdenke, kommen mir auch gern mal die Tränen, wenn ich dran denke, wie schlimm es mir ging. Wie leid es mir tut, das die beiden Kleinen Kerle das miterlebt haben. Ich mache mir keine Vorwürfe, nein. Ich kann ja nichts dafür. Aber ich bin dennoch traurig. Und ich hab halt Angst. Ich wünsch mir schon ein drittes Kind, aber nicht mehr so... :(
lotte

Beitrag von lotte »

Hey Du,

ich finde den Preis, den Du bezahlst, dass Du keine Hilfe angenommen hast oder auch jetzt eher so denkst wie Dein Mann ("nun übertreib mal nicht") ehrlich gesagt zu hoch. Andere können nicht in Dich hineinsehen oder Dein Inneres beurteilen. Es geht nur um DICH. Und Du scheinst Dich ein wenig verloren zu haben.

Du schreibst selbst, du fühlst Dich leer. Machst zwar Deine Sachen, aber ohne Freude. Nimmst Dir keine regelmässigen Auszeiten nur für Dich.
Ich denke auch, die Gespräche mit der Hebamme waren zuwenig und konnten keine Therapie ersetzen. Ihr Satz "red nicht drüber" war übrigens sehr unangebracht.

Du hast "es" also quasi allein ausgesessen, mal mehr, mal weniger gut. Und jetzt hast Du einen Zustand, der Dich nicht zufrieden macht.

Ich würde, bevor Du wieder schwanger wirst, wirklich noch mal genauer hinschauen und gucken, WARUM Du so Gefühle hast. Sicher spielt Stress eine Rolle, aber das ist bestimmt nicht die alleinige Antwort. Warum bist Du z.B. Deinem Mann gegenüber aggressiv? Alles keine leichten Fragen, aber ich denke, einfach so weitermachen kannst und willst Du nicht, oder?

LG
Lotte
julie

Beitrag von julie »

Nein, ich will nicht so weitermachen und deshalb bin ich ja hier.

Damals kam ich gar nicht auf den Gedanken, ich bräuchte mehr Hilfe als die von meiner Hebamme. Sie stellte das mir gegenüber so dar, als sei das mehr oder weniger normal, und bei sehr vielen Frauen so. Bei der Mehrheit. So klang das damals. Sie hätte ja auch sagen können, du musst zum Arzt gehen. Naja, das ganze Ausmaß kannte sie gar nicht, ich hab ja nicht alles erzählt... :( Aber sie sagte auch, es geht vorbei, du schaffst das, lass alles raus, dann ist es weg, so sinngemäß.

Jetzt, als ich ihr wieder schrieb, schrieb sie mir allerdings, das ich mich an den Verein, eine Psych. oder ähnliches wenden solle, wenn es ein Problem wird. Sie schrieb aber auch wieder, das es unmittelbar nach der Geburt fast die meisten Frauen betreffe. Sie ist halt auch sehr einfühlsam, vielleicht öffnen sich ihr einfach nur mehr Frauen als den anderen Hebammen??

Und momentan bin ich mir wirklich nicht sicher, ob ich jetzt eine Depression hab, oder "nur" sehr erschöpft bin von einem langen, kranken Winter und 4 Jahren in denen ich zu wenig für mich getan hab. Vielleicht würde es ja auch schon "nur" dadurch besser, das ich mehr (allein) unternehme? (und hier endlich mal Sommer würde)

Wie kriege ich raus, ob ich jetzt grade an einer Depression leide oder nur an Erschöpfung? Denn seit unserem Kurzurlaub vor 14 Tagen ist es schon viel besser. Mal rausgekommen, ganz liebe alte Freunde gesehen, einfach mal 4 Tage weg vom Alltag ;-) Brauche ich vielleicht nur Urlaub?

Und wegen der erneuten Schwangerschaft: das ist ja einer der Hauptgründe, warum ich hier bin. Außerdem nächste Woche zur Selbsthilfegruppe gehen möchte!
lotte

Beitrag von lotte »

Hhm, schwer zu beurteilen aus der Ferne. Aber 4 Jahre sind schon eine lange Zeit. Wenn Du es da nicht geschafft hast, was für Dich zu tun, wie willst Du jetzt damit anfangen? Du schreibst ja selbst, dass Du auch viel absagst, weil Du eigentlich gar nicht magst. Zumal Du ja gleich wieder an eine SS denkst, und dann mit 3 Kleinkindern?

Das mit dem Wetter halte ich auch eher für unwahrscheinlich, also, dass es besser wird, wenn die Sonne scheint. Und dass es nach einem Urlaub leichter läuft, ist eigentlich auch normal ;) Wobei 4 Tage ja echt zu wenig waren.

Und dann noch die Gefühle gegenüber Deinem Mann. Dass Du Agressionen hast, will ja irgendwas heissen.

Ich will Dich jetzt nicht entmutigen und Dir "einreden", es wäre eine Depri.
Wie wäre es mit einem Arztbesuch? Kannst Du gut mit deinem Hausarzt oder Gyn?

Selbsthilfegruppe ist natürlich auch gut.

LG
Lotte
julie

Beitrag von julie »

Danke dir, Lotte. Also vor Herbst 2013 will ich auf keinen Fall wieder schwanger werden. Vielleicht später, vielleicht auch gar nicht mehr. Aber um das rational entscheiden zu können, muss ich noch ein bisschen die PPDs verarbeiten. Denn so wie es jetzt ist, denke ich "bloß nicht wieder" aber das liegt ja nur dran, das es mir damals so schlecht ging. Und nicht daran, das ich kein Kind mehr möchte ;-)

Dann wäre der Kleine auch im Kindergarten und ich hätte bei weitem nicht den Stress, den ich nach der Geburt des Kleinen hatte. Das Jahr mit 2 Kindern daheim war wirklich stressig für mich, ich hab mich immer schlecht gefühlt: entweder, weil ich dem einen oder dem anderen nicht gerecht werden konnte... so wären ja aber die Großen "versorgt", zumindest einen Großteil des Tages und ich vermute, das dann alles auch leichter ginge.

Wegen Sonne und so: ich neige eh dazu, im Winter eher deprimiert zu sein, und normalerweise ist das dann im Frühjahr wieder gut... daher der Gedanken, denn bei uns regnet es wirklich seit Wochen quasi durch, von einzelnen Tagen mal abgesehen.

Klar war der Urlaub zu kurz, der "richtige" kommt noch, aber erst Ende August, leider. Aber das läßt sich nun nicht ändern.

Wie ich was für mich machen würde? Tu ich ja jetzt schon: ich geh 2x die Woche zum Sport. Beim Großen hätte ich das nie gemacht, wissend, das er dann beim Hinlegen nur weint. Auch der Kleine weint jetzt, wenn ich noch nicht da bin, aber das versuche ich auszublenden. Es ist zwar nicht schön für ihn, aber es ist insgesamt "besser", er weint 1x die Woche abends und ich bin besser drauf als umgekehrt.

Es ging mir ja auch nicht die ganzen 4 Jahre schlecht, beileibe nicht. Nach der Geburt des Großen, ja. Einige Wochen lang. Dann war es gut, bis nach der Geburt des Kleinen. Da wieder einige Wochen lang sehr schlecht. Dann gut. Und jetzt, ca. seit Anfang Mai, wenn man das so nennen kann, evtl. ein Rückfall aus Gründen der Überlastung? Oder eben sowas wie ein Burnout evtl.?

Das Schreiben hier und drüber nachdenken scheint mir jedenfalls schon sehr zu helfen, ich fühl mich wesentlich besser. Ich glaub, ich hätte damals mehr Gespräche als die mit der Hebamme gebraucht...

Arzt: ich denke, ich könnte schon zum HA gehen. Zum FA mag ich nicht, da hab ich es damals versucht anzusprechen, aber der ging gar nicht drauf ein. Gut, ich bin nicht hin und hab gesagt "ich hab ne PPD", so einfach geht einem das ja nicht über die Lippen. Aber er hats überhaupt nicht gecheckt... :(
julie

Beitrag von julie »

Wegen meinem Mann: ich denke, die Gründe liegen in meiner Vergangenheit. Daher hatte ich ja auch schon mit der "Therapie" bei der HP angefangen, ein paar Dinge schon aufgelöst. Ich denke, eine Familienaufstellung würde mir noch guttun und vielleicht weiteres arbeiten an meiner Kindheit.
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Marika
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Beitrag von Marika »

Herzlich Willkommen Julie,

schön, dass du dich uns angeschlossen hast. Ich hoffe du fühlst dich wohl hier und kannst dir ganz viel von deinem Herzen schreiben.

Wenn ich alles so lese, dann fällt mir folgendes auf: Du bist nicht ganz arg von der PPD betroffen gewesen wie mach andere hier, aber es hat auch nie ganz aufgehört. Du bist zwar nicht schwerkrank jetzt, aber auch nicht wirklich gesund. Erschöpfung, Ängste, Agression, Leere - das sind Symptome die in Richtung Depressive Epiosde gehen. Das ganze schwankt auch, wie lese - also mal besser, mal schlechter. Ich kenne diesen Zustand aus einer Zeit lange nach der PPD als ich sogar mein AD (ich brauchte eines) abgesetzt hatte. Das war ein Zeitraum von 9 Monaten, da fühlte ich genau so. Nicht richtig krank, aber auch eindeutig nicht gesund so wie es "normal" wäre. Den Unterschied bemerkte ich aber erst, als ich mein AD wieder einnahm - da kam das alles wieder was für mich "gesund" heißt: Lebensfreude statt Leere, Antrieb statt Erschöpfung, Gelassenheit statt Agression und Enspannung statt Ängste.

Damit will ich dir jetzt nicht einreden, du bräuchtest ein AD, aber ich würde neben Heilpraktiker und Familienaufstellung auch Gespräch bei einem Psychiater/in auf jeden Fall vereinbaren. Dann hast du alle möglichen Wege offen: Alternativ Medizin und Schulmedizin - beides zusammen hat mir sehr geholfen wieder gesund zu werden. Hör die die Einschätzen von allen diesen Fachleuten an und entscheide dann, was du tun kannst/möchtest, damit es dir besser geht.

Auf jeden Fall empfinde ich es so, dass du was in Angriff nehmen solltest, da dein Zustand jetzt nicht wirklich ein gesundes und schönes Leben dar stellt. "Es geht so" - ist zuwenig, wir haben nur dieses eine Leben und das sollte jeder so schön wie möglich verbringen!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
julie

Beitrag von julie »

Danke, Marika. Ja, ich fühle mich hier gut aufgehoben. Jedenfalls versteht ihr, was ich meine, in der Realität wüsste ich gar nicht, mit wem reden. Naja, eine Freundin hab ich, die auch eine PPD hatte. Aber mir fällt es leichter, hier drüber zu schreiben. Hab immer das Problem, das ich mich zu nah stehenden Personen nicht gut/gern öffnen kann. Das liegt an meiner Kindheit... :( Da war ich immer die Heulsuse, und irgendwann lernte ich, das meine Gefühle besser keiner sehen sollte :(

Im anderen Beitrag hab ich ja schon geschrieben, das ich jemanden suchen werde, der von der KK bezahlt wird, denn nur privat kann ich das nicht finanzieren, denke ich. :(
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