Es geht mir besser aber ...

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Andrea

Es geht mir besser aber ...

Beitrag von Andrea »

Hallo zusammen,

wie gesagt, es geht mir körperlich etwas besser nach der Erhöhung auf Citalopram 40mg und Quetiapin 50mg. Dienstag war ich ausserdem bei einer Reiki-Sitzung.
Allerdings ist das Verhältnis zu meinem Sohn nicht unbedingt besser geworden.
Ich konnte ihm zwar heute nacht die Flasche geben, aber heute morgen war es schon wieder vorbei. Ich konnte mit ihm reden etc. aber ich habe wieder nichts für ihn gespürt und ihn eher als störend empfunden. Ich kann nach wie vor nicht mit ihm alleine sein.
Ich habe das Gefühl, mein Körper stösst meinen Kleinen und das damit verbundene Leben rigoros ab und ich habe einfach große Angst, dass sich das nicht ändern wird. Dass ich einfach eine schlechte Mutter bin, die ihr Kind nicht liebt, keine Verantwortung für ihn hat und er irgendwann doch weg von mir muss.
Könnt ihr mir Hoffnung machen, dass das besser wird - dass ich auch mal mein Kind versorgen kann / mag ?
Habt ihr Tipps, wie ich an mir arbeiten kann, um dies zu erreichen ?

Vielen Dank !!!
Andrea
Zeljka

Beitrag von Zeljka »

hallo Andrea,

ich kann dir nur eins sagen,du würdest dir keine Sorgen drum machen,wenn du ihn nicht lieben würdest,und es wäre für dich alles egal wenn du eine wärst ,die ihr Kind nicht liebt. Ich glaube dass du dir nur alles anders vorgestellt hast,wie man das so zum Beispiel im Filmen sieht oder Werbung,Mutter und Kind,Sonne strahlt,alles voller Liebe und Sorgen...Leider ist das nicht so,aber wir lieben unsere Kinder trotzdem.Ich liebe meine Tochter und Sohn,aber manchmal bin ich so müde oder genervt dass ich weglaufen würde...Das ist ,denke ich,menschlich..
Du machst Therapie und das ist ein Beweis dass du dein Kind liebst.
LG
Stella

Hallo Andrea

Beitrag von Stella »

Ich verstehe deine Gefühle sehr gut, ich kann dir nur sagen es wird sich ändern..ganz unbewusst irgendwann sagst du automatisch ich habe ihn lieb und du wirst auch etwas Liebe spüren. Die Muttergefühle werden kommen, dies braucht halt noch Zeit, setz dich also nicht unter Druck.

Liebe Grüße

Stella
Andrea

Beitrag von Andrea »

Hallo,

vielen Dank für eure netten Worte.

Ich komme scheinbar mit der Umstellung auf das neue Leben absolut nicht klar. Und das obwohl ich wusste, was auf mich zukommt und ich nicht alles durch die rosarote Brille gesehen habe.
Wenn ich die anderen Beiträge lese, habe ich immer das Gefühl, dass Ihr trotz eurer Krankheit eure Kinder geliebt und weitgehend versorgt habt.
Daher komme ich mir so alleine vor mit meinen Gedanken die ich habe, die sich so gegen mein Kind richten und denke eben, dass ich ein hoffnungsloser Fall bin.

Ich habe einfach immer Angst, dass dies nicht die Krankheit ist, sondern ich die Umstellung auf mein neues Leben einfach nicht schaffe und akzeptieren kann. Gestern hatte ich einen recht guten Tag und konnte mich den ganzen Tag um den Kleinen kümmern. Trotzdem ist alles so gekünstelt und fühlt sich so unnatürlich an. Heute habe ich leider wieder einen eher schlechten Tag und werde sogar meine Medikamente nochmals erhöhen.

Wenn ich andere Familien sehe frage ich mich oft, wie man nur so "blöd" sein kann, Kinder zu bekommen und wie diese das auf die Reihe bekommen und auch noch glücklich sind...
Ich weiß nicht, wie ich jemals wieder selbstständig und allein für mein Kind sorgen soll (lebe ja derzeit mit Kind bei meinen Eltern, mein Partner besucht uns täglich) - das ist so absolut unerreichbar für mich. Ich fürchte, dass meine Beziehung, meine Familie und mein ganzes Leben durch diesen Zustand zerbricht und ich einsam ohne Kind ende, weil ichs einfach nicht gebacken bekomme.

Bitte entschuldigt, dass ich immer wieder auf diesem Thema herumreite, aber es beschäftigt mich so sehr. Ich habe mir so sehr ein Kind gewünscht, habe sehr viel auf andere Babys/Kinder aufgepasst und war immer total vernarrt in alle Kinder - und jetzt bei meinem eigenen ist das alles weg und es ist sehr oft einfach nur schrecklich. Und das tut mir für mein Baby so leid - es soll doch eine Mutter haben dies es liebt und alles für Ihn tun würde !
Ich merke manchmal mittlerweile sogar, dass ich Ihn liebe, aber oftmals wirklich gleichzeitig möchte ich Ihn loshaben...

Es wäre so schön, wenn mir jemand von Euch Mut und Hoffnung machen könnte, dass sich auch bei mir/uns mal ein normales und schönes Familienleben einspielt. Hatte jemand von Euch diesen Zustand auch so extrem ?

Liebe Grüße
Andrea
nic

Beitrag von nic »

Hey Andrea...

mein 3. Kind, nach welchem ich an dieser fiesen PPD erkrankt bin ist schon 2 Jahre alt.

Heute morgen habe ich zusammen mit ihm geduscht und er war völlig fasziniert von dem Duschkopf.
Als ich ihm so zusah und mal wieder so nen "ich fress dich Liebesanfall" hatte, kamen mir die Tränen der Rührung und ich konnte gar nicht mehr glauben, dass es jemals anders war, als dass ich ihn von Herzen geliebt habe.

Ich konnte ewig nicht mit ihm alleine sein, mich schüttelte Angst und Panik, ich bekam Schweißausbrüche sobald er zu brüllen anfing.

Wo ich konnte hab ich vermieden näher mit ihm in Kontakt zu treten, abgestillt, mein Mann hat seinen Job gekündigt...

Er hat mich immer geliebt. Selbst wenn er brüllte.
So "zum Kotzen" wie ich mich fand, so desolat, so suizidal, so fertig... er war immer am liebsten bei mir.
Ist es nicht wunderschön, geliebt zu werden, wie man ist? Egal, wie Kacke das grad sein mag?
Ich bin sooooo dankbar dafür.

Ich weiß, in dem Zustand in dem Du Dich gerade befindest, kannst Du nicht glauben, dass es jemals besser oder anders wird, aber das wird es.

Die meisten hier haben sich isoliert von ihrem Kind gefühlt, als schlechte Mutter und mit der Angst gelebt nie wieder normal, nie wieder die "Alte" zu sein.
Du wirst auch nicht mehr die Alte, denn die ist - gelinde gesagt- überholt.
Es ist auch ziemlich wumpe, ob Du ne Anpassungsstörung, ne posttraumatische Belastungsstörung oder eine postpartale Depression hast...

Wichtig ist: Du kommst da wieder raus.
Du wirst Dein Kind ansehen und finden, dass es nichts schöneres auf der weiten Welt gibt. Das verspreche ich Dir!

Schau, Du hast doch echt richtig gehandelt. Nachdem Du festgestellt hast, was mit Dir los ist, bist Du zum Arzt, Du bekommst AD, was der erste Schritt zur Heilung ist, Du hast Dir Hilfe geholt, indem Du bei Deinen Eltern wohnst.
Du hast Dich um Dich gekümmert!
Weißt Du, wieviele Frauen hier stumm leiden und mitlesen? Hunderte!
Denen bist Du schon mal echt weit voraus.

Und auch mit den Medis dauert es wenigstens 3-6 Monate bis Du Dich das erste Mal wieder ein bisschen stabiler fühlst. Du bist also noch in der "Akutphase" und es ist völlig "normal" wie Du Dich fühlst.

Gib Dir Zeit, bitte hab Geduld, Dein Kleiner wird sie haben und mit offenen Armen auf Dich warten.
Du hast Menschen die hinter Dir stehen, einen Doc der Bescheid weiß, Medikamente die greifen, Du bist auf dem besten Weg. Nur die Zeit heilt diesen Scheiß, echt...

Schlafe genug, iss gute Lebensmittel, meide Stress und kümmere Dich VOR ALLEM um eine Psychotherapie, sie gibt Dir das Werkzeug um mit dieser Krankheit fertig zu werden...

Ich drück Dich, Du!

Alles Liebe

N!c
Andrea

Beitrag von Andrea »

Hallo Nic,

vielen Dank für die aufmunternden Worte. Es sollte mir wirklich Hoffnung und Mut machen, wenn die Ablehnung Deines Kindes damals offensichtlich auch sehr arg war. Wie wurde es bei Dir besser ?
Aber wie Du selber schreibst - ich kann es mir derzeit überhaupt nicht vorstellen, dass es mal besser wird.

Ich befürchte eher, ein hoffnungsloser Fall zu sein, bei der sich nie eine normale Beziehung zu ihrem Kind einstellt.

Können noch andere Muttis berichten, die auch eine schwierige Beziehung zu Ihrem Kind hatten ? Wie hat sich dies gebessert ?

Vielen Dank !!!
Gruß
Andrea
sermena

Beitrag von sermena »

Hallo Andrea,


ich habe haargenau das selbe erlebt wie Du. Ich konnte mein Kind nicht lieben, obwohl ich mir das Kind sehnlichst gewünscht habe und in der Schwangerschaft nur so vor Liebe übergelaufen bin. Es war einfsch so, als ob jemand bei mir die taste " Liebe zum Kind löschen" gedrückt hat. Ich habe mich auch und wundere mich manchmal immernoch wieso man überhaupt Kinder bekommen hat und wie man mehrere Kinder haben kann. Mittlerweile ist es aber so,dass ich Liebe zu meiner Tochter verspüre, natütlich nicht immer. Ich warte jedoch auch auf das ganz tiefe frenetischen Gefühl welche ich in der Schwangerschaft hatte immer noch. Ich glaube, dass die Liebe sich langsam entwickelt und einstellt. Du muss einfach Geduld haben, Das erste mal, dass ich etwas wie Liebe zu meiner Tochter verspürt habe kamm bei mir es ein Jahr nach der Geburt. Also habe enwtas Geduld, das wird alles wieder.

Viele Grüße
Sermena
nic

Beitrag von nic »

Dieses Gefühl, dass es hoffnungslos ist, DAS ist die Krankheit.

Würdest Du Dein Kind wirklich nicht lieben, dann würde Dir das gar nicht auffallen ;-)

Eltern, die ihre Kinder nicht lieben, die denken und fühlen, dass mit ihnen alles in Ordnung ist, verstehst Du?
Wäre es anders, würden sie sich ja Hilfe suchen, weil sie wüssten, dass sie nicht "Normal" sind.


Das ist ein einfacher "Trick" um das zu überprüfen...

Ich habe mir das Buch "Sanfte Hände" von Leboyer gekauft.
Indische Babymassage. Das tat uns unheimlich gut, oder gemeinsam in die Badewanne, näher und inniger geht gar nicht.

Aber mach das nicht zum Pflichtprogramm, Du musst erstmal zu Dir selbst finden um wieder Kraft zu haben, die is ja nu raus...

Wenn Du das Gefühl hast, jetzt pack ich das, dann mach was inniges mit Deinem Kind. Aber bewusst, nicht nebenher zu was anderem.
Das hat mir geholfen, meinem Kurzen näher zu kommen...

Alles Gute und frag jederzeit

N!c
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