Habe ich Anzeichen einer PPD?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Hope79

Habe ich Anzeichen einer PPD?

Beitrag von Hope79 »

Hallo,

mein Name ist Andrea und ich bin 33 Jahre alt und habe 2 Kinder. Das ist mein erster Beitrag hier. Ich möchte gerne erstmal hier schreiben und um eure Meinung bitten, ob ich überhaupt hier her gehöre (ob ich eine PPD oder vielleicht etwas anderes habe). Gegebenenfalls würde ich mich dann auch gerne in der Vorstellungsrunde vorstellen.

Vielleicht fange ich mal von vorne an. Dezember 2007 habe ich mein erstes Kind bekommen. Davor war ich lange in Kinderwunschbehandlung, weil wir auf natürliche Weise kein Kind bekommen konnten. In der Kinderwunschzeit ging es mir sehr schlecht und ich habe viel geweint, Gott sei Dank klappte dann aber die 1. ICSI (künstliche Befruchtung) und ich wurde schwanger und war während der Schwangerschaft überglücklich! Die Schwangerschaft und die Geburt verliefen auch ohne Probleme. Ein paar Tage nach der Geburt ging es mir zwar schlecht (habe viel geweint, wollte nicht stillen), aber das fing sich wieder (habe sogar über 2 Jahre gestillt). Und dann war ich eine glückliche Mama.

Ein Jahr später haben wir dann ein Haus gekauft, bei dem sich herausstellte, das der Vorbesitzer falsch saniert hatte. Von heute auf morgen konnte wir eine Etage nicht mehr bewohnen, weil dort Schimmel war. Es blieben uns 60 m² und 2 Zimmer! Und das ganze Theater mit Gerichtsverhandlungen, Sanieren und natürlich ständig Geldsorgen fing an.

Als mein Sohn 3 Jahre alt war, hatten wir wieder Kinderwunsch und da ich bis dahin ebenfalls nicht auf natürliche Weise schwanger wurde, haben wir wieder eine ICSI gemacht und ich wurde beim 1. Versuch wieder schwanger.
Dieses Mal mit meinem kleinen Mädchen (was ich mir total lange gewünscht habe, eine Tochter zu haben). Leider verlief diese Schwangerschaft nicht so gut. Gleich zu Beginn sollte ich zur Ausschabung, weil es hieß, es wäre ein Windei. Gott sei Dank habe ich mich geweigert, aber ich war fix und fertig und habe viel geweint. Als sich dann aber abzeichnete, dass die Schwangerschaft normal verlief, ging es mir besser. Leider bekam ich dann noch einige Infektionen und war ständig beim Arzt.
Ich musste bis einen Tag vor der Geburt arbeiten, weil wir zum einen das Geld brauchten für unser Haus und zum anderen weil ich nicht in unserem Haus bleiben wollte, ich war dort so unglücklich (kein Platz, Dauerbaustelle, Geldsorgen, ob wir das alles schaffen etc). Zu diesem Zeitpunkt hatten wir zwar einen Handwerker im Haus, der die nötigsten Arbeiten machte, aber es nervte mich so. Zusätzlich der Streß vor Gericht, ob wir gegen den Verkäufer gewinnen oder nicht.

Einen Tag vor ET dann kam meine Tochter gesund und munter zur Welt.
Die Geburt war sehr schnell, nur eine halbe Stunde im Kreissaal. Trotzdem hatte ich wahnsinnige Angst, dass ich dabei sterben könnte. Nach der Geburt (ich war schon auf der Wöchnerinnenstation) bekam ich heftige Blutungen, die nicht aufhörten, ich mußte dann wieder in Kreissaal und bekam Infusionen. Ich stand dann kurz vor einer OP und Bluttransfusion, das hat mich total fertig gemacht. Aber ich habe mich dann um meine kleine Tochter gekümmert, hatte dieses Mal mit dem Stillen keine Probleme, aber irgendwie war es anders als bei meinem Sohn. Ich hatte zwiesspältige Gefühle meiner Tochter gegenüber.
Und dann wollte ich nicht zurück in unser Haus, wo immer noch nur 2 Zimmer bewohnbar waren und das dann mit 4 Personen! Alle Mütter im Krankenhaus haben sich gefreut so schnell wie möglich nach Hause zu kommen und ich habe geheult, weil ich nach Hause mußte!

Zu Hause ging es mir auch nicht gut, ich fühlte mich am Ende, war körperlich nicht belastbar und dann bekam ich noch fürchterliche Gedanken.
Als mein Mann mit unserem Sohn weg war, fiel mir plötzlich auf, dass ich alleine mit meinem Baby bin und wenn ich ihr jetzt etwas antue, keiner da ist, der sie rettet. Ich bekam Panik, mein Herz raste, ich schwitze und bekam nicht richtig Luft. Also habe ich meine Tochter geschnappt und bin mit ihr raus vor`s Haus und habe mich dann dort auf die Treppe gesetzt und konnte mich wieder beruhigen. Damals war meine Tochter ca. 2 Wochen alt.

Als sie dann 4 Wochen alt war, bin ich mit ihr zusammen wieder ins Büro arbeiten (wir brauchten ja das Geld für den Handwerker und zu Hause war es einfach nur schrecklich)
Und damit hatte ich richtig Streß. Ich hatte ja meinen großen Sohn zu versorgen, ihn frühs fertig machen, zur Kita bringen, dann mit meinem Baby ins Büro arbeiten, dann irgendwie Haushalt schaffen in dem Chaos unserer Baustelle. Nachmittags beide Kinder zu Hause auf der Baustelle, den Handwerker versorgen etc. Mein Mann konnte mir nicht helfen, er mußte immer lange arbeiten und dann alleine im Baumarkt das Material für unseren Handwerker besorgen. Ein Termin, eine Aufgabe reihte sich an die andere und mein Mann und ich mussten alles irgendwie alleine bewältigen.
Nebenbei lebten wir weiter in unseren 2 Zimmern, hatten nur unser Ehebett, wo auch unsere beiden Kinder mitschliefen, weil sie kein eigenes Bett hatten. Ich habe mich so geschämt, aber wußte auch nicht, was ich noch anders machen konnte. Oft hatte ich das Gefühl, ich kann nicht mehr atmen, hätte alles falsch gemacht in meinem Leben.

Das ganze habe ich dann mehr oder weniger ausgehalten bis meine Tochter 10 Monate alt war und sie sehr krank wurde. Sie bekam eine Hirnhautentzündung und ich mußte mit ihr ins Krankenhaus. Das war alles so schlimm. Sie so zusehen, mit ihr isoliert zu liegen und alle kamen nur mit Desinfektionskleidung zu uns. Ich hatte so Angst, sie würde sterben, einfach unbeschreiblich! Zum Glück erholte sie sich schnell und wieder vollständig. An dem Tag als ich mit ihr aus dem KH entlassen wurde, haben wir abends Pizza bestellt und wollten den Abend als Familie richtig schön geniessen. Während des Essens bekam ich aber plötzlich eine Panikattacke (damals wußte ich nicht, was es ist). Ich hatte Herzrasen, hörte die Stimmen um mich herum so komisch und mußte wieder einfach nur raus aus dem Haus um Luft zu bekommen. Ab da habe ich gedacht, ich werde jetzt völlig verrückt. Hinzu kamen Gedanken, ich könnte meinen Kindern etwas antun, die mich total fertig machten. Ständig fing ich bei Nichtigkeiten an zu heulen, der Alltag fiel mir so schwer. Ich ging ab da nicht mehr arbeiten, hätte es gar nicht geschafft, auch das Ausbauen vom Haus ließen wir wieder liegen.

Einen Monat nach dem Krankenhausaufenthalt meiner Tochter sollte mein Sohn operiert werden (Polypen entfernen). Auf dem Weg zum OP-Zentrum (ich fuhr da alleine mit meinen beiden Kindern hin) bekam ich wieder eine Panikattacke (zumindest hoffe ich, das es "nur" eine Panikattacke war oder es ist der Anfang vom "verückt werden").
Damals fuhr ich mit dem Auto zum OP-Zentrum (erst auf der Autobahn), als mir plötzlich einfiel das ich in letzter Zeit öfter Angst hatte auf der Autobahn, also verließ ich schweißgebadet die Autobahn und fuhr durch die Stadt, aber es wurde nicht besser mit der Angst. Ich hatte so Panik davor, jetzt verrückt zu werden, meine Kinder im Auto wären dann vollkommen hilflos gewesen! (ich war ja ganz allein mit ihnen irgendwo in Berlin) Also hielt ich am Straßenrand an, konnte nur noch heulen, wollte mich übergeben (ging aber nicht), mein Herz raste wahnsinnig und dann habe ich erst meine Mama angerufen und dann den Notarzt, der mich auch mit meinen Kindern ins KH fuhr. Das war mir so peinlich, aber ich wußte einfach nicht, was ich sonst machen sollte. Im KH hieß es lediglich, ich sei wahrscheinlich überlastet (wegen der OP) und solle Entspannungsübungen machen.
Diese krasse Panikattacke war im April diesen Jahres und seit dem bin ich ein anderer Mensch. Ich erkenne mich nicht wieder. Ständig diese Angst, diese Grübeleien, das Fragen nach dem "warum" nach dem "Sinn"

Meine Zwangsgedanken sind dann auch wahnsinnig schlimm geworden. Ich konnte mit meinen Kindern nicht mehr alleine sein aus Angst ihnen etwas anzutun. Mein Mann hatte dann zum Glück 2 Monate Elternzeit und hat mir die Kinder komplett abgenommen, ich bin dann auch zum Hausarzt und er hat mich an eine Verhaltenstherapie überwiesen (die ich seit Mai auch mache). Aber ich bekam Angst vor allem! vorm Alleinsein, vorm rausgehen, vor der Öffentlichkeit, vor mir, vor der Angst überhaupt und am schlimmsten ist die Angst, dass ich nicht normal bin und anfange durchzudrehen!

Als die Elternzeit von meinem Mann im Juli vorbei war und er wieder arbeiten mußte, hatte die Kita von meinem Sohn Schließzeit, so dass ich eine Woche mit den Kindern alleine gewesen wäre. Das war der absolute Horror für mich!
Die Angst, ihnen etwas antun zu können, hat mich fast aufgefressen. Ich habe dann nur noch gedacht, dass schaffe ich nicht und wollte mit meinen Kindern in die Psychatrie gehen, (weil ich nicht wußte wo sonst hin und bevor ich ihnen etwas antue, gehe ich in die psychatrie) Zum Glück haben meine Schwiedgereltern sie dann genommen.

Zu der Zeit habe ich dann auch endlich einen Termin bei einem Psychiater bekommen. Er geht davon aus, ich hätte eine mittelschwere Depression, aber da ich erst 3 mal bei ihm war und auch kein so gutes Gefühl bei ihm habe, fällt es mir schwer das anzunehmen. Ich habe auch Tabletten bekommen (Sertralin, Lorazepam), aber ich kann sie nicht nehmen, weil ich wieder so wahnsinnige Angst davor habe. Meine Befürchtung ist, dann wirklich durchzudrehen und mich noch weiter (negativ) zu verändern.

Meine Verhaltenstherapeutin wiederrum denkt nicht, dass ich eine Depression habe. Sie sagt, es wäre Agoraphopie mit Panikattacken und Zwangsgedanken.
Meine Heilpraktikerin allerdings ist sich sicher, dass es eine PPD ist. Von ihr habe ich auch den Tipp mit dieser tollen Seite hier.
Was soll ich nur glauben?
Bin ich depressiv? Habe ich eine Angsterkrankung oder werde ich verrückt?

Ich muss dazu sagen, dass es mir in den letzten Wochen wieder etwas besser geht. Ich habe es geschafft meine Tochter in die Kita einzugewöhnen (wovor ich wahnsinnig Angst hatte) und ich gehe alleine wieder raus. Fahre alleine Bus, gehe alleine einkaufen und kann alleine mit meinen Kindern sein! Es ist zur Zeit auch so, dass die Zwangsgedanken meinen Kindern gegenüber etwas abgeflacht sind, aber dafür leider die Angst im Vordergrund steht, dass ich verrückt werde/bin.
Ständig überprüfe ich meinen Körper auf Anzeichen eine Psychose.

Vor 6 Wochen hat sich meine Nachbarin umgebracht, sie hatte Depressionen. Ich habe Angst, dass es bei mir auch so kommt. An manchen Tagen kann ich einfach nicht mehr. Ich wache dann morgens auf, habe schon diese totale Unruhe in mir, fühl mich von allem genervt und bin schnell gereizt, kann nicht Essen (habe auch schon 10 kg abgenommen).
Die einzige Ausnahme sind meine Kinder, ich denke dann, dass ich für sie weiterleben muss, dass sie doch eine Mutter brauchen. Kommt dann aber wieder doch ein schlimmer Zwangsgedanke durch, denke ich nur noch, dass meine Kinder "so eine verrückte" Mutter gar nicht brauchen. Das sie vielleicht besser dran wären ohne mich.

Aber dann gibt es auch hin und wieder die Momente, wo fast alles ist wie früher. Ich kann mich freuen über meine Kinder und habe Hoffnung, dass alles besser wird. Leider sind diese Momente so selten.

Morgen habe ich Termin bei einer neuen Psychaterin und setzte da sehr viel Hoffnung rein. Nächste Woche fängt auch unser Urlaub an, den wir Anfang des Jahres gebucht hatten (als dieser ganze Mist noch nciht war), aber ich weiß nicht, ob ich fahren kann. Ich habe so Angst davor im Urlaub verrückt zu werden. Meine Therapeutin sagt, es wäre ein gute Übung für mich, wenn ich mich mit meiner Angst konfrontiere.

Ich bin mir so unsicher, was ich habe. Und was mir hilft da wieder rauszukommen?

Sorry ist total lang geworden.

Liebe Grüße, Andrea
Schnuti33

Beitrag von Schnuti33 »

HAllo Hope 79,

erstmal herzlich willkommen hier.

Zunächst mal, eine genaue Diagnose können wir dir hier auch nicht stellen. Wichtig ist, das du die richtige Hilfe für dich findest, ( Therapeut etc.) eine Person vom Fach die richtige Diagnose stellt..

Bei dem was du geschrieben hast ist es eigentlich nicht ungewöhnlich, das deine Psyche auf solche Belastungen, die du hinter dir hast, so reagiert.
Lies es dir noch mal in Ruhe durch, du hattest eine wahnsinnige Liste abzuarbeiten.

Gut ist, das du schon ein paar Sachen ruhen lässt ( Arbeit, Umbau).

Du bist/ warst überlastet.

Mir kommt der Gedanke, das es eine Posttraumatische Belastungsstörung sein könnte. Mit ausgelöst durch die schweren Komplikationen bei der Geburt.

Auszug aus Wikipedia:

"A. Es war eine Konfrontation mit einem traumatischen Ereignis gegeben und zwar:
1.Konfrontation mit tatsächlichem oder drohendem Tod oder ernsthafter Verletzung oder Gefahr für eigene oder fremde körperliche Unversehrtheit (objektiv)
und
2.Reaktion: Intensive Furcht, Hilflosigkeit oder Entsetzen (subjektiv)..."

Was die Panikattacken angeht, nimm dir immer eine kleine Tüte mit. Wenn du spürst, das wieder eine kommt, nimm dir die Tüte , halte sie über Nase & Mund und atme ein und aus. Es wird dir 100% ganz schnell wieder besser gehen.

Ich habe selber damit meine Erfahrungen. Mich haben diese miesen Attacken oft Nachts im Schlaf erwischt. Als ich dann aber die Erfahrung gemacht hatte , wie gut das zu stoppen ist mit der "Tütenatmung", machten sie mir nicht mehr soviel Angst und sie wurden weniger. Hatte jetzt lange keine mehr.

Allein schon das Wissen darum, wie ich sie stoppen kann gibt mir soviel Sicherhheit, das sie kaum bis gar nicht mehr auftreten. Vorallem hifreich wenn ich alleine bin oder mit dem Kleinen unterwegs.

Die andere Variante um eine P.-Attacke zu beenden wäre , gezielt ganz schnell weiteratmen bis du ohnmächtig wirst, dann reguliert sich dein Körper selber. Den Tip fand ich damals aber auch nicht besondes ansprechend.

Soviel erstmal von mir.

LG Schnuti
Vanessa

Beitrag von Vanessa »

Hallo Andrea,
Ich denke der Psychiater hat Recht mit seiner Diagnose einer mittelgradigen Depression und die gehört schleunigst behandelt !!
Vermute ganz stark, daß die neue Psychiaterin die Diagnose bestätigt hat , denn es klingt recht klassisch wie eine Depression nach massiver Überlastung !!
Keine Scheu vor der Medikation, sie wird dir helfen wieder zu dir selbst zu finden !!! Wegen möglicher NW kannst du neben deiner Ärztin auch jederzeit hier im Forum Fragen loswerden.
Übrigens, ich habe auch monatelang gelitten, weil sich meine Ärztin/Therapeutin lange nicht zu der Diagnose Depression durchringen konnten- das ärgert mich heute noch, mehrere Monate vertane Lebenszeit !
Ehrlich das muß nicht sein, laß dich behandeln, auch medikamentös.
Lg Vanessa
Zwergenwiese

Re

Beitrag von Zwergenwiese »

Hallo Andrea,
Nimm die Med sie wird dir helfen. Ich hatte zu Anfang richtige Horrortrips ( siehe meine Beiträge) aber seit gestern habe ich eigentlich gar keine Zwangsgedanken mehr. Ich fühle mich so unbeschreiblich gut. Das heißt jetzt nicht das ich wieder gesund bin (ich gehe in die Klinik- um die Ursache zu behandeln ) aber ich hatte massive Zg und Angst und Panik. Meine Tochter haben sie nach der Geburt in ein anderes Kh gebracht 2 Wochen Intensiv wegen der unregelmäßigen Atmung. Und ich konnte nicht mit- ich weiß was Angst ist-Todesangst
Ich möchte Dir vermitteln das Med dir erstmal helfen kann
Lg[/quote]
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo Andrea,

vielen geht es so wie dir, dass sie keine wirkliche Diagnose mit Namen bekommen. Aber im Endeffekt ist das nicht immer sooo wichtig. Egal ob es nun eine Depression, eine Angsterkrankung, eine Zwangserkrankung, eine posttraum. Belastungsstörung oder ein Mix aus allem ist - behandelt gehört sie allemal und wären halt auch die Medikamente sehr gut und wichtig.

Psych. Erkrankungen sind manchmal fließend, man kann sie nicht immer genau in ein Schema pressen und mit einer Nummer versehehn. Auch die Auslöser sind so verschieden wie die vorherschenden Symptome. Und deine sprechen ganz klar dafür, dass du eine psych. Erkrankung durchmachst. Deine Angst vor den Medis ist zuerst mal verständlich, bei näherem Betrachten und guter Information wie sie wirken, aber unangebracht. Sie verändern dich nicht, sie stellen den gesunden und normalen Gehirnstoffwechsel wieder her, ohne den man psych. nicht gesund denken und fühlen kann. Deine Therapie ist schon mal super - jetzt wäre meiner Meinung nach wichtig, nochmal über die Medikamenteneinnahme nach zu denken!

Auch psych. Erkrankungen werden nach den Symptomen behandelt, der Name ist zweitrangig!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Hope79

Beitrag von Hope79 »

Hallo,

vielen Dank für eure Anworten!

Mein Problem ist, dass ich schon sehr gerne eine eindeutige Diagnose hätte (einfach für mich, um zu wissen, wie die weitereren Aussichten dann sind)

Habe ich eine PPD, dann geht die doch irgendwann wieder weg und die Wahrscheinlichkeit, dass sie wieder kommt ist sehr gering, oder? Das klänge schonmal gut.
Oder ist es "normale" Depression, dann muss ich zeitlebens mit Rückfall rechnen und müßte vielleicht immer Medis nehmen? Davor habe ich Angst. Wie gesagt meine Nachbarin hat sich erst das Leben genommen (mit 60 Jahren), weil sie mit den Depressionen nicht mehr klar kam. Ich habe Angst, dass es bei mir auch so kommt, das mein Leben kein Sinn mehr macht, dass ich nie wieder Kraft finde um zu kämpfen.

Meine agoraphobie ist durch die Verhaltenstherapie schon viel besser geworden. Auch die Panikattacken halten sich in Grenzen. Ich hatte zwar letzte Woche noch eine als meine Tochter 40 Fieber hatte und ich dachte, ich muss mit ihr wieder ins Krankenhaus, aber ich wußte ja nun, dass es eine Panikattacke ist und konnte damit besser umgehen als früher (als ich noch nicht wußte, was das ist)
Vielen Dank für den Tipp mit der Tüte. Das werde ich unbedingt beherzigen!

Ich bin jetzt auch an einem Punkt, wo sich etwas ändern muss. Ich kann einfach nicht mehr. Diese Erkrankung (was auch immer es ist) kostet mich wahnsinnig viel Kraft, Zeit und Lebensenergie. Ich will so nicht weiter leben und deswegen habe ich beschlossen auch Medis zu nehmen, wenn meine neue Ärztin mir dazu rät. Ich kann eigentlich nichts mehr verlieren, sondern nur noch gewinnen.

Liebe Grüße, Andrea
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Marika
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Beitrag von Marika »

Andrea,

ich muss dir da ein bissl glaub ich die "Augen öffnen: Eine PPD ABER AUCH EINE ANDERE DEPRESSION kann verschwinden und nicht wieder kommen, beide Varianten können aber auch dein ganzes Leben lang immer wieder auftauchen. Beide können u.U. bedeuten, dass du für immer ein Medikament brauchst, oder eben nicht und es nur eine einmalige Episode war. Auch dass ein Rückfall bei einer PPD "gering" ist, stimmt leider nicht, wenn du einmal eine PPD hattest (das gilt auch für alle anderen psych. Erkrankungen!!!) ist die Wahrscheinlichkeit wieder zu erkranken gegenüber gesunden Menschen, eindeutig erhöht.

Nochmal: Es gibt NICHT diese Klassefizierung: PPD - verschwindet wieder - kommt nicht mehr, Depression - für immer krank - für immer Medis. Es kann auch genau umgekehrt sein, es kommt eben NICHT vorrangig auf die Diagnose an, wie lange du krank bist, ob und wie lange du Medis brauchst, sondern in erster Linie auf deine Symptome und die AUSLÖSER!!!!! Klar - eine Diagnose ist gut, damit man irgendwo eine Linie hat, aber diese verläuft dann auch nicht schnurgerade, das kann man nicht "planen".

Ich hatte eine PPD, ich muss z.B. für immer mein AD nehmen, damit meine Botenstoffe konstant bleiben. Die Therapie hat sehr viel gebracht, 2/3 meiner Medis konnte ich absetzen, aber ganz ohne AD bekomme ich immer wieder Rückfälle. Andere wiederrum die eine PPD hatten, brauchen nach einiger Zeit keine Medis mehr - es gibt alle Varianten. Auch bei einer "normalen Depression".

Ein AD zu nehmen, bedeutet NICHT, es für immer zu brauchen, aber KEINES zu nehmen heißt genau so nicht, dass die PPD "vergeht und ziemlich sicher nicht mehr kommt". Das Gegenteil kann der Fall sein, nämlich dass es dir immer schlechter geht und die Möglichkeit eines chronischen Verlaufs erhöht ist.

Das soll dir jetzt nicht den Mut nehmen, denn du hast bereits erkannt, dass es so nicht weiter gehen kann. Geh diesen Weg weiter und lass dir helfen und denk nochmal über die Möglichkeit eines Medikamentes nach.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
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