Erleichterung einerseits, quälende Angst andererseits (ZG)

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elfi

Erleichterung einerseits, quälende Angst andererseits (ZG)

Beitrag von elfi »

Hallo an alle,
ich bin wirklich froh hier zu sein und von euch zu lesen. Noch vor ein paar Tagen habe ich gedacht, ich wäre ganz alleine mit meinen Sorgen und Gedanken.
Ich stelle mich kurz vor:
Ich bin 30 Jahre alt und habe zwei wunderbare Kinder (3,5 Jahre und ein halbes Jahr alt; beides Jungs). Ich bin seit 10 Jahren mit meinem Mann zusammen und seit 3 Jahren mit ihm verheiratet. Er steht mir Gottseidank in dieser Zeit bei und verurteilt mich nicht für meine Launen und für meine Gedanken.
Ich habe auch erst überlegt ob ich wirklich alles hier aufschreibe oder ob ich lieber Sachen weg lasse, aber ich habe vorher hier ein wenig rumgelesen und gemerkt, dass ihr wirklich alle sehr nett schreibt. Von daher fühle ich mich einigermaßen sicher, alles ehrlich aufzuschreiben.
Ich bin eigentlich ein sehr fröhlicher Mensch, der das Leben liebt. In meiner Familie (Mutter und Bruder) gibt es Depressionen (meine Mutter hat Depressionen, mein Bruder leidet auch unter Zwangsgedanken; beide nehmen Medikamente). Ich hatte nie Probleme mit meiner Psyche, ganz im Gegenteil. Klar gab es auch mal schwerere Phasen in denen ich mir Gedanken gemacht habe, aber nie so schlimm dass ich jetzt so verzweifelt bin.

Die Zwangsgedanken fingen für mich ganz plötzlich an, so von heute auf morgen: Ich habe immer mal wieder Albträume. Und nach dem letzten Albtraum habe ich mir dann tierische Sorgen um meine Kinder gemacht (macht man ja immer als Mutter). Aber ich habe mir dann das Schlimmste ausgemalt, es ging um sexuelle Übergriffe; also warum Menschen sowas machen und wie ich meine Kinder davor schützen kann. Und plötzlich befällt mich der Gedanke, ob auch ich so böse sein könnte.
Ich habe hier von einer Userin gelesen, die das auch hat und sie beschreibt das eigentlich ganz gut: Ich denke ständig darüber nach und das schlimmste ist, dass ich mich auch ständig prüfe. Ich prüfe mich, was genau ich fühle wenn ich meinen Sohn umarme z.B. Oder ich stelle mir vor was ich wohl empfinden könnte, wenn ich ihn streichle. Oder ob ich ihn an Stellen berühren könnte, die man eigentlich nur berührt, wenn man ihn waschen muss... Das ist alles so bescheuert! Ich habe niemals vor das auszuprobieren, ich bin vorher auch niemals auf den Gedanken gekommen.
Ich hatte vor ein paar Jahren schon mal solche ZG, allerdings in Bezug auf mich selber. Ich habe mir eingeredet: Was ist wenn ich als Kind mal sexuell missbraucht wurde... Damals war ich auch beim Psychologen, allerdings hat ein Termin gereicht und dann war der Gedanken wieder weg, bzw. der Umgang damit war anders. Aber ich glaube man denkt immer das, was man wirklich am allerallerallerschlimmsten findet, oder???

Da kann man wirklich verrückt werden, weil man sich sonstwas einredet. Und ich will mir gar nicht immer diese Bilder ausmalen, diese schlimmen. Aber ich habe mal gelesen, dass man bei ZG auch mal den Gedanken zuende spinnen soll und dass die ZG dann weg gehen... Hilft leider bei mir nicht. Und dann habe ich wieder so große Angst, dass ich irgendwann schwach werden könnte!!!

Auch denke ich, wie bestimmt die meißten hier, dass bei mir nun das BÖSE durchkommt, was ich vielleicht jahrelang verstecken konnte oder so. Im Grunde weiß ich ja, dass das Quatsch ist, aber ich kann einfach nicht umdenken und wieder mein normales Leben leben. Und ihr seid alle schon schlauer als ich. Oder ich bin eben doch anders als ihr und die Böse...


Ich versuche einen Termin beim Psychologen zu bekommen, was leider nicht so einfach ist, da die alle keine Zeit haben, aber ich bin dran. Ich will einfach wieder so fröhlich werden wie ich war. Ich habe sehr große Angst dass ich mich den Rest meines Lebens jetzt mit ZG abgeben muss bzw. darum kämpfen muss, dass die ZG nicht mehr kommen. Ich will nicht mehr leiden. Ich will wieder fröhlich sein und das alles schnell vergessen.

:cry: :cry:

Puh, das war aber viel...
Viele Grüße
Elfi
lina

Beitrag von lina »

Hallo elfi!

Es ist echt super das es dieses Forum hier gibt! ich bin nun auch schon ein Halbes Jahr hier und es hilft mir noch immer sehr!
Also Herzlich Willkommen hier!

Habe auch 2 Söhne (5 und 1) und bei mir hat es auch durch einen Traum angefangen!
Der kleine hatte damals das 3 tages fieber gekriegt und ich bin vor Angst das er was schlimmes hat fast durchgedreht und am nächsten Tag fingen auch schon diese schreckliche Gedanken an!
Bei mir bezieht sichs eher auf scharfe Sachen aber das mit dem phädofil sein hatte ich auch ganz kurz !

Aber eins kann ich dir sagen das wird wieder besser!!!! Ich glaub auch mitlerweile nicht das wir irgendwie auch nur in der Lage wären sowas zutun aber da ist dieser kleine Zweifel der uns total verunsicher kann/tut!
Ich hab zwar immer wieder noch welche aber nicht mehr so stark und man geht mit der Zeit auch anderst damit um!Aber es ist immer noch belastend!Hoffe das geht noch ganz weg!
Hab nun auch eine Therapie angefangen und ich glaub das macht auch noch einiges aus aber ich steh auch noch ziemlich am Anfang!Mein Therapeut sagt wir sind die Guten wir haben einfach nur zuviel Empathie aber das absolut nichts böses in uns steckt wir haben nur die Angst vor dem Bösen !

Es wird wieder aber es scheint wirklich ein Weile zu dauern!!!

Machs gut !

LG Lina
:-)
elfi

Beitrag von elfi »

Hallo Lina,
danke für deine Antwort. Es gibt ab und an auch klitzekleine Momente (fast so wie ein Geistesblitz, der dann allerdings schnell wieder verschwindet) in denen ich wieder ganz klar bin im Kopf. Im Grunde weiß ich auch, dass ich (wir) nie im Leben sowas machen würde, aber alleine dafür, dass ich diese Gedanken und Bilder im Kopf habe, schäme ich mich so sehr und fühle mich so schlecht.
Und ja, die Zweifel an mir selber und an meine Vernunft, lassen mich immer wieder zurückfallen.
Es ist wirklich beängstigend und ich hoffe sehr, dass mir bald geholfen werden kann...
lina

Beitrag von lina »

Ich kenn das alles nur zu gut ! Diese Momente wo allles fast normal scheint und dann kommts wieder und man ist in diesem Gedankenkarussel drin! Und ich Zweifel dann auch an meinem Verstand und schäme mich unendlich über diese Gedanke und Bilder weil die so schrecklich sind meine ganze Wahrnehmung war so komisch ich konnte auch nichts mehr fühlen und dachte ich habe diese gedanken nur weil ich meine Kinder nicht mehr liebe aber das ist 1000% nicht der Fall aber man zweifelt irgendwie an allem! ich kann auch bis heute nicht wirklich offen darüber reden aber es wird solangsam und die Gedanken werden immer weniger !Ich hatte auch schon 1 Woche garkeine mehr und das tut so gut und hilft auch das sie immer weniger werden bis sie vielleicht eines Tages ganz verschwinden und man sich im nachhinein denkt warum hab ich mich nur so verrückt gemacht !!!
Nimmst du Medikamente?Mir ging es etwa nach 3 wochen Einnahme deutlich besser die Gedanke waren bestimmt um die hälfte reduziert!!!auf jeden Fall ist es wichtig so schnell wie möglich zu handeln damit du dich nicht unnötig quälst!

Lg Lina
elfi

Beitrag von elfi »

Hallo,
nein, ich nehme (noch) keine Medikamente; ich habe am Mi. den ersten Termin bei einer Psychologin. Ich hoffe sehr, dass danach alles wieder bergauf geht. Diese Grübelei macht mich wirklich total fertig. Ich habe auch total große Angst davor, dass mich das jetzt ein Leben lang begleitet, auch wenn mir jetzt erstmal geholfen werden kann. Ich habe wenig Lust mein ganzes Leben lang Tabletten zu nehmen oder irgendwelche (neuen) ZGs zu unterdrücken bzw. immer und immer wieder daran zu arbeiten...
Ich will mein altes Leben zurück!!! :cry:
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo Elfi,

hab dir gerade auf deine PN geantwortet. ZG sind etwas ganz scheußliches, Angstmachendes - mit einem Wort einfach grauenhaft. Ich kenne die Biester ja auch: Damals vor 7 Jahren als mein Wunschbaby da war, kamen plötzlich Albträume und dann die ZG, ich könnte ihm was antunt. Auch solche die du jetzt hast, waren dabei. Ich bin fast umgekommen vor Scham und Schmerz und dachte, ich bin völlig verrückt geworden. Ich war mir auch sicher, dass ich "böse" geworden bin und für immer in eine "Anstalt" muss. Ich war mich auch "sicher", dass man mir mein Baby weg nehmen würde, weil ich "gefährlich" bin.

Nichts davon ist eingetroffen: ich habe eine Therapie angefangen (2,5 Jahre lang habe ich hart an den ZG gearbeitet), und 3 Medikamente nehmen müssen. Von diesen ist heute nur noch eine kleine Dosis eines einzigen AD´s übrig gelieben. :D Das ist für mich ein sehr großer Erfolg, denn ich hatte schon in meiner Jugend erstmals ZG - bei solchen Menschen ist es schwieriger die ZG in Griff zu bekommen, als bei solchen, die im Rahmen einer PPD erstmals mit ZG konfronitert werden. Daher ist bei mir das ganze auch "rezidivierend" also "immer wieder kehrend". Das beudet für mich: Ich brauche mein AD mein Leben lang. Es wäre mich natürlich wäre es anders lieber - aber ich hadere nicht mehr damit - ich dankbar an, dass das AD mir ein völlig beschwerdefreies Leben ermöglicht.

Ich habe dir in der PN eh auch genauer beschrieben, warum die ZG bei mir chronisch sind. Das heißt für dich aber NICHT, dass es auch so kommt, du hast die ZG ja erst jetzt zum ersten Mal. Da sieht das ganze anders aus - jeder Fall ist individuell eh verschieden.

Eines möchte ich euch allen mit ZG noch sagen: So grausam sie sind, so schlimm die PPD für mich war, so war das ganze für mich doch die ganz große Chance mein Leben nachhaltig zum Positiven zu verändern. Ich bin durch die Therapie eigenständiger, selbstbewußter und achtsamer geworden. Dass ich das "Pech" habe chronisch deprssiv bzw. zwanghaft zu sein, kann ich nicht rückgängig machen. Aber ich konnte mir die Grundbasis für ein ganz neues und wunderschönes Leben schaffen. Ich weiß, das klingt für viele von euch völlig unglaubwürdig und man kann es vielleicht schwer nach voll ziehen. Aber es ist für mich wirklich so: Ich bin heute glücklicher und habe eine Lebensqualität die ich noch nie zuvor gekannt habe!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
elfi

Beitrag von elfi »

Liebe Marika,

Dein Zitat: "Eines möchte ich euch allen mit ZG noch sagen: So grausam sie sind, so schlimm die PPD für mich war, so war das ganze für mich doch die ganz große Chance mein Leben nachhaltig zum Positiven zu verändern. Ich bin durch die Therapie eigenständiger, selbstbewußter und achtsamer geworden. Dass ich das "Pech" habe chronisch deprssiv bzw. zwanghaft zu sein, kann ich nicht rückgängig machen. Aber ich konnte mir die Grundbasis für ein ganz neues und wunderschönes Leben schaffen. Ich weiß, das klingt für viele von euch völlig unglaubwürdig und man kann es vielleicht schwer nach voll ziehen. Aber es ist für mich wirklich so: Ich bin heute glücklicher und habe eine Lebensqualität die ich noch nie zuvor gekannt habe!"

Das hört sich so gut an und macht mir wieder Hoffnung. Ich hoffe ich habe auch das Glück so stark sein zu können wie du. Ich beneide dich sehr dafür, dass du es geschafft hast und freue mich für dich.
Der Austausch hier tut wirklich gut. Ich hätte nicht gedacht, dass es doch so viele trifft, und vor allem auch so doll wie es mich getroffen hat.




Kennt ihr das auch? Wenn man einen Gedanken zuende gedacht hat, und man denkt, jetzt kommt es nicht mehr schlimmer, dann kommt gleich ein nächster, noch schlimmerer Gedanke. Mein Kopf ist da echt kreativ...leider. :-((

Seid lieb gegrüßt
Elfi
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Elfi,

ja natürlich kenn ich das - es ist wirklich erstaunlich grausam, was sich da an Inhalt in den ZG alles abspielt. Das ist aber normal, das kennen alle die ZG haben. Es ist total gemein.

Ich antworte dir dann nachher noch auf deine PN!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
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