Habe ich eine Angsterkrankung???

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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traurige

Habe ich eine Angsterkrankung???

Beitrag von traurige »

Ich muss Euch jetzt mal was fragen. Weil ich denke, Ihr kennt Euch damit vielleicht besser aus als ich.

Habe ich eine Angsterkrankung?

Und: wodurch kann so etwas ausgelöst werden?

Kann ich es selber bekämpfen???

Es fing wie gesagt alles vor ca. 1 Jahr an. Damals musste ich mich sehr mit dem leiblichen Vater meiner Tochter auseinander setzen. Sie war damals gerade 1 Jahr alt geworden, bis dahin hat er sie ignoriert und auch keinen Unterhalt gezahlt.

Damals wollte ich dann wenigstens Unterhalt von ihm, wenn er schon keinen Kontakt mit ihr möchte. Der Kontakt mit ihr wäre mir lieber gewesen. Muss auch dazu sagen, ich habe die Trennung von ihm bis heute nicht wirklich verwunden.

Jedenfalls sagte er damals, er glaube sowieso nicht, dass er der Vater von meiner Tochter wäre. Auch machte er mir nach wie vor bei jedem der wirklich wenigen Telefongespräche klar, dass es meine Entscheidung war, meine Tochter nicht abzutreiben und er damit nichts zu tun haben möchte. Auch sagte er immer wieder, er denkt, dass ich das extra alles so eingefädelt habe, also absichtlich mich von ihm schwängern lassen habe usw. Ihm war es egal, ob mein Kind schreit oder ob ich es aus lauter Depressionen zur Adoption freigebe oder was auch immer.

Seine tolle, schöne Tochter war ihm scheissegal, ja sie war ihm sogar zuwider. Er wollte nichts mit ihr zu tun haben, nichts von ihr wissen. Und kein Geld zahlen, da er das Kind ja nicht wollte. Er sagte immer, dass jeden Tag Tausende Frauen ihre Babys abtreiben und ich solle nicht die Moralische spielen, wenn ich sage, ich hätte sie nicht abtreiben können.

Jedenfalls, damals habe ich wirklich gedacht, dass ich nicht mehr leben kann mit den Äußerungen, welche er mir gegenüber vorbrachte. Ich drehte fast durch vor Schmerz, ENttäuschung und nicht glauben wollen, was er da sagt.

Ab diesem Moment ging alles los bei mir. Angst. Als erstes bekam ich eine Woche später plätzlich Ekzeme im Gesicht. Monatelang sah ich aus wie ein Zombie.

Ich habe sie mittlerweile im Griff.

Dann hat sich damals der Stuhlgang meiner gestillten Tochter verändert. Ich hielt ihn für Durchfall. Ich habe monatelang absolute Panikzustände bei jedem Kacki meiner Tochter bekommen, weil ich dachte, irgendwas hat ihren Darm versaut (sie wurde geimpft das erste mal damals)...bis mir irgendwann eine Frau mit einem gleichaltrigen Baby sagte, das Kacki ihres Kindes sieht genau so aus. Ich habe noch 2-3 Tage Panik geschoben bis mein Hirn es akzeptierte, dass alles normal ist.

Kurze Zeit später bekam ich Panikzustände einfach so. Ich hatte einfach Angst. Mein Mann musste ein paar Tage ins Ausland und ich hatte Angst. Ohne Grund.

Dann war wieder eine Weile Ruhe, dann hatte ich Panik, weil ich plötzlich Haarausfall bekam. Und und und...

Normale Ereignisse, die mich stressen, setzen bei mir Panik frei. Und zwar so schlimm, dass ich mich da enorm reinsteigere und zu nix anderem mehr fähig bin.

Bis das Ereignis abgeklungen ist.

Nur, manche Ereignisse klingen nicht so schnell ab. Trotzdem sind sie nicht lebensbedrohend. Und trotzdem ist meine Panik da.

SO wie jetzt. Es gibt wieder einen aktuellen Auslöser für meine Panik.

Ich habe vor ca. 10 Wochen leichte Rückenschmerzen bekommen an einer Stelle am Rücken, wo ich schonmal 3 Jahre lang aus unbekannten Gründen Schmerzen hatte. Davor hatte ich natürlich Angst. Weil ich 3 Jahre damit schon mal rumgelaufen bin.

Also habe ich in meiner Panik begonnen, in einer Tour an meinem Rücken rumzumachen. Dadurch habe ich mir ein paar Rippen verschoben. Im Moment versucht es ein Chiropraktiker zu fixen. Aber es dauert. Bzw. durch meine Panik mache ich es wohl jedes Mal wieder schlimmer, da ich vor lauter Panik immerzu weiter an mir rumdoktere.

Ich habe schlicht Panik und Angst vor dem Rückenproblem.

Diese Angst lähmt mich derzeit so, dass ich nicht mehr für meine Tochter da sein kann.

Mir ist klar, dass ich völlig ungebührlich reagiere. Andere Leute würden wahrscheinlich trotzdem ganz normal weiterleben. Ohne diese Angst usw...

Deswegen nun meine Frage: Habe ich eine Angsterkrankung?

Wenn ja, wie kann ich raus aus dem Teufelskreis?

Vor ca. 3 Jahren noch, habe ich auf die Frage, ob ich vor etwas Angst habe, geantwortet, es gäbe NICHTS, wovor ich Angst hätte.

Mir fiel damals wirklich nichts ein, wovor ich Angst haben könnte.

Wie kommt also dieser extreme Wandel bei mir? Und, wie kann ich wieder normal werden?

Ich will keine Medikamente nehmen. Auf keinen Fall. Sie haben alle gravierende Nebenwirkungen, das mache ich nicht.

Es muss doch einen Weg geben, die Angst wieder auf normalen Level zurück zu bekommen.

Da sie ja eigentlich grundlos ist. Mir ist das klar. Aber meinem Hirn nicht.

LG
Butterblume

Hi

Beitrag von Butterblume »

Hallo,

auf deine Fragen weiß ich leider auch keine Antworten. Nimmst du ein Medikament gegen die Angst und bist du in Therapie?
So wie sich das bei dir anhört, wäre meiner Meinung nach beides sinnvoll.

Glg Butterblume
traurige

Beitrag von traurige »

nein. nehme keine medis. möchte ich auch nicht.

therapie hab ich auch nicht. versuche gerade, beim dorfpsychologen einmal pro woche einen termin zu bekommen, um darüber zu reden.

gute psychologen haben leider wartezeiten von 6 monaten und mehr. also ALLE psychos hier in der umgebung von 50 km :(
lotte

Beitrag von lotte »

Hey Du,

ich glaube, dass Du die traurigen Ereignisse mit dem leiblichen Vater Deiner Tochter noch nicht richtig verarbeitet hast. Das sitzt tief und ist sehr verständlich. Wenn man eine derartige Ablehnung erfährt, steckt man das nicht einfach so weg.

Die Seele sucht sich dann ihren Weg. Ekzeme, Angstzustände, Magen- oder Rückenprobleme. Rational betrachtet ist da nix, wovor man eine übersteigerte Angst haben müsste, aber bist Du erstmal in dieser negativen Spirale drin, ist es schwer, allein wieder rauszukommen. Denn Gedanken und Gefühle lassen sich nicht voneinander trennen. Du kannst Dir noch so oft sagen: "Keine Panik, alles grundlos", aber Dein Unterbewusstsein schaltet trotzdem auf Alarm. Das geht auch nicht von heute auf morgen (von wegen extremer Wandel), nur die Symptome sind einfach "plötzlich" da. Die Ursachen, also das, was Dich innerlich noch aufreibt, sind ja schon länger vorhanden.

Eine gute Verhaltenstherapie könnte Dir helfen. Versuche es doch erstmal bei dem Dorfthera ;) Ansonsten gibt es in größeren Städten noch psychiatrische Ambulanzen.

Du kommst da wieder raus, solltest aber akzeptieren, dass es eine Weile dauern kann. Und dass es mit professioneller Hilfe leichter geht.

LG
Lotte
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