Schwierigkeiten, mich selber anzunehmen ...

Austausch alltäglicher Sorgen oder Freuden

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Nickolakala

Hallo

Beitrag von Nickolakala »

Nein, unser Sohn hat noch NIE alleine geschlafen. Er liegt auf einer extra-Matratze bei uns im Schlafzimmer.

Stören? Nö, hat uns nie wirklich gestört, wobei es jetzt dann doch mal irgendwann schön wäre, wenn mein Mann und ich mal wieder alleine im Schlafzimmer wären.

Ja das mit der Pubertät, dass er dann wohl alleine auszieht, das stimmt so und genauso sehe ich das ja auch. Aber diese Woche hat mich eben auch eine Bekannte -die von meinen Ängsten weiss- durcheinander gemacht, ich müsste diesen Ängsten auf den Grund gehen, nicht dass er eben ÄNGSTE entwickelt die sich so äussern wie bei mir.

Ach wobei, ich sollte wieder auf MICH und mein Gefühl hören........irgendwann "zieht er von alleine aus"............das wird schon.


LG N.
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hey du,

lass dich bitte wirklich nicht verunsichern. Ich habe schon mit eingen Fachleuten, Freunden, Bekannten und anderen Mamas geredet. Denn auch mich hat es immer schon beschäftigt dieses Thema, da unser Sohn auch schon immer - also genau ab seinem 13. Lebensmonat - bei uns schläft. Wenn dein Sohn sonst sehr selbstbewußt ist wie du schreibst, seine Sozialkompetenz ständig weiter entwickelt - dann ist alles absolut im grünen Bereich, auch mit 12 Jahren noch. Dann ist ganz einfach dieser Teilbereich des Abnabelns und Loslassens noch nicht vollzogen, was aber weder eine "Krankheit" ist noch "abklärungsbedürftig". Es dauert bei unseren Kidds einfach etwas länger.

Mein Psychiater sowie auch unser Kinderarzt bestättigen das zu 100 %. Wäre dein Son sonst auch ängstlich, würde nirgends ohne dich hingehen, hätte keine Freunde usw.... (du weißt sicher was ich meine), dann wäre es zu hinterfragen. Aber so sicher nicht. Und da er dazu noch auf einer Matraze bei euch schläft, hat eine kleine Abnabelung eh schon statt gefunden. Vor kurzem gab es eine Sendung in unserem Lokalen Radiosender, in der ein bekannter Kinderarzt wieder genau das sagte: Wenn möglich für die Eltern und wenn das Kind es möchte, dann gibt es nichts besseres, als das Kind bei den Eltern schlafen zu lassen. Wörtlich: "Sie können ihrem Kind nichts BESSERES mit auf den Lebensweg geben." Die Forschung und Kinderneurologie bestättigt immer eindrücklicher, dass diese Form der Nähe eine sehr, sehr positve Auswirkung auf eher sensible Kinder hat. Denn solche Kinder sind es auch, die diese Form der Nähe suchen, sie signalisieren so zu sagen genau, was sie brauchen, um gesunde junge Erwachsene zu werden. Zwingt man sie nun alleine zu schlafen (wie mich damals), enstehen viel eher genau solche Krankheitsbilder wie ich sie hatte: diffuse Ängste, Angst in der Nacht alleine zu sein usw... diese hatte ich noch als Erwachsene sehr, sehr lange.

Mein Sohn ist auch so: er schläft in unserem Bett und entwickelt aber gerade im Moment enorme soziale Kompetenz - er nabelt sich grad recht stark ab: er geht alleine einkaufen, er geht alleine von der Schule heim mit Schlüssel und wartet da auch mal ne Stunde alleine bis ich von der Arbeit komme, er hat viele Freunde und ruft die auch selber an. Er hat seine Schüchternheit ein gutes Stück abgelegt und redet nun auch viel offener mit Erwachsenen, er kann sich in der Schule eindruckvoll behaupten - er ist nämlich der Kleinste - und da kommen schon Sprüche. Er war immer eher sensibel und ängstlich (so wie ich als Kind), aber im Moment macht er eine so enorme Entwicklung durch, wie ich damals genau NICHT gemacht habe.... und er schläft bei uns. Ich glaube, dass er das noch braucht, um eben diese Entwicklung zu durch laufen und der letzte Schritt wird dann der sein, dass an seinem Zimmer ein Schild hängt mit der Aufschrift: Bitte nicht stören... oder Eltern unerwünscht.... :wink:

Das alles was ich jetzt geschrieben habe, trifft sicher nicht auf alle Kidds zu, das ist ganz individuell. Und du hast super erkannt, dass du und dein Bauchgefühl das richtige tut für EUREN Sohn, denn niemand kennt ihn besser als ihr. Ich denke für manche schaut das natürlich "befremdend" aus, wenn 8 oder 12 jährige noch bei den Eltern schlafen, weil ihre Kinder das vielleicht schon lange nicht mehr brauchen. Es ist aber bewiesen, dass das weder krank noch abnormal ist, es ist genau so normal und entwicklungsbedingt, wie z.B. auch nicht bei jedem Jugendlichen die Pubertät zum genau gleichen Zeitpunkt einsetzt.

Sei dir bewußt und sei stolz auf dich, dass du erkannt hast, was DEIN SOHN braucht und du es ihm gibst. So kann er sich gut entwickeln und endet eben genau NICHT WIE DU - ist aber schon auch ein ganz blöder und unhöflicher Spruch deiner Bekannten. Denn sie kennt sich mit der Thematik anscheinend überhaupt nicht aus.

Also - aufs Bauchgefühl hören - ihr macht es für euer Kind richtig - was andere bei ihren Kindern tun, ist deren Sache. Lass dir nicht reinreden, sondern weise deine Bekannte nächstes Mal in die Schranken - sie soll sich um ihre Familie kümmern und nicht die Nase bei dir rein stecken. :wink:
Liebe Grüße von
Marika

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schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
lotte

Beitrag von lotte »

Ich noch mal ;)

Marika: Gott bewahre, ich fühle mich da in keinster Weise angegriffen oder gemeint.

Das stimmt schon alles so, was Du schreibst. Wobei es, wie bei allen anderen Themen ja auch - andere Meinungen dazu gibt. Dass Kids sich z.b. irgendwann auch abnabeln müssen, ein Recht auf ihre eigene Privatsphäre haben (wie sollen sie die kennen, wenn sie nie eine hatten?). Dass Eltern Kinder damit auch unbewusst "klein" halten, selbst nicht loslassen können. Ich erinnere mich daran, dass Nicko mal genervt davon war, dass ihre Kids immer im Wohnzimmer mit rumspringen und sich keiner im eigenen Zimmer aufhalten mag. Warum sollten sie, oder einer davon, dann nachts dort sein wollen?

Ich schreibe das nun nicht, um Euch irgendwie dreinzureden. Ich finde es nur wichtig, möglichst alle Seiten einer Situation zu beleuchten.

Das wichtigste ist sicher, wie Ihr Euch damit fühlt.

LG
Lotte
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Marika
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Beitrag von Marika »

Selbstverständlich liebe Lotte da hast du völlig recht - es gibt diese Eltern die ihre Kinder nicht "loslassen" können oder wollen, keine Frage. Und natürlich ist es ganz, ganz wichtig, dass die Kinder sich abnabeln - nur ist eines bei allen Kindern ganz wichtig: abnabeln nach IHREM TEMPO - da gibt es keine Norm. Da geht jedes seinen ganz eigenen Weg. Würde man unsere Kinder jetzt zwingen wäre das der denkbar schlechteste Weg und das Motiv "Abnabeln" hier das falsche.

Die Meinungen hier unter uns sind natürlich verschieden zu diesem Thema, dürfen sie auch absolut sein, dafür sind wir ja hier um zu diskutieren. :wink: Die Meinung der Fachleute ist allerdings eindeutig dazu. :wink: Ich denke auch, dass das alleine schlafen und unter Tags im Zimmer sein, nicht immer ein und das selbe sind. Mein Sohn ist tagsüber sehr viel in seinem Zimmer und spielt dort alleine oder mit Freunden. Nur Nachts wenn es Dunkel wird, ist es ihm nicht geheuer. Die uralte Angst vor Dunkelheit des Menschen weil sie vor Urzeiten eine Bedrohung darstellte kommt da klar durch.

Auch ich hätte manchmal gerne, dass mein Sohnemann in seinem Bett schläft, wegen dem Platz. Auf der anderen Seite aber braucht er es noch und wir geben es gerne. Wir genießen es mehr, als dass es uns stört. Ist vielleicht wie ein bissl wenn ein Baby Nachts weint und ein Fläschchen will, den Nuckel wieder braucht usw... das sind auch Bedürfnisse die uns ab und an nerven und wir manchmal so gar nicht brauchen würden, wir erfüllen sie aber gerne, weil es eben noch Bedürfnisse sind. So wie das im Bett oder neben dem Bett schlafen bei einigen Kindern.

Mir ist nur wichtig zu sehen, dass diese Kinder die generell oder lange bei ihren Eltern schlafen, nicht zwangsläufig "abnorm" sind oder die Eltern generell nicht loslassen können. Das gibt es sicher und das wäre natürlich völlig falsch. Ich möchte einfach meinem Sohn sein eigenes Tempo lassen, egal was Kind x oder y macht. Das ist nicht immer leicht, weil oft wird versucht die Kinder und auch uns Erwachsene in eine Schablone zu pressen.

Und zu guter Letzt: Ich hasse es alleine in einem Zimmer zu schlafen - bis heute!!!!! Und ich bin 40! :wink: Ich mag mit meinem Mann kuscheln - die meisten von tun das doch. Wir schlafen doch nicht nur zu 2 wegen der schönsten Nebensache der Welt, oder? :wink: Brauchen wir nicht auch NÄHE?

Frage an die Zwängler: Wie habt ihr das mit Schlafen als Kind erlebt? Für mich wars arg: ich mußte alleine schlafen, wäre aber so gerne bei meinen Eltern gewesen. Bis heute kann ich sehr schlecht alleine in einem Zimmer schlafen, wie habt ihr das erlebt Schneehase, Graureiherin, Nico und auch Lotte? Wie war das in eurer Kindheit? Würde mich sehr interessieren ob da ein Zusammenhang auch zum Zwang besteht, gerade auch von dir Lotte da du ja zum Glück ZG nicht hast.
Liebe Grüße von
Marika

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lotte

Beitrag von lotte »

Huhu Ihr,

tja, mit dem Schlafen als Kind. Ich weiss noch, da war ich 11 Jahre alt und meine Oma (bei der ich größtenteils aufgewachsen bin) war gerade gestorben, da habe ich das Schlafwandeln angefangen. Also immer nachts aufgewacht (manchmal hab ichs gemerkt, manchmal nicht) und dann bin ich von meinem Zimmer Richtung Eltern. Da hab ich mich in deren Bett gelegt, oft auch davor. Oder aufs Sofa ins Wohnzimmer. Meine Eltern haben mich damals gelassen und irgendwann hörte das wieder auf.

Heute schlafe ich sehr gerne mal alleine ;) Wohl auch, weil ich keine übertriebene Angst mehr habe, also generell mit mir im Reinen bin. Da mein Kerl oft schnarcht, ist mir das sogar manchmal lieber, weil ich dann ruhiger penne ;) Und wenn ich kuscheln will, weiss ich ja, dass er unten liegt und ich nur hinhuschen muss.

LG
Lotte

PS Auch meine Mädels haben als babys und später immer mal wieder in unserem Bett gepennt. Ich hatte da auch nie ein Problem mit, nicht, dass das falsch rüberkommt ;) Hab ja auch beide lange gestillt und da war das bequem.
Nickolakala

Hallo

Beitrag von Nickolakala »

Hallo ihr,

ach wir werden sehen, ich zerbreche mir jetzt über das Schlafen meines Sohnes nicht mehr den Kopf - denn: ich kanns auch wirklich nicht ändern !!!!

Heute hat er in seinem Zimmer sein Bett umgestellt, an einen wie ich finde viel schöneren Platz und er liegt grad drin -mit seiner kleineren Schwester grins- und versucht heute mal (ohne dass wir Eltern was gesagt haben) in seinem Zimmer zu schlafen..............!!!

Das ist doch schonn mal ein Schritt in die RICHTIGE Richtung !!!!!

Euch noch einen schönen Abend..........

LG N.
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Marika
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Beitrag von Marika »

@Lotte: Schlafgewandelt hab ich auch als Kind eine Zeitlang, man hat mich dann an den unmöglichsten Orten gefunden. Wenn ich heute mal alleine bin und schlafen muss, empfinde ich das zwar nicht mehr als angstbehaftet, aber anders ist mir lieber. Als Kind wars ja ganz arg, da hatte ich sehr große Angst alleine in meinem großen Zimmer nachts.

@Nico: Cool - sieht aus, als würde da jemand langsam groß! :wink:
Liebe Grüße von
Marika

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schneehase

Beitrag von schneehase »

Hallo an Euch alle,

das ist ja schön, dass Nickolada jetzt so gelassen an die Sache herangeht.
Marika, ich finde, Du hast das wirklich super erklärt, wie die ärztliche Meinung als auch Deine persönliche Meinung bezüglich dieses Themas ist.
Du hast wirklich ein Händchen dafür, Dinge anschaulich und nicht meinungsaufdrückend zu beschreiben (wie Du es auch bei Robert Betz beschrieben hast :wink: )

Du fragtest, ob wir anderen als Kinder nachts Angst hatten und ungern alleine geschlafen haben.
Bei mir ist es seltsamerweise so, dass ich als Kind ganz naiv war, ganz meiner Mutter vertraut habe und keine Angst davor hatte. Das ist erst jetzt so, seitdem die Krankheit vor ein paar Jahren bei mir so richtig massiv ausbrach. Ich habe seitdem ein unwohles Gefühl bei Dunkelheit, fühle mich unsicher et. Wirklich seltsam. Ich habe meinen Therapeuten gefragt, ob es sein kann, dass ich diese üblichen Kinderängste jetzt nachhole, jetzt wo mein Innerstes wohl will, dass ich selbständig werde, selber urteile, Dinge bewußter wahrnehme etc.

Ich habe auch noch eine andere Frage an Euch Zwänglerinnen: Es heißt ja immer, dass Zwangskranke auch als gehemmte Rebellen bezeichnet werde. Trifft dies auch bei Euch zu?
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hey Hässchen,

das ist wirklich interessant, du hattest also keine Angst alleine zu schlafen. Hatte dein Thera denn eine Antwort auf deine Frage bzgl. der nach zu holenden Ängste?

Und genau so interessant der Ausdruck "gehemmte Rebellen" - ich muss zugeben, dass ich das im Zusammenhang mit Zwängen noch nicht gehört habe. Ich bin grad ganz Feuer und Flamme da einen neuen Ansatz geliefert zu bekommen! :D
Also: bin ich eine gehemmte Rebellin? Ich glaube ja. Ich schwimme sehr gerne und oft gegen den Gesellschaftsstrom, schon immer. Nur getraut das zu zeigen oder zu sagen, habe ich nie - bis auf die letzen paar Jahre jetzt, in denen ich das gelernt habe und auch stolz drauf bin. In meinem Umfeld finde ich, dass es sehr viel sehr angepasste Mütter gibt, die das machen, was erwartet wird. Ich falle da immer irgendwie auf. Schon durch meine Kleidung, ich bin 40, aber ich kleide mich nicht "Mama mässig" - schwer zu beschreiben wie ich das meine. Also nicht mit schöner Hose und schönem Oberteil, sondern eher so ein bissl "Flower Power", gerne auch leicht "Hippi Style"... Man schätzt mich auch immer sehr viel jünger... Ich tinke mein Bier aus der Flasche (aus der kleinen Flasche :wink: ) und nicht aus dem Glas, was andere ab und an mit gehobenen Augenbrauen zur Kenntniss nehmen. Ich bestelle wenn irgendwo gefeiert wird auch selbiges und keinen "Sekt" - also nicht das Frauengetränk - wieder "gehobene Augenbrauen". :lol: Ich kaufe mir keine teure Kleidung und stehe dazu, was anderen Mamas in meiner Umgebeung ein Kräuseln auf die Lippen zaubert. Ich bin geschieden, mit meinem Mann aber schon wieder 12 Jahre wieder zusammen und haben vor 8 Jahren unseren Sohn bekommen, ich bin aus der Kirche ausgetreten und stehe dazu ... ich bin eine "Grün Wählerin" und stehe dazu.... ich versuche mich oft vegetarisch zu ernähren....also in unserem konservativen Teil der Stadt in dem wir wohnen, sind das schon "rebellische Ansichten"... 8)

Ich habe schon das Gefühl, dass ich "anders" bin - somit wohl eine Rebellin? Wie gehts dir da Schneehase und natürlich auch die anderen?
Liebe Grüße von
Marika

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schneehase

Beitrag von schneehase »

Hallo Marika,
alle Ihr anderen Mitleserinnen,

erst einmal zum Thema "Nachholen der Ängste": Dazu werde ich meinen Thera noch einmal befragen, wir hatten das bei einer Sitzung leider nur angerissen.

Was das Rebellische angeht: mir ging es bis vor ein paar Jahren ähnlich wie Dir, war teilweise sogar richtig "wild", aber plötzlich war alles ganz anders: Ich stellte erschreckt fest, dass ich viel zu angepaßt geworden bin übr die Jahre.

Ich glaube, der "Zusammenbruch" vor ein paar Jahren will mir auf drastische Weise nach und nach klarmachen, dass ich mir das alles bewußt machen soll und jetzt lerne soll zu mir zu stehen, ohne die Dinge so halbherzig rebellisch anzugehen wie früher oder gar so angepaßt aus Angst vor Ablehnung wie vor kurzem.

Diesen Weg, wie Du ihn beschreibst, gehe ich in den letzten Wochen auch mehr und mehr, und es macht Spaß!

Du schreibst, dass Du Dich in Deiner Umgebung heutzutage selbstbewußt so verhältst, wie Du es für richtig hältst. Wie war das denn früher, bevor Du Dir Deiner sicherer geworden bist?

Apropos Sicherheit: Gibt Euch grundsätzlich ein sicheres Gefühl der Gedanke an den Wohlfühlort, von dem wir schon einmal geschrieben haben oder gibt es noch etwas, was euch ein grundsätzliches sicheres Gefühl im Leben vermittelt?

LG, das Häschen
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo Schneehase,

ich glaube auch, dass unsere Erkrankung u.a. das sagen will: Sei du selbst, lass dich nicht verbiegen. Denn wer sich ständig verstellt um "gemocht zu werden", steht ständig unter Stress, Ängsten usw. Das muss eigentlich folglich karnk machen.

Wie habe ich früher gelebt: Ich habe viel, viel mehr meinen Tag geplant, mir den Kopf zerbrochen über Dinge wie Anziehsachen, Frisur, Gewicht. Habe versucht die "Stars" im Äußeren zu kopieren, das gekauft was grad "in" war. Ich habe ganz viel Zeit für mein äußeres Erscheinungsbild vergeudet. Innerlich gesehen, hab ich mich immer sehr still verhalten, besonders wenn meine Meinung eine andere gewesen wäre, als von anderen. Bei Ungerechtigkeiten mir gegenüber, hab ich zwar daheim geschimpft und geheult, aber nichts unternommen. Ich war auch lange Jahre davon überzeugt, ohne meinen Partner nicht leben zu können, er war da um mich vor der bösen Welt zu beschützen. Das war übrigens auch ein Knackpunkt, warum unsere Ehe auseinander ging. Heute da wir wieder schon so lange zusammen sind, ist unsere Beziehung eine viel gesündere, weil ich mich "abgenabelt" habe und auf eigenen Beinen stehen kan. Genau das hält uns zusammen. Mein Mann sagt auch, dass ich mich sehr verändert habe (im positiven), also selbstbewußter geworden bin im Zuge der Erkrankung. Wenn man denkt, ich traute mich nicht mal in einem Lokal was bestellen, das mußte immer mein Mann für mich tun. Oder gar alleine irgendwo einen Kaffee trinken? Undenkbar!Ich habe leise geredet und konnte den Menschen schlecht länger in die Augen schauen.

Ganz alltägliche Sachen konnte ich nicht, weil ich dachte ich könnte was falsch machen und würde dann abegelehnt werden.

Ist es bei dir ähnlich?

Mir gibt eine ganz besondere Situation die größte Sicherheit und vor allem Geborgenheit - bitte nicht lachen: Wenn mein Mann, mein Sohn und ich am SA gemeinsam abends im Bett eine Pizza essen und "Wetten dass..." schauen..... :oops: :oops: :oops: Das liebe ich und ich fühle mich dann sooooo geborgen. :oops: Der Wohlfühlort in meiner Phantasie vermittelt mehr das Gefühl von Entspannung und alleine (positiv gemeint) sein, des nachdenkens und des genießens....
Liebe Grüße von
Marika

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schneehase

Beitrag von schneehase »

Hallo Marika,

bei mir ist es etwas ander. Ich war früher schon "gehemmt rebellisch", in dem ich, um mal bei dem Beispiel mit den Klamotten zu bleiben, mich (auch wie Du) hippiemäßig kleidete, als sie noch verpönt waren und ich deshalb schief angesehen wurde.
Der Punkt ist jedoch, dass ich darunter gelitten habe, schief angesehen zu werden und so nicht akzeptiert wurde, wie ich war.

Mit der Zeit wurde ich leider immer angepaßter, trug zwar immer noch Klamotten, die ich mochte, aber nur den unauffälligen Teil davon. So ging es mit meinen Meinungen etc., die ich nur noch, wenn überhaupt, zaghaft vortrug, um ja nicht wieder abgelehnt zu werden.
Ich lerne jetzt gerade langsam, meine Meinung wirklich zu vertreten, und eventuelle Ablehnungen ertragen zu lernen.

Ich glaube, bei Dir ist es doch so, dass Du zwar überbehütet aufgewachsen bist, aber nicht allzu streng, nicht wahr? Ich dachte immer, dass sich bei mir die Krankheit vor allem durch die Strenge und (gefühlte) partielle Ablehnung meiner Mutter enwickelt hat. Inzwischen glaube ich jedoch, dass auch viel dazu beigetragen hat, dass ich nur wenig Selbständigkeit und Integrität gelernt habe, wie Hansruedi Ambühl es schreibt. Hast Du mal gelesen, was er dazu geschrieben hat?

Wie war das denn, als ihr Euch getrennt habt? Wie bist Du ohne Deinen Mann zurechtgekommen und hast Du in genau dieser Zeit gelernt, selbständig und selbstsicherer zu werden?

Ich je noch nie ein Problem damit, allein in ein Café z. B. zu gehen, da ich immer das Gefühl hatte, dass jeder da mit sich selber beschäftigt ist und mich eh niemand großartig beachtet.

Mir gibt eine ähnliche Situation Sicherheit und Geborgenheit - Naturdoku anschauen mit Freund und Katze auf dem Schoß und vorher lecker Pizza gegessen haben :D (leider jedoch (noch) ohne Kind.

Liebe Grüße
Graureiherin

Beitrag von Graureiherin »

Hallo Ihr Lieben,

sodele ich bin wieder da. Zwar krank und meine Tochter wird bald wach... aber zum Thema Angst alleine zu schlafen als Kind.

Ich hatte sehr, sehr viel Angst als Kind alleine zu schlafen. Ich habe mich vor Dunkelheit immer gefürchtet. Insgesamt gab es bei mir zu Hause keinen Ort an dem ich mich Geborgen und sicher gefühlt hätte. Ganz schlimm war es als bei uns einmal die Sendung "Aktenzeichen XY ungelöst" lief. Ich weiß noch genau, als ich mit angeschaut habe wie ein kleines Kind ermordet wurde. Damals habe ich zum erstenmal gesehen, dass es Menschen gibt die andere sogar töten. Ich war danach wochenlang fast nicht in der Lage einzuschlafen... immer wieder sind die Bilder im Kopf herumgekreist... und meine Eltern waren keine Hilfe, weil sie es nicht verstanden haben mir die Angst zu nehmen.

Ich habe viele dieser Ängste mit mir als Kind irgendwie alleine ausgemacht. Vermutlich hat das erheblich zur Entstehung der Zwangserkrankung beigetragen???? Oder was meint ihr??? Wenn ich Glück hatte konnte ich mit meiner Schwester reden. Sie hat mit mir im Zimmer geschlafen, wir hatten beide kein eigenes Zimmer. Das hat mir dann geholfen, aber sie war ja selber überfordert....

Und gehemmte Rebellin. Das ist super diese Frage. Ich war immer eine graue, unsichtbare Maus. Dann habe ich mit 17 meinen damaligen ersten, politisch aktiven Freund kennen gelernt. Ich wurde selber politisch aktiv (Umweltschutz, Antifa, Friedensarbeit) und bin es heute noch. Ich habe nie irgendwelche Reden auf Demos geschwungen (zu zurückhaltend) , aber im Erwachsenalter einmal eine große Veranstaltung moderiert (ich wäre zwar am liebsten hinter einem Vorhang geblieben, aber ich habe es dann doch geschafft). Einmal war ich sogar im Gefängnis, da ich bei einer Castorblockade weggetragen werden musste. Meine Kleidung war Hippie und Ökostil gemischt. Bis heute sehe ich noch "alternativ" aus. Ich hole meine Kleidung fast ausschließlich secondhand (auch mit dem Hintergrund keine Kinderarbeit in Bangladesh etc. etc unterstützen zu wollen) , schneide mir die Haare selber... die meisten denken, ich sei Kunststudentin oder Sozialpädagogin oder ähnliches. Ich stehe hinter meinen linken, politischen Ansichten und arbeite zur Zeit ehrenamtlich im Weltladen. Ich bin keine laute Revoluzzerin aber zuverlässig im organisieren von Veranstaltungen. Im Grunde wäre ich gerne so wie Rudi Dutschke oder so wortgewandt wie Ulrike Meinhoff, aber dann kann ich nicht. Vielleicht in meinem nächsten Leben. :D

Deswegen werde auch ich (manchmal noch, leider nicht mehr so oft) jünger geschätzt. Ich bin aber immer noch in Kreisen aktiv die ebenfalls alle so aussehen wie ich :D Fast alle sind irgendwo aktiv (Umwelt, Elterninitiativen...). Ab September geht Mascha dann in eine Kita ebenfalls eine Elterninitiative...

So und am Freitag habe ich das Gespräch mit meiner Dienststellenleiterin. Bisher bin ich noch ganz gelassen. Ich versuche mich ja auch gerade an Achtsamkeitsübungen und lese Jon Kabat Zinn. Zudem versuche ich das Leben ja auch positiver zu sehen und meinen dysfunktionalen Kognitionen positiv zu begegnen. leider kann ich nicht glauben, dass "alles irgendwie gut lauft und Sinn hat", dafür bin ich wohl zu rationalistisch. Ein Schuss Spiritualität/Esoterik würde mir da sicher helfen, aber ich bin eben so rational, bodenständig...

Ich werde euch berichten, wie ich mich dann "geschlagen" habe und sicherlich gönne ich mir danach einen Kaffee auch wenn ich nur gestottert haben sollte. Immerhin weiß ich was meine gesetzlichen Rechte sind, ich habe mich bei VERDI informiert. Leider sehen diese nicht gut aus und ich bin ziemlich auf das Wohlwollen meiner ökonomischen Chefin angewiesen. Schluck.



eure Graureiherin
Graureiherin

Beitrag von Graureiherin »

ach ich habe noch was vergessen,

seit ich ca. 20 jahre alt bin, kann ich auch alleine ins Kino, ins Cafe... ich musste üben die Bestellung... aufzugeben, aber davor habe ich schon lange keine Bedenken mehr.

Manchmal denke ich, dass ich in Gruppen noch zu leise rede, dann rede ich extra etwas lauter, was wiederum dazu führt, dass ich dann denke: habe ich jetzt zu laut geredet. :lol: aber das ist keine wirkliches Problem, Hauptsache ich rede überhaupt.

aber nu genug!

Grüßle an euch
Nickolakala

mmmhhhh

Beitrag von Nickolakala »

Also dieser Thread bringt mich doch seeeeeehhhhhhr zum Nachdenken. !!!

Wie war ich so als Kind? Wie war meine Kindheit? Was war mir wichtig und was nicht???

In meiner Erinnerung ist nur, dass ich wohl auch immer eine schüchterne graue Maus war.
Kleidungstechnisch hab ich nie wirklich gekriegt, was ich gerne gehabt hätte (z.B. adidas Schuhe waren damals total "in" oder Petty Coat Röcke) oder ein WALK MAN !!!!!
dann stell ich immer wieder aus Erzählungen von Freundinnen fest, dass sie damals auch einfach nicht sooo viel Kleidung bekamen wie unsere Kids heute !!!

Auch kann ich mich nicht an irgendwelches "Vorlesen" abends von meiner Mutter erinnern...........

Ich glaube ich habe NIE Ansprüche gestellt! Einfach so gelebt halt...........

War das früher einfach so? Oder war es nur bei mir so???
Mit meiner Mama kann ich darüber nicht sprechen, sie weiss ganz vieles einfach nicht mehr (ich bin das 3. Kind).
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