kraftlos und erschöpft

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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engelchen2012

kraftlos und erschöpft

Beitrag von engelchen2012 »

hallo ihr lieben!

eigentlich wollte ich mich in diesem forum nur noch melden, um anderen zu helfen bzw. von meinen erfahrungen zu berichten. aber gerade brauche ich eure meinungen doch noch einmal...
ich bin seit knapp 9 wochen aus der klinik zu hause und relativ stabil. die letzten paar tage bin ich aber wieder total erschöpft, schon morgens nach dem aufstehen habe ich kaum kraft. es geht mir nicht wirklich schlecht, nur irgendwie weniger gut. ich habe nur angst, dass ich noch tiefer rutsche. ich weiß gar nicht, wie ich's richtig beschreiben kann. ich "fühle" die depression irgendwie so unterschwellig. und ich weiß ja, dass es immer wieder noch tiefs geben kann und ich hatte auch schon welche nach der klinikentlassung. ich hoffe, dass diese weniger guten tage aber auch bald wieder vorbei sind.
ich versuche, das beste aus den tagen zu machen: viel raus gehen, die kleine auch mal zur oma zu geben, zeit für mich zu haben etc.; aber mir fällt momentan alles viel schwerer!
eigentlich weiß ich auch gar nicht, was ich von euch hören möchte :D
aber es tut gut, hier mal den ballast abzulassen und vielleicht ein paar nette worte zu hören!

schönes wochenende, euer engelchen
Leuchtkäfer

Beitrag von Leuchtkäfer »

Hallo engelchen,

so ist da nun mal: Man ist ier selten, um nur zu helfen und das ist ja auch gut so...

Also, Du warst ja in der Klinik. Hast Du da einen Notfallplan entwickelt, in dem z.B. festgehalten st, wie und wann Deine Depression begonnen hat?

Ich habe für mich z.B. rausgefunden, daß ich erst schlecht schlafe, dann gereizt bin, dann genervt und erst zum Schluß, wenn es schon ganz schlimm ist, die Traurigkeit kommt.

Es wäre also wichtig für Dich zu sehen, wo Du stehst. Es ist prima, daß Du selber gemerkt hast, daß etwas anders ist, dann kannst Du es auch ändern.

Nun mußt Du überlegen, was Dir "damals" geholfen hat. Bei mir ist es definitiv mehr Freiraum. Also einfach Zeit für mich, dann Sport machen, auf meinen Schlaf achten und meine Tage strukturieren.

Das mache ich immer noch hin und wieder, wenn ich mich unruhig oder müde fühle. Dann überlege ich mir genau, was ich wann mache (und lasse), nehme mir Zeit, gehe zum Sport und schreibe mir Tagespläne.

Nutz die Zeit, wo Du (noch) gut über solche Dinge nachdenken kannst und handle danach, dann rutscht Du auch in kein Loch.

Wir können hier auch zusammen überlgen, es gibt hier viele mit guten Ideen.

Also, pack es an, Du hast schon viel geschafft, Du kannst weiterhin einiges schaffen.

Grüße von Leuchtkäfer
engelchen2012

Beitrag von engelchen2012 »

hallo!

einen plan haben wir in der klinik zwar nicht entwickelt, aber ich habe mir auch vorher schon immer einiges aufgeschrieben. und ich gehe regelmäßig zu meiner therapeutin, mit der ich solche dinge auch immer gut besprechen kann und die mir wirklich sehr gut hilft.

ich muss auch sagen, dass ich, wenn ich unter leuten bin, die gedanken oder einfach dieses komische gefühl beiseite schieben kann. nur gerade morgens daheim ist es einfach irgendwie seltsam.
ich versuche auch sehr, meine tage zu strukturieren. es klappt meistens auch ganz gut. nur diese woche hänge ich irgendwie ein bisschen in der luft... ich habe aber auch gleich meiner familie bescheid gegeben, dass sie mich einfach ein wenig entlasten können. darauf kann ich glücklicherweise immer zählen!

ich werde einfach versuchen, das wochenende mit meinem mann und meiner tochter zu nutzen. morgen abend haben wir dann freunde zu besuch, sonntag sind wir zum kaffee eingeladen etc. ich hoffe, dass ich nach dem gemeinsamen we klarer sehe! wenn mein mann zu hause ist, fällt mir sowieso alles leichter (ist ja wahrscheinlich auch normal).

ich will es schließlich weiterhin schaffen!

ach ja, was ich noch fragen wollte: ich nehme meine jetzige medikation erst seit februar. da ich vermutlich durch das mirtazapin stark zugenommen habe, überlegt mein arzt (allerdings auch sehr ungern), ob er die dosis von 45mg auf 30mg reduziert. meint ihr, das ändert zum einen was am appetit und zum anderen: ist es in der jetzigen situation vielleicht doch zu früh? er würde es auch nur machen, wenn ich unbedingt möchte. ich will aber einfach nicht nochmal so tief fallen, lieber habe ich ein paar kilos zu viel...

danke nochmal
Sonnenschein84

Beitrag von Sonnenschein84 »

Hallo engelchen,

ich habe mich schon länger nicht mehr hier gemeldet, aber ich erinnere mich noch gut daran, wie es dir vor deinem Klinikaufenthalt ging. Es freut mich sehr, wie viel du seitdem geschafft hast! Ich denke auch, dass es immer sein kann, dass man auch noch mal Phasen hat, in denen es einem nicht so gut geht. Grundsätzlich glaube ich nicht, dass das ein zu großer Grund zur Sorge sein sollte. Es kann ja auch äußere Gründe haben (Wetter, belastende Umstände). Ich finde es aber gut, dass du das wahrnimmst, und dir dann auch direkt Zeit nimmst achtsam mit die selbst zu sein.

Was die Müdigkeit betrifft, würde ich das bei deinem Arzt ansprechen auch in Bezug auf eine mögliche Reduzierung. Ich glaube, dass Mirtazapin auch zu den Medikamenten gehört, die Müdigkeit hervorrufen können. Vielleicht würde eine Reduzierung dann positiv sein. Andererseits weiß ich nicht, ob es nicht vielleicht zu früh dafür ist und deine Antriebslosigkeit sich dann nicht sogar wieder verschlimmern würde, weil die Dsierung deines AD zu niedrig wäre.
Die Gewichtszunahme ist natürlich eine unangenehme Nebenwirkung, aber die würde ich nicht als Grund zur Reduzierung nehmen, wenn du dich nicht stabil fühlst. Vielleicht hilft dir zunächst der Vorsatz, nicht weiter zunehmen zu wollen und durch Sport und bewußte Ernährung langsam ein bisschen abzunehmen.
Ich habe mir damals ein Langziel gesetzt und dann so kleine Etappenziele über mehre Wochen bzw. Monate. Das hat mit Ernährungsumstellung und Sport dann auch gut geklappt. Allerdings muss ich auch zugeben, dass ich während meiner Medikamenteneinnahme nicht wirklich abgenommen habe, sondern nur das Gewicht halten konnte.
Aber du wirst deine jetzige Dosierung ja nicht ewig nehmen, so dass es irgendwann auch einfacher wird, abzunehmen. Und mit viel Aufwand und Durchhaltevermögen, klappt es ja vielleicht auch jetzt schon.
In jedem Fall würde ich sagen, dass du viel mehr davon hast, mit ein paar Kilo mehr psychisch stabil zu sein, als wenn du jetzt zu früh reduzierst um abzunehmen und damit einen Rückfall riskierst.

Ansprechen würde ich es aber auf jeden Fall bei deinem Arzt.
Ganz liebe Grüße
engelchen2012

Beitrag von engelchen2012 »

hallo sonnenschein!

danke für deine aufmunternden worte!
seit samstag abend geht es mir auch wieder besser, ich fühle mich nicht mehr so erschöpft und das wetter heute (bei uns strahlt die sonne!!) tut auch noch ihr übriges! vielleicht war es einfach nochmal ne kleine durststrecke, aber ich werde weiterhin aufpassen!
habe mir letzte woche dann auch gedacht, dass ich lieber ein paar kilo zu viel habe und gut gelaunt statt weniger kilo, aber dafür depressiv!
zur antriebsteigerung nehme ich ja morgens und mittags sertralin, das mirtazapin war hauptsächlich, um meinen appetit wieder zu steigern. ist ja auch gelungen :?
ich habe erst ende juni wieder einen termin bei meinem arzt, so lange bleibt die bisherige dosis sowieso noch. und vielleicht sollte ich wirklich nichts überstürzen, mein arzt würde auch eher ungern jetzt schon reduzieren.
momentan kann ich mein gewicht auch halbwegs halten. es gibt ganz gute tage und dann aber auch wieder tage, an denen ich viel zu viel esse und vorallem nasche... aber naja, auf dauer wird das hoffentlich nicht so bleiben!
und dann beginne ich im juli wieder zu arbeiten. ich glaube, das wird mir auch wirklich gut tun und dann kann man später immer mal noch reduzieren.

ich bin auch schon am überlegen, ob ich mal zu einem endokrinologen gehen soll. meine hormone wurden bisher noch nicht wirklich überprüft, vielleicht wäre das auch nochmal ein ansatz? wer war denn schon mal dort und kann mir über die erfahrungen berichten?

lg, engelchen
Sonnenschein84

Beitrag von Sonnenschein84 »

Hallo engelchen,

schön zu lesen, dass es dir wieder besser geht. Mirtazapin hauptsächlich zur Appetitsteigerung? Wer macht denn sowas? Aber ernsthaft, es ist ja wirklich erst mal gut, das du wieder Appetit hast. Und wenn du noch ein anderes AD nimmst und wirklich die Appetitanregende Wirkung ein entscheideneder Grund für das Mirtazapin war, ist es ja vielleicht dafür auch besser wieder abzusetzten. :-) Aber lass dir wirklich ruhig Zeit damit. Besonders wenn du im Juli wieder anfängst zu arbeiten, würde ich eine Reduzierung nur in Erwägung ziehen, wenn es dir wirklich sehr gut geht über einen längeren Zeitraum.
Ich könnte mir auch vorstellen, dass dein Arzt da vorsichtig ist. Aber grundsätzlich kann ich mir auch gut vorstellen, dass dir das Arbeiten gut tut. Es ist sicher noch mal eine Umstellung und kann auch manchmal stressig sein, aber wenn du dich darauf freust wieder zu arbeiten, sind das die besten Voraussetzungen. Das ist doch ein ganz toller Schritt nach vorn. Aber lass es trotzdem erstmal langsam angehen. ;-)

Bezüglich der Hormone:
Ich hab damals beim Frauenarzt Blutwerte testen lassen. ich weiß nicht mehr genau , welche alle. Aber ich meine, dass der Östrogenwert unglaublich niedrig war. Dadurch war ich auch müde, etwas antriebsarm und bekam keine Regelblutung. Ich weiß aber auch nicht, inwiefern mein Medikament damals die Hormone negativ beeinflusst hat. Als ich es nicht mehr genommen habe, hat sich jedenfalls innerhalb eines Monats wieder alles normalisiert.
Ich glaube, dass es sicher sinnvoll ist, die Hormone (auch Schilddrüsenhormone) prüfen zu lassen. Ich weiß nicht, ob du da auch deinen Hausarzt mal nach fragen kannst.

Liebe Grüße,
Sonnenschein
engelchen2012

Beitrag von engelchen2012 »

hallo!

meine schilddrüsenwerte habe ich schon mehrmals überprüfen lassen, diese waren aber immer ok. zu meinem hausarzt werde ich allerdings sicher nicht mehr gehen, weil ich dort von anfang an nicht ernst genommen wurde (zitat: "sowas ist doch nicht schlimm, das haben viele frauen"). zu meiner frauenärztin habe ich dann doch deutlich mehr vertrauen, da sie auch aus eigener erfahrung weiß, wie schwer eine depression sein kann und sie mich auch sofort ohne termin behandelt hat. von ihr habe ich auch das erste AD bekommen und sie hat einen termin beim psychiater ausgemacht.
dann werde ich wahrscheinlich in nächster zeit mal bei ihr einen termin machen, um meinen hormonstatus untersuchen zu lassen. im moment geht es mir zwar wieder so gut, dass ich mir denke, dass ich das gar nicht mehr brauche. aber ich habe ja selbst gesehen, dass die stimmung immer wieder wechselt und so ein termin tut schließlich auch nicht weiter weh!

wegen dem mirtazapin: ich habe vor meinem klinikaufenthalt kaum noch gegessen (schlafen war eigentlich nie ein problem!), daher habe ich das als "neben-AD" bekommen und ich konnte ab dem nächsten tag sofort wieder normal bzw. dann irgendwann auch sehr viel essen. vielleicht war auch ein wenig kopfsache dabei, als ich endlich den schritt in die klinik getan habe. im endeffekt egal, hauptsache, es geht mir wieder gut!

ich werde auf jeden fall weiter berichten, wenn sich was neues ergibt.
danke!
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