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Andrea

Beitrag von Andrea »

Hallo Pippilotta,

für mich waren ein paar Dinge ganz ganz wichtig. Zum Einen mein "Positiv-Tagebuch", zum Anderen ein "Strukturplan" und außerdem "Reden, Reden, Reden".

In Dein "Positiv-Tagebuch" kannst Du alles schreiben, was an diesem Tag gut war. Z.B. was Du geschafft hast oder wenn Du schöne Gedanken hattest u.s.w.
Ich hab meines mal rausgekramt ... da stand die ersten Tage z.B.: Ich habe heute einmal mein selbst Kind gewickelt. Ich sehe, wie liebevoll mein Mann mit unserem Sohn umgeht. usw. Also wirklich Kleinigkeiten oder Sachen, die selbstverständlich sein sollten, die Dir aber momentan schwer fallen.

Mein Abendritual im Bett war immer das "Positiv-Tagebuch" und den "Strukturplan" des vergangenen Tages nochmal durchzugehen (was habe ich geschafft, was nicht etc.) und dann den Plan für den nächsten Tag zu schreiben. Mir wurde gesagt, es ist für Menschen in unserer Situation wichtig eine Struktur im Tag zu bekommen. Dann können wir uns den Tag über daran "entlangziehen".
Bsp. meiner ersten Tage... (muss gerade lachen und weinen gleichzeitig wenn ich das wieder lese...)
Bis ca. 14. Uhr : Duschen, Frühstücken + Zeitung lesen, mit meinem Kind spazierengehen
Ab ca. 14.00 Uhr : Abspülen, 1 Std. Rätseln, Abendessen überlegen
Mit diesem Plan war ich damals völlig ausgelastet, weil alles furchtbar anstrengend war.

Am Besten versuchst Du gewisse Dinge immer zur selben Zeit zu machen (Bsp. nach dem Mittagessen abspülen...) Manche Dinge mache ich automatisch heute noch, so wie ich es mir mit meinen Strukturplänen angeeignet habe.
Plane auch Zeit ein z.B. um Dinge zu tun, die Dir Freude machen (Lesen, mit Freundin treffen, Baden etc.) Ich hab angefangen zu rätseln oder mal intensiv die Zeitung zu lesen. Ich brauche das, um meine Gehirnzellen zu fordern und nicht nur Kinderlieder vor mich her zu summen :-)

Wichtig ist, dass Du beschäftigt bist. Dann geht es Dir besser, weil Du nicht so arg grübeln kannst - und die Kleine fügt sich da schon ein. Sie wird ja auch größer und kann auch mal 10 Min. für sich alleine sein.
Wenn ich den ganzen Tag nur mit meinem Sohn spielen würde, würde es mich ziemlich herunterziehen. Ich mache z.B. ganz viel Hausarbeit mit meinem Sohn (er liebt den Staubsauger). Kochen, waschen, staubsaugen, wischen, Fenster putzen - da sind wir beide beschäftigt und er lernt auch, dass Mama nicht immer nur für ihn da ist.

Wie oben geschrieben habe ich auch ganz viel über meine Situation geredet. (Manchmal glaub ich, ob die Leute das hören wollten oder nicht - das war mir egal).
Ich hatte immer den Gedanken, ich muss eine gewisse Person treffen oder es muss ein Ereignis sein, dass bei mir den Knoten löst. Darum bin ich sehr offen damit umgegangen und habe eben viel geredet.
Vor allem mit anderen Frauen und Müttern war es erstaunlich, wieviele betroffene Personen oder Mütter in ähnlicher Situation es gibt. Nur reden viele nicht so darüber. Von einer Mutter wird halt nach aussen hin erwartet, strahlend und glücklich zu sein.

Ich habe übrigens neben meiner Gesprächstherapie auch meine Schilddrüse untersuchen lassen, war mehrfach bei einer Osteopathin und zusätzlich bei einer "Reiki-Sitzung". Was letztendlich geholfen hat weiß ich nicht - ich denke ich habe überall was positives herausgezogen.

Gib Dir und Deinem Körper Zeit. Momentan kannst Du nur durchhalten. Du kannst nichts von heute auf gleich ändern. Mir ist eine große Last weggefallen, als ich akzeptiert habe : Es dauert - solange wie es dauert.
Dein Kind ist offenbar beim Papa gut aufgehoben, es wird dadurch keinen Schaden erleiden. Und keine Sorge - es weiß ganz genau wer die Mama ist. Du bist und bleibst das Größte und Wichtigste für die Kleine. Sie wird auf Dich warten und sich auf Dich stürzen sobald du gesund dafür bist.

Das war jetzt sehr viel aber ich hoffe, Du kannst hier was für Dich "rausziehen". Wenn Du Fragen hast - immer raus damit !!!

Ganz viele Grüße
Andrea
Sabrina M.

Beitrag von Sabrina M. »

Hi Pippilotta,

klar gehören Besorgungen dazu. Für mich ist es immernoch am Wichtigsten mich so anzunehmen wie ich bin, auch wenn der Tag schlecht verläuft (wenn Ängste und ZG aufkommen). Vor allem nicht immer gleich alles sofort zu bewerten. Deine Seele braucht jetzt einfach viel Zeit um zu genesen.

Kannst Du schon eine kleine Wirkung des AD's feststellen ? Oder Nebenwirkungen?

Übrigens hört sich der "Tischtennis-Verein" gut an. Probiere es doch aus, vielleicht macht es Dir großen Spaß. Ebenfalls das Treffen mit Freundinnen, die keine Kinder haben. Mir tut das immer sehr gut, da die Gesprächsthemen andere sind.
Pippilotta

Beitrag von Pippilotta »

Ihr helft mir wirklich mehr als die Ärzte hier! Ich nehme aus euren Beiträgen immer sehr viel mit.

Ich weiß immer nicht ganz, woran ich merke, dass das AD wirkt. Ich glaube schon, dass es wirkt- meine Laune ist besser. Das kann aber vielleicht auch an den Abstand von Zuhause liegen.
Allerdings habe ich heute zum Beispiel gemerkt, als ich vor der Krabbelgruppe Zuhause war, dass ich mich in einer Situation, vor der ich immer Angst habe, gut verhalten konnte. Das sah folgendermaßen aus: ich habe Angst davor, Zuhause auf dem Sofa zu sitzen mit meiner Tochter und nicht zu wissen, was ich mit mir anstellen soll (also ich hab sozusagen Angst vor langer Weile). Dann habe ich mich einfach daneben gesetzt und ihr beim brabbeln und strampeln zugeschaut, ohne alles zu hinterfragen und die Gedanken um den Sinn kreisen zu lassen. Das klappt sicherlich nicht immer, aber es ist ein Anfang.

Bei der Krabbelgruppe war es ganz gut. Die Mütter kannten sich zwar, haben sich aber trotzdem ein wenig unterhalten mit mir und ich habe ihren Kindern beim spielen zugeschaut.
Ich überlege außerdem, mich und Lea bei der babymassage anzumelden.

Viele Grüße!

Pippilotta
Andrea

Beitrag von Andrea »

Hallo Pippilotta,

Du merkst, ob das AD wirkt, wenn Deine Stimmung nicht mehr so stark schwankt. Und dass Du zb. zuversichtlich bist, dass es wieder gut wird. Citalopram ist ausserdem antriebssteigernd, das merkt man glaub ich an den guten Ideen die Du hast (Tischtennis, Babymassage ...)

Babymassage klingt übrigens sehr gut. Meine Therapiestunden waren ja immer mit Kind und da wurde hin und wieder Babymassage gemacht.

Noch schöner fand ich allerdings, wenn ich mit meinem Sohn gebadet habe. Und das obwohl Hochsommer war :-) Meine Mutter hat den Kleinen ausgezogen etc. und danach auch wieder fertig gemacht und angezogen. Dazu war ich noch nicht in der Lage. Aber das Baden an sich war immer wunderschön. Mein Kleiner hat Wasser von Anfang an geliebt und auf Mamas Bauch zu liegen und zu "schwimmen" hat ihm auch super gefallen.
Mit etwa 4 Monaten, als ich wieder zuhause mit ihm war, waren wir in einen Babyschwimmkurs. Da waren zufällig Mütter dabei aus meinem Geburtsvorbereitungskurs, da war ich dann auch nicht gleich so fremd. Ich glaube dieser viele nackte Körperkontakt hat uns richtig zusammengebracht.

Mach weiter so, Du bist auf einem richtig guten Weg !!!

Viele Grüße
Andrea
Pippilotta

Beitrag von Pippilotta »

Hallo ihr lieben,

Ich werde wahrscheinlich in zwei Wochen aus der Klinik entlassen.
Davor habe ich aber Angst, da sich ja im Bezug zu meiner Aufnahme nicht viel geändert hat.
Ich weiß immer noch nicht, was ich vom leben möchte und mir Spaß macht und habe immer noch keine sozialen Kontakte Zuhause.
Es geht mir zwar besser und ich habe Hoffnung, dass alles gut wird, aber ich habe Angst, dass wieder alles von vorn losgeht.
Diese gedankenspirale habe ich wieder seit gestern. Auslöser war ein Streit mit meinem Freund. Am Freitag haben wir ein Angehörigengespräch mit der stationsärztin, die ihm objektiv erklären kann, was bei einer Depression alles schief läuft.

Andrea, das mit dem baden finde ich wirklich eine tolle Idee, das werde ich am Wochenende einmal ausprobieren. Hab noch nicht daran gedacht, die kleine mal mit in die große Wanne zu nehmen.
Ab Montag machen wir babymassage.

Viele Grüße!

Pippilotta
Andrea

Beitrag von Andrea »

Hallo Pippilotta,

erst im Nachhinein ist mir bewusst geworden, wie sich die Situation langsam verändert hat und dass es tatsächlich besser wurde. Vertraue auf die Leute in Deiner Umgebung, wenn Sie Dir sagen, dass Sie eine Besserung sehen.

Dein Gedankenspiel das Du beschreibst musst Du durchbrechen. Genau in diesen Situationen musst Du beschäftigt sein. Schau auf Deinen "Strukturplan" was Du Dir vorgenommen hast für den Tag und erfülle eine der Aufgaben. Tu es bewusst und konzentriere Dich nur auf diese Tätigkeit gerade. Hast Du in solchen Situationen keinen "Plan", dann fällt Dir auch ganz sicher keine Ablenkung/Aufgabe ein. Wenn Du immer wieder grübelst, fällst Du immer wieder in dieses Karussell zurück und das fährt mit Dir Achterbahn wie es will.

Das mit den Aufgaben ist allerdings glaub ich in der Klinik etwas schwieriger als zuhause. Das ist der Grund warum meine Eltern diesen Kraftakt mit mir und meinem Sohn bei ihnen zuhause auf sich genommen haben und mir immer wieder die Klinik ausgeredet haben. Damit meine Ablenkungen/Aufgaben mit dem Haushalt bzw. mit meinem Sohn und dem damit verbundenen Leben zu tun haben. Ich sehe es heute auch so, dass nach der Klinik zuhause die Belastung erst mal wieder von vorne lost geht, weil wieder alles neu ist.

Ich wünsche Dir übrigens ganz viel Freude mit der Kleinen in der Badewanne. Aber zieh es nicht allein durch. Laß Dir auf jeden Fall dabei helfen. Das Baden wird für euch beide anstrengend sein, daher würdest Du dich alleine überfordern.

Viele Grüße
Andrea
ubure

Beitrag von ubure »

Hallo auch noch von mir!

Die anderen haben ja schon sehr viel geschrieben, ich möchte nur noch vereinzelt ergänzend was sagen:
Eines Deiner Hauptprobleme zur Zeit scheint ja zu sein, wie Dein Leben ab sofort (oder seit der Geburt Deines Kindes) aussehen soll. Wie Marika schon sagte, die ADs helfen Dir, mental auf ein Level zu kommen, von dem aus Du wieder in das normale Leben zurückfinden kannst. Du hast schon Recht, ADs können nicht Deine Probleme lösen, aber sie helfen Dir, es selber zu tun.

Ich weiß jetzt nicht, ob Deine Vita etwas hergibt für eine tiefenpsychologische Therapie. Ansonsten wäre eigentlich eine Verhaltens-/kognitive Therapie das Mittel der Wahl, weil Du dort lernst, wie Du mit negativen Gedanken- und Verhaltensmustern umgehen kannst.

Ich hatte und habe vielfach heute noch das Problem, dass meine antrainierten Gedankenmuster schnell mal die Kontrolle übernehmen und dann folgen natürlich auf den Fuß unangenehme Emotionen, die ja immer Folge von Gedanken sind (und deshalb eigentlich gar nicht viel Bedeutung hätten, wären sie meistens nicht so negativ). Ich habe heute aber nicht mehr das Problem, dass diese Gedanken und deren Emotionen mich total aus der Bahn werfen. Heute kann ich sie als das sehen, was sie sind und mich auch davon distanzieren, so dass ich einfach viel neutraler über Situationen urteilen kann, oder auch die Angst, die immer wieder mal aus der Magengegend hochsteigt, einfach abschalten kann. es ist aber oft gar nicht leicht, weil ich dieses wenig zuträgliche Verhalten über Jahre hinweg kultiviert habe und sich alles schön tief eingraben konnte.
Was ich damit sagen will: sei ganz fleißig in der Therapie (sofern sie die für Dich richtige ist), damit sich gar nicht erst alles so sehr festsetzen kann.

Für die Zeit bis dahin (und bis das AD wirkt ((übrigens schreiben hier immer wieder viele, dass diese und jenes AD antriebssteigernd oder das Gegenteil sei: das ist auf jeden Fall individuell verschieden, denn jeder reagiert auf diese Substanzen anders. Ich habe Citalopram fast 10 Jahre lang genommen und es hat mich so unglaublich eingelullt, dass ich am Liebsten im Bett gewohnt hätte. Von Antriebssteigerung bei mir keine Spur!)):
- versuche wirklich, Deinen Tag zu strukturieren,
- gönn' Dir kleine Freuden (bei mir waren das ganz einfach Kochzeitschriften und GeoSaison z.B., etwas, das das Fernweh anregt...oder einfach mal alleine einkaufen gehen)
- vergiss nicht zu atmen (vor allem, wenn Angst kommt, oder was auch immer): einatmen bis zum Zwerchfell, der Bauch bläht sich auf, ausatmen, der Bauch senkt sich. Den Atem beobachten, sich nur darauf konzentrieren. Ist nicht immer so leicht, aber das ist eine der wichtigsten und wertvollsten Übungen.
- versuche zumindest, Dich an das nächst-beste Gefühl zu erinnern, wenn alles schlimm ist. Z.B. ist Wut besser als Verzweiflung etc. Von dort aus kann man sich zu wirklich akzeptablen Emotionen hochhangeln. Das ist sehr wichtig, weil in unserem Körper je nach Gefühl soviel passiert (will sagen, schöne Gefühle sind gesund.)


LG,
ubure
trinity11

Beitrag von trinity11 »

Hallo Pippilotta,

Sorry dass ich mich so lange nicht gemeldet hab
Ich hatte auch wieder ein paar Tiefs.

Zur Zeit sind wir in Urlaub, das hat mich teilweise auch etwas überfordert, da mir das Hotel nicht so gefallen hat.
Und es kommt noch hinzu, dass ich im.September wieder arbeiten gehe, mich zwar eigentlich freue mal wieder raus zu kommen. Doch mein Arbeitgeber hat mir noch nicht wirklich eine Stelle angeboten, die zu mir passt und mur gefällt. Das hat mich dann wieder runter gezogen.

Wie geht es dir denn?

Zu deiner Frage mit der Therapie, ich gehe jetzt knapp.10 Monate. Der Arzt hat ne Kurzzeittherspie beantragt und die geht nur 25 Std.
Für ne Verlängerung braucht man ein Gutachten und das kriegt er nicht durch. Bin wohl nicht krank genug für die Kasse. Gehe bis Septemberweiter und zahle selbst.

Ich würde schon sagen, dass du merkst wenn ein Tief anfängt. Ich werde dann immer sehr ruhig. Habe kalt, mag nix essen. Dann weiß mein Mann immer schon was los ist. Ebenso merkst du wenn es besser wird. Dann werfe ich wieder aktiver.
Glaube mir, die Abstände werden kürzer und es wird besser werfen.
Auch wenn ich in meinen Tiefs selbst nicht dran glaube...

Liebe Grüße
Antworten