Ich brauche euren Rat/Hilfe

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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trinity11

Ich brauche euren Rat/Hilfe

Beitrag von trinity11 »

Guten Morgen,

die letzten Monate hab ich wieder "nur" still mitgelesen, was mir sehr oft geholfen hat.

Meine Geschichte findet ihr ja hier: http://www.schatten-und-licht.de/forum2 ... hp?t=10940
Ich versuche, mich so kurz wie möglich zu fassen, damit es nicht zu unübersichtlich wird.

Nun ist es so, dass die 25 genehmigten Therapiestd. vorbei sind. Mein Therapeut meinte, dass wir keine Verlängerung durchkriegen, ich könne auf eigene Kosten weiter kommen, einen kleinen Teil könne er mit der Kasse abrechnen.
Zu dem Zeitpunkt, als eine Verlängerung angestanden hat (mit Gutachten ect. ihr kennt das ja) ging es mir ganz gut. Ich war relativ stabil.

Dann kamen jedoch berufl. Ängste hinzu. Wir haben für August einen Kita Platz und es war geplant, dass ich im September wieder arbeiten gehe.
Mein Chef war begeistert, er signalisierte mir, dass er mich für meine alte Stelle wieder haben möchte (ich arbeite bei einer Bank), nach mehreren Gesprächen stellte sich heraus, dass meine alte Stelle nicht infrage kommt, weil man zum einen mit meiner Vertretung nicht weiß wohin und ich nicht Vollzeit komme. Dann haben sie mir weitere Stellen angeboten, mit denen ich nach einigem Überlegen anfreunden konnte, die sich jedoch wieder zerschlagen haben, weil unsere Personalabt. nicht in der Lage war, die Rahmenbedingungen zu klären, bevor man mir die Stelle anbietet. Das noch näher auszuführen, würde zu lang werden.
Nun hänge ich seit März in der Luft. Mein Mann hatte im März und im Juni Elternzeit, wir konnten diese nicht richtig genießen, weil ich in der Zeit nur Gespräche, Enttäuschungen usw erlebt habe.
Jetzt hab ich zwar ne Stelle in Aussicht, mit der ich zwar leben kann, aber bei weitem nicht meinen Qualifikationen noch meinen Wünscchen entspricht.
Und dabei hab ich so viel Hoffnung auf die Arbeit gesetzt, dass es besser wird, wenn ich mal wieder raus komme, am Leben teilnehme usw.

Ja und nun ist die Therapie zu Ende. Ich muss sagen, ich habe auch das Gefühl, dass er mir am Schluss nicht mehr so richtig weiter helfen konnte. Vielleicht war es auch die falsche Therapieform (tiefenpsycholog. Psychotherapie). Auf jeden Fall hab ich mich entschieden ne Pause zu machen. Ich war zu Anfang noch zusätzl. bei einer anderen Therapeutin (hat keine Kasssenzulassung), bei der habe ich mich auch sehr wohl gefühlt. Sie hat EMDR zur Lösung des Geburtstraumas bei mir gemacht.

Nun zum eigentl. Problem:
Ich hab oft das Gefühl, keine so enge Bindung zu meiner Tochter zu haben. Hängt es mit dem Geburtstrauma zusammen? Mein Mann meinte ich hätte auch übertriebene Erwartungen daran.
Nun ist es so, dass wir schon ein paar Mal am WE was unternehmen konnten (Sauna Tag, Musical in der Nachbarstadt,...) Meine Mama hat auf die Kleine aufgepasst und es hat echt gut geklappt.
Vorgestern hat sie zum ersten Mal bei ihr geschlafen, es hat mit kleinen Abstrichen super geklappt.
Und trotzdem bin ich hinterher traurig. Dann kreisen wieder die Gedanken, dass wir das vorher ja ganz flexibel machen konnten, und dass es so lange dauert bis wir das wieder machen können,...
Ich schaffe es nicht, das Positive mitzunehmen, dass es ein schöner Tag oder Abend war, dass es meine Tochter bei meiner Mama zu gut macht. Nein ich sehe nur das, was mir fehlt.
Wie kann ich das abstellen?? Wie schaffe ich es, das alles Positiver zu sehen.
Nun ist morgen ihr erster Geburtstag und ich sitze hier und heule. Meine Mama hat sie abgeholt, dass ich in Ruhe vorbereiten kann. Die Kleine hat sich so sehr über ihre Oma gefreut, dass sie gezittert hat.
Und ich hab Angst vor morgen, dass alles wieder hoch kommt, die schlimmen Erlebnisse mit der Geburt und die Zeit danach, Das angespannte Verhältnis zu meinen Schwiegereltern, wenn die dann morgen kommen und nur spitze Bemerkungen los lassen.
Es ist alles grad nur zum heulen....

Ich wird die anderen Therapeutin anrufen, wenn sie wieder aus dem Urlaub zurück ist. Wenn ich schon selbst zahlen muss, geh ich dann zu ihr.

Kann es auch mit der Pille zusammen hängen? Hab jetzt die 3. und das Gefühl, dass es je länger ich sie nehme, umso schlechter wird?
Bei der anderen war es zwischen den Zyklen schlimmer.

Sorry dass es doch so lang geworden ist. Und Danke schon mal fürs antworten.

Liebe Grüße
Bommelchen

Beitrag von Bommelchen »

Liebe Trinity,

gleich vorweg: Zu der Pille kann ich Dir leider nichts sagen, da wäre es wahrscheinlich am besten, wenn Du einmal Deine Ärztin befragst.

Leider ist es ja nicht ungewöhnlich, dass Muttis, die aus der Babypause zurückkehren und dann "nur" noch in Teilzeit arbeiten, nicht mehr ihre alte Stelle antreten können. Seid Ihr auf das Geld angewiesen? Alternativ könntest Du Dich auch ehrenamtlich engagieren. Ich kenne einige Muttis, die das machen, nachdem sie nicht damit zufrieden waren, was ihnen in ihrem alten Job angeboten wurde. Mein Vorschlag für Dich ist aber, es erstmal auf dem neuen Posten zu probieren. Vielleicht gefällt es Dir dort ja doch ganz gut. Und wenn die Aufgabe unter Deinen Qualifikationen liegt, wäre das doch vielleicht gar nicht so schlecht. Dann kommst Du erstmal locker und entspannt wieder ins Berufsleben rein und wirst nicht u.U. gleich überfordert. Und vielleicht bietet sich ja auch nach einiger Zeit die Möglichkeit, die Stelle zu wechseln. Auf jeden Fall sitzt Du dann ja erstmal wieder an der Quelle. Und Du kommst raus, hast Kontakt zu Kollegen und redest nicht nur den ganzen Tag über Windeln und Babybrei.

Ich konnte auch lange Zeit nicht positiv denken, aber nun ist diese "Fähigkeit" wieder da. Wie ich das gemacht habe, weiss ich auch nicht. Mit der schrittweisen Genesung kam auch wieder das positive Denken. Und die Freude an meinem Sohn. Insofern weiss ich nicht, ob es eine "Anleitung zum Glücklichwerden" für Dich gibt oder Du einfach die Zeit für Dich arbeiten lassen musst. Bei mir hat es zwei Jahre gedauert, bis ich meine Depression endgültig überwunden hatte.

Das Problem, dass Mann und Frau nicht mehr so viel Zeit füreinander haben, wenn der Nachwuchs erstmal auf der Welt ist, kennen sicher nahezu alle Eltern. Das ist leider nicht zu ändern, denn Kinder fordern in den ersten Jahren viel Aufmerksamkeit. Bei uns ist es nicht anders, zumal wir auch nicht Oma und Opa am Ort haben und wir für Abende zu zweit immer einen Babysitter engagieren und dementsprechend weit das Portemonnaie aufmachen müssen. Aber das wird ja auch wieder besser. Schneller als man gucken kann, sind die Kleinen so groß, dass sie einem nicht mehr permanent am Rockzipfel hängen und abends auch schon mal für ein paar Stunden allein bleiben können.

Wissen Deine Schwiegereltern inzwischen von Deiner Erkrankung? Falls ja, bildest Du Dir Deine Beschwerden wahrscheinlich nur ein, oder? Ja, es gibt Leute, die muss man einfach gern haben ;-). Generell halte ich es so, dass ich versuche, so wenig Kontakt wie möglich mit Menschen zu haben, die mir nicht gut tun. Bei Familienmitgliedern ist das natürlich ein wenig schwierig, da es hier ja immer noch die doofen Verpflichtungen gibt. Aber versuche Deine Schwiegereltern so wenig wie irgend möglich zu sehen. Und wenn es Dir immer besser geht, wird es Dir auch immer mehr gelingen, die spitzen Bemerkungen zu überhören.

LG Bommelchen
Schnuti33

Beitrag von Schnuti33 »

Hallo Trinitiy,

ich kann mich Bommelchen nur anschließen.

Von mir noch etwas zu dem 1. Geburtstag deiner Tochter. Es ist nicht ungewöhnlich das Jahrestage Emotionen in uns auslösen ( positive , wie negative).

Es passiert mir , wenn auch nicht mehr so dolle , auch immer noch und unserer ist jetzt 3 Jahre alt geworden.

Bisher ließ es danach auch wieder nach!!!

LG
trinity11

Beitrag von trinity11 »

Liebe Bommelchen,
liebe Schnuti,

vielen lieben Dank für eure Antwort.
Auch wenn leider "nur"von euch beiden eine Antwort kam. Schade...

Ja wir sind zum einen schon auf das Geld angewiesen, da wir 2010 gebaut haben.
Zum anderen möchte ich auch wieder arbeiten, ich habe einiges an Weiterbildung gemacht und ich bin auch froh, wenn ich geistig mal wieder gefordert werde.

Danke für deinen Rat, Bommelchen. Mein Mann meinte auch, dass es besser wäre, einen leichteren Einstieg zu machen, statt gleich mit 2 Füßen rein und dann wieder auf der Nase zu liegen.
Bis nächste Woche entscheidet sich das mit der Stelle - das ist ein ganz neues Kundenservicecenter, wo das Team neu gebildet wird.

Der Geburtstag war ganz ok. Die Kleine war super drauf, Schwiegermutter hab ich ignoriert und unsere Kleine hat viel mit ihren Gästen gespielt.
Mir ging es auch ganz gut.

Die letzten 2 Tage ist es wieder schlechter. Unsere Kleine ist gestern geimpft worden und noch müde von der Party und dementsprechend schlecht aufgelegt.
Heute war meine Mutter mit meinem Patenkind (13) kurz da, da war meine Kleine super drauf, hat mit Oma gelacht und gespielt. Als sie gefahren ist und auf meinen Arm sollte, hat sie sich weg gedreht und wollte bei Oma bleiben.
Und schwupp da sind sie wieder die negativen Gefühle.
Ich hab eh immer das Gefühl, keine Bindung zu ihr zu haben und keine gute Mutter zu sein. Das ganze hat das jetzt wieder verstärkt und ich könnte nur heulen.

Mein Mann meinte, dass ich das nicht so dramatisch sehen solle und dass das doch oft bei den Kindern ist. Dass die Oma die paar Std dann fürs Bespassen da ist und die Kleinen dann an der Oma hängen. Und dass man als Mutter halt nicht 24 STd. nur bespassen kann.
Aber ich kann die Gefühle nicht ausschalten.

Ach Mann, wann wird das nur einfacher?

LG
Bommelchen

Beitrag von Bommelchen »

Liebe Trinity,

das wird einfacher, hab' noch ein wenig Geduld. Ich hab' damals auch nicht glauben können, dass ich jemals wieder gesund werde und meine Fortschritte waren mir viel zu klein.

Dass Deine Kleine so auf die Oma "abgefahren" ist, solltest Du Dir nicht allzu sehr zu Herzen nehmen. Das kenne ich von meinem Sohn auch. Unser Besuch beschäftigt sich halt viel und ausdauernd mit ihm, was ich so gar nicht leisten kann, da am Tag auch noch hunderttausend andere Dinge zu erledigen sind. Und dann darf auch nur noch der Besuch mit ihm aufs Klo gehen, die Schuhe zubinden, den Mund abwischen...Da stehe ich mittlerweile drüber, weil ich weiß, dass letztendlich nix über die Mama geht und sie diejenige ist, nach der gerufen wird, wenn die Kleinen in Not sind. Und sieh' es doch auch mal so: Während Dein Sohn sich von der Oma bespaßen lässt, hast Du ein wenig Zeit zum Durchschnaufen :-).

LG Bommelchen
clara

Beitrag von clara »

hallo,

das kenne ich auch, das gefühl, das mein kind (die kleine ist noch zu klein) lieber bei oma und opa ist, als bei mir.
sie fahren mit ihm in den zoo, machen viele tolle sachen, kümmern sich wenn er da ist, nur um ihn, ich muss dauernd sagen, nein, jetzt nicht, warte mal, mama muss noch wäsche machen usw.
da ist es doch nachvollziehbar, dass er sich wie bolle auf die tage dort freut.
mittlerweile kann ich mich aber auch mehr darüber freuen, er ist glücklich und ich habe an dem tag mehr freizeit, mehr spielraum für andere dinge. und das tut mir so gut.
zwischendurch kommt er trotzdem zu mir, drückt mich oder wirft mir küsschen zu. daran sehe ich, dass ich trotzdem als mutter eine sehr wichtige und besondere rolle für ihn spiele. das andere ist alles aufregend und mal eine tolle abwechslung, aber hier zuhause ist das vertraute, wenn auch manchmal langweilige.
deine tochter ist ja erst ein jahr, im ersten jahr muss man eben noch weit mehr geben als man (zumindest offensichtlich) zurückkriegt. aber das wird sich ganz bald schon ändern und dann wirst du dir auch eurer beziehung bewußter werden.

mein sohn (ist fast 2,5 jahre) geht auch am 19.8. in den kiga, wir sind sehr gespannt!

alles gute und liebe :P
trinity11

Beitrag von trinity11 »

Hallo Bommelchen,
hallo Clara,

sorry dass ich mich jetzt erst wieder melde, aber seit der Kita Eingewöhnung hab ich das Gefühl es geht alles nur drunter und drüber.

Unsere Kleine geht jetzt sseit 2,5 Wochen und es klappt wirklich super.
Sie isst dort schon zu mittag und seit gestern klappt der Mittagsschlaf auch ganz gut. Hat sogar im Bettchen 1 Std. geschlafen.
Morgens gibt's ab und zu Tranchen, die sind aber direkt verflogen, wenn ich weg bin.

So-eigentlich super, oder?

Und was mache ich? Ich schaffe es schon wieder nicht, mich an dem Postitiven festzuhalten.
Sitze wie ein Häufchen Elend zu Hause und heule.
Ist das jetzt wieder nur durch die Veränderung?
Am 01.Oktober geht endlich meine Arbeit los. Es ist zwar bei Weitem nicht das was ich gelernt hab und kann, aber dafür bekomme ich mein altes Gehalt und das Team (wird ganz neu zusammengestellt, weil das Kundencenter neu ist) ist super lieb. Mit 3 von denen hab ich schon mal gearbeitet und habe mich super mit denen verstanden.

Das Schlimmste für mich ist, immer wieder kommen mir solche Gedanken wie:

früher was alles besser, früher war ich glücklicher, was könnte oder würde ich jetzt gerade machen, hätte ich kein Kind....
versteht mich nicht falsch, unsere Kleine war ein Wunschkind und ich liebe sie.
ich hab nur das permanente Gefühl, dass ich vorher glücklicher war.
Ich hatte mir alles so schön vorgestellt und geplant.
Aber schon mit der schlimmen Geburt hat es angefangen, dass nichts geklappt hat, so wie ich mir das vorgestellt hab. Dann hab ich nicht die Stelle bekommen, die man mir zuerst zugesagt und ich mir gewünscht hab.
Ich bräuchte mal ein richtiges Erfolgserlebnis.

Versteht ihr was ich meine?

Habt ihr Tipps,wie ich es schaffe, alles mal etwas positiver zu sehen und dass diese Gedanken, wie war es früher und so aufhören bzw. ich diese stoppen kann.

Ich freue mich auf eure Antworten

Liebe Grüße

P.s. @ Clara: wie läuft es in der Kita?
Stella

Hallo Trinity

Beitrag von Stella »

Ich kann dir nur sagen mit den Gefühlen gegenüber meinem Sohn ging es mir ähnlich. ich sag dir du wirst die Liebe noch spüren und zwar wirklich wie alle Mamas die keine PPD hatten, es dauert zwar länger aber Sie kommen. ALS meiner ein Jahr würde dachte ich oft er ist daran Schuld, aber das ist alles quatsch. Es Sind unsere Hormone und bestimmte Konstellationen im Leben.

Also Kopf hoch!

Stella
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