Nach langem stillem mitlesen bin ich endlich soweit mal meine Geschichte runterzuschreiben.
Im Oktober 2011 erfuhren mein Mann und ich, dass wir im Juni 2011 Eltern werden. Es ist unser erstes Kind und wir haben uns riesig gefreut.
Meine Schwangerschaft war ein Traum, ich habe mich einfach super gefühlt und alles war toll. Das Einzige was ich zum Ende der Schwangerschaft bemerkte, war das ich sehr ruhig wurde und nachts schlecht schlafen konnte, aber was noch auf mich zu kam, davon ahnte ich nichts...
Am 19.06. innerhalb von 2 1/2 Stunden ohne PDA wurde unsere Tochter geboren, ich muss gestehen, da wir nicht wissen wollten was es wird, war ich ein wenig enttäuscht, da ich mich absolut auf einen Jungen fixiert hatte. Dieses Gefühl was alle beschreiben, hatte ich leider auch nicht, als ich sie das erste mal in den Armen hielt. Heute tut mir das so unendlich leid.
Aber uns ging es gut und die ersten 2 Wochen liefen ohne Probleme. Das einzige was mir zu schaffen machte war das stillen, in der Öffentlichkeit ging das gar nicht und wenn wir unterwegs waren habe ich nur geguckt, dass wir innerhalb von 2 Stunden schnell wieder zu Hause waren. Aber nach den 2 Wochen fing es langsam an, meine Schwester mit Kindern und Eltern waren zu Besuch und ich habe mit meiner Tochter im Bett gelegen und nur noch geweint und wußte nicht warum. Mein Mann kam rein und fragte was los sei, aber ich konnte ihm keine Antwort darauf geben. Die nächsten Tage fing es dann an, dass ich nicht mehr schlafen konnte und nichts mehr gegessen habe. Dann fing es dann, dass ich dachte, dass dieses Kind so sah ich es zu dem Zeitpunkt mein Leben zerstört hat. Ich hatte einen super Job, habe sehr viel gearbeitet und einen tollen Mann. Jetzt war dieses Kind da und forderte nur und ich war eingeschränkt wie ich es bisher nicht kannte. Ich war froh wenn meine Tochter am schlafen war und hatte Angst, wenn sie wieder aufwachte. Plötzlich hatte ich so ein komisches Gefühl in mir, so als ob ich in Watte eingehüllt war und um mich rum nichts mehr richtig wahr genommen habe. Schlafen konnte ich so gut wie gar nicht mehr und wenn hatte ich ständig Albträume die ich bisher nicht kannte. Da meine Eltern und Geschwister 300 km entfernt wohnen, hatte ich auch keine Unterstützung. Freunde hatte ich nur durch die Arbeit, aber dort hat noch keiner Kinder. Manchmal hatte ich einen guten Tag und dachte es ist alles gut. Von einer Wochenbettdepression hatte ich bisher nicht gehört. An manchen Tagen an denen es mir gut ging, hatte ich Angst zu schlafen, weil ich Angst hatte am nächsten Tag habe ich wieder einen schlechten Tag und dieses komische Gefühl. Ich fuhr mit meiner Mutter zu meinem Frauenarzt und er meinte, es wäre eine Wochenbettdepression und ich bräuchte Antidepressiva und evtl.psychologische Hilfe. Aber AD's die wollte ich absolut nicht nehmen, ich meinte ich wäre ja ganz "normal." Als wir vom Frauenarzt kamen, kam meine Hebamme und ich erzählte ihr von meinem Schwankungen und das der Frauenarzt mir zu AD's riet, sie fand das eine Frechheit und meinte, dass ist ganz normal und ich solle bloß die Finger von AD's lassen, da diese absolut abhängig machen würden und sie machte mir einen Termin bei einem Homöopathen der mir Globulis verschrieb, die rein gar nichts brachten, aber ich klammerte mich an jedem Strohhalm den ich greifen konnte, denn AD's wollte ich ja auf gar keinen Fall nehmen. Meine Schwester schenkte mir eine Mondsteinkette für Frauen die nach der Entbindung Schwierigkeiten hatte und ich versuchte alles nur um diesen Mist endlich los zu werden. Langsam merkte meine Familie das mit mir was nicht stimmt und sie holten mich zu sich. Mittlerweile kümmerten sie sich rührend um meine Tochter und mich. Meine Tage wurden von Tag zu Tag schlimmer und schlafen konnte ich gar nicht mehr. Mittlerweile nahm ich innerhalb von 4 Woche 15 kg ab, wollte mit keinem mehr reden und keinen sehen. Meine Tochter versorgte ich aber trotzdem. Ich kann mich erinnern, dass mein Mann uns besuchte, und unsere Tochter im Bett lag ich vor ihr saß und zu meinem Mann meinte, da liegt sie und ich empfinde nichts. Es ist so schrecklich, wenn ich das heute lese und es tut mir so leid, dass ich sie nicht von Anfang an so lieben konnte wie jetzt.
Als es immer schlimmer wurde machte meine Schwester bei einer Neurologin einen Termin für mich, ich war völlig am Ende. Ich wehrte mich zur Neurologin zu gehen, aber tat es doch. Diese verschrieb mir Antidepressiva und Schlaftabletten. Meine Schwester hatte eine Bekannte deren Schwägerin ebenfalls eine Wochenbettdepression hatte und rief sie an und diese kam direkt mit ihrer Tochter zu meinen Eltern. Ihre Tochter war 3 Monate älter als meine und ich beneidete sie, wie gut es ihr ging und wie toll sie mit ihrer Tochter umging. Sie meinte dann zu mir, dass wirst du auch alles genauso haben und das sie auch AD'S nehmen würden und diese ihr geholfen hätten. Sie brauchte mir einen Fragebogen mit den sie von ihrer Hebamme bekommen hatte in dem es um eine PPD ging und wie schlimm jemand daran erkrankt ist. Sie meinte ich soll diesem Test einfach für mich machen und gucken wie es bei mir ist. Ich erreichte bis auf 4Punkte die komplette Anzahl und zeigte ihr den Test und sie meinte, dass ich Hilfe brauche und das sie für mich die Hebamme kontaktieren würde. Diese kam dann auch direkt und kümmerte sich rührend. Sie meinte das ich dringend was tun muss, da die Depression sonst chronisch werden würde. Sie meinte ich solle in eine Klinik gehen, aber das kam für mich gar nicht in Frage. Ich wollte auf gar keine Fall in eine Psychiatrie. Das Problem ist, da meine Eltern auf dem Dorf wohnen, es nur eine Psychiatrie gibt und dort viele Drogenabhängige rumlaufen, diese Psychiatrie völlig abgewertet wird und wer da hin kommt, der hat sie nicht mehr alle. Hört sich blöd an, aber leider ist das so. Aber ich könne ja erstmal mit den Tabletten anfangen und die Schlaftabletten nehmen. Abends habe ich dann das letzte mal gestillt und mit den Tabletten angefangen.Außer die Schlaftabletten die wollte ich nicht nehmen. Natürlich konnte ich die Nacht auch wieder nicht schlafen es waren ja mittlerweile 5 Wochen die nicht schlafen konnte. Ich erinnere mich noch wie ich nachts Jugendliche hörte die von einer Party kamen und ich mir dachte, sowas wirst Du nie wieder erleben, Du wirst nie wieder lachen können und Spaß haben können. Etwas später in der Nacht bekam ich totales Herzrasen und drehte fast durch diese Tabletten hauten mich völlig um (Sertralin). Morgens gegen 5 bin ich dann ins Wohnzimmer meiner Eltern und rannte nur hin und her und fing an meine Arme aufzukratzen. Ich war völlig am Ende, weinte nur noch und es ging gar nichts mehr. Gegen 8 Uhr wachten meine Eltern und mein Mann auf sahen mich und waren völlig erschrocken und meinten das jetzt was getan werden muss. Ich war zu diesem Zeitpunkt soweit, dass wenn mir einer eine Waffe hingelegt hätte, ich diese benutzt hätte. Das Einzige was mich abhielt war der Gedanke, dass ich ein Kind und einen Mann habe. ich versuchte dann mehrfach die Hebamme zu erreichen, diese war aber auf einer Fortbildung und nach 3 Stunden endlich rief sie mich zurück und ich erzählte ihr, dass ich nicht mehr kann und will. Daraufhin brach sie ihre Fortbildung ab und kam sofort zu mir. Sie sagte ich solle noch heute (das war der 05.08.2011) in die Psychiatrie gehen und mir dort geholfen wird, aber da wollte ich nicht hin und sie meinte das ich es machen soll und es mir bald wieder gut gehen würde. Ich war so verzweifelt und meinte wie sie das denn wissen würde und dann fing sie an zu weinen und meinte, dass sie genau das bei beiden Kindern hatte. Mein Mann packte dann meine Sachen und ich war nur noch am weinen. Ich bin dann aufgestanden, habe in die Wiege meiner Tochter geguckt und mich verabschiedet, da ich sie nicht mitnehmen durfte. Meine Schwester fing an zu weinen und ich verabschiedete mich mit den Worten deine Schwester geht jetzt in die Psychiatrie und das sie jetzt eine bekloppte Schwester hat.
In der Psychiatrie angekommen, war es ganz schrecklich für mich und ich fand es ganz schlimm. Ich kam auf ein Zimmer mit 2 sehr netten Frauen, eine Wochenbettdepression hatte hier in der Klinik keiner. Das Einzige was mir erstmal Ruhe brachte, war das ich ruhig gestellt wurde und schlafen konnte. Aber ich hatte Angst in der Klink, da nachts immer irgendwelche Leute reinkamen. Ich musste dort zu einer Psychologin die sehr, sehr nett war und ich erzählte ihr, dass ich sehr viel Angst hatte, da nachts immer wer vor meinem Bett stehen würde. Sie fragte mich, ob ich nicht vielleicht eine private Krankenzusatzversicherung hätte und zufälligerweise hatte ich diese mal vor Jahren abgeschlossen, was mein Glück war und so kam ich auf die Privatstation wo es nur 16 Betten gab. Ich bekam Tavor, Dipiperon und 45 mg Mirtzapin und musste 5 Wochen in der Klinik bleiben. Es war die Hölle aber im <nachhinein das beste was ich machen konnte. Ich habe soviel Leid und Elend in der Klinik gesehen und sah plötzlich die Psychiatrie mit völlig anderen Augen. Als ich die Klinik verlassen durfte, nahm ich nur noch die 45 mg Mirtazapin und nahm dadurch 25 kg zu, aber es ging mir von Tag zu Tag besser und meine Eltern und Geschwister besuchten mich jeden Tag und mein Mann jedes We. Ich nahm meine Tochter auch jeden Tag und hatte auch sehr viel Unterstützung von meiner Cousine. Meine Mutter hat sich in den 5 Wochen absolut rührend um meine Tochter gekümmert. Ich bin dann Mitte Oktober wieder zurück zu meinem Mann gekehrt und meine Eltern blieben noch 2 Wochen und ab da war ich wieder auf mich alleine gestellt und ab da klappte alles ganz toll und meine Tochter und ich wurden ein super Team. Es machte mir jeden Tag mehr Spaß ihr zuzusehen und war so happy. Mein Mann war so toll in der Zeit und ich bin froh, dass er das alles mit mir durchgemacht hat. Heute geht es mir sehr gut und ich hatte nie mehr einen Rückfall. Letztes Jahr im November 2011 habe ich das Mirtazapin abgesetzt, ich hatte es langsam reduziert und es hat einwandfrei geklappt. Meine Tochter ist das beste was mir passieren konnte und sie ist einfach wundervoll, aber manchmal habe ich so ein schlechtes Gewissen, dass ich das nicht von Anfang an hatte und das tut mir unendlich leid.
Ich hätte gerne noch ein weiteres Kind, aber habe absolute Angst davor, dass mir das noch mal passieren könnte. Vielleicht kann mir ja einer Mut machen, dass es beim zweiten Kind nicht so kommt

Was ich aber ganz schlimm finde, dass weder der Frauenarzt in der Schwangerschaft noch die Hebammen (zumindest meine) in der Schwangerschaft darauf hinweisen, dass man so eine Krankheit bekommen kann. Und das man dieses Bild hat, dass alles ganz toll ist, wenn man ein Kind bekommt.
So, dass war meine Geschichte.
LG und gute Nacht
Strucki