Wirkung der Medikamente?

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Aida

Wirkung der Medikamente?

Beitrag von Aida »

Hallo,
Ich hatte am Mittwoch das Erstgespräch mit der Therapeutin bezüglich PPD.
Sie meinte ich solle mir überlegen ob ich Medikamente zur Unterstützung nehmen will. Sie hat es mir ans Herz gelegt, da die Medikamente mir helfen erstmal aus dem Karussell der Gedanken raus zukommen und mit dem Essen wieder klar zukommen. Sie wollte mir die Entscheidung aber selbst überlassen. Ich hab morgen den nächsten Termin und ich soll ihr meine Entscheidung mitteilen.
Das Problem, ich habe Angst vor Medikamenten. Ich hab Angst, dass sie meine Persönlichkeit verändern, dass Sie mich so benebeln das ich nicht mehr ansprechbar bin, das mein Sohn das mitbekommt...usw. Ich hab auch Angst, dass mein Partner das eventuell übertrieben findet. Er vertäufelt sowie so jede Art Medizin.

Ich würde gern wissen, wie es für euch war, Medikamente zu nehmen, ob es euch wirklich geholfen hat oder euch nur "taub" gemacht hat.
Wie hat eure Familie darauf reagiert?

Vielen Dank.
MfG, Annika.
engelchen2012

Re: Wirkung der Medikamente?

Beitrag von engelchen2012 »

hallo!

ich habe mich anfangs auch gegen medikamente gewehrt und versucht, mit homöopathie, akupunktur etc. was zu bewegen. aber bei einer ppd reicht das einfach meistens nicht aus. also habe ich auch antidepressiva genommen (und nehme sie immer noch), sie verändern die persönlichkeit nämlich NICHT, helfen dir aber, aus dem tiefsten loch erst mal wieder heraus zu kommen und stabil zu werden. hab keine angst davor, die meisten hier nehmen tabletten und man merkt es uns im alltag nicht an. manche davon können gerade am anfang etwas schläfrig machen, das gibt sich aber nach kurzer zeit.

meine familie hat sehr gut darauf reagiert und jetzt gehören die tabletten einfach zu meinem alltag! besser, es geht dir gut mit medikamenten als weiterhin schlecht ohne medikamente!!

ich kann mich nur FÜR antidepressiva aussprechen, die meisten anderen hier sicher auch. ich hoffe, es meldet sich noch jemand, um dir mut zu machen!
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Marika
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Re: Wirkung der Medikamente?

Beitrag von Marika »

Hallo,

auch ich wollte zuerst KEINE Medikamente, weil ich die selben Voruteile hatte, wie du!

Aber als es mir dann so schlecht wie noch nie ging, habe ich mich überwunden - und siehe da - nichts von all den "Horrorgeschichten" über Antidepressiva ist eingetreten, wohl aber ist eines geschehen: Ich BIN GESUND GEWORDEN und lebe heute ein wunderbares und glückliches Leben.

Kurz zur Wirkung: die modernen Antidepressiva machen weder süchtig, noch verändern sie die Persönlichkeit. Sie richten den durcheinander gekommen Botenstoffwechsel im Gehirn aber so, dass die Abläufe da oben wieder korrekt funktionieren und somit die Symtome gelindert werden und verschwinden. AD´s erhöhen nämlich die BOTENSTOFFE im Gehirn wieder, die bei psych. Erkrankungen meist zu schnell verstoffwechselt werden und somit in zu niedriger Anzahl vorhanden sind. Das AD hält sie quasi fest - vereinfacht gesagt - und somit kann im Gehirn alles wieder im natürlichen Gleichgewicht zusammen arbeiten.

Früher - ja, da gab es nur die Medikamente die ruhig stellten, benebelten, aber das ist schon seit einer gefühlten Ewigkeit nicht mehr so. :wink: Man weiß heute einfach, was im Gehirn bei psych. Erkrankungen los ist und wie man dieses "Durcheinander" wieder beheben kann.

Angangs kann es beim Beginn kurze Nebenwirkungen geben: z.B. Kopfschmerzen, leichte Magen-Darm-Irritationen - weil sich der Körper erst auf die Substanz einstellen muss. Diese verschwinden in der Regel aber nach ca. 1-2 Wochen und dann beginnt sich die postive Wirkung des AD´s zu entfalten.

Mir hat mein AD nicht nur das Leben gerettet, sondern völlig neue wunderbare Möglichkeiten aufgezeigt: ich war mit dem AD bereit, in der Therapie aktiv zu arbeiten, weil es mir einen Grundstabilität gegeben hat. So konnte ich in der Therapie wirklich sehr gut mitmachen. Meine Persönlichkeit hat sich nicht verändert, ich bin auch alles andere als "benebelt". Höchstens Anfangs gab es ein bissl vermehrte Müdigkeit, das gehört aber zu den anfänglichen Nebenwirkungen und verschwand wieder. Ich bin heute wacher, aktiver, selbstbewußter und glücklicher als je zuvor in meinem Leben - und das dank Therapie UND ANTIDEPRESSIVA!!!!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Aida

Re: Wirkung der Medikamente?

Beitrag von Aida »

Hallo und danke für eure Antworten,
Ich habe mich für Medikamente entschieden. Ich habe auch noch mal mitder Therapeutin über meine Ängste im Bezug auf die AD gesprochen und Sie hat auch noch mal eine Ärztin dazu geholt, die mir die Wirkung genau beschrieben hat.
Ausserdem haben beide noch mal betont, dass sie Medikamente nicht vorschlagen würden, wenn sie nicht wirklich nötig wären.
Ja, jetzt hab ich die Medikamente und soll gleich heute Abend damit anfangen.

Ich habe Mirtazapin 7,5 mg und Trevilor 37,5 mg verschrieben bekommen, das eine für morgens das andere für die Nacht.

Ich hoffe das hilft mir.

Liebe Grüße, Aida.
engelchen2012

Re: Wirkung der Medikamente?

Beitrag von engelchen2012 »

hallo!

ich bin ehrlich gesagt froh, dass du dich für die medikamente entschieden hast. und es ist in beiden fällen eine recht niedrige dosis, ihr habt also noch gut spielraum, wenn das nicht ausreichend sein sollte. und wunder dich nicht, wenn du mit dem mirtazapin schläfst wie ein stein - die ärzte in der klinik meinten, das legt sich nach der ersten oder zweiten nacht. aber ich schlafe nach wie vor noch sehr, sehr tief und nehme das medikament seit ende januar!!

berichte einfach weiter, wie es dir mit den medikamenten geht!

alles gute für dich
Aida

Re: Wirkung der Medikamente?

Beitrag von Aida »

Hallo,
Ich habe die erste Nacht mit dem Medikament hinter mir und ich muss sagen das war etwas merkwürdig.
Ich war etwas im tran, konnte ganz gut einschlafen (konnte ich lange nicht mehr) aber als sich mein Sohn übers Babyphon bemerkbar gemacht hat, habe ich das zwar gemerkt aber ich hab wie im tran das Ding einfach aus gemacht und weiter geschlafen. Anstatt zu meinem Sohn zu gehen.
Leider ist mein Partner bis ungefähr Mitternacht nicht da, da er in der Gastronomie arbeitet. Somit ist niemand zu meinem Sohn gegangen, erst als mein Partner kam, hat er ihn gleich gehört und sich gleich um ihn gekümmert.
Aber das darf doch nicht passieren. Jetzt mach ich mir totale Vorwürfe.
Die nächste Nacht ist mein Partner zum Glück komplett da. Also kann ich es noch mal probieren. Ich hoffe das legt sich und ich kann dann auch richtig reagieren wenn mein Sohn wach wird.

Von der Wirkung der anderen Tablette die ich heute Morgen genommen habe merke ich noch nix.

MfG, Aida.
lotte

Re: Wirkung der Medikamente?

Beitrag von lotte »

Hey Du,

Das man sich am Anfang etwas merkwürdig fühlt mit den Medis ist ganz normal. Das Mirtazapin hat ja bekanntlich eine schlafanstossende Wirkung, das kann dann beim ersten Mal schon "etwas reinhauen", wird aber besser mit der Zeit, wenn sich dein Körper an die Dosis gewöhnt hat.

Vom Trevilor (ich selbst nehme es schon seit 2 Jahren und es war meine "Rettung";), kannst du noch nichts merken, weil sich erst ein Spiegel aufbauen muss. Würde mal so 2 Wochen schätzen, bis Du da was merkst. Es ist ein sehr gutes AD gegen Ängste.

Berichte weiter, wie es geht, ja?

LG
Lotte
Und wie Dein Partner das findet mit deinen Medis, sollte Dir nicht so wichtig sein. Denn Du leidest, nicht er. Die normalen ADS, die Du nimmst, verändern nicht deine Persönlichkeit und keiner merkt das, dass Du was einnimmst. Ich konnte nie klarer denken als mit dem Trevilor ;)
engelchen2012

Re: Wirkung der Medikamente?

Beitrag von engelchen2012 »

hallo!

wie fühlst du dich mit dem mirtazapin? ich habe manchmal auch sehr wirre und vorallem sehr reale träume mit dem mirtazapin. manche können auch richtig angst machen. aber inzwischen bin ich soweit stabil, dass mir das weiter nichts ausmacht und ich dem keine beachtung schenke. anfangs hatte ich die träume aber nicht, da habe ich nur sehr sehr tief, aber traumlos geschlafen!

eine bekannte von mir nimmt auch trevilor, ich kann von ihr nur berichten, dass sie super damit klarkommt! nur - wie lotte schon schreibt - dauert es einfach seine zeit, bis sich der spiegel aufbaut und du die gewünschte wirkung spürst. also, dranbleiben und nicht verzagen!!!

hast du mit deinem partner über die ADs gesprochen? er wird hoffentlich froh sein, wenn es dir wieder besser geht - wenn auch mit medikamenten. es gibt genügend menschen, die täglich auf ihre medikamente angewiesen sind. du brauchst momentan eben antidepressiva, na und? das wird schon!!

alles liebe
Aida

Re: Wirkung der Medikamente?

Beitrag von Aida »

Hallo und danke für die Antworten.

Heute Nacht habe ich auch das erstmal wieder geträumt, sehr wirr, aber nicht schlimm. Ich konnte auch die letzten Nächte wieder ganz normal auf mein Kind reagieren. Das einschlafen klappt einfach besser, alles andere ist normal.

Ich habe nur die ganze Zeit das Gefühl, als hätte ich einen Kloß im Hals. Das hatte ich vor den ADs nicht, kann das damit zusammen hängen?


Mein Partner hat positiver auf die ADs reagiert als ich gedacht habe. Ich habe ihm genau das erklärt was mir die Ärztin erklärt hatte und damit war es für ihn in Ordnung.
Auch wieder eine Last, die von mir abgefallen ist.

Liebe Grüße.
Andrea

Re: Wirkung der Medikamente?

Beitrag von Andrea »

Hallo Aida,

ich war den Medikamenten gegenüber immer offen, weil ich einfach nach allem gegriffen habe, was mir helfen konnte. Ich habe Citalopram (morgens) und Quetiapin (1/2 morgens + abends) genommen.
Als ich abends mit dem Quetiapin begonnen habe, habe ich auch geschlafen wie ein Murmeltier und den Kleinen nicht gehört. Das hat ca. 1 Woche gedauert, dann habe auch ich wieder mitbekommen, wenn der Kleine wach war. Gekümmert hat sich in der ersten Zeit aber trotzdem noch meine Mama, aufstehen hätte ich noch nicht geschafft.
Als ich selber für den Kleinen wieder aufstehen konnte habe ich das wie ein Programm runtergespult - aufstehen, Flasche machen, Kleinen ins Bett holen und Flasche geben, Kleinen zurück ins Bett. Da wurde ich glaub ich gar nicht richtig wach.

Die Medikamente verändern glaube ich nicht unsere Persönlichkeit, aber schon unseren Alltag. Ich konnte z.b. die Uhr danach stellen, dass ich nach der abendlichen Einnahme nach 1 1/2 Stunden eingeschlafen bin. Egal ob sich jemand gerade mit mir unterhalten hat oder so...
Auch auf die morgendliche Quetiapin hatte ich vormittags immer so einen Durchhänger, was ich vor allem beim Autofahren gemerkt habe. Das habe ich dann immer eher vermieden und bin erst nachmittag mit dem Auto weg.

Generell war ich nach jeder Dosiserhöhung, -veränderung am nächsten Tag wie neben mir und hatte auch so wirre Träume. Ansonsten hatte ich Gott sei Dank keine weiteren Nebenwirkungen der Medikamente.

Wie gesagt, die Medikamente an sich verändern uns glaube ich nicht, aber ich muss schon sagen, dass mich die Geburt des Kleinen und vor allem auch die Depression verändert hat. Ich habe vieles in meinem Leben überdacht, verarbeitet, neu geordnet und setze andere Prioritäten. Ich bin z.b. auch mutiger geworden. Ich habe mir gerade zb. meine starke Sehschwäche lasern lassen wovor ich immer zu viel Angst hatte. Aber seit der Depression denke ich ganz oft : Ich habe die Depression besiegt, da kann dies oder jenes gar nicht schlimm sein und traue mich viel mehr.

Viele Grüße
Andrea
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