Serdralin und NW-bitte um Hilfe

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Ute

Serdralin und NW-bitte um Hilfe

Beitrag von Ute »

Hallo,

ich bin neu hier. Ich hatte bei meinem 1. Kind 2011 eine Wochenbettdepression (Angstzustände, Gefühl zu versagen...) und bin von meiner Ärztin auf Serdralin eingestellt worden. Januar 2012 ging es mir so gut, das ich das Med. absetzen konnte. Bin dann wieder schwanger geworden (war super, hatte jede Menge Energie und Lebensfreude), Geburt (jan. 2013) war spontan, schnell und bis auf ein kleines Gefühlsformtief ging es mir gut. Alles super! Aber irgendwie kam die Angst dieses mal schleichender. Weniger um mein Kind als um mich selber (schlimme Krankheit zu haben, Totesangst...), meine Ärztin hat mich wieder auf Serdralin eingestellt. Vor 1 Woche mit 25 mg begonnen. NW extreme Unruhe, brennen in den Adern,
extremens Bedürfniss zu Laufen, Panikschübe, Schlaflosigkeit. Mir ging es schlechter als vorher. Habe dann noch alprazolam bekommen. Nach ende der 1. Woche etwas besser. Habe nach der Woche auf 50 mg erhöht jetzt wieder das selbe! Ich habe das Gefühl durchzudrehen! Kann mich nicht erinnern, das es beim ersten Mal auch so extrem war, kann aber auch sein ich habe es nicht gemerkt, weil es mir da eh noch schlechter ging. Kennt ihr das? ist das normal oder sollte ich meine Ärztin nach einem anderen Medikament fragen? Habe Angst, das es noch schlimmer wird.
Meine Ärztin hat mir nahe gelegt mich dauerhaft auf Med. einzustellen. Das kann ich irgendwie noch nicht akzepieren. Dieser Stempel "pych. Krank" macht mich fertig. Ich fühle mich so lebensunfähig.

@Marika: du klingst immer so positiv! Du nimmst doch auch dauerhaft AD, hast du irgendwelche nebenwirkungen? Wie bist du wieder aus dem Loch rausgekommen?

Für eine schnelle Antwort wäre ich sehr dankbar!

Ganz liebe (verzweifelte) Grüße.
Ute
lotte

Re: Serdralin und NW-bitte um Hilfe

Beitrag von lotte »

Hallo Ute,

das mit den Angstgefühlen nach dem zweiten Kind, die sich viel um einen selbst drehen, kenne ich nur zu gut.
Besonders, wenn ich alleine mit beiden war, dachte ich, ich werde ohnmächtig, und dann findet mich keiner und all so Katastrophen-Gedanken.

Das ist heute ganz weg. Durch Medi und Therapie. Allerdings war ich auch schon vor den Geburten für Ängste in dieser Form anfällig, weil meine Mum auch eine Angststörung hat. So, und da wären wir beim Thema "als seelisch krank" abgestempelt. Ich wollte das anfangs auch nicht wahrhaben (immer die mit der grossen Klappe), aber es hilft nix, dagegen anzugehen und das zu leugnen. Das ist eben Deine persönliche Schwachstelle, die Angst. Andere habens am Magen, Migräne oder sonstiges.
Auch, wenn Du es heute noch nicht so sehen kannst: diese Krankheit hilft uns eigentlich, an unser Inneres zu kommen, mit alten Ballasten aufzuräumen. Da brauch man oft am Anfang ein Medi. Wie lange man das dann nehmen "muss" spielt doch eigentlich keine Rolle. Jetzt gehts erstmal ums Stabil werden, ohne krankhaften Ängste zu sein, oder?

Zu Deinem Medi kann ich nix sagen, da ich ein anderes nehme. Aber ich würde Deinem noch etwas Zeit geben, die NWs legen sich meistens innerhalb der ersten Wochen. Wenn sie gar nicht weggehen, kannst Du immer noch mit Deiner Doc über einen Wechsel nachdenken.

Und NEIN, Du bist nicht lebensunfähig, sondern sehr tapfer, dass Du aus Deinem Loch raus willst. Und das schaffst Du auch ;)

LG
Lotte
Ute

Re: Serdralin und NW-bitte um Hilfe

Beitrag von Ute »

ich glaube bei mir zieht sich das auch durch. War auch vor den Geburten schon von Ängsten geplagt. Vorallem Angst im Dunkeln oder vorm Allein-gelassen-werden. Eigentlich seit ich denken kann. War aber nie so schlimm wie nach den Geburten. Hatte heute eine scheiß Nacht. nur bis 2 geschlafen. Extreme Unruhe.... es ist zum aus der Haut fahren! Ich kann nicht glauben, das es mit den Medis besser wird, wenn es mir dadurch noch schlechter geht :-(
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Marika
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Re: Serdralin und NW-bitte um Hilfe

Beitrag von Marika »

Hallo Ute,

diese NW die du nennst, sind typisch bei Sertralin (auch bei anderen SSRI) und normaler weise legen sie sich weider innerhalb von 1-2 Wochen. Da du grad die Dosis gesteigert hast, merkst du die NW jetzt wieder mehr, bis sich der Körper an diese Dosierung gewöhnt hat. Es ist durchaus möglich, dass du damals die NW nicht so gemerkt hast, weil es dir eh schon so schlecht ging. Wenn es so arg ist im Moment, kannst du rurhig noch mit Alprazolam (habe ich damals auch bekommen) vorbergehend diese schwierige Phase überbrücken.

Nur wenn die NW gar nicht besser werden oder es dir immer schlechter gehen sollte, ist das ein Hinweis dass Sertralin (dieses Mal) nicht das richtige Medi ist. Dann wäre es nötig deine Ärztin zu informieren um ggf. über einen Wechsel nach zu denken. Es kann vorkommen, dass bei einem Wiederaufflammen der Symptome das bewährte AD nicht mehr passt.

Wie ich so positiv wurde? Durch meine Therapie ganz ehrlich gesagt. Auch ich litt immer schon latent an Zwängen und Ängsten, nur nach der Geburt brachen so drastisch auf, dass meine Lebensqualität so weg war, dass ich was TUN MUSSTE!!! Der "Stempel" psychisch krank - der existiert eigentlich nur in den Köpfen der Gesellschaft - wir die es wirklich betrifft aber fühlen NICHT so. Ich bin offen umgegangen mit der Erkrankung - nich sofort, aber immer mehr, paralell zu meinem immer mehr wachsendem Selbstvertrauen. Und das habe ich meiner Therpie zu verdanken. Für mich ist klar: Ich habe nur dieses eine Leben und ich werde nicht eine Sekunde davon freiwillig herschenken, nur um zu sagen: Hey, ich nehme kein Psychopharmaka... dafür gehts mir zwar meist besch.... und ich spiele euch nur was vor, aber ich nehme kein Psychopharmaka... :wink: Ich will es mir und meiner Familie schön machen, nicht dem ignoranten Teil der Gesellschaft.

Und eines kannst du mir glauben: Wenn du das richtige AD hast und es wirkt - dann wirst du dein Leben nicht wieder erkennen. Ich habe heute weder Tiefs, noch NW vom AD. Mein Leben ist so schön, wie nie zuvor - das habe ich Therapie UND AD zu verdanken und das gebe ich um keinen "Stempel" der Welt mehr her.... :D
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Ute

Re: Serdralin und NW-bitte um Hilfe

Beitrag von Ute »

danke für eure aufbauenden Worte. Das gibt mir etwas Hoffnung. Bin morgen nochmal bei meiner Ärztin. Sie will mit mir noch mal über alternativen zum Serdralin reden. Da ich jetzt nicht mehr stille geht das ja auch.
Hatte Glück und habe über die Link-Liste von Schatten und Licht eine Therapeutin gefunden, die mir schon für diesen Freitag einen Termin zum Erst-Gespräch gegeben hat. Habe ein bischen Bammel davor.
Was haltet ihr davon: www.fruehe-kindheit.net. Irgendwie habe ich Angst, das es da mehr um meine Kinder und weniger um mich geht...
wobei ich sagen muss. Ich habe beide gestillt 9 bzw. 10 Monate, beide waren lange mit im Elternbett und danach direkt neben mir im Kinderbettchen. Die Kleine habe ich bis vor kurzem getragen. Jetzt mag sie und mein Rücken nicht mehr. Der Große fand Tragen doof...
Hoffentlich denkt die nicht ich bin eine schlechte Mutter und redet mir noch mehr Ängste ein. O Gott, ich sollte nicht so viel nachdenken... aber es dreht sich diese furchtbare gedankenspirale....


Was für eine Therapie habt ihr denn gemacht?
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Marika
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Re: Serdralin und NW-bitte um Hilfe

Beitrag von Marika »

Hallo Ute,

der Link ist von der neuen Therapeuten, hab ich das richtig verstanden? O.k. - es scheint da viel um die Bindung zum Kind zu gehen, aber schau es dir einfach mal an. Du sollst eine schlechte Mutter sein????? Wie bitte????? Sofort hörst du auf dir so einen Unsinn ein zu reden!!! Ich habe mein Kind "nur" 5 Wochen gestillt, Tragetuch gabs bei uns nicht. Ich bin aber auf jeden Fall eine sehr gute Mutter!!! Es kommt NICHT auf das Stillen, Tragetuch ect. an um seine "Mutterqualitäten" zu beweisen. Und sollte die neue Therapeuten dir ein schlechtes Gewissen einreden (was ich nicht glaube), dann weißt du, dass dies deine erste und letzte Stunde war. Daran erkennst du bei jedem Therapeuten ob er gut oder schlecht ist. Eine guter Therapeut macht NIE UND NIMMER Schuldgefühle!!!!

Ich habe eine Verhaltenstherapie mit tiefenpsychologischen Anteilen gemacht. Da gings vor allem um MICH und wie ich lerne mit den ZG und Ängsten zu zugehen und sie mir "ab zu trainieren". Alterntiv hatte ich einige Stunden bei meiner Nachsorgehebamme, um die Geburt zu verarbeiten, sie hat mich mit TCM behandelt und mir Bachblüten nahe gebracht. Sie sagte einmal zu mir, als ich "schuldbewußt" sagte, ich habe mein Kind nur 5 Wochen gestillt wegen der Medikamente: "Wunderbar, du hast deinem Kind 5 tolle Wochen für seine Entwicklung gegeben, das ist das was zählt und das hast du toll gemacht. Jetzt ist es an der Zeit zu schauen, dass du wieder gesund wirst!"

Und das gilt auch für DICH Ute!!!!

Berichtest du uns vom Freitag?
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Ute

Re: Serdralin und NW-bitte um Hilfe

Beitrag von Ute »

Danke für euren zuspruch! Bin am Donnerstag bei meiner Pychaterin zusammengebrochen. Ich konnte einfach nicht mehr. Die Nebenwirkungen vom Serdralin hab ich einfach nicht mehr ausgehalten :_( Meine Ärztin hat mir daraufhin trimipramin verordnet. Das war für mich eine echte Erleichterung! Mir geht es wieder etwas besser. Soll das Medi. bis ich stabil bin weiter nehmen und danach wollen wir nach einem geeigneten Medikament für die Weiterbehandlung suchen. Hat den für mich positiven Nebenefekt, das es Appetit anregend ist (habe extrem abgenommen 59 kg auf 1,74m). Kann wieder essen und schlafen und die innere Unruhe ist auch nicht mehr so doll. Negativ, mir ist oft schwindelig. Am Freitag war ich bei der anderen Therapeutin. Mein Mann hat mich begleitet, da ich mich allein nicht getraut hätte. Naja, hatte so das Gefühl, das sie mich vielleicht verurteilt, weil ich meine Kinder mit 1 Jahr in die Krippe gegenben habe / bzw. geben will....
Also, das Erstgespräch war ganz ok allerdings ist bei mir der Funke noch nicht so richtig übergesprungen. Wir haben vereinbart ein paar Probesitzungen zu machen. Dann sehe ich weiter. Irgendwie ist sie mir zu "alternativ", wenn ihr versteht was ich meine. Aber ich kann mich ja auch täuschen, mit meiner Urteilskraft ist es im Moment ja eh nicht soweit her. Naja, ich suche eigentlich einen herzlichen, pragmatischen Typ... aber man kann ja froh sein, wenn man überhaupt einen Therapeuten bekommt :-(
Zu Hause ist jetzt Leben eingezogen. Meine Schwiegereltern sind vorübergehend mit zu uns gezogen, damit ich nicht den ganzen Tag alleine bin und grübel und zur Entlastung mit den Kindern. Ich bin ihnen ja so dankbar! Ich hoffe es geht jetzt wieder aufwärts und ich bekomme keinen Rückfall.

Was für ADs habt ihr denn genommen/ nehmt ihr. Wie ist ihre Wirkung bzw. hattet ihr (starke) Nebenwirkungen?
lotte

Re: Serdralin und NW-bitte um Hilfe

Beitrag von lotte »

Hey Du,

schön, dass Du schon gleich die beruhigende Wirkung des neuen Medis spürst.
Ich nehme Trevilor schon seit 2,5 Jahren, das mir sehr gegen meine Angststörung hilft. NWs hatte ich fast keine.

Warum sollte die Thera Dich verurteilen, weil du deine Kinder mit 1 weggeben möchtest?
Meine beiden waren auch ab 1 Jahr in der Krabbelstube und es ging ihnen und mir damit gut ;)
Aber wie Du selbst schon schreibst, Du bist da im Moment eher zart besaitet und machst Dir unnötig einen Kopf darüber, was andere von Dir denken könnten.

LG
Lotte
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Marika
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Re: Serdralin und NW-bitte um Hilfe

Beitrag von Marika »

Hallo,

sehr gut, dass deine Ärztin mit dem Verschreiben eines anderen AD´s reagiert hat und es dir bereits eine Erleichterung ist.

Ich nehme schon seit Jahren Cipralex und für mich ist es das absolut richtige AD. Da ich sehr unter Zwangsgedanken litt, habe ich dieses SSRI bekommen und das große Glück gehabt, mit diesem 1. AD bereits das richtige "erwischt" zu haben.

Versuch zur Ruhe zu kommen, super dass deine Verwandschaft dich so unterstützt - hatte ich damals genau so und es hilft wirklich sehr, in der ersten schweren Zeit nicht alleine zu sein.

Schau, dass du viel schlafen kannst, gesund essen und etwas frische Luft wären auch gut. Gib dir und deinem Körper jetzt viel Zeit und Liebe. Wenn eines deiner Kinder krank wäre, dann würdest du das auch tun - so tu es auch für DICH!!!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
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