4 Tage vor der Geburt und ich am durchdrehen...

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Malumu

4 Tage vor der Geburt und ich am durchdrehen...

Beitrag von Malumu »

Hallo zusammen

Ich war im 2011 schon eine zeitlang im Forum aktiv. Nach der Geburt meines 3. Kindes im Juli 2011 erlitt ich eine schwere PPD, die dann ein 7-wöchiger Klinikaufenthalt mit sich zog, weil zuhause gar nichts mehr ging. Ich hatte dermassen massive Schlafstörungen, dass ich dann nach 2 Wochen Klinik abgestillt habe, um einfach mehr Medikamente nehmen zu können (da hatte ich sonst einfach Sertralin als Monotherapie). Aber trotz hohen Dosen an Valium, Dormicum oder auch Zopiclon stellte sich der Schlaf nur ganz langsam wieder ein. Hatte einige Medikamenten-Wechsel hinter mir, bis ich dann nach einigen Monaten mit Venlafaxin und Trazodone rel. gut eingestellt war. Jedoch war beides hoch dosiert, da alles darunter nicht wirkte (Venlafaxin 300mg tgl. und Trazodone 300mg auf die Nacht). Irgendwann war wieder ein einigermassen normaler Alltag möglich, ich kam zuhause alleine zurecht, konnte wieder arbeiten gehen. Auf und abs wurden weniger, die Ehe stabilisierte sich wieder. Etwas weniger als 2 Jahre danach kam dennoch nochmals der Kinderwunsch bei uns beiden auf. Klar diskutierten wir viel darüber, ob im Falle des Falles wieder eine PPD eintreten könnte, wie wir damit umgehen würden etc. Gespräche mit meinem Therapeuten und Frauenärztin fanden statt.
Ich musste meine Medikamente wechseln, habe dann langsam auf Amitriptylin 150mg abends umgestellt. Der Effekt der Gewichtszunahme liess leider nicht lange auf sich warten, aber damit konnte ich eigentlich umgehen. Ich wurde dann relativ schnell schwanger. Trotz Wunschschwangerschaft bekam ich leichte Panik, als ich pos. testete. Schon nach einer Woche ging es mir psychisch wieder schlechter. Da wir hier in der Schweiz ähnlich wie Embryotox eine Anlaufstelle haben, machte ich gleich einen Termin mit der Ärztin. Sie schrieb mich zuerst mal arbeitsunfähig, da der Beruf zu dieser Zeit wirklich intensiv und recht belastend war. Medikamententechnisch wollte sie die ersten 12 Wochen nichts ändern. Sie erlaubte mir, wenns ganz schlimm wurde, ein Temesta (Lorazepam) zu nehmen. Die Arbeit hatte wohl wirklich viel Einfluss, denn nach und nach ging es wieder besser, während ich arbeitsunfähig geschrieben wurde. So liessen wir die Therapie auch beim Amitriptilyn 150mg. Die folgende Zeit ging es mir relativ gut, mal auf und ab, das Schlafen ging zwar schlechter als vorher, aber doch machbar. Bis Anfang November. Da änderte sich alles schlagartig. Ich erwachte nachts mit Panikattacken, Herzrasen, ich fühlte mich eingeengt und lief ruhelos umher. Nur mit Temesta brachte ich das wieder unter Kontrolle. So ging ich schon mit der Angst ins Bett, ob wohl wieder eine Panikattacke kommen würde. Durch den schnellen Puls konnte ich erst auch kaum einschlafen. Die Panikattacken kamen zuerst so 1x/Woche, häuften sich aber dann bis Weihnachten, dass kaum eine Nacht ohne verging. Ich schlafe kaum noch. Bin leicht erkältet und dadurch atme ich nachts durch den Mund, welcher dann total austrocknet...und allein schon das genügt, um in Panik auszubrechen!. Panikattacken und Angststörungen kenne ich von meiner PPD her eigentlich nicht. Meine Ärztin hat mir nahegelegt, im letzten Drittel mit dem Lorazepam spärlich umzugehen und ja vor der Geburt nicht einzunehmen. Das macht mir zusätzlich Angst, da ich ja meinem Baby nicht schaden will, aber ich es bei schweren Anfällen kaum ohne aushalte. In 4 Tagen ist mein ET!!! Vor zwei Wochen haben wir sogar darüber nachgedacht, die Kleine per KS zu holen oder die Geburt einzuleiten, weil es mir so schlecht ging. Aber was kommt danach?
Ich werde gleich abstillen nach der Geburt und wieder zu meinen "alten" Medikamenten zurückgreifen...Aber was, wenn mich die PPD wieder mit aller Macht trifft? Es ist ja jetzt schon wieder so schlimm, ist ja quasi schon vorprogrammiert, dass es nachher wieder in einem Loch endet. 4 Wochen nach der Geburt sind abgedeckt, was Mithilfe betrifft, mein Mann hat 2 Wochen frei, dann meine Mutter eine, und dann kommt meine Schwiegermutter 1 Woche zu uns.
Ich würde alles tun, damit es nicht wieder so schlimm wird! Und ich habe langsam das Gefühl, verrückt zu werden, durchzudrehen wegen diesen Panikattacken. Dann kommt auch die Angst vor der Geburt hinzu. Die Angst, wieder ein Schreibaby zu haben. Manchmal bereue ich es sogar, wieder schwanger geworden zu sein. Meinen Kindern und meiner Familie dies wieder anzutun.
Ich will auf gar keinen Fall wieder in die Klinik, obwohl es damals das einzig Richtige war.
Erging es jemandem von Euch auch so während einer Folgeschwangerschaft? Oder kann mich irgendwer ein wenig beruhigen?

Traurige Grüsse
lotte

Re: 4 Tage vor der Geburt und ich am durchdrehen...

Beitrag von lotte »

Hey Du,

das tut mir leid, dass Du jetzt so durchhängst. Wenn man aber Deine ganze Geschichte liest, ist es fast schon logisch. Also, will sagen, Du bist ja nicht völlig unbelastet in diese SS rein gegangen. Und klar kriegt man dann kurz vor Schluss Bammel. War denn eigentlich irgendwas im November los, ein Auslöser (muss ja nicht immer gleich die Katastrophe sein), der Dich verunsichert und damit Angst und Panik begünstigt hat?

Hast Du im KH eine Hebamme, die Dich begleitet? Wissen die, wie es Dir gerade geht? Wenn nein, rede offen über Deine Ängste.
Und enge Dich nach Möglichkeit nicht ein in den Maßnahmen, die dann nach der Geburt evtl. zu treffen wären: sprich, wenn ein Klinikaufenthalt unerlässlich werden würde, dann ist das eben so. Ja, ich weiss, das klingt nun so einfach dahergesagt, aber keiner kann genau wissen, wie es Dir die erste Zeit mit 4 Kids geht. Und wenn die Mithilfe Deiner Familie nicht reicht oder die Zeit knapp wird, scheue Dich nicht, dass auch zu sagen.

Jetzt drück ich Dir erstmal alle Daumen. Du hast schon so viel geschafft, das packst Du. Ein Schritt nach dem anderen, alles andere kann ja nur Angst machen.

LG
Lotte
Malumu

Re: 4 Tage vor der Geburt und ich am durchdrehen...

Beitrag von Malumu »

Hallo Lotte

Danke für deine Nachricht.
Du hast schon recht, unbelastet ging ich nicht in die ss. Evtl. Habe ich mir alles viel einfacher vorgestellt. Ich kannte ja nun die Anzeichen, die eine Depression mit sich bringt, so dachte ich zumindest schneller reagieren zu können, auch war ich medikamentös abgedeckt, zwar nicht so optimal, aber dennoch, plus die Betreuung gaben mir Sicherheit. Ich rechnete ehrlich gesagt auch nicht damit, dass die ss schon so belastend wird. Mein grosser wird 14 Jahre alt, die Mädels sind 4 und 2,5 Jahre alt.
Um den Zeitpunkt, als es mit den panikattacken begann, gab es schon ein Ereignis, das mich zwar belastete, aber ich niemals als Auslöser betrachtet habe. Oder halt als Auslöser für die erste Attacke, aber dass sich das so arg verschlimmert, hätte ich doch nicht gedacht.
Im Krankenhaus hier im Ort, wo ich schon die letzten Male war, wissen sie, dass ich wegen Depressionen behandelt werde. Die Ärztin Weiss auch um den aktuellen Zustand. Hebamme habe ich keine eigene, die sind dort angestellt und diejenige, die dann halt dienst hat, wird mich begleiten. Ich hoffe nur schwer, dass sie etwas feinfühliger ist.
Zudem hoffe ich ganz schwer, dass die "körperlichen" Beschwerden, die die Panik noch schüren, nach der Geburt verschwinden. Es ist halt jetzt nicht nur die Depression, die gekommen ist, sondern zusätzlich diese Angst und Panik. Wieder etwas mehr, gegen das anzukämpfen ist.
Ach Mensch, warum muss nur alles so schwierig sein :cry:
lotte

Re: 4 Tage vor der Geburt und ich am durchdrehen...

Beitrag von lotte »

Hey Du,

Angst und Panik sind fies, damit hatte ich nach der Geburt meiner Jüngsten lange zu kämpfen. Es ist ja so, dass die Symptome quasi stellvertretend für etwas stehen, also zb Überforderung, frühere Ängste oder Verletzungen, die eben in Stressmomenten wieder auftauchen können und die man am Anfang erst mal gar nicht mit der aktuellen Situation in Verbindung bringen kann.

Ankämpfen kostet Kraft. Und meist werden Attacken auch schlimmer, wenn man sie irgendwie wegdrücken will. Wenn Du sagst, da war was im November, was Dich belastet hat, solltest Du da vielleicht noch mal genauer hinschauen, damit Du den Ursprung erkennst.

Hast Du eigentlich mal eine Therapie gemacht? Das kann ja auch, neben den Medis, sehr hilfreich sein, weil man selbst verborgene Dinge nicht so recht erkennen und einordnen kann. Also die Frage nach dem "Woher kommt meine Angst eigentlich"?

Ich weiss, das wird nach der Geburt schwierig, sich evtl. noch um eine Therapie zu kümmern und ich weiss ja auch nicht, wie es Dir zwischen den SS so ging.

Gut jedenfalls, wenn die im KH schon Bescheid wissen.

LG
Lotte
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