Zum 2. Mal erwischt...Hallo zurück :-(

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Mondlicht0913

Zum 2. Mal erwischt...Hallo zurück :-(

Beitrag von Mondlicht0913 »

Hallo zusammen,

dann will ich mich auch mal vorstellen. So kurz wie es geht :-)

Bereits vor vier Jahren bin ich nach der Geburt meiner Tochter
an einer postpartalen Depression und Angststörung erkrankt.
Nach zwei Wochen Schlafmangel, Unruhe, Herzrasen....hab
ich mich selbst in die Klinik begeben. Die erste Nacht war ich auf
der geschlossenen Psychiatrie, das war die Endstation für mich
Ich weiß noch, wie ich meinen Mann mit unserem Baby rauslaufen
sehen hab und heulend zusammengebrochen bin.
Da war ich nun....zwei Wochen nach so einem freudigen Ereignis
mit schwer psychotischen Menschen in einer geschlossenen Abteilung.
Voller Versagensgefühle war ich dem Tod näher als dem Leben.
Das Hauptproblem war, dass ich so extreme Angstzustände hatte,
dass ich ständig meinen Puls fühlte....ich dachte ernsthaft ich leide an
einer Herzerkrankung und muss bald sterben. Ich hatte wahnsinnige Angst zu sterben!
Und dieses Gefühl war soooo real, dass ich an nichts anderes mehr denken
konnte! Dazu kamen schlimmer Schwindel, das Gefühl neben sich
zu stehen, gleich umzukippen und Entfremdungsgefühle von mir
selbst.
Am nächsten Tag holte mich dann Gott sei Dank der Chefarzt
der offenen psychosomatischen Station zu sich.
Dort blieb ich dann insgesamt 8 Wochen und bekam Cipralex und
Mirtazapin.
Leider konnte ich meine Tochter nicht mitnehmen, so dass wir eine
Familienpflegerin organisiert haben, die mir dann die Kleine
4 Stunden am Tag vorbeibrachte.

Insgesamt hat es ca. ein Jahr gebraucht, bis ich mich soweit
gesund fühlte. Es war ein langer steiniger Weg und diese Schuld- und
Trauergefühle über diese schlimme Zeit blieben wie Narben auf
meiner Seele.
Irgendwie fühlte ich mich um die Erfahrung eines glücklichen Muttergefühls
komplett betrogen. Immer schwang ein Hauch von "Du hast es nicht
geschafft, Du musstest in die Klinik, deshalb bist Du eine schlechte Mutter" mit.

Nach drei Jahren fühlte ich mich wieder stabil, ging wieder arbeiten und konnte mir doch tatsächlich vorstellen,
eim zweites Kind zu bekommen. Klar war die Angst riesengroß,
dass es nochmal so kommen könnte.

Part 2 folgt!
Mondlicht0913

Re: Zum 2. Mal erwischt...Hallo zurück :-(

Beitrag von Mondlicht0913 »

Und doch wollte ich diese Angst nicht siegen lassen!
Ich wollte immer zwei Kinder und ich war überzeugt, es dieses Mal
ohne Klinik zu schaffen. Mir gings ja gut und ich freute mich riesig
auf das zweite Kind.

Ich wurde dann auch schnell schwanger und war voller Euphorie!
Ich hoffte so, dass ich dieses Mal nach der Geburt einfach nur glücklich bin
und mein Babyglück genießen darf.

Da es mir so gut ging ließ ich mich von meinem Frauenarzt
dazu hinreißen, dass ich das Antidepressiva ganz absetzte.
Er meinte es sei in der Dosis eh nur noch Placebo.

Und je näher es der Geburt zuging umso schlimmer wurden
die Angstzustände. Natürlich realisierte ich das nicht.
Ich konnte nicht mehr schlafen, mir war ständig übel und ich
hatte extreme Angst bei der Geburt sterben zu müssen.

Die Geburt verlief dann gut, es war eine schöne Geburt und ich war
überglücklich! Ich hatte ein gutes Gefühl, ich dachte, mensch dieses Mal wird alles gut.

Nach ca einer Woche zuhause fing es dann an...ich bekam wahnsinnige
schmerzen in beiden Beinen, komplett vom Becken bis zu den Füßen, konnte
kaum noch laufen. Dazu kamen extreme Kopfschmerzen und Übelkeit.
Ich hatte einen Wochenflussstau und musste mehrmals in die Klinik,
um eine Infusion zu bekommen dass das Blut wieder lief.
Dazu kam, dass mir bei der Geburt die Symphyse riss, das Becken auseinander
war und ich nicht mehr laufen konnte.

Das war dann der Anfang...ich googelte nur noch, was ich haben könnte
(Thrombose, Pda Verletzung....) und meine Gedanken kreisten
nur noch um meine Gesundheit. Ich hatte wie nach der ersten
Geburt Angst zu sterben...Angst krank zu sein....irgendwas schlimmes von
der Pda zu haben....ich war nur noch am googeln und konnte
mich für nichts mehr erfreuen.

Dann kamen ein paar wochen später starke Bauchschmerzen dazu.
Mir war so hundeelend, dass ich insgesamt 5 Mal im der Notaufnahme war.
Es wurde der Verdacht eines Magengeschwürs geäußert, aber in meinem
Kopf blieb es dabei nicht...ich hatte angst, dass ich innerlich verblute....
Als ich dann zweimal über Nacht am Ekg war, hatte ich Tachykardien bis 140.
Das alles machte mir so Angst....bekam dann einen Betablocker und durfte wieder
nach Hause.
Nach ein paar Tagen zuhause ging es wieder los....Herzrasen, meine rechte
Kopfhälfte wurde taub, meine Hand wurde taub und ich bekam Sehstörungen.
So eine Todesangst hatte ich noch nie! Ich fiel zu Boden und mein
Mann rief den Notarzt.

Ich war dann eine Woche auf der Neurologie. Dabei wurde erst die Diagnose einer
Gefäßentzündung im Gehirn gestellt. Da ich natürlich googelte, gingen
diese Ängste überhaupt nicht mehr weg! Für mich war das mein Todesurteil und
ich war nur noch unruhig.
Dann wurde eine zweite Meinung eingeholt und die Diagnose wurde revidiert.

Ich war entlassen und wollte überhaupt nicht heim! Allein beim Gedanken an Zuhause
bekam ich Angstzustände und mir war speiübel. Die Kinder konnt
ich irgendwie auch nicht sehen...es ging irgendwie gar nichts mehr!
Ich bekam dann dort Tavor und stand noch mehr neben mir.
Ich wollte es einfach nicht glauben, dass nichts organisches ist.
Waren richtige Zwangs- und Wahnvorstellungen.

Das bemerkte dann der Neurologe und überwies mich in die Psychiatrie.
Die in unserer Nähe ging wirklich gar nicht! Mein Mann brachte mich hin und
sagte, er lasse mich dort keine Nacht. Das waren alles geschlossene Stationen mit schwer
psychotischen Menschen. Die wurden mit Beruhigungsmittel ruhiggestellt und liefen den ganzen
Tag den Flur auf und ab. Der eine schrie, der andere lief mit Handschellen umher....
Gott, das waren so schlimme Zustände wie im Film! Das muss man gesehen
haben, menschenverachtende zustände!
Wie sollte mich da meine 4jährige Tochter besuchen...

Nach einem Gespräch mit dem zuständigen Arzt durfte ich zum Glück
gehen. Er sagte selbst, dass das zu meiner Erkrankung nicht passe.

Da stand ich also....nach Hause konnte ich vor lauter Angst auch nicht.
Da wäre ich am nächsten Tag wieder in der Notaufnahme gelandet!

Also rief ich alle umliegenden Kliniken an. Leider gibt es nur eine Klinik
mit drei Betten für Wochenbetterkrankungen und die waren selbstverständlich
belegt. Es hieß es gäbe Wartelisten.
Alle anderen Kliniken waren auf den offenen psychosomatischen
Stationen auch überfüllt, das war wirklich zum Verrückt werden!

Ich fand dann glücklicherweise eine Privatklinik, in die ich sogar
meine Tochter mitnehmen durfte.

Dort bin ich nun seit zwei Wochen und es ist sehr anstrengend, da sich
die Therapien kaum mit dem Baby vereinbaren lassen.

Tja....und nun sitz ich hier und tippe das....zum zweiten Mal im der Psychosomatik,
zum 2. Mal wieder diese scheiss Krankheit.

Ich könnte heulen und schreien zugleich.
WARUM wieder ich? Warum schon wieder....

So das wars erstmal...sorry dass es so lang wurde!

Liebe Grüße,
Mondlicht
kadisha

Re: Zum 2. Mal erwischt...Hallo zurück :-(

Beitrag von kadisha »

hey Mondlicht!! herzlich willkommen....

sag mal bist du nicht auch bei uns in oder Facebookgruppe??? :wink:

mir kam nur deine geschichte sehr bekannt vor!
lotte

Re: Zum 2. Mal erwischt...Hallo zurück :-(

Beitrag von lotte »

Hey Du,

das ist natürlich nicht toll, dass es Dich wieder erwischt hat. Du schreibst ja selbst, Du hast Dich dazu "hinreissen" lassen, das AD von heut auf morgen abzusetzen. Hhm, keine gute Idee. Auch, wenn die Ärzte oft meinen, das mache nix.

Ich hatte ja nach der Geburt meiner Jüngsten auch verstärkt mit diesen Körperängsten zu tun. Was mir letztendlich geholfen hat, war die Kombination aus einem AD + Therapie. Denn ganz so aus heiterem Himmel kam meine Panik nicht, da steckte viel von früher dahinter.

Gut, dass Du nun in dieser Klinik bist. Ich hoffe sehr, dass Du da auch Therapieangebote bekommst, die Dir weiterhelfen. Und vielleicht auch die Aussicht auf eine ambulante Therapie, wenn Du wieder zu Hause bist.

LGL
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