Hallo an alle,
ich bin mir gar nicht sicher, ob ich hier wirklich richtig bin, aber ich wollte mich gern mal jemandem "neutralen" anvertrauen, der vielleicht ähnliches erlebt hat und fühlt. Natürlich könnte ich jetzt bis zur Schwangerschaft ausholen, aber ich versuche mich mal kurz zu fassen:
Ich bin Mutter von 2 absoluten Wunschkindern (2 Jahre / 6 Monate) und trotzdem nicht 100% glücklich.
Mit meinem 2. Kind hatte ich einige Startschwierigkeiten, es schrie viel, was ich vom 1. gar nicht kannte. Ich konnte oft machen was ich wollte, das Schreien hörte nicht auf. Manchmal saß ich einfach nur daneben und habe geweint. Anstatt große Liebe zum Kind habe ich eher Zweifel und Ängste gegenüber dem älteren Kind verspürt. Es tat mir plötzlich so leid, weil ich keine Zeit mehr hatte und es so oft zurückstecken muss. Aus Erzählungen man würde alle Kinder gleich lieben, fühlte ich mich unendlich schlecht, denn irgendwie kam dieses Gefühl beim 2. erstmal nicht auf. Wir waren uns irgendwie so fremd...
Seit das Schreien besser ist, kann ich auch mit guten Gewissen sagen, dass ich Kind Nr. 2 auch richtig liebe!
Trotzdem frage ich mich oft was mit mir los ist. Ich habe keine Lust stundenlang mit meinen Kindern zu spielen, bin lieber darauf bedacht, dass die Wohnung ordentlich aussieht. Ich bin manchmal wirklich genervt, wenn ich immer wieder allen alles nachräumen muss, wenn die Kinder nicht auf mich hören, wenn es nicht "nach Plan" läuft. Dann plagen mich manchmal diese Gedanken, was wäre, wenn es dir Kinder nicht gäbe. Dann hätte ich vermutlich meine Arbeit noch, könnte mit meinem Mann mal wieder weg gehen oder spontan etwas unternehmen. Kurzum, ich zweifel manchmal daran ob ich eine gute Mutter bin. Seit die Kinder da sind, ist vieles so schwer geworden. Irgendwo auf Besuch zu fahren (1-2 Tage) gleicht dem Gepäck nach zu urteilen einem 3 Wochen Urlaub. Mein Mann und ich streiten uns fast nur noch, weil wir beide gestresst sind und jeder sauer ist, wenn sich der andere mal ausruht. Dabei wollten wir die Kinder doch beide und möchten sie ja auch nicht missen. Ich möchte ihnen so gern eine tolle Kindheit bieten, aber ich habe Angst zu versagen. Überall sieht man mit wieviel Liebe andere Eltern ihren Kindern das Essen zubereiten, ihnen selbst Sachen nähen... Bei uns gibt es eben Essen, da wird nicht großartig was aus der Brotscheibe gebastelt, naja und nähen kann ich leider auch nicht. Das sind jetzt nur mal 2 Beispiele.
Wenn ich diese Zeilen schreibe, kommen mir gleich wieder die Tränen, weil ich mich so elend fühle, dass ich überhaupt solche Gedanken habe. Es gibt genug Leute, die mir jetzt sagen würden, sie hätten es gewusst... Auch diese Ungewissheit nicht zu wissen, wie es weitergehen soll (Bereuungsplatz, Arbeitsplatz) macht mich wahnsinnig.
Eigentlich müsste ich so glücklich sein, zwei so wundervolle, gesunde Kinder zu haben. Uns geht es gut, wir sollten uns nicht beklagen und trotzdem bin ich oft so traurig, möchte so gern mit jemandem sprechen, aber da mich eh keiner verstehen würde... außerdem ertrage ich all die gut gemeinten Ratschläge meiner Familie nicht mehr. Alle meinen es immer besser zu wissen und ich habe das Gefühl als Mutter nicht erst genommen zu werden. Wenn ich dann sage, dass mir dies oder jenes nicht gefällt, bin ich gleich wieder die Zicke...
Vielleicht hat ja jemand ähnliches erlebt und möchte sich mit mir austauschen.
Liebe Grüße
bin ich hier richtig?
Moderator: Moderatoren
Re: bin ich hier richtig?
Hey NaTi21,
erst einmal herzlich willkommen hier bei uns im Forum.
Und: ich musste herzhaft lachen, als Du das von den gebastelten Brotscheiben und selbst genähten Klamotten geschrieben hast. DAS macht eine gute Mutter ja nun wirklich NICHT aus und es ähnelt doch insgesamt einem schönen Bild aus der Werbung: die liebevolle Muddi ohne Selbstzweifel kümmert sich gut gelaunt 24 Stunden um ihre Brut. Natürlich ist sie dabei auch immer noch eine gute Partnerin, Hausfrau und am Abend vielleicht im neckischen Schwarzen anzutreffen?
Auch, wenn Du Wunschkinder hast, darfst Du Deinem "alten" Leben nachtrauern. Das bedeutet ja nicht zwangsläufig, dass Du sie nicht liebst. Ganz im Gegenteil, Du kümmerst Dich auch noch um Dich und Deine Gefühle und Gedanken. Das musst Du sogar!
Deine Kids sind ja auch noch recht klein, also pflegeintensiv. Da geht einem vieles (Ordnung, Verreisen etc) schon mal auf den Wecker. Das ist ganz normal und menschlich. Da helfen dann auch diese "gut gemeinten" Ratschläge von aussen wenig. Sie sind ja schliesslich nicht davon betroffen, wenn es heiss her geht.
Vielleicht gelingt es Dir, Dich ein wenig von Deinem Plandenken zu verabschieden. Das macht vieles leichter. Und lass Dir nicht einreden, Du wärest zickig, nur weil Du nicht permanent strahlend durch die Gegend läufst. Ich weiss, es ist schwierig, sich gerade vor Verwandten selbstbewusst hinzustellen und zu sagen: "Ist aber so, ich bin manchmal genervt", aber das müssen die abkönnen
LGL
erst einmal herzlich willkommen hier bei uns im Forum.
Und: ich musste herzhaft lachen, als Du das von den gebastelten Brotscheiben und selbst genähten Klamotten geschrieben hast. DAS macht eine gute Mutter ja nun wirklich NICHT aus und es ähnelt doch insgesamt einem schönen Bild aus der Werbung: die liebevolle Muddi ohne Selbstzweifel kümmert sich gut gelaunt 24 Stunden um ihre Brut. Natürlich ist sie dabei auch immer noch eine gute Partnerin, Hausfrau und am Abend vielleicht im neckischen Schwarzen anzutreffen?

Auch, wenn Du Wunschkinder hast, darfst Du Deinem "alten" Leben nachtrauern. Das bedeutet ja nicht zwangsläufig, dass Du sie nicht liebst. Ganz im Gegenteil, Du kümmerst Dich auch noch um Dich und Deine Gefühle und Gedanken. Das musst Du sogar!
Deine Kids sind ja auch noch recht klein, also pflegeintensiv. Da geht einem vieles (Ordnung, Verreisen etc) schon mal auf den Wecker. Das ist ganz normal und menschlich. Da helfen dann auch diese "gut gemeinten" Ratschläge von aussen wenig. Sie sind ja schliesslich nicht davon betroffen, wenn es heiss her geht.
Vielleicht gelingt es Dir, Dich ein wenig von Deinem Plandenken zu verabschieden. Das macht vieles leichter. Und lass Dir nicht einreden, Du wärest zickig, nur weil Du nicht permanent strahlend durch die Gegend läufst. Ich weiss, es ist schwierig, sich gerade vor Verwandten selbstbewusst hinzustellen und zu sagen: "Ist aber so, ich bin manchmal genervt", aber das müssen die abkönnen

LGL
Re: bin ich hier richtig?
PS: Und die Dinge, die noch weiter weg liegen, wie Betreuung und Arbeit: versuche das nicht im Ganzen zu sehen, sondern als Teilziele, die zu erreichen sind. Eins nach dem anderen 

Re: bin ich hier richtig?
Hallo Lotte,
vielen Dank für deine Antwort!
Ja, das mit dem Nähen und dem Essen anrichten waren wirklich nur 2 Beispiele. Ich meine damit halt nur, dass ich oft das Gefühl habe überall bessere Mütter zu sehen als mich, weil sie mehr für ihre Kinder machen. Dass das nicht von materiellen Dingen abhängt, ist schon klar. Mir fehlt es auch oft an Geduld Dinge auf zum xten Mal liebevoll und verständnisvoll zu erklären. Ich weiß, man verlangt den Kindern sehr viel ab und sie müssen erst alles lernen, aber manchmal habe ich dazu keine Kraft mehr. Die täglichen Disskussionen um alltägliche Dinge, wie Zähneputzen, Schuhe ausziehen oder nicht an den Ofen zu fassen machen mich mürbe.
Andererseits bin ich traurig, dass die Zeit so schnell verfliegt und auch mein 2. Kind schon gar kein "kleines" Baby mehr ist.
Ach man, wieso ist das alles so kompliziert?!
vielen Dank für deine Antwort!
Ja, das mit dem Nähen und dem Essen anrichten waren wirklich nur 2 Beispiele. Ich meine damit halt nur, dass ich oft das Gefühl habe überall bessere Mütter zu sehen als mich, weil sie mehr für ihre Kinder machen. Dass das nicht von materiellen Dingen abhängt, ist schon klar. Mir fehlt es auch oft an Geduld Dinge auf zum xten Mal liebevoll und verständnisvoll zu erklären. Ich weiß, man verlangt den Kindern sehr viel ab und sie müssen erst alles lernen, aber manchmal habe ich dazu keine Kraft mehr. Die täglichen Disskussionen um alltägliche Dinge, wie Zähneputzen, Schuhe ausziehen oder nicht an den Ofen zu fassen machen mich mürbe.
Andererseits bin ich traurig, dass die Zeit so schnell verfliegt und auch mein 2. Kind schon gar kein "kleines" Baby mehr ist.
Ach man, wieso ist das alles so kompliziert?!

Re: bin ich hier richtig?
Hey Du,
hast Du denn inmitten Deines doch recht stressigen Alltags mit 2 Kleinkindern auch Hilfe? Von Deinem Mann, Freunden, Mutter? So dass Du Dir auch Auszeiten nehmen kannst, meine ich?
Das ist ziemlich wichtig, damit man nicht am Rad dreht
Und: hattest Du schon vor Deiner ersten SS psychische "Probleme"? Ich frage deshalb, weil das bei vielen von uns hier der Fall ist/war. So auch bei mir. Meine Angststörung, die ich schon vor den Kindern hatte, hat sich quasi bei der 2. Geburt noch mal bemerkbar gemacht. Mir hat dann eine Therapie und ein AD geholfen, die Krankheit anzunehmen und gut mit ihr zu leben.
Gerade in Umbruchzeiten wie SS, Geburten und auch viel Stress, Überforderung reagieren dann sensible Menschen mit Ängsten, Unsicherheiten, sogar Zwängen. Und meist liegt die Ursache dafür eben viel weiter zurück.
LGL
hast Du denn inmitten Deines doch recht stressigen Alltags mit 2 Kleinkindern auch Hilfe? Von Deinem Mann, Freunden, Mutter? So dass Du Dir auch Auszeiten nehmen kannst, meine ich?
Das ist ziemlich wichtig, damit man nicht am Rad dreht

Und: hattest Du schon vor Deiner ersten SS psychische "Probleme"? Ich frage deshalb, weil das bei vielen von uns hier der Fall ist/war. So auch bei mir. Meine Angststörung, die ich schon vor den Kindern hatte, hat sich quasi bei der 2. Geburt noch mal bemerkbar gemacht. Mir hat dann eine Therapie und ein AD geholfen, die Krankheit anzunehmen und gut mit ihr zu leben.
Gerade in Umbruchzeiten wie SS, Geburten und auch viel Stress, Überforderung reagieren dann sensible Menschen mit Ängsten, Unsicherheiten, sogar Zwängen. Und meist liegt die Ursache dafür eben viel weiter zurück.
LGL
Re: bin ich hier richtig?
Ein liebes Hallo von mir!
Ich kann deine Gefühle sehr gut verstehen, mir ging es ähnlich vor ein paar Jahren als mein Sohn noch klein war. Alle anderen Mütter waren in meinen Augen besser als ich, zu allem musste ich mich zwingen.
Heute weiß ich: stundenlang spielen - wer tut das schon gerne? Selber nähen, Brote dekorieren, immer alles geduldig und lieb erklären, nie genervt sein ... glaub mir, das kann NIEMAND!!! Du siehst von anderen immer nur die äußere Fassade und die glänzend zu verkaufen, ist einfach. Dabei siehts bei anderen Eltern ganz ähnlich aus, glaub mir. Gesteh dir bitte zu, dass DU BEDÜRFNISSE hast und stundenlang spielen und nachräumen gehört da definitiv nicht dazu, oder? Dur brauchst ZEIT FÜR DICH - mal alleine, mal zusammen mit deinem Partner - um Kraft für den Alltag zu tanken. Ich denke, dass muss euch beiden klar werden. Nämlich dass jeder von euch unbedingt Auszeit für sich braucht, ohne dass der andere sauer ist. Das ist gar nicht so leicht und hat auch bei uns anfangs doch einige Probleme mit sich gebracht. Viel darüber reden hat uns geholfen.
Übrigens kommt es echt nicht drauf an ob du nähst (ich hasse jegliche Handarbeit - das höchste der Gefühle ist mal ein Knopf annähen...
), oder Brote dekorierst und schon gar nicht, ob du stundenlang mit deinen Kids spielst - das können die auch schon mal alleine versuchen. Ich dachte auch immer, ich muss spielen, spielen, spielen... obwohl mir teilweise schon übel nur bei dem Gedanken daran wurde. Und daneben natürlich muss die Wohnung wie geleckt aussehen. Dank dem Forum hier (besonders auch Dank Lotte!) habe ich langsam begriffen, dass mich das fertig macht und es nicht mal gut ist für meine Sohn. Ich habe angefangen, auch mal für MICH was zu tun, ohne Kind - zuerst mit schlechtem Gewissen, ja - aber dann immer öfter mit purem Genuss. Das hat wieder um dazu geführt, dass ich mehr Kraft und Nerven für den anstrengenden Alltag hatte. Das hat sich auch positiv auf die Partnerschaft ausgewirkt und wir fanden einen sehr guten gemeinsamen Weg mit aktiver Familien Zeit und Paarzeit, sowie eben auch Zeit für jeden nur für sich alleine!
Verabschiede dich vom Nähen, von Dekobroten, von der sterilen Wohnung, von der nie genervten und immer pädagogisch richtig handelnden Mutter, die Abends noch die Fame Fatal gibt - diese Frau gibt es NICHT!!! Sei auch mal wütend, gesteh dir zu dass du einfach nicht immer spielen magst und sag das auch, lass mal das aufräumen sein, mach dir einen Kaffee, ließ die Zeitung und lass die Kinder zu deinen Füßen spielen... versuchs mal, es kann nix schlimmes passieren!!!!
Ich kann deine Gefühle sehr gut verstehen, mir ging es ähnlich vor ein paar Jahren als mein Sohn noch klein war. Alle anderen Mütter waren in meinen Augen besser als ich, zu allem musste ich mich zwingen.
Heute weiß ich: stundenlang spielen - wer tut das schon gerne? Selber nähen, Brote dekorieren, immer alles geduldig und lieb erklären, nie genervt sein ... glaub mir, das kann NIEMAND!!! Du siehst von anderen immer nur die äußere Fassade und die glänzend zu verkaufen, ist einfach. Dabei siehts bei anderen Eltern ganz ähnlich aus, glaub mir. Gesteh dir bitte zu, dass DU BEDÜRFNISSE hast und stundenlang spielen und nachräumen gehört da definitiv nicht dazu, oder? Dur brauchst ZEIT FÜR DICH - mal alleine, mal zusammen mit deinem Partner - um Kraft für den Alltag zu tanken. Ich denke, dass muss euch beiden klar werden. Nämlich dass jeder von euch unbedingt Auszeit für sich braucht, ohne dass der andere sauer ist. Das ist gar nicht so leicht und hat auch bei uns anfangs doch einige Probleme mit sich gebracht. Viel darüber reden hat uns geholfen.
Übrigens kommt es echt nicht drauf an ob du nähst (ich hasse jegliche Handarbeit - das höchste der Gefühle ist mal ein Knopf annähen...

Verabschiede dich vom Nähen, von Dekobroten, von der sterilen Wohnung, von der nie genervten und immer pädagogisch richtig handelnden Mutter, die Abends noch die Fame Fatal gibt - diese Frau gibt es NICHT!!! Sei auch mal wütend, gesteh dir zu dass du einfach nicht immer spielen magst und sag das auch, lass mal das aufräumen sein, mach dir einen Kaffee, ließ die Zeitung und lass die Kinder zu deinen Füßen spielen... versuchs mal, es kann nix schlimmes passieren!!!!

Liebe Grüße von
Marika
Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Marika
Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex