Hallo Mädels,
ich werd mal versuchen, es kurz zu erklären. Ich bin ja ein sehr skeptischer Mensch (bin Naturwissenschaftlerin und eher unempfänglich für so Esoterik-Krimskrams). Deswegen war ich zu Anfang eher skeptisch.
Hier die Story:
Habe im Herbst meine Drogen abgesetzt...
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bin ja eine ganz Coole...
Ergebnis: Riesenkrise (volles Programm)
Bin dann zu einem neuen Psychiater. Wollte eigentlich nur wieder ein Tablettenrezept..aber, da ich den Kopf unterm Arm hatte, ist es nicht bei dem Rezept geblieben. Der Doc hat sich meine Geschichte angehört und hat dann den Begriff "reine ZG's" in den Raum geworfen. Das war für mich so, als wäre die Sonne aufgegangen, denn jetzt konnte ich endlich alles erzählen...hab mich vorher immer so geschämt. Und dann hab ich ganz viel gelesen, usw. usf.
Der Arzt, bei dem ich bin, hat eine Ausbildung als Traumatherapeut. Und er hat mir angeboten, mal zu gucken, ob es Erlebnisse von früher gibt, die mir hmmm...wie sag ichs...noch nachgehen...und ich glaube, das kennt jeder von euch. Das sind so Erlebnisse aus der Kindheit oder Jugendzeit, die uns noch heute mit Trauer, Scham..erfüllen. Beispiel: Ich habe als ich 12 war, die Antenne des Walkie-Talkies meiner besten Freundin aus versehen abgebrochen. Und dann hatte ich so Angst vor einer Bestrafung, dass ich mich in mein Zimmer verkrochen habe und nicht mehr rauskommen wollte... (Ich geb ja zu, das ist jetzt nicht wirklich das Megabeispiel, aber ich möchte hier nicht zu persönlich werden).
OK. Jetzt zu diesem EMDR. Es gibt viele Wissenschaftler, die solche Traumata (und, das muss nix Schlimmes sein, ich meine, man muss nicht im Tsunami gewesen sein, um traumatisiert zu sein) aus der neurobiologischen Sicht sehen. Also, die gucken nicht: Was sagen die Inhalte über die aus, sondern die gucken ins Gehirn und stellen fest: Dinge, die uns auch Jahre später noch belasten, hängen in einer Zwischenetage im Gehirn fest. Versucht das mal ganz plastisch zu sehen. Oben in der 3. Etage passierts, abgespeichert und somit vergessen wirds im Keller. Und die Infos sind vor Jahren im Aufzug steckengeblieben...Und dort geistern sie rum.
Beim EMDR spricht man relativ wertneutral über diese Aufzuggäste. Dann, nach einigen Stunden kann man einschätzen, was eine wirklich schlimme Sache war und was wohl eher nebensächlich war.
Dann gehts los: EMDR ist keine Therapie sondern eine Technik. Übersetzt heisst das Augenbewegungs-Desensibilisierung. Der Therapeut bittet dich, dir das Geschehen von damals so gut wie möglich vorzustellen. Das ist sehr anstrengend und gruselig, kann ich euch sagen. Man glaubt gar nicht, wie gut man wieder in den Albtraum eintauchen kann.
Und während man daran denkt, muss man die Hand des Theras angucken. Der sitzt so halb neben einem und bewegt seine Hand vor deinem Gesicht hin und her, hin und her. Und zwar nach einem bestimmten Muster. Und du sollst den Fingern folgen.
Zurück zur Neurobiologie: Durch das Denken an das Schlimme und das gleichzeitige hin- und hergucken gerät der Aufzug in unserem Gehirn wieder in Fahrt. Die schnellen Augenbewegungen entsprechen in etwa den Bewegungen, die wir in bestimmten Schlafphasen vollziehen.
(Einschub: Man unterscheidet den Schlaf in so genannte Tiefschlafphasen (hier regenerieren sich die Organe), und Traumphasen (REM = rapid eye movement...deswegen heisst ja auch die Gruppe so) Und wie wir alle wissen, hilft Träumen, das Gehirn zu regenerieren...oder bildlich gesprochen: Durch das Träumen kommt der Aufzug, der vollgestopft ist mit so Scheisskram, wieder in Bewegung)
Okay, ich weiss, das ist jetzt wissenschaftlich nicht sehr korrekt, aber ich versuche es, für euch alle so gut wie möglich zu vereinfachen.
So zurück zu dieser EMDR-Technik. Wenn das gut läuft und richtig gemacht wird, hat man eine tolle Chance, endlich mal den Deckel auf das ein oder andere Fass draufzubekommen. Und die Augenbewegungen simulieren quasi das normale Träumen. Dieses Gebiet ist momentan eines der am besten untersuchtesten. Die "Heilungsrate" (bezogen auf traumatische Erlebnisse) liegt bei ca. 90 Prozent. Mittlerweile ist das die Methode der Wahl bei Menschen, die wirklich schlimm traumatisiert wurden (z. B. Autounfall, Tsunami, Vergewaltigung...)
Aber: Es hilft auch bei kleineren Traumata...
Uff...am besten ihr fragt weiter, dann kann ich genauer auf die einzelnen Sachen eingehen.
Muschelkalk