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Nanny

Neu hier!

Beitrag von Nanny »

Hallo! Ich freue mich sehr hier zu sein! Ich habe ein paar eurer Berichte gelesen und wusste sofort "Hier bin ich richtig und werde verstanden!"
Also zu mir:
Ich bin 36 Jahre und habe zwei Kinder. Meine Große Tochter ist fast 5 Jahre und meine Kleine fast 11 Wochen. Ich habe schon seit meiner Jugend mit Depressionen und Panikattaken zu tun. Mal schlimmer, mal weniger schlimm. Ich habe auch schon über einen längeren Zeitraum AD genommen. Alles zu erzählen wäre sicher etwas lang. Also beschränke ich mich auf die letzten Wochen / MOnate. Mit Beginn der Schwangerschaft setzte ich das AD ab und kam anfangs ganz gut klar. Ich merkte aber sehr die hormonellen Veränderungen und wurde extremst weinerlich, was man ja bei Schwangeren lächelnd hin nimmt... ich auch. Ich bekam von meinem Chef ein Beschäftigungsverbot und somit war meine Struktur, die so wichtig für mein seelisches Gleichgewicht ist, von einem Tag auf den anderen weg. Aber es war Sommer und ich machte das beste daraus. Je grauer es wurde desto trüber auch meine Stimmung. Irgendwann saß ich beim Neurologen und bekam erneut AD verordnet. Ich hatte Angst es zu nehmen und da mein Neurologe im Urlaub war ging ich zu der Vertretung. Ich fühlte mich bei diesem Arzt direkt geborgener, allerdings sagte er mir das er seinen Patientinnen grundsätzlich keine AD in der Schwangerschaft verordnet. Ich entschied mich dagegen es zu nehmen. Mit Unterstützung meiner Hebamme kam ich auch einigermaßen durch die nicht gerade schöne Schwangerschaft. Auch körperlich ging es mir nicht gut. Meine "Große" Tochter war zeitweise sehr schwierig, weil sie natürlich auch mitbekam das alles anders wurde und Mama nicht mehr so leistungsfähig und gut gelaunt war wie sonst. Nach der Geburt war ich zwar körperlich sehr erschlagen, aber sehr glücklich. Mein Mann war eine Woche zu Hause und meine Hebamme haute mir regelmäßig auf die Finger das ich nicht zu stark los power. Und ich hatte das Bedürfnich zu Powern.... waren doch die letzten Monate schon so schlimm. Schleichend merkte ich, wie ich immer gereizter wurde. Ich konnte die Ziele die ich mir gesteckt habe nicht im geringsten erfüllen. Nichtmal regelmäßige spaziergänge waren mir möglich. Meine Große Tochter zickte von Tag zu Tag mehr rum. Ich war nur noch am meckern mit Kind und Mann. Aber irgendwie konnte ich mich aufrecht halten. Aber ich spürte wie ich mich von meiner Großen Tochter innerlich immer mehr entfernte und oft so negative Gefühle hegte. Das tat mir sooo weh. Sie war mein absolutes Wunschkind und soooo geliebt und auf einmal wirkte alles so negativ. Über meine Kleine konnte ich mich nicht mehr so freuen bzw. ich konnte die Entwicklung nicht genießen, wie ich es gerne hätte. Aber irgendwie hielt ich mich. Dann kam eine Situation die alles veränderte. Ich ging mit meinen Kindern durch die Stadt und stand plötzlich vor einer Polizeiabsperrung, mit Feuerwehr und Rettungswagen. Ein tödlicher Verkehrsunfall. Zum Glück hat meine Tochter nichts wirklich schlimmes gesehen. Aber das was ich gesehen habe hat gereicht mich komplett umzuhauen. Mit letzter Kraft kam ich irgendwie zu unserem Auto und mit großer Angst und unter Tränen nach Hause. Die Nacht war schlaflos und voller Angst. Ich entwickelte Gedanken um den Sinn des Lebens und fühlte mich verantwortungslos Kinder in die Welt gesetzt zu haben. Mein Herz raste dauerhaft und ich war nur am weinen. Mit den Kindern alleine zu Hause war der Horror für mich. Mein Mann hat sich daraufhin krank gemeldet, um mir den Rücken zu halten und mich zu unterstützen. Die Woche wo er zu Hause war tat mir sehr gut. Ich konnte Kraft tanken und bin wieder etwas zuversichtlicher und bin so optimistisch wie möglich in die Woche gestartet. Heute ist schon Donnerstag und ich habe mich eigentlich ganz gut geschlagen, merke aber das ich langsam an meine Kraftreserven komme und zwischendurch werden die Panikattaken wieder stärker.
Nun ist meine Vorstellung doch etwas länger geworden als ich es eigentlich wollte. :oops:
Ich hoffe auf einen angenehmen Austausch mit euch!
LG Nanny
Jabeeya

Re: Neu hier!

Beitrag von Jabeeya »

Ach Mensch! Ich schicke dir viel viel kraft!!!

Ja, irgendwann bricht einfach alles zusammen und nix geht mehr!
Einen furchtbaren Autounfall zu erleben ist ja auch traumatisch! Wenn man dann sowieso keinen Filter mehr hat um das das abzufedern kommt muss es ja unweigerlich zum Knall kommen!
Deine Psyche ist ja schon total strapaziert, du bist übermüdet, es gibt keine kraftreserve mehr, dann sucht sich der Geist oft den Weg über Panik, Angst und totaler Überforderung! Ich kenne das sehr gut!
Habe auch eine 5 jährige Tochter und mein 2. Kind ist nun 16 Wochen alt... Ich war so überschwänglich nach der Geburt, habe mir 0 Ruhe gegönnt, und auf auf einmal, peng, nichts ging mehr!
Alles Gute für Dich!
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Marika
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Re: Neu hier!

Beitrag von Marika »

Herzlich Willkomen hier bei uns!

Es tut mir sehr leid, dass es dir im Moment so schlecht geht. Wenn man eh schon angeschlagen ist und dann noch so einen Autounfall sieht, kann das Menschen wie uns wirklich in ein Loch ziehen. Wir sind dann einfach nicht in der Lage uns zu distanzieren, wie es psych. Gesunden spielend gelingt. Ich kenne das aus meiner Zeit, als ich schwer an einer PPD erkrankte. Das war vor 9 Jahren, als mein Sohn auf die Welt kam. Er war ein absolutes Wunschkind und dann plötzliche diese schreckliche Depression, mit Ängsten, mit Panik usw. Nichts bekam ich gebacken, mein Mann und meine Eltern haben in dieser Zeit ganz viel für mich getan - das hat sehr geholfen!

Erst durch eine AD Einnahme und Therapie kam ich aus diesem Loch wieder raus. Wie stehst du einer Wiedereinnahme deines AD´s gegenüber?
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Nanny

Re: Neu hier!

Beitrag von Nanny »

Danke ihr Beiden!

Jabeeya, das war nach meiner ersten Geburt das Problem. Da habe ich auch keinerlei Ruhepausen genommen. Diesmal habe ich da schon mehr drauf geachtet. Naja, vielleicht nicht genug :(

Marika, ich würde eigentlich sofort ein AD nehmen. Musste ich auch in der Vergangenheit schon machen. Aber mir bedeutet es soooooo viel mein Kind zu stillen. Habe meine Große auch elf Monate gestillt und es war so schön. Und es wird def. danach kein Kind mehr kommen und daher ist es umso wichtiger für mich. Ich weiß das wenn ich nun abstillen würde, irgendwann Selbstvorwürfe deswegen kämen.... auch wenn es eigendlich quatsch ist, das weiß ich selber. Angeblich kann man ja ADs nehmen und trotzdem stillen, aber davor habe ich wahnsinnige Angst. Würde ich mir nie verzeihen, wenn mein Kind dadurch Schaden nehmen würde.... wenn ich bedenke, das mein Hautarzt mir nicht mal eine Pickelcreme aufschreibt, solange ich stille....

Meine Hausärztin hat einen Kontakt zu einer Heilpraktikerin hergestellt, die mich zu nem günstigeren Kurs behandeln würde.... aber selbst der günstige Preis ist noch viel Geld für uns momentan und dann kämen ja noch die Medikamente dazu, die die Kasse ja nicht zahlt, wenn sie pflanzlich sind..... Aber ich habe für Ende Mai einen Termin bei einer Therapeutin bekommen und da bin ich schon echt froh. Psychologen haben ja oft ewig lange Wartelisten.
framboise

Re: Neu hier!

Beitrag von framboise »

Hallo,
Ich wünsche dir auch erstmal viel Kraft!
Zwar sind meine Symptome etwas anders, aber ich wollte dir etwas zu dem Thema stillen mit AD sagen..
Ich bin nämlich so ein Fall. Gegen Ende der Schwangerschaft ging meine Welt unter und nichts mehr ging. Da hatte ich keine andere Wahl als mit dem AD anzufangen. War für mich besser als wirklich verrückt zu werden.
Und jetzt ist meine Kleine fast 4 Monate alt.
Ich stille sie voll mit dem Sertralin und sie entwickelt sich prächtig. Es sind auch nur extrem geringe Menge des Wirkstoffs, der in die Muttermilch gelangt. Bei manchen Studien wurde im Serum des Kindes keinerlei Spuren gefunden.. und ich bin nach wie vor der Meinung, besser eine stabile Mutter mit AD als eine kranke Mami ohne. Ich stelle mir auch immer vor, wenn ich plötzlich etwas körperliches hätte, müsste ich evtl auch ein Medikament nehmen, was mich aber alleine deswegen nicht zur schlechten Mutter macht.
Und klar, ich kann deine Angst verstehen, ich habe sie auch. Aber wenn man keine andere Wahl hat?


Grüße
Jabeeya

Re: Neu hier!

Beitrag von Jabeeya »

Hallo fromboise,

Mein Sohn ist nun fast 5 Monate alt und ich stille ihn auch trotz AD! Auch ich habe mir diverse Gedanken gemacht, aber ich sehe es genauso wie Du!
Nun kann ich das Stillen sehr genießen und mein Sohn entwickelt sich ebenfalls prächtig!
Lieber Gruß!
Nanny

Re: Neu hier!

Beitrag von Nanny »

Danke das ihr mir eure Erfahrungen zum Thema AD und Stillen mitteilt! Ich denke, wenn ich im "Normalzustand" darüber nachdenken würde, würde ich das ganz genauso sehen wie ihr. Lieber eine stabile Mutter mit AD, als eine die voll durchhängt ohne. Ich weiß nicht ob ich demnächst auf ein AD zurückgreife. Momentan habe ich mich einigermaßen gefangen und denke ich könnte es vielleicht doch ohne schaffen. Da ich mich schon seit Jahren immer mal wieder mit dem Thema Depressionen und Ängsten auseinandersetze (sei es wegen mir selbst, sowie im Freundes und Familienkreis) weiß ich im Grunde einige Hilfen für den Alltag. Ich versuche momentan mich so gut es geht zu strukturieren. Der Tag wird im Vorfeld geplant und ich baue auch Zeiten für Ruhe und Erholungspausen ein. Auch im Umgang mit den Kindern zwinge ich mich, wenns sein muss, dazu eine Zeit am Tag ganz bewusst etwas schönes und lustiges zu machen. Ein flatteriges Gefühl habe ich immer irgendwie im Herzen, aber ich erhasche so auch immer wieder mal den Gedanken, das die Welt doch nicht nur grau ist.
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