Hört das nie auf?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

Antworten
Tränendesherz

Hört das nie auf?

Beitrag von Tränendesherz »

Ich verzweifel langsam! :(
Eig war ich richtig stolz auf mich!
ZG fast weg..keine Angst mehr mit der Maus allein zu sein..und die Tage waren so entspannt!

Jetzt fängt es wieder an. Immer abends wenn die Maus schläft und mein Mann arbeiten ist, bin ich innerlich so angespannt. Dadurch tauchen auch die ZG's wieder auf! WARUM!???
In Gesellschaft und an der Luft ist alles weg. Wenn mein Mann daheim ist auch. Aber warum nicht wenn ich allein bin, bzw warum kommt es hauptsächlich dann wenn der Tag geschafft ist!?

Manchmal glaub ich, dass es nie mehr weggeht! 3-4 Monat, das sagte der Arzt. Dann bräuchte ich keine Medi's mehr. Da bin ich bald un es is immer noch nicht weg! Mich macht das fertig!
Mag endlich absetzen und ein normales Leben führen mit meiner kleinen Familie! :cry:

Danke für's zuhören! :(
Benutzeravatar
Marika
power user
Beiträge: 10831
Registriert: 04:06:2005 16:05

Re: Hört das nie auf?

Beitrag von Marika »

Hallo meine Liebe,

3 - 4 Monate.... so, so! Nun leider trifft diese Prognose auf fast niemanden hier zu, leider - gerne würde ich dir etwas anderes berichten. Du siehst jetzt im Moment, dass diese Zeitraum Angabe nicht der Realität entspricht. Ich denke es wäre besser, wenn du dich mit der Wirklichkeit auseinander setzt - und die sieht meist so aus: eine PPD mit ZG ist eine schwere Erkrankung, die auch langwierig sein kann. Wenn eine Medikamenten Einnahme erforderlich ist, dann sollte man diese nach dem Erreichen einer Stabilität (= Beschwerdefreiheit) mind. 6 Monate - besser noch 1 ganzes Jahr weiter nehmen, um einen Rückfall so gering wie möglich zu halten. Daneben ist eine Therapeutische Begleitung sehr, sehr wichtig - besonders bei ZG. Hast du dich mit den Zwangsgedanken befasst - weißt du was sie sind, warum sie kommen? Hast du das in einer Therapie gelernt, bzw. hast du gelernt wie du mit den ZG umgehen musst, um sie zu VERLERNEN? In einer Therapie lernt man auch, WARUM ZG meist dann kommen, wenn man alleine ist!!!

Diese Frage kann ich dir aber hier beantworten: ZG kommen meist dann am heftigsten, wenn man mit dem Kind alleine ist, weil man dann instinktiv denkt, wenn ich die ZG jetzt doch ausführe ist niemand da, der mich zurück halten kann. Wenn jemand da ist, hat man unterbewusst genau DIESEN Rettungsanker.... (es wäre jemand da, der mich bremsen könnte)... und das gibt SICHERHEIT!!!! Genau diese Sicherheit, Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein fehlen uns, wenn wir ZG haben. Sind wir alleine, sind WIR zu 100 % verantwortlich, ist noch jemand da, ist das gleich auch eine Abgabe von dieser kompletten Verantwortung.

Allerdings kann ich dir auch sagen, dass solche Rückschritte wie du sie im Moment erlebst, völlig normal sind im Krankheitsverlauf auf dem Weg zur Besserung. Diese Tiefs werden aber immer weniger und die Abstände zwischen ihnen vergrößern sich zusehends. Auch ihre Intensivität wird immer geringer. Allerdings muss man meist mit einem erheblich größeren Zeitraum als nur 3-4 Monate rechnen. Voraussetzung ist aber: richtige Medikamenteneinstellung, Therapie, auseinander Setzen mit den ZG und lernen wie man mit ihnen umgehen muss um den Zwang hinter den Gedanken und die Angst zu verlernen. Das kann das AD dir nicht beibringen, da setzt die Therapie an. Das AD wiederum ist aber sehr wichtig, um den Botenstoffwechsel im Gehirn ins Gleichgewicht zu bringen.

Es gibt auch jede Menge guter Sachbücher, in denen das Thema ZG sehr gut beschrieben wird. Es beruhigt dann auch sehr zu lesen, dass sie NIE ausgeführt werden, aber doch zu einem extremen Leidensdruck führen können. Mein Tipp: "Der Kobold im Kopf - die Zähmung der Zwangsgedanken" von Lee Baer.

ZG und Depression sind leider kein Thema von 3-4 Monaten, aber es gibt ganz viel, was du tun kannst, um wieder gesund zu werden.

Was hast du außer dem AD sonst noch in Angriff genommen?
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
framboise

Re: Hört das nie auf?

Beitrag von framboise »

Oh mann, ich habe gerade so viel geschrieben und schwups war alles weg.. diese Technik, mann mann :)

Also, wie Marika mal wieder so schön schreibt: eine Zeit von 3-4 Monaten ist ziemlich optimistisch. Es ist ein Prozess, in dem wir lernen müssen mit uns selbst anders umzugehen. Uns selbst neu zu strukturieren. Bei den einen dauert es kürzer, bei den anderen länger. Aber alle haben eins gemeinsam: die Genesung ist wie eine Wanderung über die Alpen: es geht bergauf, dann wieder bergab, dann wieder hoch ... und irgendwann hat man die Berge hinter sich gelassen und kann wieder über das freie Land wandern. Das A und O für diese Wanderung ist aber Geduld und Zuversicht.

Bei mir wird es bald ein Jahr, seitdem die Hölle ausgebrochen ist. Ich kann auch noch nicht sagen, ich habe es komplett hinter mir. Ich bin auch noch unter Medis und in der Therapie. Aaaaber ich kann sagen, Stück für Stück, Schritt für Schritt wird es besser und besser. Und das wird es sicherlich auch bei dir! Nur, nochmal, Geduld haben ist angesagt. Und sei nicht streng zu dir, lass die schlechten Tage auch zu. Die vergehen wieder.


Grüße
Tränendesherz

Re: Hört das nie auf?

Beitrag von Tränendesherz »

Danke für Eure Worte.. :(
Ich hab keine Kraft mehr!
Nach meinem Post ging es mir super. Deshalb war ich auch gar nicht mehr hier.. Un vor 2 Tage hat es mich wieder eiskalt erwischt. Ganz schreckliche ZG! Hab viel geweint und mich gefragt WARUM.. Ich hab so viel schlimmes erlebt und nach 3 Jahr halt ich meine wunderschöne Maus im Arm und dann das!

Was ich alles getan habe.. ich hab mir ein Buch gekauft ( Frei werden von ZG ) das hat mir gut geholfen. Darin werde ich auch morgen erneut lesen. Ich habe eine Verhaltenstherapie gesucht, aber nicht gefunden. Ich bin ehrlich, ich schäme mich so sehr, ich kann einfach nicht auf der KK nach Kontakte fragen!
Hab in den Gelben Seiten eine gefunden, aber die hat ne Privat Praxis.. 60 Euro die Stunde un ca. 5-10 Sitzungen brauchen wir. Das kann ich mir gar nicht leisten.
Bin einfach nur noch verzweifelt.

Das es aber länger dauert wie 3-4 Monat "beruhigt" mich.. Dachte schon ich sei ein Härtefall..:)
In Geduld muss ich mich noch üben. Dieser eine schlechte bzw schreckliche Moment vor 2 Tag, hat mir sehr zugesetzt. Ich kann es nicht ohne darüber nachzudenken, zulassen! Ich weis, dass das falsch ist!
Benutzeravatar
Marika
power user
Beiträge: 10831
Registriert: 04:06:2005 16:05

Re: Hört das nie auf?

Beitrag von Marika »

Hallo,

ich habe mich schon gefragt, wo du wohl steckst, aber auch gedacht, dass es dir evlt. besser geht. Leider ist es oft so, dass man - gerade am Anfang, oder wenn das AD bzw. die Dosis nicht passt bzw. die Therapie fehlt, nach guten Tagen wieder in ein Loch fällt. Auch das erleben viele so und gehört zum Verlauf dazu. Gerade bei DIR fehlt die Therapie: ohne diese sind ZG nur ganz, ganz schwer zu knacken und du gehst das Risiko ein, dass sie dich "chronisch" begleiten. Es braucht unbedingt die Begleitung einer Fachperson, denn nur Geschulte in diesem Bereich, wissen genau wie sie dir beibringen können, das zwanghafte Denken zu verlernen. Ein Buch ist zwar super - aber nur unterstützend.

Ich kann dir nur raten, dich unbedingt weiter um eine VT zu kümmern - hier ein Link, die Fachleute da können dir auch eine Therapie vermitteln bzw. helfen, eine zu finden:

http://www.zwaenge.de/

Wenn du reinliest wird dir auch klar, dass du ganz und gar nicht alleine mit diesem Mist zu kämpfen hast und dich null zu schämen brauchst. ZG kommen auch als eigenständige Krankheit ohne eine PPD vor. Dieser Verein hat sich darauf spezialisiert und schon einigen hier geholfen, eine geeignete Therapie zu finden.

Was nimmst du nochmal für ein AD und welche Dosis?
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Tränendesherz

Re: Hört das nie auf?

Beitrag von Tränendesherz »

Danke liebe Marika..
Ich hab heut früh dort angerufen und er konnte mir 3 Adressen geben. Ist zwar ein ganz schönes Stück Autofahrt, aber das ist es mir Wert! Hab am 10.10. ein Termin. Freu mich schon richtig!

Ich nehm Olanzapin 2,5mg vor dem Schlafen..

Ja..das mit den auf und ab's steht auch im Buch..
Diesmal hat es mich besonders getroffen da ich dachte, dass es nimmer in so extremen Form auftreten wird. Das hat mich geschockt..verletzt..traurig gemacht. .
Aber die VT wird mir da hoffentlich helfen.
Benutzeravatar
Marika
power user
Beiträge: 10831
Registriert: 04:06:2005 16:05

Re: Hört das nie auf?

Beitrag von Marika »

Hallo,

das finde ich total Klasse! Erzählst du uns, wie es war?

Olanzapin ist das Zyprexa - also ein Neuroleptika, dass man u.a. auch bei Zwängen geben kann. Am häufigsten werden bei Zwängen und ZG allerdings die SSRI - das sind Antidepressiva, die auf den Serotoninhaushalt abzielen, verschrieben. Diese Medikamenten Gruppe hat sich bei Zwangssymptomen sehr bewährt. Evlt. wäre es gut, über deine Medikation zu reden, da du noch nicht stabil bist.

Mein Psychiater ist der Ansicht, dass eine Behandlung bei ZG in den meisten Fällen mit "Kanonen auf Spatzen schießen" zu vergleichen ist. Ich will aber keines Fall die Medikation deines Arztes in Zweifel ziehen, nur drauf hinweisen, dass es noch weitere Möglichkeiten gibt.

Würde mich freuen, wenn du von deinem Termin erzählen magst!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Tränendesherz

Re: Hört das nie auf?

Beitrag von Tränendesherz »

Natürlich werde ich berichten! :-) Dank Dir/Euch, weis ich erst das es sowas gibt.
Ich leide wirklich sehr darunter. Grad weil die Kleine so sehr gewünscht war!

Ich hab eine Kleinigkeit weggelassen. :oops:
Mein Arzt sagte, dass ich immer dann wenn mein Mann 24 Stund auf Arbeit ist, ich 2x2,5 mg einnehmen soll. Das war Anfang September bei meinem letzten Termin.
Das tat ich die ganze Zeit nicht, da es mir ja gut ging. Ich weis das das ein Fehler war. Hab heut auch brav die 2x2,5 mg genommen!
Ich wollte unbedingt bald schwanger werden und da war die Erhöhung ein echter schlag ins Gesicht für mich. Mir ist aber klar geworden das der Kinderwunsch einfach warten muss bis ich wieder ganz ich bin.
Hatte noch nie Depressionen oder ähnliches. Ich liebe schon immer das Leben und bin eig ein fröhlicher Mensch. Hoffentlich bin ich das bald wieder komplett! :(
Antworten