Schlimmes Tief, ZG, Angst vor Kontrollverlust..Hilfe

[Nox]

Hallo.

Ich habe heute einen sehr schlimmen Tag. Ich bin derart verängstigt, dass ich mich wie versteinert fühle.. ständige , wechselnde Zwangsgedanken meinem Sohn gegenüber zwingen mich in die Knie..

Ich habe Angst zum Monster zu werden. Wenn es wenigstens nur 1 Gedanke wäre, ich nicht jeden Gegenstand, jede Situation in einem Zwangsgedanken enden lassen würde..

Ich bin ja schon soweit, dass ich mir "prophylaktisch" schon das schlimmste ausmale, was mit dem Gegenstand passiert.. Gott, ich habe so Angst. Angst, meinem Kleinen etwas zu tun, Angst, die Kontrolle zu verlieren, Angst, mein Leben wegzuschmeißen..

Hilfe!!


Vielleicht liegt es daran, dass meine Therapeutin Urlaub hat und ich erst am 30. den nächsten Termin habe. Der letzte war am 08.03...
Ich dachte, je näher der Termin rückt, desto besser wirds.. Pustekuchen.

[Inga]

Hallo meine Liebe!

Erstmal vorweg....Es wird NIEMALS wirklich NIEMALS etwas passieren...du bist für niemanden eine Gefahr...dieser Mist findet nur in deinem Kopf statt.
Das ist total gemein und total eckelhaft...aber völlig ungefährlich.

Ich weiß genau wie du dich fühlst. Mir erging es nach der Geburt meiner Tochter ganz genau so.
Es ist für mich immer noch das schlimmste was ich jemals erlebt habe ABER glaub mir! Es wird wieder gut!!!!

Ich War damals an dem Punkt, das ich mich selbst in die Psychiatrie eingewiesen habe. Ich dachte wirklich ich werde verrückt und muss weggespert werden.
In der Klinik wurde ich erstmal beruhigt und es War für mich erstmal gut dort zu sein mit meiner süßen Maus zusammen.

Du stehst noch ganz am Anfang der Erkrankung und da ist es wirklich am aller schlimmsten...glaub mir wenn du da raus bist wird es nicht mehr so schlimm.

Hast du einen behandelnden Psychiater? Manchmal macht es Sinn etwas zur Beruhigung einzunehmen gerade, wenn man noch in der absoluten Akutzeit ist und es einfach nicht möglich ist alleine aus dieser Angst-Zwangsspirale zu kommen und man einfach nur noch gelähmt ist von dieser schrecklichen Angst.

Ich bin damals als ich an dem Punkt War an dem ich es einfach nicht mehr aushalten konnte zur Psychiatrischen Ambulanz in unserer Stadt gefahren. Sie haben mich sofort dran genommen und haben mir auch ein Beruhigungsmittel bei Bedarf verschrieben.

Ich habe dann abgestillt, was ich sehr traurig fand, aber es War unumgänglich in meinem Fall.

Ich sag dir nochmal...Du wirst deinem Kind NIEMALS etwas antun!!!!

Es ist fürchterlich was du da durchmachen musst, aber wirklich völlig ungefährlich.

Ich drück dich aus der Ferne und melde dich!

Alles Liebe
Inga

[Nox]

Liebe Inga..

Oh Gott, Danke für deine lieben Worte.. Ich kann es immer noch kaum glauben, dass es tatsächlich noch andere gibt, die das Gleiche durchmachen müssen/mussten.. waren bei dir die Zwangsgedanken auch so zahlreich?

Ich bin ebenfalls in die PIA gefahren vor 5 Wochen.. da habe ich dann 2 Tage später meinen Therapieplatz bekommen und auch Diazepam und Tavor Tabletten zur Beruhigung mitbekommen. Die habe ich noch immer in meiner Schublade, weil ich abstillen müsste, um sie zu nehmen.

Nach meiner ersten Therapiestunde ging es mir um Einiges besser, das musste aber jeder Woche erneuert werden, und nun fehlt mir das so.

Habe mir mal die bei einer Sitzung die Schautafel fotografiert, wie Zwangsgedanken entstehen und was man dagegen tun kann...und die eben meinem Partner erklärt.. irgendwie hat das auch ein klein bissl geholfen.

Trotzdem.. so einen schlimmen Tag hatte ich lange nicht. Diese Hoffnungslosigkeit macht einen fertig. .

[Inga]

Her du...

Ohhh ja, ich hatte soooo viele verschiedene ZG's.

Bei mir waren es hauptsächlich aggressive ZG's. Es fing an mit einem Gedanken gegen meine Tochter und schwups hing ich in der Spirale drin. Ich brauchte nur etwas anschauen und schon hatte ich den nächsten ZG.
Alles habe ich in Gedanken als "waffe" gesehen und dachte, oh je, gleich verlierst du die Kontrolle.

Dann War ein Gedanke weg, dann kam auch schon der nächste. Immer ging es darum, das ich irgendwie die Kontrolle verliere und jemandem was antue.

In der Therapie musste ich meinem Therapeuten ein Riesen grosses Messer an den Hals halten. Er hat mir völlig vertraut, das niemals etwas passiert.

Es ist ein harter, anstrengender Weg gewesen...aber es gibt einen Weg daraus.

Halte uns auf dem laufenden.

Alles liebe

[Tinar]

Hallo Du. Ich kann dich auch so gut verstehen. In meiner schlimmsten Phase vor paar Monaten war ich auch schon der Meinung ich würde die Kontrolle über mich verlieren. Und dachte gleich machst du es. Es hat sich wirklich so angefühlt dass es nicht mehr viel fehlt 😞 und gleich aber war ich mir bewusst, dass ich das gar nicht will. Es sind nur Gedanken. Und wir tun unserem Sonnenschein sowas nie an. Es gab Tage da war ich der festen Überzeugung ich werde in die geschlossene kommen und ich würde schlimme Sachen machen, wahrscheinlich würde ich sogar aus dem Mülleimer essen. Ich bin immer noch erschüttert über diese Phase. Aber es ist nichts passiert.
Ich kann dir immer noch keine Tipps geben. Ich denke dass auch nur ein Fachmann so richtig helfen kann. Ich glaube du nimmst keine Medikamente oder? Ich weiss nicht ob das individuell ist aber ich merke mittlerweile dass mir die ADs doch auch ein Stück gegen die ZG geholfen haben. Ich habe sie immernoch aber sie sind nicht mehr so stark wie vor paar Monaten. Teilweise haben die sich gewandelt.
Ich drücke dich.

[Marika]

Hey Nox,

alles kann ich zu 100 % nachfühlen was du schreibst - denn genau so habe ich es auch erlebt und es ist ein wirklich typischer Verlauf bei ZG. Es gibt da dann Phasen, da spinnt sich das Gehirn aus allem und jedem Gegenstand bzw. Situation einen ZG zusammen. Man hat das Gefühl nur noch aus ZG zu bestehen. Das hat mich so mürbe gemacht damals, dass ich nach 2 Wochen ein Medikament angefangen habe. Das hat dann enorme Erleichterung gebraucht, auch in der Therapie dann um an den ZG zu arbeiten.

Also: Wenn zu heftig wird, besteht immer noch die Möglichkeit eines Medikaments.

[Nox]

Hallo nochmal,

Danke für eure Antworten, super lieb!!

Ich habe, wie gesagt, nächste Woche einen Termin bei meinem Psychiater (ist in der psychiatrischen Institutsambulanz, der vertritt meine Therapeutin, welche im Urlaub ist)... zähle schon die Tage runter. Dieser Psychiater war beim ersten Gespräch mit dabei , und hatte Medikamente angeboten, wenn Therapie allein nicht ausreicht. Die werde ich wohl nun in Anspruch nehmen, wenn er mich nicht mit Worten und einer Verhaltensanleitung beruhigen kann

Zwischen den ersten Gesprächen hatte ich schon das Gefühl, dass es besser wird, dAss ich es mit der Therapie schaffe..

Bis vor zwei Wochen, wo mir meine Therapeutin mitgeteilte, dass sie drei Wochen im Urlaub ist, und der nächste Termin sei erst in 4 Wochen.. sie fragte gleich, ob ich einen Vertretungstermin brauche.

Dieser ist eben nächste Woche. Drei Wochen ohne Therapiegespräch. . Das hat wahrscheinlich dazu beigetragen, mich so aus der Bahn zu werfen. Bin beim letzten Gespräch schon mit Angst aus dem Zimmer gegangen.

[Graureiherin]

Liebe Nox,

dass die Therapie vier Wochen aussetzt ist sicherlich mitverantwortlich für das Tief. Als ich damals mit der Therapie angefangen habe, war auch klar, dass ein urlaubsbedingte Pause von vier Wochen kommen wird. Bei mir war es dann so, dass die Zeit noch gereicht hat die Psychoedukation weitgehend durchzuarbeiten. Das hat mir sehr geholfen und ich habe zu diesem Zeitpunkt das Cipralex schon zwei Monate genommen.

Ich gehe davon aus, dass Dir der Zwischentermin helfen wird. Schau mal was er sagt zu Medis, wenns ohne geht ist es gut, wenn nicht ist es nicht so schlimm wie es Dir momentan erscheint. ZGs ohne Medis zu trotzen ist schwer.

Mir hat immer geholfen zu wissen: ich bin nicht die einzige... im Rahmen einer Zwangstörung ist das was ich gerade erlebe ganz normal... und mir zu sagen dass nichts passieren kann. Und Du wirst keinen, wirklich keinen einzigen dieser Gedanken ausführen. Glaube uns, wir wissen es weil wir es selber erlebt haben.

liebe Grüße
die Graureiherin

[Nox]

Danke, liebe Graureiherin.

Ich höre mich wahrscheinlich an, wie eine kaputte Schallplatte.. aber die Angst frisst mich förmlich auf.. Habe nun keine Angstattacken mehr, sondern eine kontinuierliche Angst, die Kontrolle über mich zu verlieren...den ganzen Tag.. seit Tagen.

Ich bin nun auch soweit, dass ich Medikamente will.. ich will so nicht leben.

Habe vorhin mit meinem kleinen Sohn gespielt.. wie er gelacht hat, so süß. Und ich kann es nicht genießen, denke die ganze Zeit nur an die ZG und die Angst.. Habe Angst, wenn ich über die Zukunft nachdenke, denke dann, hoffentlich bin ich nicht wahnsinnig geworden. Ich würde am liebsten AUFGEBEN und WEGRENNEN.

Alles Positive wird überschattet,.. und nun ist auch noch Ostern.. naja, wenigstens ist da mein Partner auch zu Hause. Meine Schwiegermutter kommt auch, hoffe, dass das positive Ablenkung bringt.

Könnt ihr mir "nochmal "ein bissl Hoffnung schenken?

[Graureiherin]

Du Liebe,

ich weiß ganz genau wie schwer das ist, was Du durchmachst. Man hangelt sich von einem Therapietermin zum anderen. Jede Minute ist schwer. Jede Antwort im Forum sehnt man herbei. Man sucht nach Halt.

Du wirst die Kontrolle nicht verlieren, viele hier kennen genau dieses Gefühl. Man erkennt sich selber nicht mehr wieder, jedes Vertrauen in sich selber ist wie weggeblasen, man hat keine Hoffnung. All das gehört zur akuten Phase, aber diese hält nicht ewig an. Auch wenn es sich gerade so anfühlt.

Versuche am besten Dir die Tage straff zu strukturieren bis Du deinen Termin hast. Sanna schreibt oft, setze Dir einen Zeitraum von 5 Minuten. 5 Minuten schafft man, dann wieder.

Evtl. bekommst Du noch andere Antworten, manche raten auch zur Ambulanz, wenn Du Deinen Zustand gar nicht aushalten kannst. Da kenne ich mich selber aber nicht aus. Aber viele hier sagen, dass es gut und hilfeich ist dort Hilfe zu erhalten.

Man denkt man überlebt es nicht, aber es geht doch, die Zeit vergeht, es gibt kleine Ablenkungen und es wird wirklich, wirklich besser werden.

fühl Dich gedrückt und zumindest virtuell gehalten
die Graureiherin

[Marika]

Ach du - lass dich drücken. Ich erkenne mich in deinen Worten - so ging es mir vor nun fast 11 Jahren, als mein Süßer 5 Wochen alt war. Es kam mir vor, als wäre ICH nicht mehr da, nur noch ZG, Angst und Panik waren in mir. Es war damals auch der Zeitpunkt, an dem ich ein AD angefangen habe, weil ich es einfach nicht mehr aushalten konnte.

Gut, dass du bald den Vertretungstermin hast. Es wird aufwärts gehen, mit einem Medikament schneller und leichter als ohne. Sprich das einfach bei deinem Termin an.

[Nox]

Ihr zwei Lieben,

Danke euch von Herzen für euren Beistand!! Das tut so gut.

Das mit der 5 Minuten Regel versuche ich.. der Termin ist ja schon nächsten Mittwoch. Das muss doch zu schaffen sein... Irgendwie. Vielleicht hilft es ja, einfach die Angst auszuhalten..

Heute geht es so einigermaßen... heute habe ich ja aber auch viel Ablenkung.

Fühlt euch doll gedrückt!