Liebe Filomena,
ich habe Dich mal in der Vorstellungsrunde "nachgelesen" und wollte mich bedanken, dass Du trotz Deiner eigenen schwierigen Geschichte Dir die Zeit nimmst, hier (und an anderer Stelle) so ermutigend zu antworten! Zu der Sache mit Paartherapie und wie gehen die Partner mit der ganzen Sache um, schreib ich weiter unten noch etwas.
Meine Kleine ist zum Glück ein sehr pflegeleichtes und offenes Kind, sonst wäre die Situation sicher nochmal schwieriger für mich und uns geworden. Und ich kann sie schon genießen, finde sie toll, so wie sie ist, freue mich, wenn sie jetzt immer mehr von ihrer Persönlichkeit zeigt und entwickelt (sie ist ca. 16 Monate alt), das Problem liegt wirklich bei und in mir. Und ganz sicher hast Du Recht, wenn Du sagst, dass ich mir Druck mache. Das kann und konnte ich schon immer gut, warum sollte es hier jetzt anders sein …
Was aber auch mit hineinspielt, und das geht jetzt in die Richtung "Paar und wie gehen die Partner damit um", ist, dass ich von meinem Mann (der ja den Kinderwunsch hatte) immer wieder mal einfach mehr "Engagement" erwarte. Natürlich macht er möglich, was in seinem Rahmen möglich ist, aber eben nur in dem Rahmen, der vorgegeben ist, letztlich auch durch ihn. Er ist gerne Vater und auch ein guter, ist in der Zeit, in der er zuhause ist, voll für die Kleine da, ich kann dann weggehen und "tun und lassen, was ich will". Aber der ganze Alltag und die Organisation hängt doch einfach in deutlich größerem Maße an mir, die ich mir doch aber so schwertue mit der Rolle als Mutter (bzw. ich könnte mir vorstellen, dass ich bei aller Liebe zu meiner Tochter auch zu den "Nicht-Baby"-Mamas gehöre, von denen Du schreibst, und deswegen auch so Probleme mit den "Mit-Mamas" habe). Und das Ganze eben nicht nur zeitlich, sondern auch in dem, welche Gedanken ich mir und er sich macht (dass unsere Familien nicht vor Ort wohnen, erschwert alles für mich, denn dann wären wir einfach auch noch einmal flexibler im Alltag).
Dadurch knirscht es immer wieder im Gebälk und auch wir sind durchaus am Überlegen, uns neben meiner Therapie noch einmal gemeinsam beraten zu lassen (was durch meine Schilderungen auch von meinem Therapeuten empfohlen wurde). Ich habe den Eindruck, dass man sich durch ein Kind noch einmal besser kennenlernt als es in vielen Jahren des Paardaseins der Fall war. Dinge, über die man früher hinwegsehen konnte, werden jetzt plötzlich sehr relevant und präsent, und dann hat man aber auch immer nur begrenzte "Zeitfenster", in denen man darüber sprechen oder sich auch mal fetzen kann, was vielleicht an der einen oder anderen Stelle mal nötig ist. Finden sich beide in ihrer neuen Rolle als Mutter/Vater gut zurecht, mag das alles weniger problematisch sein. Aber ich denke, durch eine Belastung einer PPD u.ä. ist sowieso schon ein Ungleichgewicht vorhanden und irgendwie kommen beide Eltern noch mehr als normal zu kurz in ihren Bedürfnissen. Alleine einen Raum zu schaffen, in denen beide Partner zu Wort kommen können, ihre Empfindungen etc. schildern können und dabei durch eine dritte Person "moderiert" zu werden, ist vermutlich schon heilsam und klärend. Je nachdem, wie stark die Auswirkungen der PPD o.ä. sind, lastet ja wirklich auch sehr viel auf den Schultern der Partner und sie müssen sehr viele Rollen auf einmal einnehmen. Bei uns ist es so, dass ich (haha, der Druck lässt grüßen …) alles mit der Kleinen im Alltag halbwegs hingekriegt habe und ja letztlich auch froh bin, dass ich nicht so "tief reingerutscht" bin, dass das gar nicht mehr ging. Aber entsprechend staut sich nach wie vor alles immer wieder auf, und wir schaffen es vermutlich nicht gut genug, miteinander zu kommunizieren, Absprachen und Kompromisse zu schaffen etc. Egal ob es darum geht, dass der Partner auch Raum für seine Gefühle bekommt, die in den schweren Zeiten letztlich hintenangestellt werden müssen, oder ob es darum geht, sich in den neuen Rollen als Eltern, aber auch als Paar neu zurechtzufinden und Lösungen für den Alltag zu finden, oder beides, denke ich, dass es in jedem Fall sinnvoll ist, sich auch gemeinsam Hilfe zu suchen.
Bei Euch liegt die Sache natürlich noch einmal anders im Argen, wenn Du in der Vorstellung schreibst, dass Dein Mann sich in eine andere verliebt hat. Aber für eine Beratung/Therapie ist man vermutlich nur bereit, wenn man auch noch offen ist für die Beziehung, in der man ist; und das ist er ja, wie Du schreibst. Dass Kinder eine Beziehung allerdings auch zum Zerbrechen bringen können, weiß ich von meinen eigenen Eltern und kann ich mir durch meine jetzige Situation noch viel lebhafter vorstellen. Aber man kann es auch schaffen, davon bin ich auch fest überzeugt. Habt Ihr diesbezüglich denn schon etwas unternommen?